Beiträge von Yofi im Thema „Geist nur beobachten oder umformen?“

    DeepSea:

    Aller Veränderung liegt etwas zugrunde, woran die Veränderung geschieht, was also selbst unverändert bleibt. Das bist du. Daher: Du bist immer derselbe.


    Ja, vorausgesetzt ich bin nicht meine eigene Vorstellung...

    DeepSea:

    Nun, ich weiß gar nichts von einem Organismus. Nichts von Wachstum und Pflanzen, nichts von Intelligenz, Zellen und Gravitation. Auch von einem Immunsystem oder von Gehirnfunktionen weiß ich nichts.


    Auch gut. Bevor man sich etwas Falsches vorstellt...


    Zitat

    Und dennoch: Ich bin immer derselbe.


    Und das gefällt dir?

    DeepSea:

    Man könnte auch fragen: Geist, was soll das sein? Wer hat sich das ausgedacht? Sieh doch vor dich hin, wo ist da ein Geist?


    Man könnte auch fragen, was den Organismus oder das Wachstum der Pflanzen steuert. Wo in den Pflanzen ein intelligentes Zentrum vorhanden wäre, das ihre Zellen steuert, die Reaktionen auf die Gravitation oder chemische Prozesse im Boden hervorruft, und vor allem was sie wahrnimmt? Ebenso beim höheren Leben - wer steuert das vegetative und das Immunsystem, koordiniert die Gehirnfunktionen? Die Zellen selbst? Wie könnten sie diese Aufgabe bewältigen?

    Die Idee Yoniso Manasikara hier zu thematisieren ist auf jeden Fall ein Zugewinn.


    Franz-Johannes Litsch



    Das bedeutet, dass Gefühle nicht als Objekte betrachtet werden, sondern als Teile eines zusammenhängenden Prozesses. Das Gefühl als Objekt erscheint dem fiktiven dualistischen Selbst in Verbindung mit dazugehörenden oder davon getrennten Objekten, die das Ablehnen oder Anhaften bedingen. Diese Sicht wird in der Einsichtsmeditation Schritt für Schritt aufgehoben, so dass scheinbare Objekte als ein fließender, sich gegenseitig beeinflussender Prozess erscheinen und man Einfluss nehmen kann indem man Energien wie Einsicht hindurch wirken lässt. Im Text steht, dass Einsicht bereits vorhanden sein sollte, und diese bezieht sich auf den Achtfachen Pfad. Der Achtfache Pfad gibt die Voraussetzungen für alles Weitere. Eine einfache Versenkung reicht also nicht aus.



    In manchen buddhistischen Richtungen werden schriftlich oder mündlich Texte verwendet, die seit Jahrhunderten oder Jahrtausenden nicht verändert wurden und ausschließlich innerhalb der Übertragungslinien in andere Sprachen übersetzt werden. Lernt man diese Sprache zu verstehen, wird man sie überall erkennen können, wo sie im Ansatz vorhanden ist während das Unnötige drum herum weg gelassen wird.

    accinca:


    Jedenfalls ging es doch darum, das man zum eigenen wie anderer Wohl,
    Notwendigerweise bestimmte Dinge tun müsse und andere unterlassen müsse oder nicht?


    Das voneinander zu unterscheiden ist wohl die größte Schwierigkeit.
    Ansonsten ginge es bei allen im Eiltempo voran.


    Danke, bei KEN ist das sehr verständlich beschrieben. Schulen, zumindest in Mahayana, unterrichten sehr lange Ethik bevor man weitere Schritte geht, oder behandelt beides zumindest parallel. Anscheinend gibt es Bedarf an dieser Art der Einleitung.


    Du meinst vielleicht paññati als das zweite abstrakte Objekt neben nibbāna. Ich habe es im Buddhistischen Wtb. nicht gefunden.


    Gruß

    Morpho:

    Hm. Also von Umformen hab ich noch nie was gehört. Woher kommt das ?


    Ich habe Bezug auf das Thread-Thema genommen - Nur beobachten oder umformen. Mit dem Begriff Geist bezeichnen wir den Geist selbst sowie Geistesfaktoren. Seine Naur ist Klarsein (Geist, unveränderbar) und Erfassen (Faktoren, veränderbar). Das Denken, Sprechen und Tun gehören der Kategorie Geistsfaktoren an. Die Aktivität ist ein ständiger Wandel, demnach kann man auch von einer Formung oder Umformung des bewussten (kognitiven) Bereichs reden, ebenso von der Interaktion des Unbewussten und Bewussten, wobei das Unbewusste durch das Bewusste beinflusst wird und umgekehrt (Triebe, Assoziationen, Erinnerungen). Diese Bereiche haben auch eine Verbindung zum Bewusstsein, das sich in Abhängigkeit von der Aktivität dieser beiden Bereiche qualitativ verändert (erweitert oder verengt) bzw. sich auch vom Sinnenerfassen weitgehend lösen kann wie bei Bewusstlosigkeit, im Traumzustand oder in tiefer Versenkung.


    Gruß

    Die Anspruchshaltung dürfte ihre Wurzeln in Ängsten allerlei Art haben, und es ist sicher schwierig daran etwas zu ändern so lange man in einem sozialen Umfeld lebt, und das tun wir alle. Zu Lebezeiten Buddhas ist es in Indien nichts ungewöhnliches gewesen, in die Waldeinsamkeit zu ziehen, und auch heute wird davon Gebrauch gemacht. Ich kenne einige Ordinierte, die Jahre im Wald verbracht haben bevor sie zurück kamen und Institute und Meditationszentren gründeten. Sie haben in der Abgeschiedenheit tatsächlich viel erreicht.


    Gruß

    Mir ging es um die Erwartungshaltung den anderen gegenüber, mit der Anspruchshaltung.


    Also stelle ich die Frage anders: Aus was ergibt sich die Notwendigkeit anzunehmen, dass andere in der Pflicht sind ihren Geist zu gunsten unseres eigenen Wohlgefühls umzuformen?


    Gruß

    Verblendung ist in der Lehre a priori gesetzt, und wer das vestanden hat, muss nicht mehr mit erhobenem Zeigefinger durch die Welt gehen. Aufgrund der Tatsache, dass andere Fehler machen, reduziert man auch nicht gleich seine Selbst-Wertschätzung. Hat man sich mit seinem sozialen Netzwerk identiziert, was sicher öfter vorkommt, hat man durch das "wir" sein Ich virtuell ausgelagert, woraus sich dann eben Ansprüche auf bestimmte Verhaltensweisen anderer ergeben.


    Nenne mir bitte einen Grund dafür, warum Menschen sich anders verhalten sollten, als es dem Grad ihrer Verblendung enspricht?


    Zitat

    Es gibt kaum einen Menschen ( aber kein Tier ) der kein Verständnis (zumindest von) Dharma-Theorie zu entfalten befähigt ist.


    Diese Feststellung ist sicher was wert, nur der Zusammenhang engeht mir.


    Gruß, Yofi

    Morpho:

    yofi:

    Zitat

    Alle unsere Konzepte sind durch Unwissenheit beinträchtigt,


    Warum verfolgst du sie so hartnäckig und magst ebenso hartnäckig User teilhaben lassen ? Ist es das was du unter einem Dialog verstehst ?


    Damit hast du lediglich über deinen Eindruck referiert. Wenn er nicht als eine persönliche Interpretation gewertet werden soll, musst du konkret werden. In der Theorie könnte von jedem beliebigen Beitrag hier im Forum behauptet werden, dass er ein Ausdruck der persönlichen Agenda ist, und dabei liegt man m. E. gar nicht falsch, wie ich darüber bereits ausführlich geschrieben haben.


    Gerade deshalb erscheinen mir lediglich Hinweise auf die Lehre sowie Aussagen verwirklichter Lehrer weiter zu geben als sinnvoll. Ich selbst werte das Aufgeben der Zweifelsucht nicht als Dogmatismus, kann aber mit dem Wissen, dass andere Menschen einige von meinen abweichende Ansichten vertreten, gut leben. In der Lehre sind (richtige) Vorstellungen die Vorboten des Wissens. Dazu gehört aber, dass man sich durch keine Vorstellungen über Praxis bzw. "Einweisungen" anderer ablenkt. Wer das mit einem Atemzug mit der Unterstellung, dass andere sich so verhalten würden behauptet, liefert ein klassisches Beispiel von impulsiv projektiven Sprechhandlungen.


    Yofi:

    Alle unsere Konzepte sind durch Unwissenheit beinträchtigt, avijjā ist das Hindernis, das als letztes in der Heiligkeit überwunden wird. Wer das nicht so sieht und meint schon mal den göttlichen Funken in allem, was er tut und sagt zu sehen, wird diese Einstellung irgendwann revidieren müssen/können.


    Das bezieht sich auf nīvaraṇa und zehn Fesseln.


    Morpho:

    Aber, "woher" glaubst du kommt dein Verständnis,-und Einblicksvermögen und die Fähigkeit zu "liebevoller Güte", wenn denn..., das deinen (Herz)Geist von einem Tier unterscheidet ? Aber du bist drauf und dran, Staub aufzuwirbeln der den Spiegel blind schlägt. An dieser Stelle tritt dann oft ein gedanklicher ( und rhetorischer ) Dogmatismus hervor.


    Für mich sind deine Zeilen ein Spiegel deiner eigenen Konflikte. Das Thema der Untreschiede zwischen Menschen und Tieren hast du nun ohne einen für mich ersichtlichen Zusammenhang herbei gesteuert, und ich weiß nicht genau, was du damit meinst. In meinem bürgerlichen Leben bin ich Mitglied in mehreren Tierschutzorganisationen und lebe vegan. Daraus kannst du dir ein Bild davon machen, dass ich im Grundsatz nicht viele Unterschiede mache. Dass diese Einstellung konform mit der Lehre ist, wissen wir auch - alle Lebewesen beschützen, keinen Lebewesen Leid zufügen.


    Grüße

    Morpho:

    ... wenn man jemanden mit "Unterweisung" auf falsche Fährte bringt.


    Darum heißt es auch "geht nicht nach Hören-Sagen". Der Lehre bedingungslos zu vertrauen sieht vielleicht zunächst wie ein blindes Vertrauen aus, aber das ist eben die andere Art der Richtigkeit. Die Veränderungen und Auswirkungen sind anhand der Transformation des Hörens verifizierbar.


    Alle unsere Konzepte sind durch Unwissenheit beinträchtigt, avijjā ist das Hindernis, das als letztes in der Heiligkeit überwunden wird. Wer das nicht so sieht und meint schon mal den göttlichen Funken in allem, was er tut und sagt zu sehen, wird diese Einstellung irgendwann revidieren müssen/können.


    mukti:

    Es wird halt unterschieden zwischen weltlicher und überweltlicher rechter Ansicht. Dass gute und schlechte Taten ein entsprechendes Ergebnis haben in dieser oder einer nächsten Welt, und dass es Menschen gibt (oder gab) die das tatsächlich erkennen, gilt als weltliche rechte Ansicht. Der Buddha empfiehlt ja auch immer wieder mal rechtes Handeln um wenigstens auf "glückliche Fährte" zu gelangen. Hauptsächlich geht es in der Leher aber um die überweltliche Befreiung.


    Genau, eben ein Teilerfolg wenn man sich in der Ethik übt. Das is für manche gut, und andere sagen wieder: Warum soll ich jeden Augenblick daran denken, jemanden z. B. nicht auszurauben, so etwas fällt mir gar nicht ein. Dann ist wichtig, wie man mit der entwickelten Ethik umgeht, wie man sie einsetzt.


    Gruß

    Morpho:

    Wenn du intensiv praktizierst kommst du auch in einen Modus, da inspiriert dich jedes Dhamma-Wort, Bild, eine Statue u.ä. unabhängig davon, ob du bereits was damit anfangen kannst und die Symbolik 'verstehst'.


    Da kenne ich ein Gedicht, das womöglich dazu und vielleicht auch zum Zen passt:


    http://www.dzogchen.de/programm/


    (Ein Dzogchen Tantra)


    Belehrungen werden oft mit Samen verglichen. Irgendwann werden sie aufgehen... wenn man sie nicht verschmäht. Vielleicht schon morgen, vielleicht erst in Tausend Jahren. Aber was sind schon Tausend Jahre. 8)


    Gruß, Yofi


    Vielen Dank. Diese Richtigkeit verstehe ich zwar nicht, aber sie wird tatsächlich in vielen Schulen praktiziert.

    Zitat

    Was ich herauslese ist: "Nein, habe ich nicht. Ich gebe die Erzählungen von Dharmalehrern weiter, ohne es selber erlebt zu haben". Ist nicht schlimm :).


    Natürlich ist es schlimm über die Erfahrungen vewirklichter Lehrer zu schreiben, denn sie lehren und schreiben nur deshalb, damit ihr Wissen niemandem etwas nutzen kann.


    Mirco:

    Viel geredet.


    Mirco:

    Wie wäre es denn damit, bezüglich der Lehre nur von den Dingen zu berichten, die man selber erlebt hat und somit bestätigen kann?


    Eine wunderbare Übung in Anspruchslosigkeit.


    Nein, die Lehre ist für dich da. Damit du deinen Geist schulst. Sie ist nicht weiter gegeben worden damit einer dem anderen Vorschriften macht. Da hast du etwas gründlich missverstanden. Frag dich vielmehr, wo bei dir der Schuh drückt wenn für dich persönliche Erfahrungen anderer maßgebend sind.


    Yofi

    Morpho:

    Manchmal erfahr ich etwas mir unbekanntes und dann steigt plötzlich ein Wort, ein Satz, ein Bild auf, und ich 'verstehe'. Da sind Sachen dabei, von denen ich nicht mal wusste, dass ich sie i wann mal wahrgenommen habe und jetzt passen sie ganz genau.... Wenn du intensiv praktizierst kommst du auch in einen Modus, da inspiriert dich jedes Dhamma-Wort, Bild, eine Statue u.ä. unabhängig davon, ob du bereits was damit anfangen kannst und die Symbolik 'verstehst'.


    Das wird nicht auf Verständnis stoßen.


    Yofi

    mukti:

    Es kommt auf das Motiv an. Man kann den achtfachen Pfad gehen eines angenehmen Lebens willen oder um der endgültigen Befreiung willen.


    Das Erste wäre kein Pfad, keine Rechte Ansicht. Eben Wahn. Wenn man z. B. übt um es im nächsten Leben schöner zu haben, einen besseren Körper, viel Reichtum usw. Die Freude, die dem entspringt, ist im Grunde Leid.


    Gruß, Yofi

    Zitat

    "Wiederum erwägt ein edler Schüler: 'Besitze ich die Stärke einer Person, die richtige Ansicht besitzt?' Was ist die Stärke einer Person, die richtige Ansicht besitzt? Dies ist die Stärke einer Person, die richtige Ansicht besitzt: wenn das Dhamma und die Disziplin, die vom Tathāgata verkündet wurde, gelehrt wird, erlangt er Inspiration in der Bedeutung, erlangt er Inspiration im Dhamma, erlangt er Freude, die mit dem Dhamma verbunden ist."


    MN 48

    Mirco:
    Yofi:

    Die Isolierung der ersten Wahrheit kann als Bestandteil der personenbezogenen Ideologien ein Anlass dazu werden, eben nichts zu tun.


    Versteh ich nicht. Kannst Du mir ein Beispiel geben?


    Ja, "alles ist schlecht, ich muss nichts machen"... Nihilismus z. B. Es ist aber auch ein Ausdruck der Zweifelsucht in dem Fall, dass einem die Lehre bereits bekannt ist.


    Mirco:
    Yofi:

    Das Leidensbewusstsein entsteht aus der Erkenntnis der Disharmonie heraus. Wer relativ ausgeglichenes Schicksal hat, wird nicht viel davon wissen. Dann versteht er aber auch kaum, wie sehr andere leiden bzw. nimmt das nur im Kontext eigener Unsicherheit sein glückliches Leben mal verlieren zu können wahr. Dadurch sieht man, dass auch er nicht restlos glücklich sein kann.


    Auch der braucht nicht daran glauben oder darüber nachdenken, weil er es erfährt.


    Er sollte tätig werden bevor es so weit kommt. Es muss ja nicht.


    Mirco:
    Yofi:

    Die Karmalehre zeigt, dass das zeitweilige gute Gefühl, das aus früheren guten Handlungen rührt, nicht von Dauer ist. Hinsichtlich der schier unendlichen Anzahl von Daseinkreisläufen im jeweiligen Kontinuum wird es mit einem kurzen Urlaub innerhalb von Jahrtausenden harter Arbeit verglichen.


    Hast Du das selbst geschaut/erkannt/gesehen?
    Also, dass das "zeitweilige gute Gefühl ... aus früheren guten Handlungen rührt" und
    dass es eine "schier unendliche Anzahl von Daseinkreisläufen" gibt?
    Oder glaubst Du das nur und gibst ungesehen Aussagen Dritter wieder?


    Kausalität ist im Buddhismus kein Geheimnis und entspricht dem Bedingten Entstehen. Punkt zwei, das spirituelle Erkennen funktioniert beim ersten Schritt auf der Basis des Vertrauens und der Intuition. Ich bin kein Materialist, kann also nicht sagen: Ich glaube nur das, was ich sehe. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass wenn man etwas nicht versteht oder kein Vertrauen hat, das nicht notwendiger weise ein Makel der Objekte sein muss, die man z. B. im Rahmen einer Tradition als Mittel heranzieht, sondern eben ein Denkfehler sein kann. Einblicke in den Daseinskreislauf? Es sind nur sehr wenige verwirklichte Lehre unter uns, vielleicht 5, vielleicht 10 oder 20 auf der ganzen Welt. Die Aussage, die dich interessiert, ist Standardwissen in der tibetischen Tradition - ich verstehe darunter: Lebenszyklen.


    Menschen, die ihr Wissen an andere weiter geben, bezeichne ich nicht als Dritte, sondern als Dharmalehrer. Wie accinca auch schrieb, es ist besser Bezug auf die Lehre zu nehmen als Vergleiche aus Erfahrungen anderer zu ziehen. So etwas ist überhaupt nicht wichtig, nur ein Teil der eigenen Vorstellung von der 'Außenwelt'.


    Grüße


    Mit den vielen Sachen, Gegenständen und Menschen, die man als seinem Leben zugehörig versteht, sind viele Gefühle verbunden, und der Prozess der Befreiung ist mit einer Willenswendung verknüpft. Das vollzubringen ist eine Art Verdienst. Also in diesem Sinne.


    Gruß