Beiträge von Doris im Thema „Gibt es ein Selbst?“

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    Vermutlich intensivierte die Trunkenheit mein Traumerleben. Wieso aber bringe ich Schlaf und Traumerleben komplett durcheinander? Warum war diese Ich-Losigkeit nur "vermeintlich"? Auch dein letzter Satz "Iss das nächste Mal besser ein Tomatenbrot" drückt eigentlich eine Missachtung aus, die für Kommunikation nicht förderlich ist


    Ich schrieb nicht, dass DU das durcheinander bringst, sondern dass dies die Wirkung von Alkohol ist. Das ist ein Nervengift und bekannt für eben diese Erscheinungen.
    Vermeintlich war sie, weil da ein Beobachter war, der das Ganze mit Lust und Entzücken erlebt hat und dann auch noch im Nachhinein ein Ding daraus gemacht hat. Nur weil Du in den Träumen nicht als Person erschienen bist, war das noch lange kein Erlebnis von Selbstlosigkeit. Es war einfach nur ein bestimmter Zustand im Gehirn, hervorgerufen durch die Wirkung einer Droge.


    Weil Du das mit dem Tomatenbrot nicht wirklich gelesen hast, bist Du wohl über meine Sätze verstört. Dabei war das eine Hilfestellung. Wahrscheinlich zu banal um es von denjenigen, die was Spirituelles und Großartiges suchen, als solches gesehen zu werden. Aber nicht banaler als sämtliche Anweisungen der alten Meister, wie über den Körper meditiert werden sollte. Sie hätten Dich über Kot meditieren lassen oder Dich auf einen Friedhof mit offen herumliegenden Leichen geschickt, – ich habe es appetitlicher interpretiert, weil die Menschen heutzutage ein etwas gespaltenes Verhältnis zu ihren Ausscheidungen haben und Ekel ein Hinderungsgrund sein könnte. Und weil mir unsere selbstgezogenen Tomaten so derart gut schmecken. :rose:

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    Gestern Abend trank ich drei Flaschen Bier und ging dann berauscht zu Bett (was zum Glück sehr selten vorkommt). Nach tiefem Schlaf folgte in den Morgenstunden ein intensives Traumerleben. Damit meine ich einen Zustand faszinierter Aufmerksamkeit, mit dem ich Vorstellungen und Gedanken wahrnahm. Einzig die Erinnerung an diesen lustvollen Zustand ist mir geblieben, denn kein Trauminhalt gelangte in mein Gedächtnis. Genauso wenig gab es im Zustand des Träumens ein „Ich“, das mit Vorstellungen über mich verknüpft gewesen wäre, sondern einzig das Erleben von Produktionen meines Gehirns. Dennoch waren es bewusste Zustände.


    Wie Du schreibst, das ist die Wirkung von Alkohol. Die bringt Schlaf und Traumerleben komplett durcheinander.
    Allein schon, dass Du "lustvoll" und "fasziniert" schreibst, sollte Dich skeptisch machen über die vermeintliche Ich-Losigkeit.
    Iss das nächste Mal besser ein Tomatenbrot. :D

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    Das stimmt. So wird das nix heilsames, also wird das "nix" rechtes.


    :lol:


    Das ist halt der Unterschied: Du willst was, ich will nix. Mir genügt das Tomatenbrot.

    Wieso soll ich nicht das Tomatenbrot sein?
    Schließlich esse ich es und vieles davon verbleibt in diesem Körper.
    Bin ich also doch das Tomatenbrot und wenn ja, ab welchen Moment?
    Schon wenn es auf dem Teller ist, oder sobald es in meinem Mund landet?
    Muss es erst in den Magen rutschen oder gilt das erst dann, wenn es den Darm erreicht?
    Müssen seine Bestandteile erst in die Zellen gelangen?
    Und was ist mit den Bestandteilen, die über den Darm und die Nieren wieder ausgeschieden werden?
    Welcher Teil des Tomatenbrotes verbleibt in diesem Körper? Und was ist, wenn im Laufe des Stoffewechselzyklus die erst verbleibenden Bestandteile wieder ausgeschieden werden? Außer des Kalziums, das in den Knochen gelagert wird, wird alles wieder ausgeschieden. Was ist ist, wenn aufgrund einer Osteoporose sogar das Kalzium ausgeschieden wird? Gibt es mich nach ein paar Jahren nicht mehr, weil alles mal erneuert wurde? Oder gibt es eigentlich nur das Skelett als Selbst?
    Was ist mit den Bestandteilen, die für die Funktion des Gehirnes notwendig sind, das ja die Gedanken hervorbringt? Sind das dann die Gedanken des Tomatenbrotes oder meine? Meditiert das Tomatenbrot in mir oder bin ich das? Erfährt das Tomatenbrot Erleuchtung? …


    Noch besser …
    Wenn der Darm aus früheren Tomatenbroten aufgebaut wurde, verdauen dann Tomatenbrote andere Tomatenbrote? Oder war das das Hühnerbeinchen, aus dem die Zotte 658 774 551 aufgebaut wurde? Fressen also Hühnerbeine Tomatenbrote?

    Angesichts dessen, dass bei uns gerade die leckersten Tomaten reifen, frage ich mich, ob sich für den einen oder anderen die Frage nach der Existenz eines Selbst mit Kontemplation und Nachdenken über folgende Frage klären lässt:


    "Bin ich das Tomatenbrot?"

    Mir ist schleierhaft, was Intuition damit zu tun haben soll?
    Intuition ist was, das kann z.B. bei der Einschätzung von zwischenmenschlichen Situation zum Einsatz kommen. Ist halt eine Mischung aus persönlichen Erfahrungswerten, die nicht im Detail abfragbar sind, ein Gefühl also, das daraufhin erzeugt wird: Abwehr, Angst, Attraktion usw.
    Aber mit dem Dharma hat das nicht viel zu tun, meine ich. Dort ist alles präzise beschreibbar, auch wenn es seine letztendliche Erfassbarkeit erst mit der Erfahrung enthält. Auf keinen Fall ist das aber mit einem "vagen Gefühl" verbunden, wie das die Intuition impliziert.
    Deshalb sind alle mir bekannten klassischen Texte aus dem Buddhismus mit der verbundenen Erfahrung erkennbar präzise. Auch die Erfahrung ist präzise, wenngleich es schwierig ist, sie vollumfänglich mit Worten zu erklären. Aber das hat eben nichts mit Intuition zu tun, sondern liegt in der Natur der Sache.


    Und bitte, wenn schon mit Fremdwörter um sich geschmissen wird:
    Ein Diskurs ist was anderes als eine Diskussion.

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    Ja, meine Meinung, Ansicht oder Vorstellung, wie auch immer und was auch sonst.
    Ich würde dazu konkrete Stellungnahmen begrüßen.


    Das war doch konkret.


    Mit den Gedankengirlanden lasse ich Euch jedoch gerne alleine spielen.

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    Diese beiden Sätze bergen Widersprüche.
    Wer seinen Körper-Geist und von daher auch das Denken noch nicht weggeschmissen hat, kann schnell erkennen, dass der Verfasser dieser Zeilen mit den verschiedenen Erklärungsebenen der Buddha-Lehre so seine Probleme hat.


    Dir ist aber hoffentlich klar, dass Du hier nur Deine Meinung wiedergibst, keine absolute Wahrheit? Oder etwa doch?

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    Und so gehts in einem fort: nix zur Sachen, ausschließlich ad personam. Und zwar in der für mich miesesten, hinterhältigsten Art, in "Dharma" gewickelt.


    Seh ich genauso.
    Mich stösst es ab, wie oft der Dharma hier als Waffe verwendet wird. Das dient nur als Legitimation dazu, die Sau rauszulassen und den persönlichen Frust an anderen auszuleben. Das Schlimme ist, dass dies die beste Methode ist, um sich nicht weiterzuentwickeln.


    Übrigens ist das offensichtlich, auch wenn die Betroffenen meinen, sie würden sich perfekt tarnen.
    Mir ist rätselhaft wie beratungsresistent jemand sein kann, obwohl man ihn seit Jahren X-mal von verschiedener Seite auf dieses Verhalten hingewiesen hat, und der sichtbar nicht darüber reflektiert.

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    Niemand, der die vier Wahrheiten nicht kennt, leidet darunter, dass er sie nicht kennt. Diese Art der Unwissenheit wird nur dann zu einer, wenn man die Wahrheiten als solche akzeptiert. Die Menschen leiden wohl überwiegend an der Vergänglichkeit und ihrem Ego, aber nicht daran, dass sie eine buddhistische Theorie nicht kennen.


    Wenn ich nicht weiß, was ein Smartphone ist und nicht einmal weiß, dass so was existiert, dann kann es mir trotzdem fehlen. Das erkenne ich in dem Moment, in dem ich es habe und es dann dauernd benutze ("Das hat mir schon die ganze Zeit gefehlt!"). Ich würde nicht danach greifen, wenn es mir nicht fehlen würde (es genügt das Greifen, sogar wenn es nur Neugierde ist – aber letzteres halte ich für unbedenklich :D ). Nur wenn ich weiß, dass es existiert, vielleicht sogar eines habe, weil es mir z.B. die Firma zur Verfügung stellt, ich es aber nicht benutze, dann fehlt es mir wirklich nicht.


    Die "buddhistische Theorie" ist nicht nur für Buddhisten gültig. Ihre wesentliche Aussage ist, dass sich alle Wesen in Unwissenheit und im Daseinskreislauf befinden, dass alle Wesen Ungemach vermeiden und Glück suchen. Das tun eben nicht nur Buddhisten.
    Herr Gautama hat diese Gegebenheit irdischen Lebens erkannt und formuliert. Und er hat, zumindest was uns Menschen betrifft, einen Weg aufgezeichnet, wie er es geschafft hat, diesem Kreislauf zu entkommen. Jeder der den Weg geht, kann schon ab einem gewissen Punkt, auch ohne vollständig befreit zu sein, diese Thesen bezeugen, und das unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft, Kulturkreis.


    Jeder, der die Menschen um sich herum beobachtet und schon ein wenig den Blick für sich geschärft hat, denn das ist Grundvoraussetzung um die Mitwesen (nicht nur die Menschen) besser zu verstehen, kann sehen, wie sie leiden und wie ihr Leiden genau aus den Komponenten besteht, die in der buddhistischen Psychologie beschrieben werden. Sobald man die Menschen darauf hin befragt und das Vokabular verwendet, das sie selbst benutzen, also kein Sanskrit-Slang benutzt, dann wird das bekräftigt. Um beim Beispiel Smartphone zu bleiben: "Ich wollte das unbedingt. Ich benutze es ständig. Ich kann mir ein Leben ohne gar nicht mehr vorstellen. Es gibt schon ein Neues. Das Alte ist doof. Mein Kollege hat das, ich will das auch. … "


    Die Leuten spüren ihr Unbehagen auch, merken, dass sie irgendwie nie zur Gänze zufrieden sind und jede Befriedigung nur von kurzer Dauer ist. Sie können das nur nicht formulieren, weil es für sehr viele einfach immer noch leichter ist, einen neuen Kick zu erhalten, als innezuhalten und zu reflektieren.
    Auch haben die meisten Menschen Angst vor dem Tod, Angst vor dem Alter und Angst vor Krankheit, vor Verlust ihres Lebensgefährten, ihrer Kinder …. Diejenigen, die das überwunden haben, haben erkannt, dass es zum Leben gehört und nicht vermeidbar ist.
    Diejenigen, die das nicht überwunden haben und in diesen Ängsten gefangen sind, die strampeln verzweifelt und versuchen mit allen Mitteln diese Lebensfakten zu verdrängen. Da das aber nie völlig gelingt, sind sie ständig am Davonrennen und suchen die Erlösung in höchst unbefriedigenden Ersatzmitteln und -handlungen.


    Genau das beschreiben die Vier Wahrheiten.


    Die Vier Wahrheiten zu kennen und immer mehr zu realisieren, ist tatsächlich die Lösung und eigentlich suchen die Menschen danach. Dazu muss man nicht unbedingt Buddhist werden, die Grundaussagen der buddhistischen Lehre kann man in allen mir bekannten Religionen und auch beispielsweise bei den Stoikern und Epikur wiederfinden, sie ist nur anders formuliert und es werden andere Methoden beschrieben.
    Übrigens wirkt es schon leidvermindernd, wenn man die Vier Wahrheiten akzeptiert hat, denn das impliziert schon Wissen. Es verhält sich also genau gegenteilig zu Deinem Postulat. Sobald ich weiß, was mir fehlt, weiß ich woran ich leide und damit fällt schon mal die erste Schicht der Unwissenheit weg.
    Es ist nicht die "Religion Buddhismus", die den Menschen fehlt, sondern es sind in der Tat die Vier Wahrheiten.