‚Blumengirlanden-Sutra‘
Diese sehr lange Schrift in 45 Kapiteln nimmt nicht weniger als vier Bände des Degé Kangyur ein. In seiner gebräuchlichen Form wird es als umfangreiches einzelnes Sutra (vaipulyasūtra) dargelegt, aber es hat sich wahrscheinlich aus kürzeren Schriften, von denen zahlreiche als unabhängige, für sich stehende Schriften kursierten, zu einer enzyklopädischen Sammlung entwickelt. Die gesamte Schrift wird von tibetischen Editoren als zur dritten Drehung des Dharma-Rades durch den Buddha zugehörig klassifiziert.
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Das Buddhāvataṃsaka wurde weitaus umfangreicher in China als in Tibet studiert, wodurch darauf basierend eine umfangreiche Sammlung an Kommentar-Literatur und eine ganze Schulrichtung (Huayan) im chinesischen Buddhismus entstanden sind. Wenngleich es in Tibet mit hoher Wertschätzung anerkannt war, wurde es nur ganz selten als Ganzes studiert und nur einige der letzten Kapitel waren weitestgehend bekannt und wurden zitiert. Es wurde in seiner Gesamtheit von Jinamitra, Surendrabodhi und Yeshé Dé ziemlich sicher von einem Sanskrit-Original ins tibetische übersetzt. Die tibetische Übersetzung enthält zwei Kapitel, 11 und 32, die in keiner der chinesischen Übersetzungen enthalten sind.
Übereinstimmend mit der chinesischen Tradition und ihren verschiedenen Versionen ist die gesamte Schrift in 34 oder 39 Kapitel unterteilt, welche in acht oder neun Gruppen, abhängig von den Orten und Anlässen wo die Lehren gehalten wurden, unterteilt sind.
Die Art der Kapitelunterteilung in der tibetischen Version ist eine andere.
Einige der Kangyur-Kataloge benennen die 29 ersten Kapitel als das Buddhāvataṃsaka korrekt konstituierend und verwenden verschiedene alternative Titel für den Text wie sangs rgyas smag chad (Des Buddhas Abwesenheit von Finsternis), smad chad or rmad gcad (universal containment), letzterer ist als erste Zeile in jedem Teilband enthalten, sowie snyan gyi gong rgyan (Schmuck für die Ohren) und padma’i rgyan (Lotus Schmuck).
Anlehnend an die erhaltenen älteren Textbestände, Pangthangma und Denkarma, betiteln sie daran anschließend eine Auswahl späterer Kapitel und belassen weitere unklare Texte als eigenständig oder als Teil vom Buddhāvataṃsaka.
Der gesamte Text selbst bezeichnet einzelne Teile nicht als eigenständig, wie etwa durch Sanskrit-Titel oder die üblichen Eröffnungssätze.
Es scheint jedoch, trotz des eingenständigen Umlaufes einiger der späteren Kapitel in Indien als auch China und Tibet, angemessen vom Buddhāvataṃsaka als einer Textfamilie zu sprechen, auch wenn weitgehend unbekannt ist wie es zu dieser Zusammengruppierung kam.
Einige der Kapitel mit bekanntem eigenständigen Status sind folgende:
Das Gocarapariśuddha (Kapitel 16) scheint der selbe Text wie das in verschiedenen indischen Abhandlungen zitierte Sutra gleichen Namens zu sein. Es wird als separater Text des Buddhāvataṃsaka im Mahāvyutpatti aufgelistet und eine Arbeit im Tengyur (Toh 3965) fasst den Inhalt zusammen.
Das Vajradhvajapariṇāma (Kapitel 30) ist als separater Text des Buddhāvataṃsaka im Denkarma-Katalog aufgelistet und ist wahrscheinlich das von Śāntideva im Bodhicaryāvatāra (VII.46) erwähnte Vajradhvajasūtra. Es enthält eine eigene Zusammenstellung von zehn Kapiteln.
Das Daśabhūmika (Kapitel 31) ist bekannt als eigenständiger Text in Indien im Umlauf gewesen zu sein und als komplettes Sanskrit-Manuskript in Nepal erhalten. Es kann in Kangyurs der Thempangma-Tradition und eigenständigen Kangyurs sowohl als separates Sutra als auch Kapitel des Buddhāvataṃsaka gefunden werden, die zwei tibetischen Übersetzungen unterscheiden sich in diesen Fällen. Es steht für sich selbst im Mahāvyutpatti.
Ein Sanskrit-Text des Anantabuddhakṣetraguṇodbhāvana (Kapitel 37) wurde kürzlich aufgefunden, es enthält ein Kolophon in Sanskrit welches das Sutra als Teil des Buddhāvataṃsaka beschreibt; es existiert außerdem in zwei tibetischen Übersetzungen, Toh 104 und Toh 268.
Das Buddhadharmācintyanirdeśa (Kapitel 39) ist auch mit gleichem Titel in der Sektion „Allgemeine Sutren“ des Kangyur als eigenständige Arbeit enthalten (Toh 187) welche eine ähnliche aber nicht identische Übersetzung des gleichen Originals zu sein scheint.
Das Samantabhadracāryanirdeśa (Kapitel 42) wird als separater Text des Buddhāvataṃsaka im Denkarma-Katalog aufgelistet.
Das Tathāgatotpattisambhavanirdeśa (Kapitel 43) wird ebenfalls als separater Text des Buddhāvataṃsaka im Phangtangma- und Denkarma-Katalog aufgelistet und steht für sich selbst im Mahāvyutpatti. Es wird in verschiedenen indischen Abhandlungen zitiert.
Das Lottaraparivarta (Kapitel 44) wird als separater Text des Buddhāvataṃsaka im Phangtangma- und Denkarma-Katalog aufgelistet und steht für sich selbst im Mahāvyutpatti.
Ungefähr das letzte Drittel des Buddāvataṃsaka wird vom Gaṇḍavyūha (Kapitel 45) eingenommen, einem der bekanntesten Texte der Familie. Es wird ebenfalls als separater Text im Denkarma-Katalog aufgelistet, steht für sich selbst im Mahāvyutpatti und wird in verschiedenen indischen Abhandlungen zitiert. Es ist ebenfalls als komplettes Sanskrit-Manuskript in Nepal erhalten. Die enthaltene Geschichte der spirituellen Suche und Begegnungen mit zweiundfünfzig Lehrern des heranwachsenden Sudhana wird detailliert in den Stein-Kravuren von Borobudur in Zentral Java geschildert.
Das Bhadracaryāpraṇidhāna, die Weihung „Gebet guter Handlungen“ welche in der tibetisch-buddhistischen Tradition weit verbreitet rezitiert wird, bildet die Zusammenfassung des Kapitel 45. Es ist auch als eigenständiger Text in der Dhāraṇī Sektion (Toh 1095) enthalten.
Andere Arbeiten die als Teil der Buddhāvataṃsaka-“Familie“ angesehen werden könnten, aber andernorts in den meisten Kangyurs enthalten sind, sind das Ratnolkā (Toh 145 und 847), von dem einzelen Passagen in den Kapitel 17 und 20 enthalten sind und welches als zum Buddhāvataṃsaka gehörend im Phangtangma-Katalog und im Mahāvyutpatti aufgelistet ist; das Tathāgataguṇajñānācintyaviṣayāvatāranirdeśa (Toh 185); das Buddhadharmācintyanirdeśa (Toh 187), welches eine eigenständige Version des Kapitel 39 ist, den selben Titel hat und ähnlich aber nicht identisch ist; und das Śraddhābalādhānāvatāramudrā (Toh 201).