Axel:Wieder einmal - ausgelöst von den Affären um die Herren D. und L. - wird von der DBU gefordert, eine Art 'Ethik-Richtlinie' herauszugeben, die sämtliche Mitgliedsgemeinschaften unterzeichnen sollen und die somit so eine Art 'Prüfsiegel' der Unterzeichnenden sind. Für die Einhaltung und eventuelle Sanktionen ist dann die DBU verantwortlich.
Der letzte 'Anlass' war 2011 - als man mit viel Glück gerade noch daran vorbei geschrammt war, die Pagode Phat Hue mit ihrem Chef Mai Hue Giang Tran (aka Thich Thien Son) in die DBU aufzunehmen. Da war der Skandal gerade noch rechtzeitig gekommen. Da gab es dann einiges an Aktionismus - der sich aber ausbremsen ließ. In der 2011 begonnenen dreijährigen Ratsperiode trat der erste Vorstand (Sprecher und stellvertretende Sprecherin) aus Gesundheitsgründen nach einigen Monaten zurück und aus dem Rat aus (wodurch die beiden heutigen Vorstandsmitglieder nachrückten). Der nachgewählte Vorstand (beide in der AG Ethik aktiv) wurde gezielt von den üblichen Verdächtigen demontiert und trat mangels Rückendeckung nach knapp 1,5 Jahren zurück. Damit war auch das Ethikprojekt gestorben. Der dritte Vorstand dieser Ratsperiode ist noch heute im Amt. Anscheinend macht der es richtig.
Übrigens ging es bei dem Projekt nicht nur um eine Charta, sondern ganz wesentlich auch um einen Ethikrat, besetzt mit Fachleuten (Psychologen, Juristen ...), die als Anlaufstelle und - falls von beiden Seiten so gewünscht - als Mediationsstelle dienen sollte. Ansonsten als 'fact finding commission', die Rat und Mitgliederversammlung Handlungsempfehlungen gibt. Das sollte nun auch nicht immer gleich der große Hammer mit dem Ausschluss sein, sondern eine Palette von Maßnahmen (ich sage jetzt mal, von einer bloßen, nicht-öffentlichen Empfehlung über eine öffentliche Rüge bis hin zum Ausschluss) - natürlich eskalierbar, wenn die 'sanfteren' Maßnahmen keine Wirkung zeigen. Das hätte funktionieren können, wenn es die Mehrzahl denn wirklich gewollt hätte und dafür im Zweifelsfall auch einen Konflikt - z.B. mit dem Diamantweg e.V. in Kauf genommen hätte. Für letzteres ist allerdings das 'Harmoniebedürfnis' in der DBU denn doch zu groß.
Axel:Eher wird die Hölle zufrieren, als dass es diese Richtlinien in absehbarer Zeit geben wird.
Ja. Das Projekt war im Frühjahr 2013 mausetot. Weil zumindest ein Teil der Leute, die da Arbeit hineingesteckt hatten, genau zu dieser Einsicht gekommen waren.
Axel:Warum?
1. Die meisten Mitgliedsgemeinschaften (und ich meine damit nicht nur die 'üblichen Verdächtigen'!) sind entweder selbst betroffen, wissen, dass sie in der Zukunft selbst betroffen sein können oder haben genug eigene Leichen im Keller.
Das ("die meisten") halte ich für übertrieben. Die größten kommt schon eher hin. Und - einige der kleineren Gemeinschaften schicken Delegierte, die für ihren Job nicht taugen. Zu naiv, zu harmoniebedürftig, mit zu unklaren Vorstellungen, wofür ein buddhistischer Dachverband eigentlich da sein soll - und wozu er da sein kann. Zu diesem Mangel an verbandspolitischer Vision kommt dann womöglich noch Bequemlichkeit - da beschäftigt man sich mit der Tagesordnung erst auf der Fahrt zur Mitgliederversammlung und hat nicht wirklich eine Ahnung, worum es überhaupt geht. Da orientiert man sich dann gerne an den Vertretern der 'Großen'.
Axel:2. Als Vergleich wird oft der Umgang in den christlichen Kirchen mit Missbrauchsfällen herangezogen. Das ist irreführend.
Das ist vor allem insofern irreführend, als die DBU nicht - wie die Kirchen - Arbeitgeber des 'spirituellen Personals' ist. Das einzige wirkliche Druckmittel, das sie in der Hand hat, ist der Ausschluss. Dieses Druckmittel hat jedoch nur einen Wert, wenn die DBU in der Öffentlichkeit auch als eine ethisch-moralische Instanz wahrgenommen wird - ein Ausschluss also in der Öffentlichkeit nicht einfach als Vereinsgezänk wahrgenommen wird, sondern als als ein ernstzunehmendes Urteil über die moralische Integrität einer Gemeinschaft bzw. ihres/r Lehrer. Genau diesen Wert verspielt die DBU seit Jahren. Genauer gesagt: seit Frühjahr 2000, als man es versäumt hat, sich vom Diamantweg e.V. zu trennen. Auch da war es die Mitgliederversammlung, die gekniffen und ihren eigenen Vorstand, insbesondere die stellvertretende Sprecherin Regine Leisner desavouiert hat.
Axel:Genauso werden sich 'Buddhisten' (wo die Unterschiede eigentlich sogar - trotz gegenteiliger Rhetorik - größer sind) nie (na ja, jedenfalls nicht in absehbarer Zeit...) auf eine gemeinsame Ethik einigen können. Dazu werden Texte, die als 'gemeinsam' gelten, zu unterschiedlich ausgelegt.
Das halte ich für unzutreffend. In der oben erwähnten 'AG Ethik' haben praktizierende Theravadin, Mahayanin, Zen-Leute, 'Tibeter' ... problemlos zusammengearbeitet und hatten keinerlei Probleme, sich "auf eine gemeinsame Ethik" zu einigen. An unterschiedlichen Traditionen lässt sich die Problematik mE nicht festmachen. An unterschiedlichen Menschen schon ...
Axel:3. Auf zwei Punkte können sich die Mitgliedsgemeinschaften einigen, wenn es um Zuständigkeit der DBU geht: 'Public Relations' (also Außenwerbung für die Vorzüge des 'Buddhismus') und Lobby-Arbeit für den Versuch, ähnliche staatliche Rechte zu bekommen, wie andere 'staatlich anerkannte' Religionsgemeinschaften - eine Art 'aus kontrolliertem Pfanni-Anbau' des deutschen Buddhismus.
Beim ersten Punkt stimme ich Dir zu. Dieser Grundkonsens lässt sich offensichtlich nicht erweitern - weil einige Mitgliedsgemeinschaften (nicht zuletzt der Diamantweg e.V. - aber beileibe nicht alle) dies nicht wollen. Bei der "Lobby-Arbeit" geht es schon um einiges mehr. Z.B. - was absolut Sinn macht - um die Qualifikation von Lehrern, die im Ethik- oder Religionsunterricht den Buddhismus darstellen und um die Erstellung brauchbarer Unterrichtsmaterialien. Das sollte man wirklich nicht christlichen Theologen überlassen. Was die Körperschaftsfrage angeht, so ist es eine ganz besondere Ironie, dass ausgerechnet der Einzige, der in der Mitgliederversammlung gegen die Antragstellung auf Verleihung des KÖR-Status gestimmt hatte, einige Jahre später als Vorstandsmitglied diese Anträge unterschrieb. Nicht, weil er seine Meinung geändert hatte, sondern weil es sein Job war, Beschlüsse der Mitgliederversammlung auszuführen. Dann durch einen neuen Beschluss der Mitgliederversammlung auf Betreiben des Diamantweg e.V. gezwungen werden sollte, den Antrag zurückzuziehen, worauf er zurücktrat - und den Beschluss der Mitgliederversammlung als rechtswidrig kippte. Wie sich ca. ein viertel Jahr später zeigte, waren die vorgebrachten Bedenken des Diamantweg e.V., es seien noch einzelne Punkte vor der Antragstellung zu klären gewesen, sämtlich gegenstandslos. So wartet der Antrag immer noch auf seine Erledigung ...
Axel:Manchmal sage ich mir (zumindest was den zweiten Punkt angeht): Gott bewahre uns vor einem Erfolg!
Dein Wort in Gottes Ohr.
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