Beiträge von Sven im Thema „Buddhismus in Thailand“

    Sven:

    Zu den Traditionen in Thailand kann man sagen, dass sie alle recht neu sind, da das Wissen um den Erlösungsweg sowohl in Thailand als auch in Sri Lanka mehr oder weniger verloren ging.

    Ist das tatsächlich so? Davon hatte ich noch nichts gehört. Ich habe mir ganz grob angelesen das zB Buddhadasa die Lehre wieder "auf ihre urbuddhistischen Beine gestellt" hat. (Die Ausdrucksweise ist mir beim Schreiben gerade so gekommen)

    Wenn nichts verloren gegangen wäre, müsste man nichts auf "Beine stellen".


    Die ganze thailändische Waldtradition geht mehr oder weniger auf Ajahn Man zurück (etwa um 1915, also nicht so alt). Seine Lehre wurde durch sogenannte savaka-arahats "bestätigt". (Die sind quasi aus dem Nirvana zurückgekommen und haben bestätigt, dass er alles richtig macht und damit ist es natürlich keine neue Praxis :) . Es bleibt aber natürlich jedem selbst überlassen, welche Schlüsse er für sich daraus zieht.)


    Meines Erachtens hat die Waldtradition keinen klaren Erlösungsweg und ich würde sie deshalb nicht empfehlen. Über die Qualität kann ich aber letztendlich keine Aussage machen, da ich nicht nur aufgrund obiger Überlegungen davon Abstand genommen habe, mich damit weiter zu befassen.


    Man kann wohl sagen, dass sie eigene Methoden entwickelt haben. Ich hoffe für die Übenden, dass sie gut sind.



    Zitat

    Das freut mich zu hören das auch die burmesischen Traditionen in Thailand gleichermaßen Anerkennung finden und adaptiert wurden. Ich habe beim Schnell- und Dünn-Drüber Studium im www auch von der Mahasi-Methode aus Burma gelesen die wohl Verbreitung gefunden hat.


    Die Mahasi-Methode ist eigentlich nicht so wichtig. Jede Methode, die eine oder mehrere der 4 Säulen der Achtsamkeit richtig benutzt, kann verwendet werden. Ich bevorzuge selbst zuerst Samatha-Meditation zu üben anstatt trockene Vipassana-Meditation ohne vorherige Samatha-Meditation. Dann hat man recht schnell die Unterstützung der angenehm empfundenen Jhana-Faktoren (piti und sukha).


    Mahasi ist für mich aber zuallererst ein "buddhistischer Philosoph". Seine Abhandlungen zu anatta, nibbana und seine Kommentare zu einigen Lehrreden sind in sich geschlossen logisch nachvollziehbar und dort voller Antworten, wo andere sich meist drücken etwas auszusagen. Ein hatte ein außergewöhnliches analytisches Talent.


    Zitat

    In einem Thai-Wat in meiner Nähe wird die Manomayitti Meditation praktiziert.

    Hast Du oder jemand sonst schon von dieser Tradition gehört?


    Da ist mir noch nichts zu über den Weg gelaufen. Keine Ahnung.


    Gruß

    Sven

    Mönch konnte durch Meditieren vier junge vermisste Mädchen aufspüren - ThailandTIP


    Das sind hier so die buddhistischen Schlagzeilen im Fernsehen (Channel 3). Das ist schon mal anders als der typisch "deutsche" Buddhismus. :)


    Zu den Traditionen in Thailand kann man sagen, dass sie alle recht neu sind, da das Wissen um den Erlösungsweg sowohl in Thailands als auch in Sri Lanka mehr oder weniger verloren ging. Einige Mönche haben dann quasi versucht diesen neu zu entdecken (z. B. Ajahn Chah). Teilweise kam es aber auch zum Austausch mit Burma (z. B. um 1930 Ajahn Naeb), da der Informationsfluss damals noch langsam war, haben sich aus dem burmesischen Buddhismus durch Missverständnisse wieder ganz neue Lehren gebildet (z. B. die Ajahn Naeb-Schule). Manchmal wurden sie auch, soweit ich das erkennen kann, korrekt adaptiert (z. B. Ajahn Thong (Thailand), Nyanarama Mahathera (Sri Lanka)).

    Mein ehemaliger Meditationslehrer (Sujiva), der früher in einem Thai-Kloster lebte, musste damals in der Nähe in ein Zen-Kloster gehen, da keiner in seinem Thai-Wat meditieren konnte. So erzählte er mir jedenfalls.


    Gruß

    Sven

    Dieses "Desinteresse" wie Sven es bezeichnet hat ist in meinen Augen kein wirkliches Desinteresse. Man fühlt sich von Herzen als Buddhist/in...


    Ja, die Thais fühlen sich von Herzen als Buddhisten. Religion scheint mir hier aber hauptsächlich praktische Funktionen zu haben. Wer von den Thais dazu Interesse hat, kann ja von sich aus tiefer einsteigen. Im Radio liefen z. B. mal Abhidhamma-Sendungen.


    Traurig fand ich als die Mutter einer Bekannten, wegen großer Schmerzen Suizid begangen hatte, dass der Wat, dem sie immer gespendet hatte, die Beerdigungszeremonie wegen des Suizids verweigerte. Ein anderer Wat hatte damit aber dann glücklicherweise keine Probleme. Hoffentlich machen die Verweigerer mit diesen Ansichten nicht so viel Schulunterricht.


    Auch gibt es hier viele buddhistische Strömungen mit großen Unterschieden in der Auslegung (Buddhadasa, Ajahn Thong, Ajahn Naeb, Dhammakaya, Ajahn Cha...). Jeder kann sich dann ja später selbst entscheiden und nimmt dann nicht das, was ihm als Kind eingetrichtert wurde.


    Ich persönlich bin z. B. Atheist. In der Schule hatten wir Weihnachtsbasteln, Weihnachtslieder singen etc. Ich finde das auch als Atheist vollkommen ok. Es sind meine christlichen Wurzeln. Das Weihnachtsfest ist Teil meiner kulturellen Identität (selbst in Thailand wird ja inzwischen Weihnachten gefeiert, weil die Thais diesen Brauch auch gut finden).


    Freunde von mir mussten aber vor dem Essen beten und, wenn sie es nicht taten, durften sie nicht essen. Sowas ist mir glücklicherweise erspart geblieben.


    Wenn ich mir vorstelle, dass regelmäßig z. B. Dhammkaya-Anhänger in die Schule kommen, um dort zu lehren. Ich würde versuchen meine Kinder auf eine andere Schule zu geben.


    Gruß

    Sven

    Vielleicht wird in Thailand auch schlicht weniger über das Wissen um die Lehre geredet, weil es wie bei uns der christliche Glauben Normalität darstellt und selbstverständlich dazu gehört?


    So sehe ich das auch. Dharma-Wissen ist auch ein wenig kompliziert und interessiert die meisten nicht. Sie möchten eine gute Wiedergeburt, ein glückliches Leben und vor Geistern beschützt werden. Mönche helfen mit Amuletten, Orakeln, Weihungen und Annahme von Dana.


    Zitat

    Gibt es in Thailand eigentlich Religionsunterricht in der Schule?

    Wie sieht es mit der Ordination von Kindern aus? Bekommen die nicht auch die Lehre vermittelt?


    Es kommen manchmal Mönche in die Schule. Was die dort lehren, weiß ich natürlich nicht. Denke aber mal ähnlich wie bei uns der Kindergottesdienst. Also wie Buddha mit Elefanten kämpfte, die Schlange, die Buddha vor Regen schützte etc. Denn das kennen die Kinder hier.

    Meine Enkel gehen auf eine christliche Schule, weil dort der Schulunterricht besser ist. Dort ist die Religion natürlich allgegenwärtig.

    Die Ordination von Jugendlichen ist Teil der Erwachsenwerdens (bei uns wohl ähnlich der Konfirmation. Fast jede Kultur hat solche Rituale). Kinder, soweit ich weiß, werden in Klöstern kostenlos unterrichtet und bekommen umsonst essen. "Es sind oft Waisen oder Kinder, wo die Eltern keine Zeit haben sich zu kümmern", meint meine Thai-Frau. "Die Haare werden nur geschoren, damit sie keine Läuse bekommen, sonst spielen sie", sagt sie scherzhaft. Also eher eine Form des Sozialsystems in Thailand.


    Von der Vermittlung der "Lehre" kann bei Kindern wohl eher nicht die Rede sein. Finde ich persönlich aber auch gut so. Thai-Kultur den Kindern mitgeben ja. Religiöse "Indoktrination" von wer weiß wem, lieber nicht.


    Gruß

    Sven

    ich möchte gerne lernen wie in Thailand der Buddhismus gelebt wird, d.h. in erster Linie wie einfache thailändische Menschen den Glauben ausüben.

    Der thailändische Buddhismus ist Thai-Kultur. Ich lebe seit ca. 9 Jahren in einem kleinen thailändischen Dorf, habe seit über 20 Jahren mit den dortigen einfachen Thais zu tun, spreche flüssig Thai und auch etwas den üblichen laotischen Dialekt hier.


    - So gut wie keiner weiß, was er im Wat auf Pali rezitiert.

    - Es gibt keine Primärliteratur in den thailändischen Buchläden zu kaufen (nicht wie bei uns etwa die Bibel, die sogar in jedem Hotel ausliegt)

    - Viele ältere Thais dort können auch nicht lesen.

    - Man geht unter anderem in den Wat um sich zu treffen, sich zu zeigen (die Goldketten werden angelegt) und zur Unterhaltung also nicht viel anders als In Deutschland auf dem Dorf in der Sonntagsmesse.

    - Wichtige Rituale wie Hochzeit, Tod, Geistervertreibung werden von den Mönchen ausgeführt.

    - Gleichzeitig gibt es noch eine animistische Nebenreligion. Den Dorfgeist. Dem wird auch gehuldigt und Hühnchen geopfert (Diese werden aber nachher von den Thais wieder gegessen). Etwa wie es bei uns noch nebenbei Aberglaube gibt gegen den Bösen Blick etc., der von der Kirche nicht abgesegnet ist.


    Das Ganze erfüllt also einen ähnlichen Zweck wie in Deutschland.


    Mit der buddhistischen Lehre kennt sich hier kaum einer aus. Man versucht eher durch Spenden gutes Karma zu erwirken. Selbst die Mönche nicht.

    Das heißt aber nicht, dass es keine liebenswerten Mönche sind, sie kümmern sich etc. um die Belange Ihrer Gemeinde!


    Es ist eine ganz normale Religion mit Ihren gesellschaftlichen Funktionen.


    Gruß

    Sven