Beiträge von Yeshe im Thema „Säkularer Buddhismus“


    Ja, was soll man da sagen. Erstmal gehört sowas aus meiner Sicht nicht auf youtube und dann ist das, was Lama Ole hier darstellt sehr verkürzt und wird eigentlich nur von Praktizierenden erlebt, die bestimmte* Praktiken zum Sterben gemacht haben und eine gewisse Realisation davon erlangt haben. Auf keinen Fall wird das allgemein von den Menschen so erlebt, wie er das beschreibt, das stimmt einfach nicht. Ich würde das auch gerne breiter darlegen, allerdings fällt das in den Bereich der geheimen Lehren, und da bin ich sehr traditionell.


    (*Es gibt auch im Vajrayana ganz andere Praktiken zum Sterbeprozess, die dann andere Erfahrungen bringen.)

    Morpho:


    Ich hatte nur einen (meinen) Gedanken weiter geführt. Meine "Ansprechhaltung" war keine kritische oder belehrende; sorry, wenn das so angekommen ist. Es stimmt schon, was du sagst,
    ich meine nur, wir wissen doch nicht, was in jemandem vorgeht oder vorging - es sei denn derjenige versucht das selbst in Worte zu fassen.
    Sein Leben als Mönch, in/mit den entspr. Institutionen, war recht kurz. Was ihn bewogen hat, "abzubrechen", vielleicht erzählt er iwo was dazu; weiß ich nicht. Naja, und wenn du mich fragst, finde ich, dass seiner Person oder auch anderen "öffentlichen" Personen..;
    nein, genauer meine ich: so "in die Öffentlichkeit drängende Personen"(!) viel zu viel Aufmerksamkeit geschenkt wird, ob nun "positiv" oder "kritisch";
    das ist ja dann oft der Grund, warum sich manche Dinge "über Gebühr" ausbreiten können - andere dagegen ins "Unscheinbare" gerückt werden ( also so "der kleine Bikkhu" im Hinterhof, der wo "nur" Dharma unterrichtet und "mit seinen Leuten" meditiert, zum Beispiel ). Und wollen die das nicht vielleicht grad auch ?- die Aufmerksamkeit vom weltweit oder auch hier "gelebten Dharma" weglenken?


    Alles in Ordnung. Ich wollte lediglich auf einen allgemeinen Mangel der ausschließlich schriftlichen Kommunikation hinweisen. Ansonsten bin ich persönlich voll pro Hinterhof! Allerdings hat das andere (sprich das Großevent) auch seine Stärke. Letztlich spricht das ganz andere Leute an oder die große Bühne ist ein erster Einstieg. Viele Leute, die ich aus dem Hinterhof kenne, waren zuerst bei den Großevents.

    Morpho:

    Yeshe:
    Damit will ich sagen, mir scheint, dass seine Ausarbeitung eine persönliche Angelegenheit ist,
    und insofern ist es wenig sinnvoll und "beiderseits" eher nicht förderlich sich mit der Person a priori "aufzuhalten", so wenig wie man sich mit "dem Unbudhisten" "aufhalten" braucht. Da "geht was vor sich" ( ein Prozess) Das ist alles.


    Klar. Manchmal hilft es jedoch zu schauen, was da vor sich ging, damit es heute so vor sich geht, wie es geht. Das ist kein Aufhalten, das ist Schauen. (Es ist schade, dass wir uns hier nur schriftlich austauschen können- da fehlt einfach die Ansprechhaltung).

    Axel:

    Hallo Yeshe,

    Yeshe:

    Das ist meine Intepretation. Diese speist sich vor allem aus dem Lebensweg von Batchelor.


    Magst Du das etwas näher erläutern?


    Zuerst war Stephen Batchelor ja sehr orthodox unterwegs- als Mönch in der Gelug-Linie. Als ihm das zu bunt war, hat er koreanisches Zen praktiziert und anschließend seine Roben zurück gegeben. Und schließlich sogar den Buddhadharma selbst aufgegeben. Ich sehe da eine schrittweise Entfernung von allem, was am Buddhadharma "religiös" und "magisch" ist. Quasi eine Flucht.


    Zitat

    Ein interessanter Vortrag, danke für den link, aber natürlich steckt da nicht 'genug drin'. Von Lama Ole z.b. habe ich drei Bücher gelesen, einige Vorträge gehört und mit Leuten geredet, die seiner Organisation angehören: Ich äußere mich nicht über ihn, weil ich das für zu wenig halte.


    Danke für die Blumen. Mit "da steckt alles drin" meinte ich, dass Batchelor ab ca. einer Stunde ganz klar sagt, dass er Buddhas Lehren über Wiedergeburt ablehnt. Als Grund hierführ führt er letztlich an, dass ihm diese Lehre nicht materialistisch genug ist. Da ist dann für mich der Grund des Buddhadharma verlassen.


    Zitat

    Die von mir genannten Autoren haben mit dem Dharma deshalb zu tun, weil auch Chan etwas mit Lao Tzu und der tibetische Buddhismus etwas mit Bön zu tun hat. Die Inkulturation des Buddhismus hat immer etwas zu tun mit der Kultur, die sie vorfindet: In unserem Falle mit griechischer Philosophie, Christentum, Aufklärung.


    Es wäre für Dich bestimmt interessant, ein wenig mehr zu studieren, wie sich das Vajrayana geändert hat, als es von Indien nach Tibet gekommen ist. Ansonsten hast Du recht, was die Inkulturarion betrifft; nur haben die Karma-Lehre und die Lehre über Wiederkehr (immer im Kontext von An-Atman!) nicht kulturelles an sich! Ich praktiziere auch keinen tibetischen Buddhismus im kulturellen Sinn, versuche aber, das Kind nicht mit dem Wasser auszuschütten.


    Alles Liebe
    Yeshe

    Axel:

    Hallo Yeshe,


    danke für Deine Antwort, und entschuldige bitte, wenn mein Post übertrieben harsch klang (ich empfinde das inzwischen so, wenn ich es nochmal lese... :eek: ).


    Die Entschuldigung nehme ich gerne an!


    Zitat


    Ich lese diesen Vorwurf 'Alles Rauswerfen, was einem nicht in den Kram passt' oft, aber ich habe noch nie gesehen, dass dieser Vorwurf durch ein entsprechendes Textzitat belegt wird. Ist schon klar: Niemand würde wörtlich schreiben 'Ich werfe alles raus, was mir nicht in den Kram passt', aber ich sehe das auch nicht, wenn ich mir die 'Ergebnisse' von Batchelor anschaue.


    Das ist meine Intepretation. Diese speist sich vor allem aus dem Lebensweg von Batchelor.


    Zitat


    Wenn der Buddhismus in eine neue Kultur Einzug hielt, hat er immer die dortigen Gegebenheiten eingearbeitet. Was wäre das bei einer weltweiten säkularen Gesellschaft (es geht ja diesmal nicht um ein bestimmtes Land, sondern um eine weltweite Denkweise, die der amerikanische Philosoph Benjamin Barber 'McWorld' nennt)?


    Diese "weltweite säkulare Gesellschaft" ist ein "westliches" Konzept. Weltweit sind Religionen auf dem Vormarsch. http://www.deutschlandfunk.de/…ml?dram:article_id=306022


    Zitat


    Vielleicht reagiere ich deswegen inzwischen manchmal so harsch, weil ich den Eindruck habe, dass viele, die Batchelor kritisieren, kein einziges Buch von ihm gelesen haben und auch keine Ahnung haben, auf welche Quellen und Anregungen - sowohl im zeitgenössischen Buddhismus als auch in der Ideengeschichte allgemein - er sich bezieht: Die gleichen Leute, die manchmal sehr schnell damit sind, recht abgelegene buddhistische Texte aus dem 13. Jahrhundert zu zitieren, haben von Bonhoeffer, Cupitt, Rorty, MacIntyre, Heidegger usw. (Leute, auf die sich Batchelor bezieht) nie einen Satz gelesen.


    Ich habe auch kein Buch von Batchelor gelesen, mir aber folgende Debatte angeschaut:


    https://www.youtube.com/watch?v=MuHi9Zpx7zo&t=2s


    Ich finde, da steckt genug drin. Ansonsten habe ich von den von Dir genannten Autoren nur Bonhoeffer und Heidegger gelesen. Ich weiß aber auch nicht, was die mit Buddhadharma zu tun haben. Für mich sind buddhistische Texte aus dem 13. Jahrhundert vor allem aus meiner Tradition viel näher als die akutelle Ideengeschichte. Dass das einem auch anders gehen kann, ist klar :)


    Liebe Grüße
    Yeshe

    Axel:

    Hallo Yeshe,


    ich bin etwas verwundert darüber, dass Du Dich in eine Diskussion einklinkst, die Dich vorher nicht zu interessieren schien, und dass Du damit anfängst, eine Frage an jemanden zu stellen, der seinen Beitrag vor einem Monat gepostet hat. Hat Dich die Frage damals nicht interessiert? Warum jetzt?


    Weißt Du, was den "Kernbuddhismus" ausmacht (und was nicht), weil?


    Hallo Axel,


    ich habe mich bereits an der Diskussion beteiligt, schau' mal auf die erste Seite. Seitdem habe ich mitgelesen. Ich poste aber nur, wenn ich irgendetwas nicht verstehe oder das Gefühl habe, etwas sinnvolles beitragen zu können.
    Warum ich erst nach einem Monat antworte? Ich habe einfach einen Monat lang nicht in den Thread geschaut. Ich bin Freiberufler, habe eine Familie und zwischendrin sitze ich auch noch auf dem Kissen. Da hat Buddhaland nicht die höchste Priorität.


    Ich finde so eine Idee von Kernbuddhimus schwierig, vor allem wenn man, wie Batchelor, meint, alles rauswerfen zu können, was einem selber nicht in den Kram passt. Das buddhistische Bekenntnis der DBU trage ich mit (bin da auch Mitglied). Ob das der Kern ist? Vielleicht ist das tolle am Buddhadharma, dass er gar keinen Kern hat, oder wenn, dann so einen wie "die Mitte des wolkenlosen Himmels" (Name eines Mahamudra-Textes). Die Frage wäre ansonsten sofort, ob der Kern die relative oder die absolute Ebene (oder beide) umfasst usw.
    Eine mögliche Kernidee könnte auch sein, dass die Essenz des Buddhadharma die Befreiung fühlender Wesen aus Samsara ist.

    fotost:


    Aus einer sB Sicht - B wird groß geschrieben, s wird klein geschrieben. Für mich ist der Kernbuddhismus eine säkular Lehre, im Prinzip ist die Bezeichnung säkularer Buddhismus damit für mich eigentlich überflüssig.


    Und Du weißt, was den "Kernbuddhismus" ausmacht (und was nicht), weil?

    Anandasa:


    Ich war im Kopf wie bei säkulären Buddhisten unter sich und hatte nicht daran gedacht, dass "andere" mitlesen. Das war etwas sorglos. Das mit Aufsatz hört sich vielleicht etwas großspurig an. Aber eine nahtlose Weiterführung der Lehren Buddhas sehe ich in Mahayana nicht so wirklich, sondern eher eine darauf aufsetzende eigene Lehre. Daher die Verwendung des Begriffs "Aufsatz".


    Ok. Das kann man so sehen. Ich habe selbst großen Respekt vor dem Theravada. Allerdings fände ich es mehr als gewagt zu behaupten, dass die letztlich geschmäckleriche Auswahl der akzeptierten bzw. abgelehnten Lehren des Buddhadharma seitens der "säkulären Buddhisten" eine nahtlose Weiterführung der Lehren von Buddha Shakaymuni darstellen würde.

    Anandasa:

    Hallo,
    Ich sehe das auch so, dass gerne bei der Lehre Buddhas selbst geblieben wird (also Pali-Buddhismus und/oder Theravada), weil im Nachhinein entstandene Aufsätze schon manchmal sehr weit gehen und anfangen ins Schwärmerische zu gehen.


    Die Behauptung, dass Maha- und Vajrayana "im Nachhinein entstandene Aufsätze" sein sollen, ist eine in meinen Augen sektiererische Herarbsetzung der Anhänger dieser Lehren.


    @ Walder: Wenn Dir dann ein anderer Vertreter dieser Richtung im selben Strang erklären will, dass säkulare Buddhisten "ein tiefes Unbehagen über die Zersplitterung der Anhänger der Lehre verknüpft mit Achtung für andere Ansichten" verbindet, solltest Du hellhörig werden.



    Zitat

    Wenn das jemand wüßte, würde er/sie mit Büchern und Vorträgen wahrscheinlich ziemlich viel Geld verdienen


    Wie wäre es mit Stephen Batchelor?