Beiträge von fotost im Thema „Säkularer Buddhismus“

    Moosgarten:
    fotost:

    Ich sehe allerdings keine Anzeichen von Elementen, die für andere Religionen so typisch sind in irgendeiner Variante des Buddhismus. Ewige Gottheiten fehlen, die Idee eines ewigen unveränderlichen Persönlichkeitskerns aka. Seele fehlt, die Vorstellung einer Schöpfergottheit ist max. als Bezug auf die Vehden enthalten.


    Das ist jetzt zwar völlig OT - aber glaubst du wirklich, dass es im volkstümlichen Buddhismus einen großen Unterschied macht, dass personale Wiedergeburt nun mit oder ohne Atta erfolgt? Das ist schon Hochreligion - und es macht auch keinen großen Unterschied ob dein "Gott" so langlebig ist, dass es nicht abzählbar ist, oder "unsterblich". War bei den Griechen, Römern und den nordischen Völkern auch nicht anders.


    Ok, da hätten wir eine weitere Front Volksbuddhismus :grinsen:
    Tut mir leid, da bin ich noch weniger informiert als über andere Bereiche. Wahrscheinlich hast Du recht - egal wo, Menschen wollen irgendwie überleben und wenn es geht auch noch etwas Spaß dabei haben.
    Wäre toll, wenn Mitglieder, die viel Kontakt mit Volksbuddhismus in unterschiedlichen Regionen haben/hatten darüber mehr erzählen würden.


    Moosgarten:


    In gewissem Sinne sehe ich auch den "Säkularen Buddhismus" (als Projekt, nicht als persönliche Haltung) als einen Versuch an, eine Religion zu konstruieren. Das ist aber ebenso geschichtslos, wie die Rekonstruktion eines "Frühbuddhismus".


    Wird Dich wahrscheinlich wundern, aber ich stimme Dir weitgehend zu. Religion hat so viele Aspekte, daß müssen ja nicht primär Glaubensgeschichten sein. Dazu gehören auch Riten, Gemeinschaftserlebnisse, Zeremonien, möglicherweise sogar Strukturen wie Orden etc.
    Ich brauche den Begriff Religion nicht, wenn andere es zur Orientierung brauchen, bitte.


    Langfristig werden sich da auch Dinge entwickeln. Ob jetzt Leute aktiv am Konstruieren sitzen, oder es sich von fast allein ergibt bleibt offen.


    In ersten Ansätzen gibt es ja schon Internetforen, Blogs, einige Bücher zum Thema, Vorträge. Sicher auch soziale Kontakte. Ob es irgendwo Gemeinden gibt die sich als ausgesprochen säkular definieren weiß ich nicht.
    Sogar in einem Forum wie Buddhaland gibt es einen kleinen Bereich säkularer Buddhismus. 8)


    Was Du mit geschichtslos meinst ist nicht ganz klar. Es gibt eindeutig Vorläuferbewegungen zu dem was hier als säkularen Buddhismus bezeichnet wird, was die Zukunft bringt wissen wir beide nicht.

    Moosgarten:
    pamokkha:

    Okay, die Methoden sind säkular. Aber ist damit auch der Buddhismus säkular? Ich würde formulieren, mittels säkularen Methoden kann man einen Frühbuddhismus rekonstruieren. Aber meinem Verständnis nach ist dieser Frühbuddhismus metaphysisch, religiös. Aber die Botschaft der Lehre ist immer zeitgemäß (akaliko).


    Hör doch mal auf, zu behaupten, man könne einen "Frühbuddhismus" zu rekonstruieren, oder gib mal endlich Auskunft darüber, wie das geschehen soll. Selbst wenn man das mit dem frühen Schriften-Kanon könnte, wozu eigentlich, haben wir doch, was will man da eigentlich "rekonstruieren" - das wäre ja dann noch immer kein "Buddhismus", sondern immer nur Texte. Also nichts, wie diese Texte damals ausgelegt wurden, wie die Praxis war usw - ist doch alles schlicht nichtrekonstruierbar, oder wie wäre die Herangehensweise?
    In sofern ist auch die Behauptung völlig haltlos, "dieser Frühbuddhismus (sei) metaphysisch, religiös (gewesen)" - jedenfalls nicht mehr und nicht weniger, als jede andere Volksreligion zu allen Zeiten auch - aber ist das wirklich dein Thema?


    Die Idee, ein Frühbuddhismus sei nicht weniger religiös gewesen als 'jede andere Volksreligion zu allen Zeiten auch' erscheint mir gewagt.


    Die Probleme damit einen ersten Buddhismus zu rekonstruieren sind bekannt.
    Ich sehe allerdings keine Anzeichen von Elementen, die für andere Religionen so typisch sind in irgendeiner Variante des Buddhismus. Ewige Gottheiten fehlen, die Idee eines ewigen unveränderlichen Persönlichkeitskerns aka. Seele fehlt, die Vorstellung einer Schöpfergottheit ist max. als Bezug auf die Vehden enthalten.


    Da sind schon Unterschiede...
    Die 3 Merkmale scheinen ein guter Schutz vor Wunschdenken zu sein. (Womit sich dann allerdings die Frage ergibt, ob sie zum Frühbuddhismus gehören. Oder umgekehrt, ob eine Lehre bevor die 3 Merkmale eingeführt wurden Buddhismus ist..)

    Axel:

    Hier übrigens - um mal von Batchelor wegzukommen - ein, wie ich finde - guter Artikel zum säkulären Buddhismus:
    https://akincano.net/PDF/SaekularerBuddhismus-NeueVision.pdf


    Guter Text. Manchmal etwas zu vermittelnd, aber die Wunschliste spricht mir aus dem Herzen.


    Es ist vielleicht eine Altersfrage, aber ich merke immer mehr, wie sehr ich eine echte Gemeinde vermisse. Wo man sich auch mal über Randfragen unterhalten kann oder gegenseitige Unterstützung findet.

    Lucy:

    Ein Lehrer wie ich es kenne hat sehr wenig mit Schul - Lehrern zu tun.


    Hallo Lucy,
    ich weiß nicht, wie alt Du bist. Ich bin zu einer Zeit zur Schule gegangen, als noch eine halbe Lehrergeneration ausgefallen war. Als Gefallene und Kriegsgefangene des zweiten Weltkriegs, als untauglich für den öffentliche Dienst wegen zu enger Verknüpfung mit der Diktatur ausgeschieden.


    Die Lücken wurden damals 'hochgradig kreativ' aufgefüllt mit Fachleuten aus vollkommen schulfremden Bereichen, die in ihrem früheren Beruf pensioniert waren, mit leicht weltfremden Elfenbeinturmgelehrten, mit Wehrmachtsoffizieren, die wenigstens politisch unauffällig geblieben waren, mit xxx


    Feuerzangenbowle pur an manchen Tagen :clown:


    Niemand davon hatte eine pädagogische Ausbildung. Die konnten ihren Fachstoff meist mit links beherrschen, als Lehrer konnten sie nur durch Integrität und persönlichem Vorbild überzeugen.


    Ich habe nie einen persönlichen buddhistischen Lehrer gehabt.
    Wer einen findet, der von den menschlichen Qualitäten her an einige meiner alten Schullehrer heranreicht darf sich glücklich schätzen.


    Lucy:


    Kommen wir nicht immer weiter weg vom Thema?


    In früheren Threads zum Thema war das vieeeel schlimmer :grinsen:


    Aber die letzte Abbiegung (Wahrheit --> Vermittlung von Wahrheit --> Lehrer) paßt doch ganz gut zum Thema.
    Eine rein säkulare Interpretation der Lehre wird von einigen als persönliche Wahrheit erlebt.
    Darum geht es hier doch.

    Doris Rasevic-Benz:
    Bakram:


    Ich würde sagen die Wahrheit wird unterschiedlich vermittelt:


    Im Lamaismus vermittelt und somit bestimmt der Lama was Wahrheit ist
    Im Theravada vermittelt die Lehre, sofern sie verstanden wird (-> Verblendung) die Wahrheit.


    Der Lehrer bestimmt nicht, was die Wahrheit ist. Wie kommst Du denn da drauf?


    Ich finde die Formulierung auch unglücklich.
    Aber - bestimmt ein Lehrer, was seine Wahrheit ist?


    Wie weit darf das, was ein Lehrer lehrt von seiner eigenen Wahrheit abweichen?
    Ich erinnere aus der Schulzeit Momente, in denen Lehrer (eigentlich erinnere ich nur 2) gesagt haben, 'Im Lehrplan steht das und das drin', 'lest im Schulbuch Seite 22-24 und macht euch eure eigenen Gedanken' und dabei deutlich gemacht haben, daß ihre persönliche Wahrheit eine andere gewesen ist.

    pamokkha:
    fotost:

    Für mich gehört dann auch das Angebot einer säkularen Erklärung buddhistischer Kernbegriffe dazu. Wiedergeburt, Karma, Leben in der Gemeinschaft, Weisheit sind in der Lehre tief verankerte Ideen. Ohne eine mögliche rein säkulare Erläuterung existiert für mich kein säkularer Buddhismus.


    Magst du das, fotost, bitte einmal näher erläutern. Das klingt jetzt ein wenig so, als ob du buddhistische Worthülsen nimmst und mit deiner eigenen Füllung vollstopfst.


    Ich werde mich bemühen.


    Sprache ändert sich, das Umfeld von Sprache ändert sich. In diesem Sinn kann man Begriff durchaus mit Wort'hülse' in Verbindung bringen.


    Ob man es möchte oder nicht, die Bedeutung von Wörtern ist einer stetigen Änderung unterworfen. Buddha hat dies klar gesehen. Gedanken, die in Form von Wörtern ausgedrückt werden, werden immer wieder neu interpretiert.


    Ich finde, daß die Möglichkeit besteht, Gedanken der buddhistischen Lehre (die buddhistische Lehre insgesamt) rein säkular zu betrachten, für sich wahrzunehmen. Darum dreht sich doch dieser Thread?


    Dazu gehört dann eben für mich auch, einige Kernbegriffe, die ich oben genannt habe, säkular zu erklären.
    Ich halte absolut nichts davon, aus einer 2.600 Jahre alten Lehre Begriffe einfach zu streichen oder als unbequem nicht weiter zu verwenden. Wahrscheinlich wäre ich dann konsequent und würde mich nicht mehr als Buddhisten bezeichnen, wenn mir dies nicht möglich wäre.
    Von Buddhismus lite oder 2.0 halte ich nichts.


    pamokkha:
    fotost:

    Zuflucht, die 4 edlen Wahrheiten (mit dem achtfachen Pfad als Beschreibung des Weges), die 3 Eigenschaften. Wer das nicht akzeptiert kann mag ein edler, wertvoller Mensch sein, ein Vorbild, ein Heiliger. Sie oder er ist kein Buddhist (in meinem Verständnis).


    Die 4 Wahrheiten werden ja im Lamaismus und Theravada unterschiedlich verstanden. Ist nur ein Verständnis davon Verständnis eines Buddhisten oder sind beide Buddhisten, weil sie die gleiche Worthülse verwenden, nur eben anders verstehen. Die Chinesen haben eine schöne Redensart: 同床異夢, gleiches Bett, andere Träume.


    Ich sehen das mal als Bestätigung meiner Teilanwort an. Die chinesische Redensart muß ich mir merken :grinsen:


    Tja... sind beide Buddhisten? Gute Frage.
    Wenn ich blau sage, meine ich dann das gleiche wie Du?
    Ich denke, ich kümmere mich erst mal um meinen Kram bevor ich zuviel über den Tellerrand auf andere blicke.

    Yeshe:

    ...
    Ich finde so eine Idee von Kernbuddhimus schwierig, vor allem wenn man, wie Batchelor, meint, alles rauswerfen zu können, was einem selber nicht in den Kram passt. Das buddhistische Bekenntnis der DBU trage ich mit (bin da auch Mitglied). Ob das der Kern ist? Vielleicht ist das tolle am Buddhadharma, dass er gar keinen Kern hat, oder wenn, dann so einen wie "die Mitte des wolkenlosen Himmels" (Name eines Mahamudra-Textes). Die Frage wäre ansonsten sofort, ob der Kern die relative oder die absolute Ebene (oder beide) umfasst usw.
    Eine mögliche Kernidee könnte auch sein, dass die Essenz des Buddhadharma die Befreiung fühlender Wesen aus Samsara ist.


    Ich finde, es gibt in den von allen akzeptierten Texten durchaus Ansätze zu diesem Thema


    Zitat

    [16.6.3 Die Erlaubnis mindere Regeln aufzuheben]


    Wenn man es verlangt, Anando, soll die Jüngerschaft nach meinem Verscheiden die minderen Verordnungen und was damit zusammenhängt aufheben. -


    http://www.palikanon.com/digha/d16_6.htm#16.6.3


    Buddha hat hier klar ausgedrückt, daß selbst in der zentralen Institution, die er geschaffen hat es unterschiedlich wichtige Ebenen gibt.


    Die Essenz der Lehre ist wohl hier wiedergegeben


    Zitat

    23. "Gut, gut, Anuradha! Dies nur, o Anuradha, verkünde ich, früher wie heute: das Leiden und des Leidens Aufhebung."


    S.22.86. Anuradha - 4. Anurādha Sutta (gleich sn 44.2) http://www.palikanon.com/samyutta/sam22_090.html#s22_86

    Falls sich jemand wundert, warum ich ich in meiner Antwort um 20:56 die fünf ersten Silas nicht erwähnt habe..
    Sie gehören als Richtschnur ethischen Verhaltens zu allen großen Lehren und sind rein säkular ableitbar.


    Natürlich gehören sie unbedingt zur buddhistischen Lehre, aber sie sind kein Alleinstellungsmerkmal (USP :rofl: )


    Eure Meinung?

    Axel:
    fotost:

    Danke Axel,


    ich halte die Frage für legitim und letztlich für das Selbstverständnis eines säkularen Buddhismus für entscheidend


    Natürlich ist sie das - ich hoffe nicht, dass mein Einwurf so rüberkam, das Fragen und Kritik nicht legitim sind...



    Nein, bei mir nicht. Mir kommt es hier etwas darauf an das Wichtige herauszuarbeiten und da wollte ich einfach die Frage von Yeshe begrüßen :like:

    Axel:

    Hallo Yeshe,


    ich bin etwas verwundert darüber, dass Du Dich in eine Diskussion einklinkst, die Dich vorher nicht zu interessieren schien, und dass Du damit anfängst, eine Frage an jemanden zu stellen, der seinen Beitrag vor einem Monat gepostet hat. Hat Dich die Frage damals nicht interessiert? Warum jetzt?


    Weißt Du, was den "Kernbuddhismus" ausmacht (und was nicht), weil?


    Danke Axel,


    ich halte die Frage für legitim und letztlich für das Selbstverständnis eines säkularen Buddhismus für entscheidend


    Yeshe:
    fotost:


    Aus einer sB Sicht - B wird groß geschrieben, s wird klein geschrieben. Für mich ist der Kernbuddhismus eine säkulare Lehre, im Prinzip ist die Bezeichnung säkularer Buddhismus damit für mich eigentlich überflüssig.


    Und Du weißt, was den "Kernbuddhismus" ausmacht (und was nicht), weil?


    Hallo Yeshe,


    willkommen im Thread 8)


    Nein, ich bin kein Wissenschaftler oder fortgeschrittenes Mönch. Ich weiß nicht, was Kernbuddhismus genau ausmacht. Ich arbeite dran. Als Arbeitsgrundlage würde ich etwa das 'Buddhistische Bekenntnis' der DBU akzeptieren.


    Zuflucht, die 4 edlen Wahrheiten (mit dem achtfachen Pfad als Beschreibung des Weges), die 3 Eigenschaften.


    Wer das nicht akzeptiert kann mag ein edler, wertvoller Mensch sein, ein Vorbild, ein Heiliger. Sie oder er ist kein Buddhist (in meinem Verständnis).


    Das Thema des Threads ist säkularer Buddhismus. Für mich gehört dann auch das Angebot einer säkularen Erklärung buddhistischer Kernbegriffe dazu. Wiedergeburt, Karma, Leben in der Gemeinschaft, Weisheit sind in der Lehre tief verankerte Ideen. Ohne eine mögliche rein säkulare Erläuterung existiert für mich kein säkularer Buddhismus.


    Zitat

    Und Du weißt, was den "Kernbuddhismus" ausmacht (und was nicht), weil?


    Nein, ich weiß es nicht. Das, was ich weiß ist Resultat langer Jahre. Das Reiben am Widerstand einiger Mitglieder hier im Forum hat mir sehr geholfen.


    Ich bin dankbar dafür _()_


    liebe Grüße sotap,


    ich hoffe nur, daß Du das bitte nicht mit Buddhismus in welcher Form auch immer gleichsetzt.


    Ich wünsche sehr, daß selbst in diesen Klostern einige Mönche die echten Ideen weitertragen.
    Es ist zu einfach, aus den Verzerrungen einer Lehre Schlußfolgerungen auf die Lehre insgesamt zu ziehen :|

    Sudhana:

    ...
    Das, was Batchelor als 'säkularen Buddhismus' glaubt zu entwerfen und zu entwickeln ist genau das, was Borup als kulturelles Narrativ beschreibt: das aktuelle westliche Pendant zu den traditionellen buddhistischen Volksreligionen, eine simple Inkulturation. Das existiert schon längst und entwickelt sich ohnehin, auch ohne dass jemand daran herumschraubt. Batchelor gibt den Propheten, aber dabei konstatiert er nur das faktisch Gegebene.


    Das liegt auf so vielen Ebenen falsch.
    'traditionelle buddhistische Volksreligionen' - ich habe noch von niemandem, der sich in Europa oder den USA säkularer Buddhist nennt gehört, daß er für den Verkauf von Talismanen oder das Erstellen von Horoskopen in Tempeln eintritt oder in seinem Garten ein Geisterhäuschen aufbaut oder die Verehrung von Mönchen fordert - allein aus dem Grund, weil sie Mönche sind, unabhängig von persönlichem Verhalten.


    Sorry - Buddhismus ist hier keine Volksreligion und wird es wahrscheinlich noch sehr lange nicht sein. Säkulare Buddhisten sind eine winzige Minderheit innerhalb einer kleinen Minderheit. Die meisten davon sind kein 'Volk', sondern durchaus privilegiert unter Aspekten wie Bildung, freie Verfügbarkeit von Zeit und ähnlichem.


    'Das faktisch Gegebene' - wirklich? Dies ist hier wahrscheinlich das größte deutschsprachige Forum in der Form eines Portals für Buddhismus. Ich sehe etwa 5 Mitglieder hier, die ernsthaft auf diesem Weg sind.
    Faktisch gegeben ist, daß alle hier natürlich einen PC benutzen um mitmachen oder wenigstens mitlesen zu können oder bei einer ernsteren Krankheit nach den modernsten Untersuchungs- und Behandlungsmethoden rufen. Willkommen im 21ten Jahrhundert ^^^^



    Sudhana:

    ...
    De facto ist das, was er propagiert, ja nicht wirklich Säkularisierung, sondern Domestizierung. Die 'zeitgemäße', von einem soterologischen Anspruch 'befreite' Ideologie, für die er wirbt, hat den Dharma vor allem von seiner Subversivität 'befreit' und auf ein Instrument der Bedürfnisbefriedigung reduziert. Sie ist affirmativ bis auf die Knochen und fügt sich reibungslos in den Verblendungszusammenhang ein. Neu ist das nicht - nur das Narrativ ist 'zeitgemäß' und kulturkompatibel renoviert und aufgehübscht. Das ist ja auch nicht schlimm oder schlecht - nur als 'Buddhismus' ziemlich defizitär.


    Mal abgesehen vom ganzen Wortgeklüngel...


    Den Dharma von der Subversivität die er zur Zeit des Buddha hatte befreit hat nicht Herr Batchelor, sondern die europäische Aufklärung, sozialistische Denker und die Entwicklung der Wissenschaft. (Ich entschuldige mich, wenn ich hier einen wichtigen Faktor übersehen habe)
    Das Thema, wenn überhaupt, ist die neue Subversivität eines säkularen Buddhismus gegenüber bestehenden Systemen.


    Und ja - in einem hast Du Recht. Wenn die Lehre auf ein Instrument der Bedürfnisbefriedigung reduziert wird ist sie wieder dort angekommen, wo sie hingehört.
    Ich habe das tiefe und ernste Bedürfnis nicht mehr zu leiden. Das Bedürfnis nach Freiheit und Wahrheit!

    void:

    ..
    Auch der modernen, säkularen Denkweise liegt ein (natürlich säkulares) "Tranzendieren" zugrunde: Letzendlich wird der Mensch von der Anhängigkeit an Natur und gesellschaftliche Zwänge befreit (emanzipiert). Weil Natur und Kollektiv ihre Macht verlieren, wird der Mensch in seiner individuelle Verantwortung und seinem Wollen "frei". Natürlich um den Preis, dass damit die individuelle Entscheidungsfreheit und der individuelle Wille verabsolutiert wird. Teilweise so verabsolutiert, dass sie als "Markt" (oder auch "Staat") sogar wieder die Menschen selbst unterjochen.


    Mit einer Konstruktion wie säkulares Transzendieren habe ich natürlich meine Probleme, aber das ist ja nur ein Begriff. Was Du daraus folgerst finde ich richtig, inklusive der Betrachtung der Gefahr die darin enthalten ist.


    Was mir ein wenig fehlt, ist am Ende die Synthese - daß aus der Möglichkeit zur Freiheit auch wieder die Möglichkeit der echten freiwilligen Bindung entsteht. Durchaus im Sinne von Zufluchtnahme, aber auch in vielen anderen Ebenen.


    void:

    ..
    Der grosse Wert des "Säkularen" für den Buddhismus liegt darin, dass es als ein Gegenmittel die im Buddhismus historisch enthaltenen Machtverhältnisse in Frage stellet. Wenn "säkularer Buddhismus" als eine einseitige Sache aufgefasst wird, in dem das "Säkulare" und Moderne den Buddhismus relativiert, kann man jedoch in eine Schieflage kommen, indem man sich die "Metaphysik der Moderne" einfängt. Die Medizin kann selbst zum Gift werden.


    Von daher ist es notwendig auch die andere Richtung einzubeziehen: Nämlich auch das "Säkulare", "Moderne" vom Buddhismus ( oder anderer "postmoderner" Ansätze wie kritischer Theorie) aus radikal in Frage zu stellen.


    Grundsätzlich bin ich einverstanden. Nur ein kleines Problem - diese ganze Überlegung hängt stark davon ab, wie man säkular definiert. Wenn Du etwa Batchelors Idee von 'säkular kommt von saeculum , was ja auch Jahrhundert oder übertragen, die Zeit in der wir leben meint) übernimmst, wird es schwierig.
    Von eine buddhistischen Warte aus kann man Verirrungen und Fehlentwicklungen kritisieren, aber eben nicht in Frage stellen, ob wir 2017 leben oder ob ich in Mitteleuropa lebe.
    Ganz ehrlich - das tun weitaus eher Leute, die sich für ihr Zentrum ein asiatisches Kostüm anziehen oder historische Symbole verwenden.


    Aus einer sB Sicht - B wird groß geschrieben, s wird klein geschrieben. Für mich ist der Kernbuddhismus eine säkular Lehre, im Prinzip ist die Bezeichnung säkularer Buddhismus damit für mich eigentlich überflüssig.

    Tychiades:

    Wir sind ja satt - bis zu übersatt. Deshalb hat der Buddhismus hier überhaupt eine Möglichkeit sich auszubreiten - weil wir im Überfluss leben. In Ländern, in denen Menschen hungern und Mangel leiden und sich nach dem Überfluss sehnen, da findet das Christentum Wurzeln.


    und der Islam


    Tychiades:
    fotost:


    Wenn da nichts dazu kommt von dem was wir in den letzten 2.600 Jahren erarbeitet und erkämpft haben bleibt das Ergebnis eines sB wirklich bei dem stecken, was einige hier kritisieren, einem für Westler leicht konsumierbar gemachtem Wohlfühlbuddhismus.


    Von wem sprichst du da? Wer ist denn "wir"?
    Ich habe Zen gewählt oder Zen hat mich gewählt - weil ich alles hatte bzw. habe und die Dinge abgeben will - ich will los lassen und mich auf den Tod vorbereiten. Da kann ich nämlich gar nichts mitnehmen. Vielleicht gibt es ein paar Grabbeigaben, damit die Anderen ein gutes Gefühl haben.


    In dem Zusammenhang den ich gemeint habe bist Du bestimmt mehr 'wir' als die allermeisten anderen 8)

    void:

    ...
    Vielleicht geht es um einen Buddhismus der im Bereich der "Mündigkeit" bleibt und sich der "schwarzen Pädagogik" enhält.


    So eine Diskussion würde doch ganz anders geführt werden, als wenn man das Wort "säkular" in anderen Bedeutungen verwendet, oder?


    Grundsätzlich ist da viel Richtiges (aus meiner Sicht) dabei.
    Auf der anderen Seite würde ich es für ungenügend halten sich nur bestimmter Momente zu enthalten (oder anders zu definieren).


    Das machen im Prinzip sowieso alle. Jeder sucht sich die Rosinen raus und möchte den Rest gern vergessen.
    Wenn da nichts dazu kommt von dem was wir in den letzten 2.600 Jahren erarbeitet und erkämpft haben bleibt das Ergebnis eines sB wirklich bei dem stecken, was einige hier kritisieren, einem für Westler leicht konsumierbar gemachtem Wohlfühlbuddhismus.

    void:

    ...
    Und im Buddhismus ist es ja ähnlich: Während motivierte Mönche sich mit Meditation und edlem achtfachen Pfad beschäftigten, haben sich ja eher die mit Höllen beschäftige, die keine intrinsische Motivation zum Guten haben, sondern sich mit Horror-Bilder in die richtige Richtung pushen mussten


    NaJa, ist so eine nicht ganz säkulare Sache :grinsen:


    Höllenvorstellungen gehören schon recht intensiv dazu. Wenn man das als Beschreibung einer Realität außerhalb des Geistes betrachtet, sind einige der Texte des PK schon erheblich grausiger und rachevoller als bei den Katholiken mit ihrer heiligen Inquisition. Einiges davon fällt eindeutig eher unter den Bereich Psychopathologie als Weisheit.


    Wenigstens gibt es im PK keine ewige Höllenqual. Alles was bedingt entsteht usw.


    Daß Mönche motiviert beim Meditieren sitzen sehe ich auch nicht immer so ganz. Einige bauen munter Höllen Theme Parks und sitzen am Eingangshäuschen und verkaufen Tickets und Talismane..


    http://korat.info/viewtopic.php?t=9
    Keine Ahnung, wieviele es davon inzwischen gibt.

    Warum nicht einen Blick über den buddhistisch säkularen Tellerrand wagen :) ?


    Ein säkulares Christentum ist für mich nur sehr schwer vorstellbar. Der Kern als Offenbarungsreligion um einen Schöpfergott im Zentrum verbietet für mich eine säkulare Interpretation, was aber den Versuch eines säkularen Herangehens nicht verbietet.


    Daß bei dem von Dir beschriebenen Versuch Anglikaner treibende Kräfte sind ist wohl kein Zufall. Nach meinem Wissen ist diese Kirche die mit Abstand am wenigsten 'religiöse' der christlichen Gruppen.

    void:
    fotost:

    (Das mit dem Geschlecht ist Unfug. Bhikkhunī Pāṭimokkha und Mahā Vibhanga - erklär' uns die Unterschiede!)


    ....
    Letzendlich sollte es für einen ordinierten egal sein, ob er Mann oder Frau ist. Alle Unterschiede die dann gemacht wurden (Trennung von Männer und Frauenorden) wurden aus praktischen Erwägungen gemacht.


    Perfekt! Praktische Erwägungen, die abhingen von? Bedingungen einer Zeit, einer konkreten Umwelt. Rein säkulare Überlegungen. Heute in dieser Ausprägung absolut überholt.


    Man darf gern darüber spekulieren, ob andere Textstellen wirklich von Buddha stammen oder eher späteren Datums sind



    A.IV.80 Das Weib - 10. Kamboja Sutta http://www.palikanon.com/angutt/a04_071-080.html


    void:
    fotost:

    Natürlich hat Buddha die Darstellung seiner Gedanken angepaßt, wenn er zu Händlern oder Kriegern oder Brahmanen gesprochen hat. Ob man daraus einen Händler-Buddhismus machen möchte darf als Wortspiel bezeichnet werden.


    Also ich finde das jetzt kein Wortspiel, sondern einen ganz wichtiger Unterschied: Die eine Sache ist die, ob man quasi verschiedene "Dharma-Tore" hat, die von unterschiedlichen Richtungen zum selben Ort "ohne Rang und Namen" führen. Und genauso wie Sudhana hab ich überhaupt nichts gegen ein weiteres "säkules Dharma-Tor". Der Begriff "Buddhismus 2.0" knüpft dagegen an die Fortschrittslogik von Programmversionen an, bei denen die alte Version veraltet und schrottreif werden. Während ich mit unterschielichen Buddhismus Darstellungen gar kein Problem habe, sehe ich diese Hierarchisierung kritisch. Ich bin ein anderes Examplar als ein mittleralterlicher Bauer, aber meine Verblendungen sind nich "fortgeschrittener" sondern nur anders.


    Sehe ich genau so. Den Begriff Buddhismus 2.0 verwende ich nicht für meine Ideen aus den gleichen Gedanken heraus. Ich kann den Buddhismus nicht 'verbessern', nur Wege suchen, die es Menschen jetzt mit den zusätzlichen Erfahrungen, die wir heute besitzen leichter machen.


    Die Tatsache, daß es verschiedene Dharma Tore gibt bedeutet nicht, daß ich durch alle gleich gut hindurchpasse oder daß ich sie auch nur für gleichwertig halten muß.



    Vielleicht. Für mich ist das Kollektiv die Sangha.


    Darüber hinaus ist es vielleicht wieder hilfreich, sich mit den zeitlichen Bedingungen auseinander zu setzen. Es ist heute viel einfacher, ein eigenbrötlerisches Leben mit einer relativ angenehmen Lebensqualität zu führen als früher. Soziale und ökonomische Zwänge sind heute vollkommen anders als in Indien vor 2.600 Jahren.


    Das trifft auch auf das zu, was Du aus einem anderen Zusammenhang von mir zitiert hast. Trennung von unlieben Familienmitgliedern, etwa durch etwas extremes wie Scheidung, ist möglich. Für einen indischen Bauern vor 2.600 Jahren (und heute) sehr viel schwerer.


    Anatta macht letztlich jede simple Individualismus Idee zunichte.

    Axel:

    ..
    Und hätte man, wenn man böswillig ist, diese Vorwürfe/Befürchtungen nicht bei jeder weiteren 'Drehung des Rads' äußern können, bei jeder weiteren Ausdifferenzierung der einzelnen Schulen (um nicht von 'Spaltungen' zu reden).


    Ich bin mir da nicht ganz sicher (es gibt bestimmt einige, die mir/uns da helfen könnten) - aber von Spaltung in diesem Kontext wird doch nur gesprochen, wenn innerhalb einer bestehenden Mönchsgemeinde so gravierende Meinungsverschiedenheiten entstehen, daß dies zu einer Trennung führt.


    Um beim Thema des Threads zu bleiben - ich sehe keine Anstrengungen innerhalb bestehender Mönchsgemeinden einen säkularen Buddhismus voran zu bringen.


    Leute, die sich darüber ernsthaft Gedanken machen und jemals als Mönch lebten, hatten sich innerlich schon lange von ihrer alten Schule getrennt und auch formal diesen Schritt vollzogen, bevor sie sich zu säkularen Fragen geäußert haben.


    Axel:

    ..
    Na, das ist dann doch etwas romantisierend. Vom 'Lehmboden' sehe ich beim millionenteuren 'Buddhistischen Zentrum' im bester Stadtlage jetzt auch eher wenig...


    :rofl:

    void:

    ...
    Vielleicht ist das mit dem "Zeit" missverständlich, weil es da eine Homogenität assoziiert, die ich nicht meine.


    Wir haben alle so unsere "Befindlichkeiten", die daraus kommen, wo wir uns befinden. Wenn man einen Buddhismus hat, der sich auf diese Befindlichkeit einlässt, dann fragmentiert das: Man hätte einen individuellen Samurai-Buddhismus, einen Manager-Buddhismus, einen Pop-Buddhismus, einen Buddhismus 2.0.


    Danke für die Erklärung, lieber oft recht individueller Zen Buddhist :grinsen:


    void:

    ..
    Wenn Mönche die selbe Robe tragen und das gleiche Essen essen, dann transzendiert das schon mal vieles an Zeit und Klasse ( und sogar Geschlecht), ohne das damit etwas übernatürlich es verbunden wäre.
    ( und insofern ist es säkular- die Ironie ist das gerade Roben als nicht säkular gelten)


    Nach den Mönchsregeln ißt ein Mönch das, was er gespendet bekommt. Dort und in der Zeit wo er auf Bettelgang geht und beklagt sich nicht über das, was er erhält.


    Das transzendiert sicher auch. Und zwar Dünkel, Ich-Denken und unnötigen Stolz.


    (Das mit dem Geschlecht ist Unfug. Bhikkhunī Pāṭimokkha und Mahā Vibhanga - erklär' uns die Unterschiede!)


    void:


    Während es total traurig gewesen wäre, wenn Buddha da nach Klassen getrennt hätte und so Krieger-Budddhismus, Oberschicht-Buddhismus oder Händler-Buddhismus gelehrt hätte.


    Ich bin am Anfang sehr kopflastig auf die Lehre gestoßen. Es hat verschiedene Elemente in der Lehre gegeben, die dann den ganzen Rest nachgezogen haben.
    Eines dabei war die beharrliche Bereitschaft Buddhas, Menschen (alle Menschen, denen er begegnet ist) dort abzuholen, wo sie sich momentan befanden. So konnte ich als verwirrter, recht zynischer Westler in der Lehre das finden, was mich damals in diesem Zustand gepackt hat.


    Natürlich hat Buddha die Darstellung seiner Gedanken angepaßt, wenn er zu Händlern oder Kriegern oder Brahmanen gesprochen hat. Ob man daraus einen Händler-Buddhismus machen möchte darf als Wortspiel bezeichnet werden. Es ging dabei darum, über diesen Einstieg den Zugang zur ganzen Lehre/Wahrheit zu finden. Wer sich nicht weitertasten mag wird für immer nur einen Besen sehen.


    Daß diese Anpassungsfähigkeit auf keinen Fall traurig war, sondern psychologisch korrekt und hilfreich zeigt die Tatsache, daß wir uns nach fast 2.600 Jahren immer noch drüber austauschen 8)

    Liebe Grüße Waldler,


    ich ziehe es vor, das Gespräch im geschlossenen Bereich sB weiterzuführen.
    Es kommt hier ja eh' nur noch wenig Neues.


    Die ersten 4,5, 6 Seiten des Threads waren vielversprechend. Danke an alle Beteiligten.



    Für konkrete Fragen stehe ich Dir dort und natürlich auch über PN zur Verfügung :rainbow:

    void:

    ...
    Was man da machen kann, weis ich allerdings auch nicht.


    Man könnte etwa zum Thema des Thread zurück kommen und persönliche Befindlichkeiten etwa im Sinne


    Zitat

    1.3 Sollte einmal ein Streit (im Gegensatz zu einer normalen Diskussion) zwischen zwei oder mehreren Benutzern entstehen, so ist dieser außerhalb des öffentlichen Bereichs des Forums auszutragen. Es liegt im Ermessen der Teammitglieder zu beurteilen, was über eine normale Diskussion hinausgeht und bereits ein Streit ist. Um Streitigkeiten "extern" zu beenden sollten sich die Parteien "Persönlichen Nachrichten", E-Mails, Messager-Programmen (z.B. ICQ) etc. bedienen.


    unserer gemeinsamen Forenregeln klären 8)


    Für Dich als Moderator wäre es doch ein einfaches, dazu aktiv beizutragen....
    Du könntest etwa nicht zum Thread gehörende Unterthemen ausgliedern, Mitglieder, die den Gedanken der rechten Rede verstoßen etc. ermahnen.

    accinca:

    ..
    Klar ist aber, wer die Lehre des Buddha einigermaßen verstanden
    hat, kann sich mit mir nicht über die Lehre streiten. Das ist unmöglich.


    Zustimmung, die Lehre ist über jeden Streit erhaben.


    Wenn ich (eigene) Interpretationen einzelner Elemente der Lehre darstelle, die möglicherweise von den Interpretationen anderer oder sogar vom momentanen Mainstream abweichen akzeptiere ich damit Antworten, die zu einem rechten Streit um vielleicht bessere Interpretation/Erkenntnis dazugehören.


    Rechtes Streben wird manchmal auch mit rechter Streit übersetzt. Der Streit sollte nie um die Lehre gehen, nur um meinen Weg zu einem besseren Verständnis.


    R. Gernhardt http://www.steine-in-der-dreieich.de/Dokumente/Gernhard.html


    :angel: