Beiträge von void im Thema „Askese, Kasteiung und der mittlere Pfad“

    Sunu:

    Und was ist mit den Eicheln, aus denen keine ausgewachsene Eiche wird ?
    Die dienen den Tieren im Wald als Nahrung. Durch die Eicheln kommen sie über den Winter, indem sie die Nährstoffe die einst Teil des Samens waren,zu einem Teil ihrer selbst machen. Somit sind auch die Wildschweine, Mäuse und Käfer nicht wirklich verschieden zu der Eiche....und all die, die Nachfolgen auch nicht. Die tatsächlichen Wirkungen, werden bedingt durch die Wahrnehmung meist völlig unterschätzt.


    Es ist eine zweischneidige Sache: Für den einzelnen kann es motivierend und ermutigend sein, wenn man den Unterschied zwischen "Eichel und Eiche" möglichst herunterspielt.


    Aber auf der anderen Seite ist der Unterschied zwischen Eiche und Eichel gewaltigt: Unter dem einen können hunderte Leute Unterschlupf finden, während man bei dem anderen aufpassen muss, dass man es nicht zertritt.


    Von daher ist es doch verständlich, wenn man es es als Herabsetzung eines Menschen, der spirituell Gewaltiges erreicht hat, wenn man ihn mit dem Hipster vergleicht, der da vielleicht etwas achtsamer geworden ist, und nur mehr veganes Shampoo benutzt.

    Sunu:

    Das was sich für den Einzelnen im Detail entwickeln wird, das kann ich nicht sagen,das hängt von den jeweiligen Umständen ab.....aber das diese Achtsamkeit der Leidbefreiung zuträglich ist schon. Wenn jemand beginnt sich sich darüber Gedanken zu machen, woher seine Konsumgüter stammen, Mitgefühl für diejenigen entwickelt die ggf. für die Herstellung dieser Güter leiden mussten, beginnt nach Wegen zu suchen die das Leiden beenden können... Dann betritt er den Weg, den auch Buddha einst betrat.


    Natürlich sollte man jeden Hipster zur Achtsamkeit ermutigen.


    Du hast das ja mit dem Verhältnis zwischen Same und Baum verglichen:


    Sunu:

    Aus dem kleinsten Samen kann einmal ein mächtiger Baum entstehen....Eigentlich sind Same und Baum noch nicht einmal wirklich verschieden.


    Erst wenn man diese Metapher aus dem Abstrakten ins Konkrete holt, kann man sich vorstellen, was das bedeutet:


    Nehmen wir mal als Beispiel für einen Baum die Eiche: Natürlich ist es so, dass jede Eiche aus einer Eichel gekommen ist. Aber umgekehrt gilt das natürlich nicht. Eine Eiche wird ja ungefähr 500-1000 Jahre alt. Jedes Jahr trägt sie 150 Kilo Eichen, wobei jedes Kilo Eicheln ungefähr 250-300 Eicheln enthält. Das heisst, dass so eine Eiche im Laufe ihres langen Lebens tatsächlich 18 bis 45 Millionen Nachkommen hat. Das ist so viel, das man damit ein ganzes Bundesland von der Grösse Badem-Würtembergs vollständig bepflanzen könnte ( was wohl selbst einen grünen Ministerpräsidenten nur mässige freuen dürfte)


    Da der Bestand an Bäumen aber ungefähr gleich bleibt, heisst dass, dass - obwohl natürlich POTENTIELL aus jeder Eichel eine Eiche werden kann, nur EINE von diesen Millionen von Eicheln TATSÄCHLICH überlebt,


    Die richtige Aussage, dass Same und Baum für diesen einen, dann natürlich identisch sind, trügt ein wenig über dieses giagantomanische Misssverhältnis zwischen dem Potentiellen und der tatsächlichen Wirkung hinweg.

    Mirco:

    Ich glaube, das vielen schon die normale, nicht-Dhutanga Lebensweise der Bhikkhus wie "Kasteiung" vorkommt.


    LG


    Ich glaube es ging dem Buddha darum so einen Askese-Ehrgeiz zu verhindern, wo man sich dabei übertrumpft noch krassere Dinge auf sich nehmen zu können. So hat ja z.B die Gimpfelumkreis-Askese (Kaihōgyō ) der "Marathon-Mönche", wo man für 9 Tage nichts isst, nichts trinkt und nicht schläft, schon was Extremistischen.


    Wobei ich das Gefühl habe, dass so ein Extrem-Askese wieder etwas anziehenderes hat( weil es ein Beweis dafür ist über menschliches erdulden zu können) als so das minimalistische " normale" Mönchsleben. Weil es weniger langweilig rueber kommt.

    Dem Buddha hing es nicht um eine Mitte, sondern ganz gradlinig darum, Anhaftung zu minimieren.


    Nur weil man an der eigenen Nicht-Anhaftung im Sinne eines Asketenstolzes anhaften kann, ergibt sich die Notwendigkeit auch diesem zu widerstehen.


    Aber während das mit dem Asketenstolz zu Buddhas Zeiten wohl wirklich ein Problem war, habe ich persönlich noch nie Leute getroffen, die nach Askese süchtig wurden.


    ( am nächsten kamen dem noch Extremsportler, die ihre Ernährung ihre Freizeit und ihre Familie ihrem sportlichem Ehrgeiz geopfert haben. )