Beiträge von Frieden-und-Freude im Thema „Das Glück der Entsagung“

    Dass man qualitativ zwischen verschiedenen Formen von "Sinnesfreuden" unterscheiden muss und dass es sinnvoll sein kann, sich zugleich von bestimmten Formen abzuwenden und stattdessen anderen zuzuwenden, ist ja immerhin ein guter Ausgangspunkt, um realistisch über Entsagung zu diskutieren.


    Wenn wir den Streitpunkt, was der Buddha seinen Mönchen denn genau verboten hat, einmal ausklammern, bleibt für alle anderen Praktizierenden doch schon einmal die relevante Erkenntnis, dass es primär darum geht, unheilsamen Sinnesfreuden zu entsagen.

    Daneben gibt es solche Sinnesfreuden, die zwar nicht direkt unheilsam sind, aber doch indirekt, indem sie Trägheit fördern und den Geist von der Praxis ablenken. (Beispielsweise zu viel zu essen oder viele Filme zu gucken oder auf Buddhaland viel zu diskutieren. 😂)

    Diesen indirekt unheilsamen Sinnesfreuden gilt es langfristig ebenfalls zu entsagen.


    Und drittens gibt es Sinnesfreuden, die mit der Praxis gut kompatibel sind oder sie sogar fördern. (Beispielsweise: Tee-Zeremonie, Spaziergänge in der Natur usw.)


    Solche Sinnesfreuden können in Maßen kultiviert werden und enthalten üblicherweise keine Gefahr für die Praxis.

    Allerdings muss man doch zumindest bei der unvoreingenommenen Betrachtung der Phänomene zugestehen, dass es neben den schlingpflanzenähnlichen Sinnesfreuden, die erdrücken, auch solche gibt, die nicht erdrücken, sondern erheben. (Sofern man an ihnen nicht anhaftet, was dann natürlich unproduktiv ist.)

    Natürlich gibt es Unterschiede beim Genuß der Sinnesfreuden aber die sind immer nur relativ

    wie das Leiden eben auch.

    In einem ganz allgemeinen Sinn sind natürlich alle Sinnesfreuden Dukkha. (Im Sinne von "unzulänglich" und "nicht voll befriedigend".)

    Das ändert aber nichts daran, dass bestimmte Sinnesfreuden eine nützliche Rolle in der Praxis spielen können und andere dagegen Hindernisse für die Praxis sind.


    Beispiele für Sinnesfreuden, die eine nützliche Rolle spielen: Siehe die Praxis bei Thich Nhat Hanh, in der Musizieren, bildende Kunst, Tee-Zeremonie und Betrachtung von Naturschönheit Teil der Praxis sind.

    Das ist zwar schon fast 2 Jahre her, dass du das geschrieben hast, aber da es jetzt ohnehin wieder hervorgeholt wurde:


    Das hast du sehr gut und präzise formuliert. Genau so ist es!

    Sadhu, sadhu, sadhu! :)


    Einen Einwand habe ich allerdings doch.

    Du sprichst von "Sinnesfreuden aller Art". Ich halte das für zu undifferenziert. Nach meiner Erfahrung gibt es wesentliche Unterschiede bei den Sinnesfreuden. Da gibt es diejenigen, die du beschreibst: die letztlich erdrückend und belastend sind. So wie eine Schlingpflanze, die erst harmlos und angenehm erscheint, aber dennoch unheilsam ist.

    Daneben gibt es aber auch Sinnesfreuden, die eine nützliche Wirkung entfalten und sogar förderlich sind für die Praxis: beispielsweise ein Spaziergang in der Natur oder eine produktive künstlerische Tätigkeit.

    Sogar das Tee trinken im Rahmen einer entsprechenden Meditation kann dazu gehören.


    Nicht ohne Grund haben diese zuletzt genannten Sinnesfreuden etwa in der Praxis von Thich Nhat Hanh eine große Bedeutung: Musizieren, bildende Kunst, Tee-Zeremonie und Betrachtung der Schönheit der Natur.


    Wie man das "theoretisch-buddhistisch" einordnet und mit der reinen Lehre vereinbart, da mag es ja verschiedene Deutungsmöglichkeiten geben. Allerdings muss man doch zumindest bei der unvoreingenommenen Betrachtung der Phänomene zugestehen, dass es neben den schlingpflanzenähnlichen Sinnesfreuden, die erdrücken, auch solche gibt, die nicht erdrücken, sondern erheben. (Sofern man an ihnen nicht anhaftet, was dann natürlich unproduktiv ist.)