Djuvec:Aravind:Und für Menschen, die es gerne etwas esoterischer mögen, kann die Aussicht auf übernatürliche Fähigkeiten die Motivation zur Praxis verstärken. Und im Laufe ihres Weges müssen sie die Anhaftung an diese Aussicht eh aufgeben, sonst wird das wahrscheinlich nichts, mit dem Erwachen.
Ganz wesentlicher Punkt, finde ich: die Motivation zur Praxis. Ich erinnere mich, vor langer Zeit, das ist wirklich schon lange her, eines Morgens wutentbrannt vom Zafu aufgesprungen zu sein und es mit einem Kick gegen die Wand gedonnert zu haben. Dabei habe ich in die Morgenstille meines Zimmers "Scheiß Zazen, voll die Verarschung!" hineingebrüllt und mir geschworen, nie mehr zu sitzen. Meine Motivation zur Praxis war damals, erleuchtet zu werden.Aravind:Bleibt nur die Gefahr, Leute wie mich gleich am Anfang abzuschrecken, so dass man den Weg gar nicht geht. Da könnte ein guter Lehrer unterstützen, der dem Anfänger/der Anfängerin hilft, zwischen essentiellen und am Anfang nicht ganz so essentiellen Teilen der Lehre zu unterscheiden.
Ich glaube nicht, dass es möglich ist, jemand, dessen Geist zum Weg erwacht, davon abschrecken zu können, den Weg zu gehen. Es gibt aber mit Sicherheit die unterschiedlichen Gesichter der Landschaft, durch die der Weg führt. Und dazu kann auch gehören, sein Zafu irgendwann gegen die Wand zu kicken und Buddha erstmal Buddha sein zu lassen. Seher, Grübler, Enthusiasten .... - lassen sich nicht aufhalten. Und wenn sie niemandem begegnen, der ihnen einen Fernseher schenkt, erfinden sie ihn notfalls neu.
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Nachtrag 111017:
"Wasser holen und Brennholz tragen, welch übernatürliche Kraft und welch wunderbares Wirken." (der Laie Ho-on)
und
"In Wahrheit sind die Lehren und Formen der übernatürlichen Kraft eines Buddhas nicht erfassbar." (Dogen Zenji)
Die zwei Zitate sind dem Vortrag Jinzu, einer Dharma-Rede Dogen Zenjis über die Übernatürlichen Kräfte, aus dem Shobogenzo entnommen (Kapitel 25, zu finden in Band II). Damit ist die Sache Übernatürliche Kräfte für mich an dieser Stelle geklärt.