Beiträge von Moosgarten im Thema „Buddhas Lehre von der Wiedergeburt“

    ich geb mal meinen Senf dazu: "jetzt" ist immer. Daran ändert auch nichts die rein praktische Unterscheidung zwischen gestern und morgen. Und weil das so ist, ist auch auch die Übung des Buddha Pfades eine Ununterbrochene, deshalb trifft für das Erwachen weder graduell noch plötzlich zu. Zumindest im Soto-Zen heißt es denn auch:"zum Pfad erwachen"

    accinca:
    Frieden-und-Freude:

    Soweit ich mich erinnere, wird dort der schnellstmögliche Durchgang des "direkten Weges" mit 7 Tagen beziffert.


    Genau genommen wird nur gesagt, das jeder der in der Lage ist diese
    Übungen mindestens 7 Tage, aufrecht erhalten kann,
    entweder Arahat würde oder wenn noch ein Rest Anhangen da ist,
    Nichtwiederkehrer würde.


    Genau genommen steht da weder was von "mindestens" noch von "aufrecht erhalten kann".

    Tychiades:


    Diese Grenzen lösen sich auf, wenn das unterscheidende Bewusstsein sich auflöst.


    Immer nur für Augenblicke. Denn ohne Unterscheidung wäre man nicht lebensfähig. Was aber langsam ins Alltagsbewusstsein eintröpfelt, ist das Bewusstsein für die Bedingtheit unserer Unterscheidungen.


    Zitat

    Es gibt entsprechend nur die Grenzen in deinem Geist. Wenn du das erkennst, dann kannste den ganzen achtfachen Pfad in einer Stunde, einer Minute, einer Sekunde "gehen".


    satipatthana sutta

    fotost:
    mukti:


    So findet sich immer eine Stelle mit der sich die eigene Sichtweise bestätigen lässt. Ich habe auf diese Weise einiges gemäß meiner Sicht zu diesem Thema schon so oft mitgeteilt, dass ich jetzt darauf verzichte - das ständige Wiederholen ist ermüdend und bringt nichts voran.


    Irgendwie wie mit Wiedergeburt. Das ständige Wiederholen ermüdet bei einigen Gier, Hass, letztlich Anhaftung bis kein Wunsch nach Neuem mehr auftritt und Frieden herrscht.


    Ja, mal sehen, als Letzter kann ich ja noch das Licht ausmachen :)

    mukti:

    So findet sich immer eine Stelle mit der sich die eigene Sichtweise bestätigen lässt. Ich habe auf diese Weise einiges gemäß meiner Sicht zu diesem Thema schon so oft mitgeteilt, dass ich jetzt darauf verzichte - das ständige Wiederholen ist ermüdend und bringt nichts voran.


    Noch ein Unterschied. Ich wiederhole mich zwar zwingend auch, aber es gibt für mich jedes Mal neue Gesichtspunkte, die es mir wert erscheinen "am Ball" zu bleiben.
    Deshalb auch an dieser Stelle dafür: Vielen Dank.

    mukti:
    Moosgarten:


    Nun ja, aber der Buddha hat der Überlieferung nach dazu einen Versuch unternommen, sonst hätten wir ja seine Argumentation nicht. Es geht einfach nur darum, diese Argumentationen nachzuvollziehen und ganz und gar nicht darum "die Welt" zu erklären.


    Soweit ich das sehe beruht die überlieferte Wiedergeburtslehre des Buddha nicht auf dem Versuch rationaler Ergründung. In der ersten Nachtwache seiner Erleuchtung hat er seine vergangenen Leben gesehen und in der zweiten Nachtwache "wie die Wesen sterben und wiedererscheinen, gemäß ihrer Handlungen weiterwandern". Das geschah nicht durch Nachdenken sondern in der vierten Vertiefung, beschrieben in M.19 und anderen Lehrreden. Gäbe es dazu eine rationale Argumentation des Buddha dann wäre ja alles klar und es würden sich nicht verschiedene Meinungen bilden. Er hat es aber gesehen "mit dem himmlischen Auge, das geläutert und dem menschlichen überlegen ist", wie es erwähnt ist in M.71 und anderen Lehrreden. Davon hat er berichtet und es zum Bestandteil seiner Lehre gemacht. Aber wie lässt sich ein solches "himmlisches Auge" und das damit geschaute rational ergründen, man kann nur diese Möglichkeit in Betracht ziehen oder nicht.
    In Betracht gezogen lässt sich ein System rationaler Begründung entwerfen, wie es im Abhidhamma und Kommentaren geschehen ist. Das ist eine Erklärung, die aber auch nicht zum übermenschlichen Schauen führt, indem man sie studiert. Sie stützt nur die Annahme einer solchen Schau, beweist sie aber nicht.


    1.
    Das was der Buddha in der Nacht des Erwachens gesehen hat, wird aber auch ganz anders überliefert, nämlich wie in der Mahāvagga des Vinayapitaka - schlicht und ergreifend paticcasamuppada. Und die wiederum ist Ausgangspunkt unzähliger wirklicher Argumentationen im Suttapitaka.


    2.
    Was er dann sonst noch "mit himmlischen Auge" gesehen hat, ist aber logischerweise nicht das, was Leute ohne "himmlisches Auge" aus dem Wortlaut der Texte ziehen können. Wie es gemeint ist, kann nur derjenige sehen, der auch über "himmlisches Auge" verfügt.
    Wie sich dieses "himmlische Auge" auftut, ist aber nicht auf "4.Jhana" beschränkt, das kann ebenso gut beim "studieren" (paññāvimutti - "Weisheitsbefreiung" ) passieren, "studieren" meint hier natürlich nur einfach Texte lesen, sondern dies als Ausübung von satipatthana zu verstehen.

    mukti:
    Moosgarten:


    Ja, wenn die nur mal jemand von den Abhidhamma-Kennern referieren würde.


    Man kann vorhandene Referate lesen und mit den Verfassern oder deren Studenten in Kontakt zu treten versuchen, wenn einem die Beiträge in diesem Forum nicht genügen und einem die Sache unter den Nägeln brennt.


    Also ich gehe schon davon aus, dass dies zuerst die Aufgabe derjenigen ist, die hier diese Standpunkte vertreten und das hier dann auch referieren sollten.


    mukti:

    Es ist zunächst eine mögliche Lösung.


    Wie gesagt, ich sehe da erst mal nur Behauptungen.


    mukti:

    Wir leben nun mal in persönlichen Befindlichkeiten die sich aus dem Ausschnitt der Welt ergeben, den wir den Umständen entsprechend wahrnehmen. Kultur, Anlagen, Fähigkeiten, Wünsche, Begegnungen, Erfahrungen usw. Widersprüche bis ins Letzte rational auszuräumen scheint meiner Wenigkeit in dieser Sache unmöglich zu sein. Ich habe mich damit abgefunden dass der relativ winzige menschliche Verstand die Welt nie erschöpfend erklären wird können.


    Nun ja, aber der Buddha hat der Überlieferung nach dazu einen Versuch unternommen, sonst hätten wir ja seine Argumentation nicht. Es geht einfach nur darum, diese Argumentationen nachzuvollziehen und ganz und gar nicht darum "die Welt" zu erklären.


    mukti:

    Grob skizziert habe ich das Modell ja, und auch einen Link gepostet:
    http://www.abhidhamma.de/txt_A…page=13&zoom=auto,-82,312


    Schau ich mir an.

    Frieden-und-Freude:

    Den vermeintlichen Widerspruch zwischen einem säkularen Ansatz und paticcasammuppada müsstest Du mir noch ausführlicher erläutern, wenn Du möchtest, dass ich verstehe, was Du meinst.
    Ich habe oben eine Serie von Vorträgen von Leigh Brasington über paticcasammuppada verlinkt. Inwiefern kann ein Säkularer die bedingte Entstehung nicht richtig würdigen? Was genau fehlt Dir da? Inwiefern kann der Säkulare die vier edlen Wahrheiten und den Weg nicht verstehen?


    da haben sich unsere Beiträge wohl überschnitten. Ich habe vorher noch nie was von Leigh Brasington gehört. Ich lad mir das runter und hör mir das an, soweit ich nicht durch anderen Sachen in Anspruch genommen werde, die da ab morgen vor allem sind sind: Freunde, Sonne, Strand :)


    Frieden-und-Freude:

    Wenn Du eine Partitur oder eine Schallplatte mit der 5. Symphonie von Beethoven hast, gibt es einen materiellen Träger und etwas Geistiges. Meinetwegen kannst Du dazu sagen, dass sie sich gegenseitig bedingen und Grundlage sind.
    Wenn Du einen Haufen unbeschriebenes Papier hast oder eine ungeprägte Schallplatte, gibt es da etwas Materielles ohne etwas Geistiges.
    Jedoch etwas Geistiges ohne eine materielle Grundlage gibt es eben nicht.


    Genau genommen kann man von einer "ungeprägten Schallplatte" nicht von "Schallplatte" sprechen, ebensowenig von "Boot", wenn es niemand rudert. Ich habe erst kürzlich dieses Beispiel aus dem Shobogenzo-Kapitel "Zenki" zitiert.
    Ich bin da einfach in der Wolle gefärbter Zen.


    Frieden-und-Freude:

    Soweit ich sehe, hast Du ebenfalls mehrfach zugestimmt, dass es nichts Geistiges ohne eine materielle Grundlage gibt.
    (Das jetzt als "Materialismus" zu bezeichnen, wie manche hier im Forum schnell geneigt sind, greift übrigens zu kurz und wäre völlig undifferenzierte Polemik, ohne Kenntnis der philosophischen Diskussionen zu diesem Thema.)


    Ja, es wird erst dann falsch, wenn man "Grundlage" als Primat sieht. "Grundlage" bedeutet in meinem Verständnis nur "eine Bedingung".

    Frieden-und-Freude:

    Mir erscheint es tatsächlich nicht ganz fair, den Säkularen generell zu unterstellen, sie würden mit leichter Hand das Fundament der Buddhalehre (paticcasamuppada) nicht gebührend würdigen.
    Mein Lehrer, Leigh Brasington, ein "Säkularer", spricht ausführlich darüber:
    http://www.audiodharma.org/series/24/talk/2351/


    Sorry, die Säkularen sind schon ne ziemlich heterogene Truppe. Ich kenn da nun auch nicht jeden ihrer Vertreter. Ich hör mir das gern an (das sind ja mehrere Stunden, haha, da brauch ich n bissel) und geb dir ggf n feedback, falls du magst.

    Frieden-und-Freude:

    Mir scheint, es wird mir nun verständlicher, was Du meinst. Vor allem, indem Du sagst, dass das Bewusstsein nicht vom Körper zu trennen ist und indem Du auf die Theorie der Meme verweist.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Mem
    Die Meme benötigen ja auch einen materiellen Träger ("Memotyp"), um weitergegeben zu werden.


    ja, aber der kann auch rein sprachlich oder gestisch sein.


    Zitat

    Deine Abgrenzung von den "Säkularen" scheint also hauptsächlich darin zu bestehen, dass Du die Lehre von der bedingten Entstehung stärker betonst, ohne aber grundsätzlich vom säkularen Standpunkt abzuweichen.


    Ich gehe grundsätzlich nicht von einer säkulären Basis aus. Paticcasammuppada ist das Modell, mit dem der Buddha Entstehung und Beendigung des Leidens beschreibt.
    Ohne dieses kann man weder die 4fache Wahrheit noch den Weg verstehen.


    Zitat

    Der säkulare Standpunkt besteht hierbei - kurz gesagt - darin, dass es keine Geister und nichts Geistartiges ohne einen materiellen Träger gibt.


    Da gäbe es schon einen Dissens. Ich würde nie von einem "materiellen Träger" sprechen. Es gibt diesen nämlich überhaupt nicht ohne einen entsprechenden "Geistigen Träger". Körper und Geist bedingen sich gegenseitig, sie sind sich gegenseitig Grundlage.

    mukti:

    Eine Antwort auf die Frage wie sich Wiedergeburt und Anatta vereinbaren lassen bietet sich dort auch ohne die genaueren Details zu kennen.


    Ja, wenn die nur mal jemand von den Abhidhamma-Kennern referieren würde.


    mukti:

    Das Allernotwendigste bezüglich der Frage was wiedergeboren wird, ist die Antwort dass beim Tod nichts Bleibendes in den nächsten Körper übergeht, sondern dass es ein fortlaufender Prozess ist.


    Das ist so einfach nur ne Behauptung. Kann jeder sagen.
    Glaubhaft wird das erst, wenn jemand ein Modell vorstellen kann, das diesen Vorgang auch abbilden kann, also sagt, wie es gehen kann.


    Moosgarten:

    Es zählen also nur die Gründe.

    mukti:

    Ja, bestimmte Gründe sind ausschlaggebend für die jeweilige Konstruktion. Sie erwachsen aus verschiedenen Umständen und erscheinen einem ganz natürlich, man kann gar nicht anders als zu diesem und jenem Schluss gelangen. Diese subjektive und relative Wahrheit lässt dann andere Konstruktionen als gekünstelt und unecht erscheinen.


    Da meinen wir völlig unterschiedliche Sachen. Ich meine mit "Gründen" nicht irgendwelche persönliche Befindlichkeiten von "natürlich" oder "gekünstelt - das ist einfach nur Geschmäcklerisches, sondern rationale Argumente, die man aus dem PK schöpfen kann und die dann entweder widersprüchliche oder widerspruchsfreie Modelle ergeben.
    Bisher wird auch immer nur behauptet, dass es dazu im Abhidhamma ein widerspruchsfreies Modell gäbe, vorgezeigt hats aber hier noch niemand und auch nicht auf eine externe Quelle verwiesen, wo das gezeigt wird.


    mukti:

    Warum sollte ein Beweis hier unmöglich sein, ein vollkommenes Erwachen, ein Wahrnehmen der betreffenden Vorgänge, das schließe ich nicht aus


    Als "Beweis" kann nur gelten, was man anderen vorzeigen kann, die dies dann auch nachvollziehen können.


    Ich hatte anfangs schon gesagt, dass es im Sinne der Buddhalehre völliger Blödsinn ist, "Bewußtsein" von seinen "Objekten" trennen zu wollen, ebenso wie es nicht geht "Bewußtsein" von "Körper" zu trennen.
    Die Grenzziehung ist nur sprachlich und dient einem gerade verfolgtem Zweck, der sich schon im nächsten Moment ändern kann und eine andere Grenzziehung erforderlich machen könnte.
    Alles was im Sterbebewußtsein war, ist auch schon in seinem Objekt, wenn gleich dort ohne Verknüpfung zu einer vormals bestehenden, nun aber zerfallenen Funktionalität. Dieses Objekt ist damit zugleich auch Bestandteil von viññāṇasota, aus dem das Wiederwerden-Bewußtsein derart schöpft, daß es daraus Sinnesobjekte macht usw. Das woraus sich viññāṇasota zusammensetzt, sind quasi "Mems"


    Ich wollte mit meiner Abgrenzung zu den Säkularen niemanden auf die Füße treten, aber manchmal nervt es mich n bissel, wie sie mit leichter Hand bestimmte Aspekte der Lehre nicht mehr gebührend würdigen und aus ihrer Sicht praktische Gründe vorbringen, dass es auch nicht notwendig sei, diese näher zu durchleuchten.
    Da machen sie dann nämlich den selben Fehler, wie schon die "Wiedergeburts"-Gläubigen. Das Fundament der Buddhalehre, paticcasamuppada, das, was er bei seinem Erwachen verkündet hat, wird einfach nicht mehr verstanden.

    hedin02:
    Moosgarten:


    In der Buddha-Lehre gibt es viele Dinge und Zusammenhänge, die ohne Abhidhamma nur schwer zu verstehen sind;


    Na ja, es ist halt persönliche Ansichtssache was für den einen schwer ist, ist für den andern leicht.


    hedin02:

    seine Lehrinhalte sind zwar vielfältig und weitläufig, folgen aber ausschließlich der kausalen Logik.
    Nur „Märchenerzähler“ fühlen sich von der logischen Kausalität negativ beeinträchtigt. 8)


    Wenn endlich mal einer die entsprechenden Passagen zur Wiedergeburt online stellen würde, oder wenigsten damit beginnen würde, daraus zu zitieren.
    Bisher aber totale Fehlanzeige. Nur Geraune.

    mukti:

    Also den Abhidhamma habe ich nur teilweise, und dass ich ihn nicht studiert habe, habe ich bereits angemerkt.


    Wie kommst du dann dazu, jemanden sein Studium zu empfehlen, wenn du garnicht weißt, dass da eine Antwort steht?


    mukti:

    Das Ganze ist noch viel komplexer als deine Ausführungen.


    Sicher, man kann es noch komplexer darstellen, damit geht aber auch für viele Leser die Übersicht verloren, deshalb beschränke ich mich hier immer nur auf das Allernotwendigste. Das läuft in der Regel so, dass ich die hier vorgebrachten Argumenten auf Widerspruchsfreiheit untersuche, und die korrekte Übersetzung von Zitaten prüfe. So ergibt sich dann auch ein Alternativ-Modell, das nur in sofern "alternativ" ist, als dass es nicht dem Mainstream entspricht - aber was heißt das schon? Es hat aber den Vorzug kein "säkulares" zu sein, weil es ausschließlich auf traditionellen Quellen beruht.


    mukti:

    Immerhin ist sie, so konstruiert sie mir auch erscheint, ein klarer Standpunkt.


    Was soll das denn heißen "konstruiert"? Es ist einfach eine genaue Analyse dessen, was im Suttapitaka steht, und ist auch ziemlich nahe an dem, was einige Theravada-Kommentare sagen, einig sind sie sich da ja auch nicht und sie sind natürlich allesamt "konstruiert". Was denn sonst. Denkst du, deine Vorstellungen wären nicht konstruiert?
    Es zählen also nur die Gründe.


    Zitat

    Mehr als den Standpunkt und die Gründe wie man dazu gekommen ist mitzuteilen, kann man nicht machen, jedenfalls beabsichtige ich nicht jemanden gegen seine Überzeugung das Gegenteil aufzuzeigen bzw. einzureden.


    Was ja auch prinzipiell nicht geht.


    Zitat

    Das ergibt sich schon daraus, dass uns, wie wir schon festgestellt haben, eindeutige Beweise fehlen.


    Es kann sie prinzipiell nicht geben, deshalb ist es völlig überflüssig darauf zu verweisen. Es ist kein gültiges Argument.

    mukti:
    Moosgarten:

    Diese beiden Sachen führen also nicht zur Beantwortung der Frage. Schumann folgt einfach seinen Glaubensvorstellungen.


    Ich weiß nicht warum du meinen Beitrag in diesem Zusammenhang zitierst und so darauf antwortest. Ich habe von Schumann nichts geschrieben und für nähere Beschreibungen des Wiedergeburtsvorganges das Abhidhamma empfohlen.


    Ja, aber du konntest zu den Details nichts sagen, ich aber schon.
    Das geht nämlich auch ohne den Abhidhamma.
    Und mal ehrlich, hast du den im Bücherregal und hast du ihn studiert?

    Frieden-und-Freude:

    Hast Du denn von irgendeiner gehaltvollen Antwort gehört auf die Frage: Wie soll das vonstatten gehen?


    Hoffe, mit meinem vorherigen Beitrag darauf eine Antwort geliefert zu haben.
    Einer setzt ein Objekt in die Welt, andere ergreifen sie. Das ist schon alles.
    Es braucht für dieses Ergreifen keine spezifische Grundlage, denn "Begehren" ist eine allgemeine Seins-Grundlage.
    Es geht genau so wie in M38 beschrieben:


    Zitat

    Und wann dieser Sprößling geboren ist, ernährt sie ihn mit ihrem eigenen Blute. Blut sagt man, ihr Mönche, im Orden des Heiligen für Muttermilch.

    Das sind Bewußtseinsobjekte, wie auch schon die Nährung und Wärmung oder die Ansprache der Mutter während der Schwangerschaft, die mit Fühlen (einer Wertung als "Angenehm") verbunden werden und so auch Objekte des Durstes werden.
    Weiter heißt es dann:

    Zitat

    Dieses Kind nun, ihr Mönche, entwickelt sich nach und nach, reift nach und nach heran und pflegt alle die Spiele und Übungen seiner Genossen, als wie Verstecken und Fangen, Klettern und Springen, Schleudern, Wagenlenken, Bogenschießen.

    Das sind noch mehr Bewußtseinsmomente.
    Und jetzt wird zusammengefaßt, was dann passiert:

    Zitat

    Dieser Knabe nun, ihr Mönche, hat sich allmählich entwickelt, ist allmählich reif geworden und lebt und webt im Genusse der fünf Begehrungen .... Erblickt er nun mit dem Gesichte eine Form so verfolgt er die angenehmen Formen und verabscheut die unangenehmen, ohne Achtsamkeit in das Wesen der Körperlichkeit verweilt er beschränkten Gemütes, und nicht gedenkt er, der Wahrheit gemäß, jener Gemüterlösung, Weisheiterlösung, wo seine bösen, schlechten Eigenschaften sich restlos auflösen. So fällt er der Befriedigung und Unbefriedigung anheim, und was für ein Gefühl er auch fühlt, ein freudiges oder leidiges oder weder freudig noch leidiges, dieses Gefühl hegt er und pflegt er und klammert sich daran. Während er das Gefühl hegt und pflegt und sich daran klammert erhebt sich in ihm Genügen: dieses Genügehaben bei den Gefühlen, das ist Anhangen. Durch dieses Anhangen bedingt ist Werden, durch Werden bedingt Geburt, durch Geburt bedingt gehn Alter und Tod, Schmerz und Jammer, Leiden, Trübsal, Verzweiflung hervor, also kommt dieses gesamten Leidensstückes Entwicklung zustande.


    Worum es also eigentlich in der Lehre Buddhas geht, ist das Wiederwerden des Leidens und nicht um das "Wiedergeburt von Personen" - für das Wiederwerden des Leidens braucht einfach keine Wiedergeburt, sondern einfach nur Geburt und Begehren.

    @ Frieden-und-Freude:
    Ich gehe hier noch einmal auf die Begriffe "bhavaṅga-sota", patisandhi-viññāṇa (oder-citta) und cuti-viññāṇa (-oder citta)


    in jedem Fall wird ja hier von "Bewußtsein" gesprochen, es lohnt sich also, zunächst festzustellen, was im PK mit "Bewußtsein" gemeint ist.
    Ganz allgemein ist es jene Aktivität, mit der Objekte erfaßt werden (manasikāra/āvajjana), und zu Bewußtseinsobjekten werden. Bewußtsein, Objekte des Bewußtseins und Bewußtseinsobjekte sind deshalb auch nicht trennbar.
    Dennoch tun wir es sprachlich bei bestimmter Notwendigkeit - so bezeichnet "bhavangamano" das "Vorbewußte", wörtlich setzt sich "Bhavanga" aus "Bhava", "Sein" und "anga", ein Konstituent oder eine Bedingung, zusammen. Deshalb wird es auch als "Seinsgrundlage" übersetzt. Also meint bhavangamano" "Geistseinsgrundlage" - es ist also das Potential, die prinzipielle Fähigkeit des Aufmerkens und die Objekte selber, die erst durch akutes "Aufmerkten" zu Bewußtseinsobjekten werden.
    Während das akute Aufmerken nicht ununterbrochen stattfindet, bleibt aber sowohl die Fähigkeit des Aufmerkens individuell und interindividuell ununterbrochen und auch die Objekte des Aufmerkens gehen nie aus.
    Um das zu verdeutlichen, verwendet man den Begriff "viññāṇasota" (Bewußtseinsfluß), in D28:

    Zitat

    Dieser erkennt/versteht den ununterbrochen Fluss des Bewußtseins, in dieser und jener Welt anlandend (sich dort realisierend)
    Dieser erkennt/versteht den ununterbrochen Fluss des Bewußtseins, in dieser und jener Welt nicht anlandend. (sich dort realisierend)


    Man könnte nun denken, dass mit "in dieser und jener Welt" aufeinanderfolgende (wiedergeborene) Existenzen gemeint sind - dann macht aber der 2. Satz - über den Erwachten - überhaupt keinen Sinn, weil dieser keine nachfolgende Existenz hat.
    Was bedeutet dann "anlandend" (patiṭṭhitañca, das Verb steht im "Absolutivum", einer Verbform, die es im Deutschen nicht gibt und eine gerade abgeschlossene Handlung/Vorgang bezeichnet, exakt müßte man sagen: "sich dort realisiert habend")?
    Realisation kann hier nicht einfach "aufmerken" (Objekt wird zu Bewußtseinsobjekt) bedeuten, weil auch der Erwachte "aufmerkt", was er aber nicht tut, ist das Bewußtseinsobjekt entsprechend tanha (Durst, Begehren) zu ergreifen.
    Wenn der Bewußtseinsstrom "nicht anlandet", tut er dies nicht, weil kein Begehren da ist, das ergreift. "Anlandend" bedeutet also "Objekt" wird (notwendig) zu "Bewußtseinsobjekt", wird (hinreichend) zu "Objekt des Begehrens", und ohne "Anlandung" besteht viññāṇasota (Bewußtseinsstrom) einerseits einfach aus Objekten und andererseits aus der potentiellen (interindividuell) ununterbrochenen Fähigkeit des Aufmerkens.
    Das entspricht so ziemlich der ursprünglichen Bedeutung von "ālayavijñāna" ("Speicherbewußtsein" oder "Grundlagengewußtsein"), das auch nur die Objekte als Samen für die Sinnesbewußtseinsarten umfaßt.


    Was ist patisandhi-viññāṇa (Wiederwerden-Bewußtsein) und cuti-viññāṇa (Sterbebewußtsein)?
    Beide sind "Momente" des "viññāṇasota"; cuti-viññāṇa ist das Objekt des Geistes, dass im Moment des Sterbens ergriffen wird, patisandhi-viññāṇa ist das Objekt des Geistes, das in dem Moment ergriffen wird, in dem die Sinnesbewußtseinsarten zum Aufmerken fähig sind und auch "vedana" entwickelt ist, sonst könnte kein "Anlanden" stattfinden.
    Es transmigriert also nicht, wie häufig angenommen, ein "Bewußtsein", auch kein Bewußtsobjekt, sondern es werden nur (potentielle) Objekte des Bewußtseins - also Samen "in dieser Welt" angelandet (letztes Bewußtseinsmoment) und "in jener Welt" (nächstes, das kann auch ein "erstes" Bewußtseinsmoment sein) wiederum angelandet.

    mukti:
    Frieden-und-Freude:

    Nicht beantwortet wurde Frage 2: Wie soll das vonstatten gehen?


    Etwa so, wie ich weiter oben schon zitiert habe:


    Die Details kann ich nicht beantworten, wenn man die genauen Vorgänge nach der Darstellung des Theravada verstehen möchte, wird man nicht umhin kommen das Abhidhamma zu studieren. Es ist eine sehr komplexe Angelegenheit, wie sich schon durch einen Blick auf den Link den ich oben gepostet habe ersehen lässt. Und das ist nur eine kurze Zusammenfassung.


    1.
    bezüglich D15,22 bezieht sich Schumann auf

    Zitat

    Wenn sich da etwa, Anando, kein Bewußtsein in den Mutterleib herabsenkte, würde dann wohl Geistigkeit und Körperlichkeit im Mutterleibe gegenständlich werden können?”


    Er mißversteht jedoch die Bedeutung des Verbs "herabsenken" (okkamati), das ist so, wie sich Schlaf oder Traum, oder die Sonne, die Dämmerung "herabsenkt", jedenfalls nicht von "außen" sondern als Etablierung einer inneren Entwicklung.
    Eben weil es auch schon vor Schumann ständig Fehlinterpretationen gab, stellt das PTS ganz klar fest:


    okkamati


    [o + kamati fr.kram] lit.to enter,go down into,fall into.fig.to come on,to develop,to appear in (of a subjective state.
    It is strange that this important word has been so much misunderstood,for the English idiom is the same.We say “he went to sleep” ,without meaning that he went anywhere.So we may twist it round and say that “sleep overcame him",without meaning any struggle.The two phrases mean exactly the same ‹-› an internal change,or developement,culminating in.So in Pali niddā okkami sleep fell upon him,Vin.I,15; niddaṁ okkami he fell on sleep,asleep,DhA.I,9; PvA.47.At It.76 we hear that a dullness developed (dubbaṇṇiyaṁ okkami) on the body of a god,he lost his radiance.At D.II,12; M.III,119 a god,on his rebirth,entered his new mother’s womb (kucchiṁ okkami).At D II 63 occurs the question “if consciousness were not to develop in the womb?” (viññāṇaṁ na okkamissatha) S.V,283 “abiding in the sense of bliss” (sukha-saññaṁ okkamitvā).See also Pug.13 = 28 (niyāma okk°,“he enters on the Path” ).‹-› Caus.okkāmeti to make enter,to bring to S.IV,312 (saggaṁ).-- pp.okkanta.See also avakkamati.(Page 163)
    PTS Pali-English dictionary The Pali Text Society's Pali-English dictionary



    2.
    In M38 bezieht er sich auf

    Zitat

    wenn die Vereinigung von Vater und Mutter stattfindet, und die Mutter ihre fruchtbaren Tage hat, und das Wesen, das wiedergeboren werden soll (Gandhabba), anwesend ist - in diesem Fall findet eine Empfängnis durch das Zusammenkommen dieser drei Dinge statt.


    Aber die Gandhabba eben jene Wesen die in Indien immer für Fruchtbarkeit/Zeugung oder ganz allgemein für "Lebenskraft" zuständig waren, sie sind nach den Verden die Hüter des "Lebenstrunks" (Soma).
    Also auch ne Fehlinterpretation.


    Diese beiden Sachen führen also nicht zur Beantwortung der Frage. Schumann folgt einfach seinen Glaubensvorstellungen.