In dem von Tychiades zitierten Text ( http://www.zeh-verlag.de/download/indakametta.pdf ) heißt es zum Verhältnis zwischen Metta und Liebe:
Wir haben ‚Metta’ mit ‚Liebe’ zu übersetzen. Wenn wir jemanden
lieben, wünschen wir, dass sich diese Person wohl fühlt. Wir möchten,
dass diese Person glücklich und zufrieden ist, und dass sich alle
Bereiche ihres Lebens mühelos entfalten.
Es gibt drei Arten der Liebe: Metta Liebe, tanha Liebe und gehassita
pema Liebe.
Metta Liebe ist von Verstrickungen frei. Sie ist friedvoll und heiter. Es ist eine Art der Liebe, die vom Wunsch für das Wohlbefinden und Glück anderer Lebewesen durchdrungen ist.
Tanha Liebe ist eine Art der Liebe, die voller Verstrickungen
ist. Tanha Liebe ist sengend. Es ist die Liebe zwischen Paaren.
Gehassita pema Liebe ist eine Art der Liebe, die unter
Familienmitgliedern zu finden ist. Diese Art der Liebe ist durch
einen etwas schwächeren Grad von Verstrickung gekennzeichnet wie z.B. die Liebe der Eltern für ihre Söhne und Töchter, die Liebe der Kinder für ihre Eltern, die Liebe der älteren Schwestern und Brüder für ihre jüngeren Geschwister oder die Liebe zwischen Freunden, resp. Freundinnen. In dieserArt der Liebe finden wir einen gewissen Grad von Verstrickung, doch sie ist nicht sehr stark. Das echte Metta, das aus dem Wunsch für das Wohlergehen und Glück der anderen Person entsteht, ist stärker. Wann wird es offensichtlich, dass Anhaftung ein Teil der gehassita pema Liebe ausmacht? Tanha oder die Natur der Verstrickung wird offensichtlich, wenn die Mutter, der Vater, der Sohn oder die Tochter gestorben ist. Und wie zeigt es sich? Wenn ein Familienmitglied stirbt, weinen und klagen die Leute gewöhnlich. Geistig und körperlich geht es ihnen schlecht; kurz gesagt, sie leiden sehr. Das Leiden entsteht als eine Folge der Verstrickung. Falls eine Person von Verstrickung frei wäre, warum würde sie wohl weinen und klagen? Würde sie leiden? Erst zu diesem Zeitpunkt können wir wissen, ob unser Metta echt und unverfälscht ist oder nicht.
Jetzt ist natürlich die Frage, ob für den Anfang diese feine Unterscheidung zwischen bedingungslosem Wohlwollen und familiärer Liebe wichtig ist, oder ob man das erstmal vernachlässigen kann. Der Autor (Sayadaw u Indaka) sieht es in Anschluß an die Tradition so, dass die beiden anderen Arten von Liebe der "nahe Feind von Metta" sind:
Warum ist wohl Liebe, Begehren oder tanha der nahe Feind von Metta und Hass oder dosa der ferne Feind von Metta? Liebe, Begehren oder tanha ist der nahe Feind, weil diese Geisteszustände sich sehr einfach in das Metta-Herz einschleichen können. Und wenn sie sich im Herz eingenistet haben, mag es plötzlich mit Begehren gefüllt sein, ohne dass wir uns dessen gewahr sind. Begehren ist ein sehr guter Schauspieler, der uns glauben macht, dass es Metta ist. Für Hass oder dosa ist es viel schwieriger ins Herz einzudringen, weil wir seine Anwesenheit sofort wahrnehmen. Darum wird in den Schriften gesagt, dass Begehren der nahe Feind und Hass der ferne Feind ist. Um es noch etwas genauer zu sagen: Metta ist hilfreich und unterstützend und sieht die gute Seite von irgendwelchen Dingen. Tanha oder Begehren hingegen tut so, als wäre es hilfreich und unterstützend, und gibt lediglich vor, den positiven Aspekt der Dinge zu sehen.
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Es ist ungemein schwierig, diese beiden Geisteszustände zu unterscheiden, weil es in der gewöhnlichen Umgangssprache (in Myanmar) zur Gewohnheit geworden ist, das Wort Metta für Liebe zu benützen. Sogar studierte Leute müssen aufpassen, dass sie diese beiden Geisteszustände klar und genau verstehen und unterscheiden können. Aus diesem Grund werden Liebe, Begehren oder tanha als der nahe Feind von Metta bezeichnet.
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Für einen Ordinierten, der ja Eltern und Familie entsagt hat, kann es ja sehr turbulente Gefühle auslösen, wenn er auf einmal an seine Mutter, seine Geschwister und seine Jugendliebe denken muss, die er zurückgelassen hat. Das was als Wohlwollen beginnt, kann alte Sehnsüchte nach Geborgenheit und Nähe wiederbeleben. Wenn man bei der Mettameditation danach wieder ne Reihe heulender oder heimwegkranker Novizen trösten muss, oder sogar "Deserteure vom Mönchstum" zu beklagen hat, kann es ja schon von daher Sinn machen, das auszusparen.
Was ja für einen im Leben stehender Laie, der ja aktive Beziehungen zu seinen Anghörigen hat, weniger relevant ist.