Beiträge von Niemand im Thema „Was hindert einen Menschen daran, im Augenblick anzukommen?“

    "Wenn Du bemerkst, dass Du nicht im Augenblick bist (nicht achtsam), bist Du bereits achtsam"

    Suzuki Shunryū

    Dann gehe ich ja gar nicht so achtlos durch meinen Alltag wie ich dachte, sehr beruhigend. :D

    ich glaub wir meinen nur manchmal, wir müssten dann gleich einen Selbstvorwurf draus konstruieren wenn uns was auffällt, anstatt froh zu sein, dass uns was auffällt :)

    In der Schule würde man da ein "FF" an den Seitenrand geschrieben bekommen.


    edit: wobei es ja nicht mal einen Erstfehler gegeben hat

    also ich finde die Frage schon wichtig (sonst hätte ich sie ja nicht in den Raum gestellt).

    Wenn man ein bisschen was über Zen / Buddhismus gelesen hat weiß man ja irgendwann, dass man gar nirgends anders sein kann, als im Augenblick und dass jeder Hinderungsgrund nur eine Illusion ist

    Man kann aber m.E. diese Illusion nicht einfach (zumindest nicht dauerhaft) intellektuell beiseite schieben. Diese Illusion ist ein sehr konkreter Bestandteil unseres Lebens und es schadet glaub ich nicht, sich auch von Zeit zu Zeit diskursiv mit dem Thema zu beschäftigen.

    Wenn wir nicht auf die ein oder andere Art immer wieder dran glauben würden, dass es einen Hinderungsgrund gibt, dann wären wir ja dauererleuchtet - aber wer ist das schon?

    Ich finde die Frage sehr gut geeignet, um sie als "Alltagskoan" mit sich herum zu tragen und wenn man merkt, dass man gerade wo ganz anders ist mal kurz inne zu halten und sich zu fragen, was einen seiner eigenen Meinung nach gerade daran hindert, einfach da zu sein. Manchmal hat man nämlich genau in dem Augenblick die Chance, etwas auf die Spur zu kommen, was sonst als Hintergrundautomatismus vor sich hin dümpelt und das gewohnte Programm am Laufen hält.

    "Lasst mich euch sagen: Da ist kein Buddha,
    kein Dharma, keine Übung, kein Erwachen.“
    (Meister Linji)

    und um das zu erkennen brauchen wir Buddha, Dharma und Übung.

    Dabei ist kein Schritt unbedeutend und selbst der letzte Schritt ist nur genau dieser eine Schritt (zumal es keinen letzten Schritt gibt).

    Keine Weg-Gehender hat einem Anderen etwas voraus, denn jeder tut den nächsten Schritt und man kann sich nicht umdrehen und sagen "hüpf doch einfach hier her, wo läufst Du denn rum?".

    Nein, mach einfach den nächsten Schritt und halt die Augen offen. Es gibt nur den Schritt, den Du gerade machst und den kannst nur Du gehen, also hör nicht zuviel auf das was Leute sagen, die schon länger unterwegs sind, aber auch nicht zu wenig.

    Bei mir ist es die Spiritualität die hauptsächlich mein Gefühl beeinflusst,

    das Denken findet in der Philosophie praktische Anwendung um das Universum zu begreifen aber letztendlich beneide

    ich jedes Baby der Ursprünglichkeit wegen.

    Vielleicht ist einer der Gründe, dass Babies so ursprünglich sind gerade der, dass sie das Universum (noch) nicht begreifen wollen, sondern einfach staunen.

    Auf den Prozess des Lebens zu vertrauen sollte in letzter Konsequenz auch bedeuten, dass man "die Vertreibung aus dem Paradies" ebenso als Teil des Prozesss annimmt und darauf vertraut, dass eben dieser Prozess einen da hindurch führt und nicht zurück ins Paradies des Babies.

    Staunen neu lernen, obwohl wir viel gelernt und begriffen haben. Unsere Aufgabe ist es doch, diese scheinbar gegensätzlichen Welten ineinander fließen zu lassen und uns nicht für Eine davon zu entscheiden und die Andere zu negieren.


    Das ist eine Weiterentwicklung, die das Baby noch vor sich hat, was soll man da beneiden? Wir sind alle unterwegs.

    Ich finde auch, dass man zwangsläufig "aus dem Paradies vertrieben" werden und ein Ego entwicklen muss, bevor man es wieder hinter sich lassen kann. Deshalb ist das Ego auch kein Feind, sondern ein unendliches Übungsfeld, das den Weg erst möglich macht.

    Darum nehme ich Kommentare, die die Unnötigkeit von Worten beschwören auch nicht wirklich ernst, weil sie auch nur die halbe Wahrheit beschreiben und ganz gewiss in so einem Online-Forum ziemlich paradox daher kommen.

    Ich glaub dieses "Immer wieder" ist die Übung, die wir von ganzem Herzen annehmen sollten - ohne auf ein "für immer und endgültig" zu spekulieren, denn damit sind wir ja auch schon wieder raus.

    Wohin führt diese Übung. Sie führt zu dem Bewusstsein das es auch in Zeiten der Nicht Gedanken Bewusstsein ist das sich bewusst ist das es bewusst ist ohne Gedanken. Ich ohne Ich bin, ohne ich.

    und was bringt das?

    Genau, denn dadurch wird es möglich, dass andere Gehirnregionen nicht ausgeschlossen werden. Mir geht es oft so, dass ich etwas suche oder erinnern will, es aber durch krampfhaftes Rumstochern nicht finde. Ziehe ich meinen Fokus davon zurück, taucht ganz plötzlich oder auch später die Lösung auf.

    also ist es gut, im Augenblick anzukommen, damit das Gehirn optimal arbeitet...

    Da drängt sich eigentlich gleich die Anschlussfrage zum Thread-Thema auf, wieso man eigentlich im Augenblick ankommen soll.

    Also was ist ein tragender Beweggrund dafür, der nichts egoistisches an sich hat.

    Also ich persönlich meine, dass gerade diese Beweggründe und die Übergänge dazwischen ein Herzstück des Weges sind.

    Wenn man so übers "Hier und Jetzt" nachdenkt merkt man meistens nicht, dass man immer davon ausgeht, dass es jedenfalls woanders und wannanders sein muss, wenn es der Rede wert sein soll :grinsen:

    Es wäre schließlich Schwachsinn, tonnenweise spirituelle Literatur zu drucken, wenn es darin nur um etwas ginge, das offensichtlich ist.


    void das mit der "sanften Verblödung" merk ich mir :)

    ich meinte das Nichtangekommensein im Augenblick, oder auch im "Leben wie es sich gerade vollzieht" - also das empfundene Gegenteil von "Eins-Sein". Wobei dieser "Schmerz" ja nichts Negatives sein muss. Es kommt eben drauf an, ob man ihn als Hinweis nimmt, dass etwas gelassen werden will oder als Störfaktor, der Gegenmaßnahmen erfordert.

    Es mag daran liegen, dass dieser Mensch sich nie bewusst wurde, was es bedeutet, einfach in Stille einen Sonnenuntergang betrachtet zu haben. Sein Umfeld mag sowas als Unfug betrachtet haben. Er mag gelernt haben, dass nur harte Arbeit und nicht Träumen*) "rechtes Leben" ist.

    auf der anderen Seite mag es jemand geben, der schon tausend Sonnenuntergänge in Stille genossen hat und sich jedes Mal innerlich zur Wehr setzt, wenn er mal wieder was damit verglichen sinnloses arbeiten soll in dieser viel zu profanen Welt.

    Ich glaub man kann in beide Richtungen vorm Augenblick davon laufen.

    Nun, um mal von typisch zen-igen Antworten ein Stück weg zukommen:

    Mich halten Depressionen davon ab. Das ist - für mich - als hätte ich Nebel im Kopf. Dieser Nebel hindert mich, im hier und jetzt anzukommen. Selbst der Antrieb für alltägliches fehlt, da ist es oft schwer mit Meditation anzufangen.


    Meditation selbst ist dann auch nur bedingt hilfreich. Wie bereits erwähnt, kann es dazu führen, dass man von seinen Problemen überflutet wird. Genauso kann es aber auch helfen, differenziert über die Probleme zu meditieren und den Blick für den Augenblick zu bekommen - was zu mindest für ein paar Minuten bis Stunden die Depression stark mindert.

    kan man da in gewisser Weise lernen, sensibel zu dosieren, wie weit man sich bei der Meditation öffnet, also sich an die Schmerzgrenze ran zu tasten, damit man nicht überflutet wird und trotzdem so nah wie möglich am Kraterrand steht um dazu zu lernen?

    Da würde mich jetzt Deine Einschätzung aus erster Hand interessieren.


    Persönlich unterscheide ich noch zwischen Gefühlen und Emotionen.

    Ob das nun richtig oder falsch ist, weiß der Himmel?!

    ich glaube es ist ein zentraler Unterschied, ob man von Emotionen getrieben ist, oder ob sie da sein dürfen und dabei wahr genommen werden. Dieses Wahrnehmen ist ja nicht emotionslos. Man findet es schöner, wenn positive Eomtionen unterwegs sind - klar, aber man klebt weder an den Positiven, noch an den Negativen. Da sind dann Emotionen, aber sie sind nicht bestimmend. So hab ich das im ersten Moment verstanden, als ich gelesen habe, dass sich die Emotionslosigkeit gut angefühlt hat.

    Für mich ist das kein Widerspruch, wenn man Emotionslosigkeit als "Losgelöstheit von Emotionen" versteht im Gegensatz zum "Nichtvorhandensein" von Emotionen.

    Fridolin also ich für meinen Teil glaube, dass das die meisten Menschen gemein haben. Den buddhistisch praktizierenden ist es vielleicht offensichtlicher, weil sie sich in irgendeiner Art darum bemühen. Den Trennungsschmerz, den man gerade aufgrund des "Nichtangekommenseins" fühlt spürt wohl fast jeder, oder meinst Du nicht?

    Jemand der mit Spirituaität nichts am Hut hat verfolgt ja genauso Strategien um das Leiden zu beenden, aber meistens mit weniger Aussicht auf Erkenntnis, wobei das schleichende Verzweifeln an der Nichterfüllbarkeit des Glücks eigentlich auch schon Übung ist und Manchen auch ganz gut voran treibt.

    Wir sind immer im Augenblick, Niemand. Und wir sind nie im Augenblick.

    Also mit anderen Worten: Unwissenheit schützt nicht vor Wahrhaftigkeit, aber wieso klammern wir uns immer wieder an die Unwissenheit, selbst wenn sie mal nicht da war?

    Wird es ihm dauerhaft bewusst kann er sein wie er ist und immer aus dem Augenblick raus sein.

    wirklich "immer"? Dann ist der Rest nur ein Unfall, oder braucht es den Rest um wirklich dem Augenblick gerecht zu werden, weil jede Art von Sicherheit immer wieder verloren gehen muss?

    Hoffnung darauf, dass morgen die Welt so sein möge, wie ich sie gern hätte.

    Angst davor, dass es morgen nicht so ist.


    Dann siegt immer die Angst.

    kann vielleicht am Ende nur beides gemeinsam gelassen werden?

    was ist es denn ganz grundsätzlich?

    Wollen wir einfach in Wahrheit gar nicht und bilden uns nur ein wir würden wollen, weil wir im Prinzip nicht wissen was wir genau wollen sollen oder nicht wollen sollen?

    Der höchste Weg ist doch angeblich nicht schwer, also vielleicht eher zu einfach...


    bitte wenn möglich mit eigenen Worten Stellung nehmen und nicht bloß schlaue Zen-Sprüche/Zitate hin knallen. Einfach mal drauf los spinnen...