Beiträge von void im Thema „Brahmaviharas - wohn führen sie?“

    Oftmals ist es ja so, dass es die Sprache, ist die durch ihre Struktur Subjekt, Objekt und Verb erzwingt, und so den Eindruck von Täter und Tat entstehen lässt.


    Freundlichkeit ist ja weniger ein "tun" als eine "freundliche Haltung". Es hat ja viel mit einer Offenheit zu tun, die das Gegenteil einer verkrampften, eigensüchtigen Haltung ist. Ich glaube das ist etwas, ganz grundlegendes: Selbst eine Blume kann sich ja offnen oder geschlossen sein. In letzterem fall bilden die Blütenblätter eine Wand die den geschützten Innenraum von einem Außen trennt, während, wenn die Blüte offen ist keine Trennung da ist.

    Man bräuchte dafür eine Wortneuschöpfung: nicht "Mitgefühl" sondern "Mit-Zustand".

    Oder so. :rose:

    Karuṇā and Mettā sind ja zunächst Motivationen/Wünsche. Karuṇā der Wunsch, dass jemand frei von Leid sein möge, und Mettā, dass er glücklich sein möge. Von daher wäre "Glückwunsch" eigentlich gar nicht schlecht, wenn es nichtt nach kitschiger Postkarte klingen würde.

    Ein Pratyekabuddha erlangt Befreiung aber lehrt nicht - obwohl der Dharma zu verkünden ware. Was ist der Unterschied zwischen einem Pratyekabuddha und einem Sammāsambuddha? Ich habe diesen Text gefunden:


    So the Paccekabuddha attains enlightenment, but not the omniscience or the powers which are the special attainments of the Sammāsambuddha.

    Aus so einer radikalen Offenheit für das Schicksal anderer würde dann folgen, für sie dazu sein. Wobei es kein Mitgefühl im normalen Sinne mehr ist, bei dem man sich in den "anderen einfühlt" sondern es geht vom Wissen um den anderen aus und ist insofern ein Dienst an der Wahrheit.


    Oder rede ich da schon Unsinn und Selbstgesponnenes?

    Zunächst wird das genauso gesehen. Die Kosmologie wird übernommen und Brahma ist ein Deva.


    Aber auf der anderen Seite wird Avalokiteśvara als die Verköperung der Mitgefühls aller Buddhas gesehen. Hier dreht sich etwas: Während im Thervada der Arhat derjenige ist, der selbst subtile Fesseln wie die Brahmavihara hinter sich gelassen hat, denkt man im Mahayana weltzugewandter. Bei dem historische Buddha war es ja so dass er Befreiung erfuhr, danach aber nicht untätig war, sondern sich an die Menschen wandte um sich zur Befreiung zu führen. Es gibt also soetwas wie das Mitgefühl eines Buddahas, das man schlecht als verblendet abtun kann. Aus dieser Überlegung heraus, entsteht das leicht holprige Bodhisattva-Konzept, in dem man nicht einfach Befreiung (Arhatschaft) erlangt, sondern dies nur ein Zwischenschritt zur Buddhaschaft ist, wo man auf einer der zahllosen Welten das Rad der Lehre in Bewegung setzt. Das man da gleich andere Welten reinbbringt, widerstrebt mir wegen der Sciene-Fiction-Haftigkeit. Aber die Idee, dass es so etwas wie das Mitgfühl eines Buddhas gibt, aus dem heraus er lehrt, erschient mir nachvollziehbar.


    Im Ayacana Sutta heisst es, dass Buddha nach seiner Befreiung unschlüssig war, ob der überhaupt den dharma lehren sollte, und erst von Brahma Sahampati dazu angehalten wurde,


    Then Brahma Sahampati, having known with his own awareness the line of thinking in the Blessed One's awareness, thought: "The world is lost! The world is destroyed! The mind of the Tathagata, the Arahant, the Rightly Self-awakened One inclines to dwelling at ease, not to teaching the Dhamma!" Then, just as a strong man might extend his flexed arm or flex his extended arm, Brahma Sahampati disappeared from the Brahma-world and reappeared in front of the Blessed One. Arranging his upper robe over one shoulder, he knelt down with his right knee on the ground, saluted the Blessed One with his hands before his heart, and said to him: "Lord, let the Blessed One teach the Dhamma! Let the One-Well-Gone teach the Dhamma! There are beings with little dust in their eyes who are falling away because they do not hear the Dhamma. There will be those who will understand the Dhamma."


    ...


    Then the Blessed One, having understood Brahma's invitation, out of compassion for beings, surveyed the world with the eye of an Awakened One.

    Es gibt also das "Mitgefühl eines Buddhas" auch im Theravada. Wobei es ein wenig rästelhaft ist. Es kann ja nicht das Mitgefühl der Brahmavihara sein, von der man annehmen muss, das ein Befreiter es hinter sich gelassen hat. Aber trotzdem ist hier stark mit der Figur "Brahma Sahampati" verknüpft, erst seine Anfrage veranlasst den Buddha dazu zu lehren. Was einen ja zu der Einsicht bringen kann, dass es ohne diesen sich um das Schicksal der Welt sorgenden Brahma keinen kein Dharma und kein Palikanon gegeben hätte, oder?


    Oder wie wird denn das im Ayacana Sutta im angesprochenen Mitgefühl des Buddhas gesehen? Es kann ja schlecht eine Verblendung sein.

    Brachma ist einer der Hauptgötter und auch der Schöpfergott im Hinduismus, während er im Buddhismus als Deva gesehen wird. Eine Geburt als Brahma ist also die höchste samsarische Wiedergeburt, die man sich vorstellen kann.


    Darin drückt sich wohl aus, dass auch die Brahmavihara einerseits etwas erhabenes sind, gleichzeitig aber - weil in ihnen ein Anhaften am Wohl aller Wesen vorhanden ist - aber eben auch etwas samsarisches. Während das im Mahayana nicht so gesehen wird.