Beiträge von void im Thema „Was bleibt von der Welt übrig?“

    Im Mahayana gibt es die Idee des geschickten Mittels ( Upaya ). Das heisst ein Konzept wird deswegen gelehrt, weil es heilsame Auswirkungen hat. Die Idee,Befreiung zum Wohle aller Wesen zu erlangen, könnte also auch einfach ein Mittel sein, um eine wohlwollende Motivation für die Praxis zu schaffen. Die Idee, nicht für sich selber den Ausgang zu suchen und aller anderen sitzen zu lassen, sondern wie ein guter Kapitän als letzter von Bord zu gehen, hat ja was sehr erhabenes. Aber auch wenn es als Haltung erhaben ist, hat es vielleicht nicht so viel mit der Realität zu tun. Und es soll gar keine Aussage darüber getroffen werden, ob es abzählbar viele Wesen gibt.


    Aber auf dern anderen seite hat die Idee des geschickten Mittels auch so etwas von "Täuschung zum guten Zweck". Wenn der Zweck erreicht wird, mag so ein Mittel ja insofern zweckdienlich sein- allerdings ist es ein wenig so, wie bei Eltern, die einem mit Geschichten von der Zahnfee und dem bösen Krampus zum richtigen Verhalten hinbiegen. Solche "geschickten Mittel" mögen lieb gemeint sein, erschüttert aber das Vertrauen. Gerade dann, wenn man jenseits des konkreten Kontextes ein Weltbild darauf aufbauen will.

    Und wieder Ansichten über Nirvana oder Nirvana der wie auch immer.

    Wieder Versuche, Vorstellungen einer uns fremden Kultur von vor mehr als 2000 Jahren zu "modernisieren".

    ...

    Nirvana, Samsara, kharmische Wirkungen oder Wiedergeburten - all dies ist ständig und eng verwoben um uns herum. Wer daraus Orte, Gesetze oder Ziele macht verfehlt imho damit die Lehre. Und wer nur durch reine Analyse von mehrfach übersetzten Schriften das Innerste erkennen will geht imho fehl.

    Auf der Erfahrungsebene kann man, noch genau nachvollziehen, wie Begierde und Abneigungen Spannung und Leid erzeugen, und das von daher das Wegfallen von Begierde und Abneigungen Leid wegfallen lässt.


    Erste wenn man von dem konkreten Wegfallen von Ursachen für Leid weg geht und sie zu etwas wie "das Verlöschen im Allegmeinen" abstrahiert, hat man sich dadruch etwas wunderliches und schwer fassbares geschaffen.


    Aber ich schätzte, dass gleiche kann man auch bei anderen Themen machen: Ein Läufer könnte, statt einfach fitter werden zu wollen, sich einbilden, er müsste "die Fitness" finden um "in sie einzugehen". Wenn man erstmal so anfängt, würden sich bestimmt gleich Geschichten finden, wer die Fitness auf welchem Marathonlauf angetrofffen hat, wie sie aussieht, wo sie sich aufhält, und sie sie es wunderbarerweise schafft an unterschliedlichen Orten gleichzeitg zu sein. Und das ergibt sich nur weil man aus einem Verb zu einer dinghfaten Vorstellung gekommen ist.

    Also negierst du das Jenseitige somit in der Lehre des Buddha? Wenn Nibbana als nur das verwehen von Gier, Hass und Verblendung angesehen wird und nach dem Tode somit nichts weiter kommt, als das, was die Materialisten als das "Nichts" bezeichnen, würde für mich persönlich die Anstrengung sich zu bemühen Gier, Hass und Verblendung auszulöschen keinen Sinn machen und wäre somit auch als ziemlich absurd zu deklarieren, das wäre im Kontrast zur Buddhistischen Lehre ungefähr so, das man sich abtrainieren will - permanent "geil" zu werden oder die Lust/Bedürfniss Wasser zu trinken, also irgendwie nicht der biologischen-Natur der Menschen entsprechend und somit nichts weiter als eine dümmliche Selbstkasteiung. Dann kann man auch seine Zeit "hier" einfach nur in Ruhe absitzen und hat dann bald sowieso die endgültige Ruhe, für die Ewigkeit.

    Das Jenseitige in der Lehre des Buddhas ist immer nur das was Jenseits von Gier und Hass und somit Jenseits von Leiden liegt. Und warum sollte denn Tod irgendwie zu Frieden und Ruhe und zu einem "Nichts" führen? Das ist doch so irrig wie zu denken, nur weil in Radio die eine Sendung vorbei ist käme jetzt Ruhe und Frieden.

    Aber unerbittlich kommt das nächste Lied, die nächste dämliche Ansage , der nächste Wetterbericht. Heißt halt anders aber dudelt unermüdlich weiter. Und ausdrehen ist ausdrehen, ob im Lied oder zwischen den Liedern. Da ist für Tranzedenz gar kein Platz.


    Und es geht immer nur um das Leid das verschwindet ( und das Anhaften an einem Selbst) und nicht darum, ob Wesen oder Wälder verschwinden. Weil der Tod eines Wesen nichts löst, braucht auch kein Wesen irgendwo hin verschwinden. Und Wälder können auch bleiben, wo sollten ja sonst die Pilze hin.

    Ich sehe es so, dass es im Buddhismus um das Verlöschen von Gier, Hass und Verblendung geht. Und mit Nibbana nichts anderes gemeint ist. Wenn man sich für das Verlöschen von Bäumen oder Flüssen oder Universen interessiert, fragt man einen Biologen oder Geologen. Und wenn einen das Verlöschen von schwarzen Löchern interessiert, dann am besten einen Astronomen.


    Die Frage, ob wenn viele Leute ihre Gier überwunden haben, dann der Wald auch weg ist, kommt mir als eine total unnötige Verkettung vor. Im Bezug auf die Begierde ist doch der Wald egal und im Bezug auf den Wald ist die Begierde egal. Wir sind doch keine Biber.

    Was bleibt von der Welt bzw. vom Samsara übrig, wenn alle Wesen die die fünf Skandhas besitzen ins Nibbana verwehen? Werden die Flüsse, die Meere, die Wälder, der Mars, die schwarzen Löcher usw. weiter existieren? Und wenn ja, würde Slavoj Zizeks Aussage: "Das Universum ist das dümmste Ding das ich je gesehen habe" um so mehr Sinn machen?

    Guatama Buddha erfuhr mit 35 Jahren Befreiung, d.h. seine Verblendungen verwehte. Danach zog er 45 Jahre in Indien herum, lehrte und baute den Orden auf. Wenn ich dich richtig verstehe, gehst du davon aus, dass nicht seine Verblendungen verwhnten sondern er selber sich irgendwie auflöste. Dafür gibt es keinen Hinweis. Er wandelte weiter herum, aß, trank, ging, schlief und sprach. Und es ist nicht einzusehen, warum das bei anderen Leuten anders sein sollte, oder warum desegen Flüsse und Meere irgendwie in Mitleidenschaft gezogen werden sollten.