Beiträge von Sudhana im Thema „Vorstandswechsel und Änderungen bei der Deutschen Buddhistischen Union DBU“

    Danke, Chandar . Das klärt einiges, wenn auch nicht alles. Was ich jetzt für mich noch nicht so ganz geklärt habe, das ist @kilaya s:


    Zitat

    Die Regeln des Bodhisattva-Gelübdes sind nicht in Stein gemeisselt, es gibt da verschiedene Fomen.


    Ich verstehe nicht so recht, wie das jetzt gemeint ist. Ist es so gemeint, dass es die Regeln des Bodhisattva-Gelübdes, die ja "nicht in Stein gemeißelt sind", im Diamantweg in verschiedenen Formen gibt? Oder in der Karma-Kagyü-Schule? Oder zwischen früher und jetzt? Gestern und morgen? Sorry, wenn mir das so unklar ist. Und das ist ja noch nicht alles. Wie unterscheiden sich denn diese Formen? Rein formal? Oder inhaltlich? Bzw. - wenn der Inhalt gleich ist, wieso bedarf es da unterschiedlicher Formen? Okay, die wenigsten hierzulande verstehen Tibetisch, und die wenigsten Tibeter Deutsch, was ja manchmal auch nützlich sein kann - benutzt man da eine deutsche Übersetzung oder macht man sich da selbst was zurecht? Weil man das halt nicht so eng sieht, vielleicht. Oder anders gesagt: so ganz im Sinne Gampopas scheint mir das nicht zu sein. Da wird von einer Basis der Übung gesprochen und diese Basis hat vier Pfeiler. Einer davon, der ethische, beruht auf den sog. "Hinayana - Gelübden" - in der den Laien und Ordinierten ursprünglichsten Form. Davon gibt es sieben Formen, der kleinste gemeinsame Nenner aller dieser sieben Formen und gleichzeitig ihre einfachste, grundlegende Form, sind die pañcaśīla. Alle Mahayana-, alle Bodhisattva-Ethik, ruht genau auf diesem Pfeiler und wenn der morsch und brüchig wird, dann fehlt der Basis der Bodhisattva-Übung der ethische Pfeiler und sie gerät in Schieflage. So verstehe ich zumindest die hier von mir zitierte Stelle aus dem "Juwelenschmuck".


    Irgendwie hat mir jedoch die Diskussion hier (nicht nur die über Oles Nydahls Sprüche) nicht den Eindruck vermittelt, dass im Diamantweg das Studium der pañcaśīla eine große Rolle spielt. Der von mir zitierte Artikel war über 20 Jahre alt und der Autor über 15 Jahre tot. Und hier kann sich jemand nicht mehr erinnern, wie sein "Bodhisattva-Versprechen" lautete - das verstehe ich unter "Schieflage". Aber man kann sich ja irgendwann alles hindengeln, wie man's braucht. Karma ist ja schließlich wie Blech. Okay - das geht jetzt wirklich auf Gampopa zurück. Aber das ist nur ein Grund, warum ich nicht in seiner Linie gelandet bin und tut hier nichts zur Sache. Ich weiss nicht ... Wenn man da, wo ich herkomme, die Bodisattvagelübde empfängt, hat man sich über ein Jahr intensiv darauf vorbereitet. Unter anderem, indem man zu den 10 Hauptgelübden (deren erste fünf die pañcaśīla sind) einen Kommentar verfasst und seinem Lehrer oder seiner Lehrerin vorlegt. Über das Thema redet man dann ein Jahr mit dem, von dem man die Gelübde empfangen will - und wenn man schwer von Begriff ist, notfalls auch länger. Irgendwann tun es dann auch die drei reinen Gelöbnisse alleine: Ablassen von Üblem, Gutes tun, Gutes tun für Andere. Aber da muss erst einmal das Fundament stimmen.


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    Chandar : Danke, das hatte ich mit "konkreter Form" gemeint. Um das nun etwas zu vertiefen: was genau ist mit den "10 schädlichen Handlungen" gemeint? Ich vermute mal das, was Lopön Tsechu Rinpoche so erläutert hat:

    Zitat


    "Allgemein gesprochen gibt es natürlich eine Vielzahl negativer Handlungen, aber man teilt sie in bestimmte Kategorien ein: Drei haben mit unserem Körper zu tun, vier mit unserer Rede und weitere drei mit unserem Geist. Die drei negativen Handlungen, die mit unserem Körper ausgeführt werden, sind: Töten, Stehlen und in sexueller Hinsicht Leid verursachen. Die drei der Rede sind: Lügen, Verleumdung, grobe Worte gebrauchen und sinnloses Gerede. Beim Geist spricht man von Böswilligkeit, Mißgunst und dem Hegen falscher Sichtweisen. Diese zehn negativen Handlungen sollten auf jeden Fall vermieden werden, und man sollte auch jeweils das Gegenteil tun, nämlich die zehn positiven Handlungen."

    (Quelle: Buddhismus Heute Nr. 23 / 1997)

    Ist das so mit den Erklärungen Ole Nydahls übereinstimmend? Und diese Erklärungen werden unmittelbar vor Ablegen des "Bodhisattva-Versprechens" gegeben? Oder ist das jetzt eine andere Geschichte? Phoenix hat ja zitiert - so weit er zitiert hat:

    Buddhas und Bodhisattvas aus allen Zeiten und Richtungen bitte hört uns

    - scheint doch irgendwie ein anderer Text zu sein.


    Warum ich darauf herumreite - wenn das Zitat von Chandar die von Ole Nydahl verwendete Formel ist, wenn das "Bodhisattva-Versprechen" somit die Unterlassung der von Lopön Tsechu Rinpoche genannten "10 schädlichen Handlungen" mit umfasst und wenn diese "10 schädlichen Handlungen" bei Ablegen des "Bodhisattva-Versprechens" ausdrücklich erläutert werden, dann legt man sich mit dem "Bodhisattva-Versprechen" auch auf die Einhaltung von zumindest vier der pañcaśīla fest (die 5. śīla fehlt). Aus diesen drei "wenn" ergibt sich die Nachfrage: Ist das so? Oder habe ich da etwas falsch verstanden?


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    Danke. Aber das beantwortet wieder meine Frage nicht. Ich hatte nach der konkreten Form gefragt. Dass es eine Santideva- und eine Dharmakirti-Übertragungslinie gibt, ist mir bekannt. Tut aber hier nichts zur Sache.

    Inhaltlich wird das gelehrt ,was auch im kostbaren Juwelenschmuck von Gampopa so zusammengefasst wird.

    Aha. "Inhaltlich". Nun - im 'Juwelenschmuck' schreibt Gampopa:

    Zitat

    "Zuerst ist die Grundlage für die Kultivierung des Geistes der höchsten Erleuchtung eine Person die

    a.) zur Mahayana-Familie gehört

    b.) Zuflucht zu den drei Juwelen genommen hat

    c.) eines der sieben pratimoksa-Gelübde einhält und

    d.) aufstrebenen Bodhicitta hat"

    Die "sieben pratimoksa-Gelübde" sind die Gelübde für bhikshu, bhikshuni, shiksamana, shramanera, shramanerika, upasaka oder upasika. Es handelt sich also nicht um sieben einzelne Gelübde (von denen man nur eines einzuhalten braucht), sondern um sieben 'Sätze' von Gelübden. "Grundlage" sind also zumindest die Gelübde für männliche und weibliche Laien (upasaka und upasika). Das sind fünf Gelübde - genauer: die pañcaśīla.


    Weiter mit Gampopa:

    Zitat

    "In der 'Lampe für den Pfad zur Erleuchtung' heisst es:

    Wer einhält

    eines der sieben pratimoksa-Gelübde

    hat das Glück, die Bodhisattva-Gelübde zu empfangen

    ansonsten nicht.

    Daher wird jegliches der sieben pratimoksa-Gelübde als Grundlage bezeichnet.

    [...]

    Durch Empfangen von Pratimoksa-Gelübden gibt man auf, Anderen Unheil zu verursachen und unheilsame Motive zu haben. Das Bodhisattva-Gelübde veranlasst einen, Anderen zu nutzen. Ohne Unheil zu vermeiden, gibt es keine Methode, anderen zu nutzen."

    Offensichtlich ist für Gampopa, den Begründer der Karma-Kagyü-Linie, das Empfangen eines der sieben verschiedenen Sätze von Pratimoksa-Gelübden zusammen mit drei anderen Voraussetzungen die unverzichtbare Grundlage für die Bodhisattva-Gelübde. Das können die Pratimoksa-Gelübde von Vollordinierten, Novizen usw. usf. oder auch von Laien sein. Bei den Laien sind sie mit den pañcaśīla identisch. Das ist das Minimum. Die anderen fünf Sätze von Pratimoksa-Gelübden enthalten nicht andere, sondern lediglich mehr Einzelgelübde.


    Wie sieht es nun im Diamantweg mit den Pratimoksa-Gelübden aus, die nach Gampopa ausdrücklich Grundlage der Bodhisattva-Gelübde sind? Werden die empfangen und abgelegt oder nicht? Oder wird das nur "inhaltlich gelehrt" aber nicht so praktiziert?


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    Möglicherweise ist es ja im Verlauf der Diskussion untergegangen - deswegen erlaube ich mir, an meine immer noch ungeklärte Frage zu erinnern:


    Vorstandswechsel und Änderungen bei der Deutschen Buddhistischen Union DBU


    Nochmals kurz gefasst: in welcher konkreten Form werden im Diamantweg ethische Verpflichtungen (insbesondere die pañcaśīla) übernommen - ob nun als Bodhisattva-Gelübde, "Bodhisattva-Versprechen" oder wie auch immer? Anders formuliert: wird im Diamantweg auf einer ethischen Grundlage praktiziert und wie genau ist diese definiert?


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    Ich bin der Meinung man schenkt dem Diamantweg und diesem ehemaligen Hippie viel zu viel Beachtung.

    Grundsätzlich ist gegen diese Meinung nicht viel einzuwenden. Wie ich an anderer Stelle bereits ausführte, sind in Deutschland lebende Buddhisten nur zu einem sehr geringen Prozentsatz im BDD organisiert. In der DBU allerdings stellen sie mehr als ein Viertel der Mitglieder - Grund genug, ihnen zumindest in der DBU Beachtung zu schenken. Vor allem, wenn der Schwanz anfängt, mit dem Hund zu wedeln.


    Erst recht, wenn dann auch die nichtbuddhistische Öffentlichkeit - sprich Presse und Fernsehen - "dem Diamantweg und diesem ehemaligen Hippie" Beachtung schenkt und dies (zunächst) zu staatsanwaltlichen Ermittlungen führt. Dieses Bild in der Öffentlichkeit hat Rückwirkungen nicht nur auf die DBU, sondern letztlich auf alle Buddhisten in Deutschland. Der Öffentlichkeit gegenüber zu argumentieren, sie schenke dem "viel zu viel Beachtung", halte ich da nicht für hilfreich - auch, wenn es zutreffend sein mag. Das ist dann eher geeignet, die Beachtung zu vergrößern.


    Der eigentliche Punkt jedoch, um den es geht, sind die Auswirkungen auf Andere, wenn das Handeln mit Geist und Sprache zu einem Handeln mit dem Körper wird. Also die karmischen Prozesse, die mit der pauschalen Diffamierung von Menschen aufgrund ihrer Religion in Gang gesetzt werden können. Es ist noch kein Jahrhundert her, dass man die historische Erfahrung machen konnte, wohin solche karmischen Prozesse führen können. Begonnen hatten diese auch - um die Mitte des 19. Jahrhunderts - 'nur' mit unrechter Rede. Wo sie endeten, ist bekannt und es steht ein Name dafür: Auschwitz. Spätestens da konnte dann niemand mehr einer "Beachtung" ausweichen. Der solchen Prozessen zugrunde liegenden unrechten Rede keine Beachtung zu schenken, halte ich angesichts dessen, was in ihr angelegt ist, für nicht angemessen.


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    Wäre ja auch mal 'ne schöne Diskussion

    :? - nee, nicht wirklich. Gemeint war ja wohl auch eher, "keine Frage, ob der BDD in die DBU gehört". Und damit funktioniert dann auch Dein Wortspiel nicht so recht. Dass der BDD zu Deutschland gehört wie so manches andere mehr oder weniger Erfreuliche ist ja eigentlich keine Frage und niemand glaubt ernstlich, dass sich das mit einem Ausschluss aus der DBU ändert. Da geht es um etwas Anderes, namentlich um eine größere Freiheit beim Umgang mit speziell von Herrn Nydahl verursachten Problemen bei der öffentlichen Wahrnehmung von 'Buddhismus' im allgemeinen und der DBU im Besonderen.


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    Ich möchte hier gerne noch einmal an einer früheren Stelle dieser Diskussion anknüpfen; da besteht bei mir noch Klärungsbedarf, so dass ich das richtig verstehen kann. Also, @kilaya schreibt:

    Zitat

    Ethikrichtlinien sind vorhanden

    - was mich schon etwas überrascht hat, da ich davon noch nie etwas gehört habe. Ethikrichlinien sind ja seit 2011 ein Thema in der DBU und da hätte ich jetzt gedacht, dass der Diamantweg diese einfach mal vorstellen würde. Okay, auf Nachfrage von anderer Seite hat @kilaya dann präzisiert:

    Zitat

    Meines Wissens gibt es keine gesonderten Ethikrichtlinien. Die Regeln des Bodhisattva-Gelübdes sind nicht in Stein gemeisselt, es gibt da verschiedene Fomen.


    Okay, also keine "gesonderten" Ethikrichtlinien. Dem daran anschließenden Verweis auf "die Regeln des Bodhisattva-Gelübdes" entnehme ich, dass mit "Ethikrichtlinie" die Bodhisattva-Gelübde gemeint sind. In der Form, wie sie im Diamantweg gegeben werden. Wobei hier eigenartigerweise von "Gelübde" nur im Singular die Rede ist. Also nur ein Gelübde? Das wäre selbst für eine tibetische Tradition ungewöhnlich. Dass die Form der Gelübde variabel ist, ist schon klar. Da gibt es insbesondere zwischen der ostasiatischen Tradition und der tibetischen deutliche Unterschiede in der Form - was nicht zwangsläufig Unterschiede im Inhalt bedeutet. Nun wird diese Form im Diamantweg noch etwas präzisiert:

    Zitat

    Im Diamantweg wurd das Gelübde immer ohne spezielle Regeln und Nebenregeln gegeben, also auf der Grundlage: ich tue, was in meinen Kräften steht, um allen Wesen helfen zu können, bis das Bodhisattva-Versprechen erfüllt ist.


    Was mich da etwas irritiert, ist das "ohne spezielle Regeln und Nebenregeln", das verstehe ich nicht. Die Bodhisattvagelübde, so wie ich sie kennengelernt und empfangen habe, überschneiden sich inhaltlich in 5 von 16 "speziellen Regeln" mit den pañcaśīla. Dann gibt es noch einen Satz von 'Großen Bodhisattva-Gelübden' (nach meinem Verständnis ebenfalls "spezielle Regeln"), die deren Voraussetzung sind. Sie werden aber nicht in einer formellen Initiation wie der dreifachen Zufluchtnahme empfangen. Das heisst, entweder vier Gelöbnisse, die man durch gemeinsame Rezitation mit der Praxisgemeinschaft ablegt, oder aber diese vier und 16 weitere, die man zum ersten Mal empfängt und gibt, wenn man in Gegenwart der Praxisgemeinschaft Zuflucht zu Buddha, Dharma und Sangha nimmt. Für die "vier Großen" ist die Zufluchtnahme nicht Voraussetzung. Durch Übernahme der pañcaśīla (es sind die ersten fünf der 10 "gewichtigen Gelübde", die in den 16 Gelübden die zentrale Stellung haben) bei derZufluchtnahme ist man auch mit Buddhisten aller anderen Traditionen verbunden.


    Dies nur zur Verdeutlichung, was ich unter "Bodhisattva-Gelübden" verstehe. Was mich nun doch interessieren und mir zu einem tieferen Verständnis verhelfen würde, das wäre, wenn ich mir die Form, in der sie im Diamantweg empfangen werden, einmal betrachten könnte. Sind die irgendwo veröffentlicht oder vielleicht gar im Internet einsehbar?


    Meine Irritation rührt ja auch von dieser Aussage Phoenix ' her:

    Zitat

    Das Bodisattvaversprechen wird im BDD mit einer Goldvase verglichen. Wenn diese umfällt bekommt sie vielleicht eine Beule die auch wieder ausgedellt werden kann. Andere Gelübte dagegen sind eher wie ein Tonkrug der zerbricht, wenn er herunterfällt. (Z.B. das Zölibat)

    - da ist nun nur von einem(?) "Bodhisattvaversprechen" die Rede. Das man - wenn ich die Metapher mit der verbeulten Goldvase richtig deute - auch brechen kann, wenn man danach "die Beule wieder ausdellt". Ich will jetzt nicht das mir dahinter zu stehen scheinende Karmaverständnis diskutieren, aber ich hätte doch gerne geklärt, ob dieses "Bodhisattvaversprechen" die Form der Bodhisattvagelübde im Diamantweg ist und damit die "Ethikrichtlinie", von der man folglich ohne Schaden abweichen kann (das kann man ja wieder reparieren) und wie dieses Versprechen lautet. Danke schon einmal im voraus für die Aufklärung.


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    Useless : Natürlich ist das Zahlenmaterial nur geschätzt (da es keine Registrierung gibt) bzw. beruht auf Eigenangaben und kann nur grobe Anhaltspunkte geben. Einzige Ausnahme sind die DBU-Einzelmitglieder. Auf DBU-Schätzungen wird von REMID - so verstehe ich es - lediglich hinsichtlich der Bezifferung der Anzahl 'Deutsche Buddhisten' (130.000) verwiesen - und das stammt noch von 2011. Die Gesamtzahl von 270.000 ergibt sich da aus Schätzungen von REMID selbst aus dem Jahr 2010.


    Im Quellenverzeichnis wird die DBU jedenfalls nicht genannt. Offensichtlich beziehen sich die aktuellen Zahlenangaben auf die Quelle "REMID: Eigene Erhebungen, validierte Selbstangaben". "Selbstangaben" wären dann Daten, die von der DBU 2011 geliefert wurden und darüber hinaus von REMID "validiert" wurden. Was auch immer das konkret heißen mag.

    Ob ein eventueller Ausschluss des BDD Einfluss und Größe der DBU auf längere Sicht beeinflussen/bedrohen, halte ich für eine Scheindiskussion. Ich persönlich glaube, dass der Buddhismus in Deutschland seinen Zenit überschritten hat. Ob diese Möglichkeit von der DBU (und den 'organisierten' Buddhisten) überhaupt in Betracht gezogen wird?

    Ich kann nicht für "die DBU" sprechen. Was mich angeht, so halte ich es für eine Binsenweisheit, "dass der Buddhismus in Deutschland seinen Zenit überschritten hat" - jedenfalls, soweit es sich um organisierte Formen handelt. Wenn man schon etwas länger "dabei" ist, kann man das eigentlich nicht übersehen. Aber da sich die aktuelle Diskussion ja gerade darum dreht, das durch diverse Skandale angeschlagene Bild des Buddhismus in der Öffentlichkeit zu korrigieren - was ganz ohne Korrektur der Art und Weise, wie die DBU verfasst ist, nicht gelingen kann - kann man wohl schon davon ausgehen, dass das in Betracht gezogen wird und man genau daraus einen Handlungsbedarf ableitet. Wobei es sich da kaum um die einzige Ursache handelt - aber zumindest eine selbstverschuldete, an der man arbeiten kann.


    Was wäre eine Alternative? Umgehende Selbstauflösung, weil ohnehin "alles, was entsteht, auch wieder vergeht"?


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    wundere mich, was du da hinein geheimst

    Ich habe da überhaupt nichts "hineingeheimnist". Ich habe Dir nur eine einfache Frage gestellt: "Warum sollen eigentlich alle Anderen aufhören, hier weiter zu diskutieren, nur weil Dich das nicht interessiert?" Falls Dich das stören sollte, habe ich Dir einen Tip gegeben, wie Du damit umgehen kannst, ohne dass die hier Diskutierenden aus Rücksicht auf Dich und Deine Gefühle die Diskussion einstellen müssen. Einen Thread zu schließen sollte schon einen gewichtigen Grund haben. Eine Einzelmeinung, dass bereits "alles gesagt worden" ist, reicht da nicht.

    you can't have one without the other

    Ist das so? Zur Zeit ja - und die Frage ist, ob das wirklich so sein muss. Zur Verdeutlichung der Situation ein paar Zahlen:


    Der Religionswissenschaftliche Medien- und Informationsdienst e.V. (REMID) veranschlagt nach aktuellen Zahlen die Zahl der Buddhisten in Deutschland mit 270.000. Etwa 140.000 davon sind asiatischer Herkunft. In der DBU sind 19.330 Mitglieder zusammengeschlossen, fast komplett den verbleibenden 130.000 'Eingeborenen' zuzurechnen. Größte der 64 Mitgliedsgemeinschaften ist die Buddhistische Religionsgemeinschaft (BRG) mit ca. 6.240 Mitgliedern. In der BRG sind die sog. 'Einzelmitglieder' zusammengeschlossen. Als zweitgrößte Mitgliedsgemeinschaft folgt der Buddhistische Dachverband Diamantweg e.V (BDD) mit (nach eigenen Angaben) 5.500 Mitgliedern.

    In der DBU sind somit gut 7 % der in Deutschland lebenden Buddhisten organisiert; von den Buddhisten, die nicht asiatischer Herkunft sind, sind es knapp 15 %. Dieser geringe Organisationsgrad ist nicht verwunderlich; gesellschafts- und religionspolitisches Engagement einerseits und traditionsübergreifende Zusammenarbeit andererseits sind für Viele nicht Teil ihres Selbstverständnisses als Buddhisten und ihrer buddhistischen Praxis. Nicht zuletzt gibt es unter nicht-organisierten Buddhisten auch Vorbehalte gegen die Zusammenarbeit mit bestimmten DBU-Mitgliedsgemeinschaften; auch wenn einige kontrovers diskutierte und nicht gerade kleine Organisationen (wie etwa "Neue Kadampa Tradition", Shinnyo-En und Soka Gakkai) gar nicht in der DBU organisiert sind und deren Integration in die DBU auch auf absehbare Zeit sehr unwahrscheinlich ist, weil es in der DBU Vorbehalte gegen sie gibt. Was zumindest deutlich machen sollte, dass die DBU nicht grundsätzlich hohe Mitgliederzahlen (Quantität) vor den Konsens in vor allem ethischen Fragen (Qualität) stellt.

    Dem BDD gehören also ca. 2 % der in Deutschland lebenden Buddhisten an und in der DBU stellen sie nach eigenen Angaben ca. 28 % der Mitglieder. Das heisst zum einen, dass der BDD in Bezug auf seinen Stellenwert im Buddhismus Deutschlands insgesamt in der DBU ganz erheblich überrepräsentiert ist. Das macht auch verständlich, wenn kritische Stimmen von einer "Unterwanderung" der DBU durch den BDD sprechen. Das heisst zum anderen, dass durch eine Trennung von dieser Mitgliedsgemeinschaft der Anteil von Buddhisten, die nicht asiatischer Herkunft und in der DBU organisiert sind, von knapp 15 % auf gut 10 % sinken würde. Es ist allerdings durchaus eine (wenn auch spekulative) Überlegung wert, ob ein solcher Schritt die DBU für bislang nicht in ihr organisierte Buddhisten attraktiver machen würde und damit ein solcher Mitgliederschwund längerfristig zumindest ein Stück weit kompensiert wäre.

    Eine in diesem Zusammenhang auch nicht ganz unerhebliche Überlegung: zur Finanzierung der DBU trägt der BDD mit einem Anteil von gerade einmal 0,9 % der Einnahmen der DBU (Stand 2017) bei. Rein auf Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen bezogen sind es knapp 3,7 % - also keine 28 %, wie es der Anzahl der Mitglieder entspräche. Diese eigenartige Regelung der Mitgliedsbeiträge kam nicht zuletzt auf Druck des BDD zustande. Was also den Handlungsspielraum der DBU angeht, so weit er von ihrer Mittelausstattung abhängt, so wäre da durch eine Trennung vom BDD keine spürbare Beeinträchtigung gegeben.


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    Wie lange soll das denn hier noch weiter laufen? Es ist doch nun wirklich alles zu dem Thema "Vorstandswechsel" gesagt worden. Auch zum Thema ON ist alles gesagt worden.


    Ich finde, der thread kann mal geschlossen werden.

    Warum sollte der Thread geschlossen werden? Wenn Dich nicht mehr interessiert, was hier diskutiert wird, dann kannst Du einfach oben auf "Thema ignorieren" klicken. Warum sollen eigentlich alle Anderen aufhören, hier weiter zu diskutieren, nur weil Dich das nicht interessiert? Du musst es ja nicht lesen oder gar darauf reagieren.


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    Mir geht es darum, das möglichst wenig Menschen sinnlos geopfert werden

    Na, das ist ja schon einmal beruhigend. Geht es nach Deiner Einschätzung auch Ole Nydahl und dem Diamantwg darum, "dass möglichst wenig Menschen sinnlos geopfert werden"? Was ist denn nach Deiner Auffassung eine sinnvolle Opferung von Menschenleben?

    Wer ihn da herausbrechen will,wird aufpassen müssen da keinen Steinschalg mit abzubekommen.

    Es geht nicht darum, Ole Nydahl irgendwo "herauszubrechen". Es geht darum, zu erkennen, mit wem und mit was man da gemeinsame Sache macht. Und jeder Mensch wie auch jede demokratisch verfasste Organisation hat das Recht und die Pflicht (deswegen hatte ich Wert auf den Begriff 'Verantwortung' gelegt), selbst zu entscheiden, mit wem und mit was man sich gemein macht.


    Ansonsten: kann es sein, dass das wie ein Einschüchterungsversuch, gar wie eine Drohung klingt? Sind wir schon so weit?


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    Kannst Du nicht verstehen oder willst Du nicht?

    Wie auch immer. Offensichtlich ist, dass es wenig Sinn machen würde, Phoenix die Lektüre von Victor Klemperers 'LTI - Notizbuch eines Philologen' zu empfehlen.


    Zitat

    Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.



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    Aber dennoch ist auch zu bedenken, dass sie ja die Kommunikation fördern wollen und dabei ein Ausschluss hinderlich ist.

    Sicher ist das zu bedenken - und mit dem Diamantweg kommuniziert man ja nun auch schon seit über 20 Jahren, weil man eben dies bedenkt. Was meinst Du, warum man diese Geduld aufgebracht hat?


    Man schließt ja niemanden aus, weil einem dessen Nase nicht gefällt, sondern wenn er dem gemeinsamen Anliegen, auf das man sich festgelegt hat, mehr schadet als nutzt. Um die Satzung nochmals zu zitieren: "das Ansehen oder die gemeinsamen Interessen [...] schädigt". Dann kommt man früher oder später an den Punkt, wo eine Zusammenarbeit keinen Sinn mehr hat - da kann die Kommunikation ansonsten noch so interessant sein.


    Ob dieser Punkt nun - nach Aufnahme staatsanwaltlicher Ermittlungen und Berichten darüber in der Presse und im Fernsehprogramm des bayerischen Rundfunks erreicht ist, ist die Frage, um die es geht. Konkret: ob man sich als DBU von der Hetze gegen Menschen islamischen Glaubens glaubhaft distanziert. Da ist es mE nicht mit Stellungnahmen getan - so begrüßenswert die Stellungnahme der DBU zu den Vorgängen in Immenstadt ist. Wenn das die einzige Konsequenz ist, dann ist die Distanzierung in der Öffentlichkeit nicht glaubhaft. Das lässt sich durchaus mit den fehlgeschlagenen Versuchen, Leute wie Bernd Höcke oder Wolfgang Gedeon aus der AfD auszuschließen vergleichen. Damit ist eine glaubhafte Distanzierung der AfD von den Ansichten, die diese Leute vertreten, fehlgeschlagen - und in der Öffentlichkeit geht sie nicht mehr als eine normale liberal-konservative Partei durch. Das verringert Handlungsspielräume - weil kaum noch jemand mit einem spielen will.


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    Die Deutsche Buddhitische Union vertritt den Buddhismus in Deutschland - soweit so gut. Nun ist die Frage welchen? Wenn sie den - real existierenden Buddhismus - die buddhitische Normalität vertritt - dann kommt sie um den Dimantweg nicht herum, weil er so mitgliedsstark ist. Oder vertritt die DBU eher einen Buddhismus wie er sein sollte - einer der so den buddhitischen Grundsätzen- wie sie im Buddhitischen Bekenntnis der DBU zusammengefasst ist - etwas was Buddha Shakayamuni gerecht wird.


    Es prallt also so ein demokratischer Anspruch - für die "buddhitischen Leute" zu sprechen mit einem idealistische Anspruch - der von der Lehre und ihrer Ethik ausgeht aufeinander.

    Ich weiss nicht so recht, auf welcher Grundlage Du Dir das da zusammenreimst oder was Du eigentlich für eine Vorstellung von der DBU hast. Die DBU "vertritt" nichts und niemanden außer sich selbst. Schon gar nicht spricht sie für irgendwelche "buddhistischen Leute" oder solche, die sich dafür halten.

    Zitat

    "Die DBU fördert die Rahmenbedingungen für die Bewahrung, Darlegung und Praxis der Lehre des Buddha auf der Grundlage des Bekenntnisses. Die DBU bildet einen Rahmen für Begegnung und Austausch zwischen den buddhistischen Traditionen. Die DBU fördert die Integration des Buddhismus in die Gesellschaft."

    So steht es in § 2 der Satzung, betitelt mit "Zweck und Ziele des Vereins".

    Zitat

    Wir üben uns darin, auf der Grundlage der Lehre des Buddha und unseres „Buddhistischen Bekenntnisses“ zum Wohle aller fühlenden Wesen im Bewusstsein der Verbundenheit und Mitverantwortung des Einzelnen für die Gesamtheit zu leben und zu wirken. In Übereinstimmung mit dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Menschenrechtskonvention treten wir für die Umsetzung der Menschenrechte und Gerechtigkeit sowie für Gleichheit vor dem Gesetz - ungeachtet ethnischer oder sozialer Herkunft, Geschlecht, sexueller Orientierung, Sprache, Religion, Nationalität oder sozialem Status ein.

    - und so steht es im Leitbild der DBU.


    Das wiederholt erwähnte "Buddhistische Bekenntnis" enthält unter anderem die für alle Mitglieder verbindliche Selbstverpflichtung, sich in den pañcasīla und den brahmavihāra zu üben:

    Zitat


    Ich übe mich darin, keine Lebewesen zu töten oder zu verletzen, Nichtgegebenes nicht zu nehmen, keine unheilsamen sexuellen Handlungen zu begehen, nicht unwahr oder unheilsam zu reden, mir nicht durch berauschende Mittel das Bewusstsein zu trüben.


    Zu allen Lebewesen will ich unbegrenzte Liebe, Mitgefühl, Mitfreude und Gleichmut entfalten, im Wissen um das Streben aller Lebewesen nach Glück.

    Das ist der "Anspruch" der DBU. Diesem Anspruch wird man nicht durch eine möglichst hohe Quantität von Mitgliedern gerecht, sondern durch eine möglichst hohe Qualität der Dharmapraxis der Mitglieder.


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    Hi Sudhana,


    ich denke die DBU sollte sich zur Zeit vor allem überlegen,ob sie einen Präzedenzfall schaffen will.

    Ein Mitglied wegen einem politischen Dissense auszuschließen klingt zwar relativ harmlos, ist es aber ganz bestimmt nicht.

    Du hast nichts kapiert von dem, was ich geschrieben habe. Zunächst einmal: es geht nicht um einen politischen, sondern um einen ethischen Dissens.

    Wobei das alleine ja noch erträglich wäre. Erträglich sein müßte, weil die DBU niemanden wegen ethischen Dissenses ausschließen kann und schon gar nicht wegen eines politischen Dissenses. Das gibt die Satzung der DBU schlicht nicht her und das ist auch gut so. Aber die DBU kann Mitglieder ausschließen, die das Ansehen oder die gemeinsamen Interessen der DBU schädigen. Das steht so oder so ähnlich in so ziemlich jeder Vereinssatzung. Auch in Eurer, schau einfach mal nach.

    Helmut : ich weiss, Politik ist nicht so Deine Sache. Aber es geht um Menschen, nicht um Politik. Als Verständnishilfe stelle ich hier mal einen Leserbrief an die 'Buddhismus Aktuell' ein. Ober er veröffentlicht wird, weiss ich nicht.


    Zum Artikel 'Zu den Grenzen der Toleranz' von Dr. Martin Ramstedt in Ausgabe 3 / 2018


    Ich beziehe mich mit diesem Leserbrief nicht nur auf Dr. Martin Ramstedts Artikel und insbesondere den dort geschilderten Auftritt Dr. Kaltenbrunners auf der christlich-buddhistischen Dialog-Tagung in Hannover. Darüber hinaus beziehe ich mich auch auf andere Vorgänge um die DBU-Mitgliedsgemeinschaft BDD, die nach Erscheinen der letzten Nummer der BA Diskussionen nicht nur unter Buddhisten ausgelöst und zu einer erfreulich deutlichen Stellungnahme des Rates der DBU geführt haben (Stellungnahme des Rates der Deutschen Buddhistischen Union zu den berichteten neuen Äußerungen von Lama Ole Nydahl -).


    Im Kern geht es nach meiner Auffassung bei diesen Diskussionen um die Gewaltfrage. Es mag überraschen, dass ausgerechnet im Zusammenhang mit einer buddhistischen Organisation wie der DBU diesbezüglich ein innerbuddhistischer Diskussionsbedarf besteht. Andererseits zeigen historische Beispiele etwa im japanischen oder tibetischen Buddhismus und auch aktuelle, wie etwa 969 und MaBaTha in Myanmar oder Bodu Bala Sena und Ravana Balakaya in Sri Lanka, dass auch buddhistische Organisationen immer wieder einen Klärungsbedarf in dieser Hinsicht haben. Es wäre ungerechtfertigte ethnozentrische Arroganz, einen solchen in Europa zu leugnen. Erfreulicherweise sind wir in Deutschland (noch) auf einem Level, wo es konkret um Rechte Rede geht. Aber was diese Diskussion so ernst macht, ist natürlich die Frage nach den karmischen Konsequenzen, die die kritisierten Aussagen auslösen können. Mir persönlich ist da der Verweis auf geschichtliche Erfahrungen gerade auch in Deutschland wichtig und darauf, dass uns der Vergleich oder Abgleich (was etwas Anderes ist als Gleichsetzung) mit historischen Erfahrungen dabei helfen kann, karmische Konsequenzen abzuschätzen und von daher die Heilsamkeit oder Unheilsamkeit solcher Aussagen zu beurteilen. Das wiederum ist das Kriterium dafür, ob wir es da mit Rechter Rede zu tun haben oder nicht.


    Natürlich kann man nun fragen, was uns eigentlich die Rechte Rede Anderer angeht. Eine völlig berechtigte Frage und man sollte es auch durchaus ernst nehmen, wenn Fürsprecher Ole Nydahls dabei auf das Grundrecht freier Meinungsäußerung verweisen. Allerdings kann ich mich nicht immer des Eindrucks erwehren, dass da (ob bewusst oder unbewusst, sei dahingestellt) ein Verwirrspiel mit dem Wechsel von Argumentationsebenen getrieben wird. Nicht jede zulässige freie Meinungsäußerung ist karmisch heilsam (also Rechte Rede) und nicht jede unrechte Rede ist strafbar. An einer Antwort auf die Frage, was das eigentlich uns angeht, möchte ich mich mittels eines Zitates von Helmut Gollwitzer versuchen. Gollwitzer spricht da von Verantwortung: "Verantwortung, das meint, dass ich mit meinen Ohren und mit meiner Seele einen Ruf höre, der an mich ganz persönlich ergeht, und dass ich ganz persönlich auf diesen Ruf antworte. [...] Und wir wissen, was aus dieser Verantwortung bei uns gewor­den, nein, gemacht worden ist." In dem Punkt "letzter persönlicher Verantwortung" liegt auch "der Punkt, an dem man widerstehen muss, wenn man nicht die Freiheit hoffnungslos preisgeben will". Und Gollwitzer spricht da auch eine Mahnung oder Warnung aus an die, die eben nicht "ganz persönlich auf diesen Ruf antworten" sondern auf Antworten Anderer vertrauen, die sich ihre persönliche Antwort vorweg nehmen lassen "durch eine andere freiwillig übernommene Autorität, oder sagen wir es in aller Deutlichkeit: in einer freiwillig übernommenen Knechtschaft".


    Nun war Gollwitzer Theologe - Roshis, Lamas und Bhantes gab es zu dieser Zeit in Deutschland nicht. Aber das "und mit meiner Seele" in dem Zitat kann man ja schadlos beiseite lassen. Und auch den Begriff Freiheit sollte man gelegentlich für eine ganz andere Art Freiheit "hoffnungslos preisgeben" können, wie ich gerne einräume. Ich lese dieses Zitat aus der Perspektive eines Wegsuchers, der die Bodhisattva-Gelübde empfangen hat. Wenn man diese ernst nimmt, dann - so denke ich jedenfalls - ist dieser "Ruf", von dem Niemöller spricht, das 'Schreien der Welt' und das, was diesen aus Leiden geborenen Ruf ungehindert hört und mit karuna beantwortet, ist Avalokitesvara. Das verweist auf die Übung, die durch Verblendung bedingte Hinderung des Hörens zu überwinden und dabei die paramitas zu entwickeln. Alleine durch Hören entwickelt man die paramitas nicht, sondern erst durch deren praktische Ausübung. In Gollwitzers Worten: durch das Übernehmen von letzter, persönlicher Verantwortung. Dann gehen uns auch solche Dinge wie die pauschale Diffamierung von Menschen anderer Religion, Ethnizität oder Hautfarbe etwas an. Erst recht deren mögliche Folgen.


    Ganz besonders gilt diese Maxime der Übernahme von Verantwortung, wenn wir uns mit anderen Menschen verbinden, um als kleine Gemeinschaft in die große Gemeinschaft aller Wesen hinein heilsam zu wirken. Wenn wir also in dieser Absicht politisch handeln oder handeln wollen. Dabei die eigenen schwachen Kräfte mit denen Anderer zu verbinden und so zu bündeln, ist ein potentiell sehr mächtiges upaya und wie alle machtvollen upayas ein schwierig zu handhabendes. Ein solches upaya ist beispielsweise die DBU, die als gesellschafts- und religionspolitischer Akteur von Buddhisten in Deutschland konzipiert ist; die ihnen die Option eröffnet, mit solch einem upaya zu arbeiten. Wenn dies funktionieren soll, dann müssen die individuellen Handlungsimpulse, die gebündelt werden sollen, von gleicher oder zumindest hinreichend ähnlicher Intention getragen sein; von einem gleichen oder doch zumindest verwandten Verständnis von heilsamem Handeln mit Geist, Sprache und Körper. Aus genau diesem Grund muss man sich, wenn man denn eine handlungsfähige DBU will, die heilsame Wirkungen in die Gesellschaft hinein entfalten soll, der Frage stellen, mit welchen politischen Intentionen man sich selbst dort einbringt und mit welchen Intentionen dies Andere tun. Und man muss sich mittlerweile ganz konkret die Frage stellen, ob die Intentionen, die sich aus vielen Äußerungen Ole Nydahls in den letzten zwei Jahrzehnten erschließen lassen, solche sind, mit denen man die eigenen Intentionen verbinden will.


    Dieser Prüfung darf man nicht ausweichen, wenn man eine handlungsfähige DBU will. Handlungsfähig kann die DBU nur sein, wenn die in ihr zusammengefassten Handlungsimpulse in eine gemeinsame Richtung weisen. Das bedeutet, es bedarf nicht zuletzt konkret einer Klärung, für welche Haltung gegenüber den in Deutschland lebenden Muslimen die DBU-Mitgliedsgemeinschaft BDD steht und für welche Haltung die DBU insgesamt stehen soll - und einer Antwort auf die Frage, ob diese Haltungen miteinander vereinbar sind. Das bedeutet, es muss geklärt werden, ob in der gesellschaftspolitischen Frage der Integration vor allem muslimischer Migranten (seien es nun legale Zuwanderer und deren Nachkommen, Asylsuchende oder Armutsflüchtlinge) ein Konsens innerhalb der DBU besteht, ob gegebenenfalls ein Dissenz für die DBU schadlos akzeptabel ist und schließlich, welche Konsequenzen aus solch einer Klärung zu ziehen sind.


    Das wäre Herstellung von Handlungsfähigkeit nach innen - aber es geht natürlich auch um eine Handlungsfähigkeit nach außen und genau deshalb ist es keine Option, dieses Problem einfach auszuklammern. Eine Handlungsfähigkeit nach außen kann es nur geben, wenn die DBU als Gesprächspartner im gesellschafts- und religionspolitischen Diskurs nicht nur wahr-, sondern auch ernstgenommen wird. Und, möchte ich hinzufügen, wenn sie als seriös und respektabel wahrgenommen wird. Ein öffentlich-rechtlicher Körperschaftsstatus alleine ist dazu bei weitem nicht hinreichend. Man muss dazu in diesen Diskurs auch klare Vorstellungen einbringen können, die für die Dialogpartner zumindest grundsätzlich akzeptabel sind. Noch besser, wenn man mit diesen partiell zu gemeinsamen Vorstellungen gelangt, so Unterstützung für die eigenen Anliegen findet und auch sinnvolle Anliegen Anderer unterstützen kann. Dabei ist es unvermeidlich, dass man sich, notfalls auch gegen innere Widerstände, auf Grundsätze festlegt und festlegen lässt - etwa in der Integrations- und Ausländerpolitik. Solchen Zwecken dienen demokratische Prozeduren. Sie sind der Preis politischen Handelns. Wenn man politisch handeln will, dann muss man ihn zahlen.


    Aber das wäre schon der zweite Schritt. Entscheidend für eine gesellschafts- und religionspolitische Handlungsfähigkeit ist vor allem das Bild, das die DBU der Gesellschaft insgesamt, also der Öffentlichkeit, von sich und vom Buddhadharma vermittelt. Das negative Echo, das Äußerungen Ole Nydahls insbesondere auf dem diesjährigen Sommerkurs in Immenstadt in der Presse und im Fernsehen des Bayerischen Rundfunks hervorgerufen haben, ist diesem Bild nach meinem Geschmack ausgesprochen abträglich. Dass dies - einschließlich staatsanwaltlicher Prüfung der Aussagen Ole Nydahls auf strafrechtliche Relevanz hin - nun ausgerechnet auch noch in dem Bundesland geschehen ist, in dem federführend der Antrag der DBU auf Verleihung des Körperschaftsstatus geprüft wird, ist auch nicht gerade hilfreich. Genau so wenig wie die Äußerungen Dr. Kaltenbrunners auf der eingangs erwähnten Veranstaltung, die so eher geeignet waren, den interreligösen Dialog der DBU mit den christlichen Kirchen (die sich anders als bislang die DBU sehr deutlich hinsichtlich der Frage des Islam in unserer Gesellschaft positioniert haben) zu sabotieren als ihn zu führen.


    Da ist eine gründliche und unvoreingenommene Prüfung, ob die Mitgliedschaft der von Ole Nydahl geführten Gemeinschaft in der DBU "das Ansehen oder die gemeinsamen Interessen der DBU schädigt" (§ 3 Nr. 8 der DBU-Satzung) eine meines Erachtens angemessene erste Reaktion. Aber man muss sich zunächst "in letzter persönlicher Verantwortung" die Frage beantworten: was sollten gemeinsame Interessen der DBU sein?


    "Wenn dieses ist, wird jenes; wenn dieses entsteht, entsteht jenes; wenn dieses nicht ist, wird jenes nicht; wenn dieses aufhört, hört jenes auf." (SN II.12.2)


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    Für mich bist du einfach eine reichlich verbohrte Buddhistin auf dem Weg, und du kannst dir ja noch ein paar Atribute für mich ausdenken.

    Wenn ich mal für Doris antworten darf: das ist zwar ein großzügiges Angebot von Dir, aber nach meinem Eindruck gehört Doris - nicht als Einzige hier, wie ich hinzufügen möchte - nicht zu den Leuten, die solche Angebote annehmen. Vielleicht hilft Dir ein gelegentliches Nachlesen der Nutzerbedingungen hier, Dich etwas zu mäßigen.

    Viel an Austausch werden wir so sicher aber nicht zustande bringen.

    Ja, "so" nicht. Das ist zumindest schwierig, wenn man seine Dialogpartner als "verbohrt" bezeichnet, statt sich mit deren Argumenten auseinander zu setzen. Nur mal so als Hinweis.


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    Du sagst Gewalt ist nur durch innere Transformation zu überwinden.

    Nein, sage ich nicht. Ich sage nur, man soll bei sich selbst anfangen. Da ist es am einfachsten, da setzt man den Hebel an. Das vermeidet Fehler.

    Ich sage halt ,dasGewalt sowohl durch innere wie auch äußere Transformation zu bändigen ist.

    Ja. Ist beides nicht voneinander zu trennen. Die Frage ist nur, welche Mittel man für äußere Transformation einsetzt. Insbesondere, ob man Gewalt mit Gewalt bändigen kann. Gewalt mit Körper, Geist und Sprache. Genau da setzt ja die Kritik bei Ole Nydahl an - weil viele Buddhisten dem widersprechen, wenn man das für eine "buddhistische Sichtweise" ausgibt.


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    Liebe/r Phoenix,

    wir haben hier halt sehr unterschiedliche Sichtweisen.

    Ja, klar, wir sind ja auch sehr unterschiedliche Menschen. Wenn wir alle dieselbe Sichtweise hätten würden wir nicht unsere Zeit damit vertrödeln, hier unsere unterschiedlichen Sichtweisen auszutauschen - würde ja keinen Sinn machen. So aber können wir zumindest voneinander lernen. Auch nicht schlecht.

    Ich kenne Ole halt persönlich ,dafür aber den interreligiösen Dialog mehr nur von den Argumenten.

    Kann ich verstehen. Deswegen habe ich ja versucht, zu vermitteln, wie ich zu verschiedenen BDD-Leuten, die ich näher kennenlernen konnte, stehe. Die unterschiedlichen Auffassungen, die wir haben, deutlich zu benennen, tut ja der persönlichen Sympathie keinen Abbruch. Das Eine, die unterschiedliche Auffassung, darf halt nicht das Andere, die Sympathie, verdecken - in beiden Richtungen, versteht sich. Das ist im Lehrer-Schüler-Verhältnis nicht viel anders. Die kritische Prüfung des Lehrers verdeckt nicht das große Mitgefühl und das große Mitgefühl nicht weise Unterscheidung. Ich weiss, in Deiner Tradition ist das etwas anders, aber in meiner Tradition hört die Prüfung des Lehres nie auf. Auch in beiden Richtungen. Und das ist gut so. So behalten wir uns im Auge und prüfen und üben uns gemeinsam.

    Ich halte dann dagegen ,das die Toten niemand mehr lebendig macht und Gewalt nur dadurch gestoppt werden kann,

    wenn rechtzeitig reagiert wird.

    Ja, die Toten macht keiner mehr lebendig. Gleich, wer oder was sie getötet hat und gleich, was sie vor ihrem Tod waren. Deswegen soll man nicht die Sichtweise des Tötens aufsteigen lassen. Das ist die erste Übung, die wir bei der Zufluchtnahme geloben. Und Gewalt kann in der Tat nur gestoppt werden, wenn man sie rechtzeitig aufsteigen sieht und loslässt. Und dabei fängt man am besten beim Nächstliegenden an - bei sich selbst.


    In diesem Sinne,

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    Hallo Phoenix,

    allgemein geantwortet wird eine islamkritische Argumentation schon alleine dadurch unterbunden , das sie hier ganz offiziell nicht erwünscht ist.

    Nun ja - dies ist ein buddhistisches Forum. Trotzdem wurde dem Thema Islam und Islamkritik (was ich nun nicht wirklich für ein budhistisches Thema halte) ja in einem 'special interest' - Forum Raum gegeben. Interessiert mich nun jetzt nicht sonderlich - ich hatte jahrelang in einem interreligiösen / religionswissenschaftlichen Forum hinreichend Gelegenheit dazu, mich in diesen Diskurs einzubringen bzw. ihn zeitweise auch zu moderieren. Die ewig gleichen Argumente und Scheinargumente werden mit der Zeit ziemlich nervtötend. Aber mit etwas substanziellerer Islamkritik seitens Ole Nydahl - wenn es sie denn geben sollte - würde ich mich schon beschäftigen, wie in meinem letzten Posting geschrieben. Eher privat, aber wenn es von Dir ausdrücklich so gewünscht wird, auch im Rahmen einer Diskussion im Mitgliederbereich von Buddhaland.


    Speziell in diesem Thread hier geht es allerdings zentral und ganz konkret um die Aussagen Ole Nydahls zum Islam, wegen denen nun gegen ihn ein Ermittlungsverfahren wegen Volksverhetzung läuft - und darum, wie weit die DBU (und auch andere, dort nicht organisierte Buddhisten) von dem dadurch ausgelösten Echo in der Öffentlichkeit tangiert sind. Mein hier wieder eingestelltes Posting diente konkret dazu, die Irrationalität der Aussagen Ole Nydahls und des damit suggerierten Bedrohungsszenarios aufzuzeigen. Ich dachte, das wäre klar, auch ohne dass ich das ausdrücklich schrieb. Als eine Verteidigung des Islam oder gar des Islamismus war das gewiss nicht gedacht - das sollte das abschließende Zitat aus dem Essay 'Das Islambild in Deutschland - Zum öffentlichen Umgang mit der Angst vor dem Islam' verdeutlichen.

    Was dein Verhältniss zu Lama Ole Nydahl und den BDD angeht, scheint das ja ziemlich gründlich gestört zu sein.

    Ich denke, ich kann das besser beurteilen als Du :) - nein, "gestört" würde ich das nicht nennen. Ich habe zwar Ole Nydahl nie persönlich kennen gelernt (was es schon einmal schwierig macht, da ein gestörtes Verhältnis zu bekommen) aber ich habe im Laufe der Jahre einige Mitglieder des BDD kennen, respektieren und auch schätzen gelernt (in 'real life' versteht sich). Andi Behrens, Sören Hechler, Widukind Baier - um mal konkret ein paar Namen zu nennen. Wir haben in etlichen Dingen einfach sehr unterschiedliche Auffassungen - wenn es das ist, was Du mit "gestörtes Verhältnis" meinst.

    ich denke nicht das wir hier jeden so indoktrinieren sollten, das wir hier ein großes Plakat mahlen wo dann draufsteht: BDD - die verbotene Zone!

    Das denke ich auch nicht. Aber ein Verweis z.B. auf diesen Diskussionsthread hier wäre mE schon nicht verkehrt.


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