Natürlich sind Mitgefühl und Mitleid dasselbe.
Oder sagen wir mal so:
Mitgefühl ist neutral. Das kann sowohl Leiden als auch Freude beinhalten.
Mitleid ist ein Teil davon, nämlich wenn das Gefühl des Leidens geteilt wird.
Mitleiden ist, wenn man das Leid direkt mitempfinden kann.
Manchmal geht das nicht. Weil man schlicht nicht verstehen und nachvollziehen kann, warum der Andere gerade diese Leiden empfindet. Ist z.B. so, wenn man noch nicht erlebt hat, dass einem das Kind wegstirbt. Dann hat man aber eine Erinnerung an Leiden, das man selber hatte und kann darauf auf das Leiden des Anderen schließen. Da ist aber mehr oder weniger viel Distanz dabei. Kann sogar fast völlig emotionslos sein. Kann aber auch sein, dass man merkt, dem anderen geht es schlecht und da wir im Hirn so was wie Spiegelneuronen haben, wir soziale Wesen sind, löst das spontan Solidarität aus (Hinwendung, Berührung, Trost, Schutz … ist alles Instinkt). Auch da ist ein Mitleiden dabei, denn das löst die Reaktion aus.
Was hier so als Unterscheidung zum Mitgefühl läuft, da steckt die Diffamierung von Mitleid und starken Emotionen drin. So heftige Gefühle können überwältigen und Angst machen.
Wenn jemand Trauer erfährt, dann macht das den Umstehenden Angst, weil sie ihrer Hilflosigkeit und Ohnmacht gewahr werden. Dann tut man halt auf cool, um sich das vom Leib zu halten. Dabei wird gerne der Dharma als Argumentationshilfe aus der Kiste hervorgekramt.
Das ist ein Ego-Ding. Die einen reagieren auf Verdrängung durch Rationalisierung, die anderen durch blinden Aktionismus, und andere mit Wut und Depression. Immer ist der Zweck das Gefühl los zu werden. Man ist auch nicht wirklich ehrlich, weil man so tut, als ob man es dem Anderen leichter machen möchte, dabei geht es nur um das eigene Unbehagen. Deshalb kommt das nicht gut rüber.
Hier fehlt auch das Vertrauen in die Selbstheilungskräfte im Menschen, auf das Wunder Leben an sich. Es geht um Kontrolle. Da herrscht die Vorstellung, dass Leiden nicht sein darf.
Aber wenn man dieses Mitleid zulässt, den Schmerz, die Ohnmacht, wenn man sich dem stellt, dann findet man einen Weg. Man kann das mit dem Leidenden teilen. Dann ist da auch kein Ego mehr, das sich bedroht fühlt und was loshaben will. Auch hier geht es um einen selbst, aber als Wir. Dann teilt man einfach. Das ist ehrlich, weil da das eigene Unbehagen stehen gelassen werde kann und der Andere nicht dazu missbraucht wird, dieses loszuwerden. Hier wird vertraut und Leiden wird Teil des Lebens betrachtet.