Beiträge von Alaya im Thema „Fragen zu den Bodhisattvas“

    Zitat

    Das ist wirklich sehr interessant, danke für die Ausführung. Kannst du da ein Buch/Text empfehlen, der genau dieses Thema behandelt

    ?

    Ja "übung der Nacht" von Tenzin Wangyal Rinpoche. Das ist das ausführlichste Buch zum Thema. Aber Achtung, der tibetische Buddhismus hat auch gewisse esoterische Anteile, die vielen Zennies ja zu wider zu sein scheinen. Da ich aber von der Verbindung zwischen Tantra und Dzogchen geschrieben habe, ist es finde ich auch für solche Leute wichtig, sich mit ihrer Abneigung diesbezüglich zu befassen. Tenzin Wangyal ist ein sehr offener Meister. Traumyoga ist letztlich eine Praxis die den ganzen Tag/die ganze Nacht umfasst, darum ist ein ausführliches Buch gut insebondere für dich wenn du den von dir zitierten Aspekt vertiefen möchtest. Ein Aspekt, der finde ich von anderen Traditionen(Zen Theravada quasi nicht beachtet wird)


    @Sherab Yönten


    Ja da hast du recht. Die meisten Schüler sogar. Aber gerade im Dzogchen und zum Beispiel in der Familie von Tulku Urgyen Rinpoche und Tsoknyi Rinpoche wird zum Teil ein Dzogchen Ansatz gelehrt der erst in die Sicht einführt und dann den weiteren Weg inklusive vorbereitende Übungen geht.


    Liebe Grüße

    Tobias

    Zitat

    Nimmst du dann nur die Einsicht mit oder schwingt da mehr mit? Gibt es den Gedanken, dass du die "Wachphänomene" auch verändern kannst?

    Genau so ist es gedacht. Traumyoga lehrt dass die Unterscheidung zwischen Wachsein und Traum eine Illusion(ein samsarischer Fehler) ist Traumyoga ist ein Gegenmittel. Genauso wie die Unterscheidung zwischen Leben Sterben und Wiedergeburt letztlich eine Illusion ist. Auch dieser Punkt wird im Traumyoga ausführlich behandelt. Das Tagesbewusstsein entspricht im Traumyoga letzlich der Phase dieses Lebens. Beim Einschlafen "übt" man quasi das Sterben weil die Prozesse der Bewusstseinauflösung die gleichen sind der Traum entspricht wiederum dem Bardo(also den Übergang von diesem ins nächste Leben) auch hier übt man quasi das Verhalten zum Zeitpunkt des Bardo. Und im Wachleben erinnert man sich letztlich, dass man die selben Freiheiten hat wie im Traum.(Natürlich springt niemand aus dem Fenster und glaubt er könnte fliegen, aber die Idee ist ähnlich, etwa wenn man schmerzen hat erinnert man sich daran dass man Schmerzen auch im Traum transformiert hat, dass es einem nichts ausgemacht hat, sich ein Bein auszureissen o.ä. Und dass der Wachzustand letzlich genau so ist wie der Traum"



    Zitat

    Dzogchen hat eine blumigere Sprache finde ich. Stellenweise ein wenig zu betört, zu luzide, zu freudvoll. Aber vielleicht finde ich da wegen meiner Wesensart vielleicht auch nicht so den 100% Zugang. Mit Wörtern wie "absolute Freude"


    Naja da kennst du wahrscheinlich eher die Texte alter Meister. Und die sind und so ist es bestimmt auch manchmal im Zen oft blumiger. Moderne Dzogchenmeister sind zum Teil wesentlich "präziser"

    Absolute Freude als Begriff würde ich eher dem Tantra zuordnen. Wobei Dzogchen/Mahamudra die höchste Stufe des Tantra darstellt, man hat ihnen nur einen anderen Namen gegeben, weil die Methodik und sichtweise sich von den anderen Tantrastufen und vom Sutra so sehr unterscheiden.

    auch muss man sich genau ansehen was mit den Begriffen gemeint ist.

    Absolute Freude meint, dass die Freude bedingungslos und damit sehr subtil ist.


    Und eine bedingungslose/unaufgeregte Freude geht einher mit einer großen Achtsamkeit und Wertschätzung für seine Umwelt und letztlich für alle Phänomene. Diese Haltung kommt dem sehr nahe was ich mit Zen verbinde. Siehst du dort auch Verbindendes?


    Liebe Grüße

    Tobias

    Mal zu dem Sinn von Niederwerfungen aus Sicht des Vajrayana:

    Im Vajrayana geht man letzlich davon aus, dass Niederwerfungen dazu dienen den eigenen Stolz abzubauen. Es geht weniger darum, zu denken, "der große Meister ist viel besser als ich" als viel mehr einen gewissen widerwillen abzubauen. Ähnlich wie ein Zen Schüler manchmal zu faul für Zazen ist und gerade dann Zazen praktizieren solte damit sich ein gewisser Gleichmut einstellt.


    Man sollte auch sehen, dass der Vajrayana auf verschiedenen Ebenen arbeitet, die letztlich alle auf die richtige Art und Weise kombiniert werden müssen, damit die Praxis den gewünschten Effekt im Sinne des Dharma hat.


    Das mit dem "Sich heilsam etwas vomachen" hat was Ambivalentes. Woher weiss man, ob einen die Vorstellung näher zur Realität bringt oder man abdriftet? Man kann sich ja alle möglichen großartigen Sachen vortstellen.


    Ja eben. Das ist für mich geistiges Abdriften, im Grunde genommen nichts anderes als "Channeling" oder Invokationen, die man in der Magie nutzt. Sicherlich kann der Geist auch andere Formen annehmen, da stimme ich vollkommen zu. Ich kann mich als reicher Mann fühlen, als Bettler oder als Erzengel Michael oder als Bodhisattva der 7. Stufe.

    Auch hier muss man verschiedene Ebenen der Praxis unterscheiden und auch hier geht es letzlich um die Kombination der richtigen Mittel.

    Die Erforschung der Wandelbarkeit des Geistes ist eben im Vajryana besonders im Tantra eines der Hilfsmittel, um die Anhaftung zu überwinden. Wenn alles wandelbar ist, gibt es letztlich nicht woran man anhaften kann. Diese Formhafte Wandelbarkeit kann man zum Beispiel aus tantrischer Sicht im Traumyoga benutzen. Wenn ich es schaffe im Traum bewusst wach zu werden ist das aus Sicht des Tantra ein Anzeichen für einen Fortschritt in der Achtsamkeit. Gerade im Traum ist es nun so, dass man sehr viel mit seinem Geist steuern kann und man spürt dort die Wandelbarkeit der Phänomene indem man zum Beispiel etwas alptraumhaftes bewusst in etwas schönes verwandeln kann, indem man sich im Traum altern lassen oder verjüngen kann in eine Frau verwandeln usw. Diesen Geschmack der grundsätzlichen Wandelbarkeit der Phänomene nimmt man sich dann mit ins Wachleben. Und dieser Eindruck verstärkt sich gerade, wenn man den Traum bewusst gesteuert hat. Es gibt dazu im tantra präzise anleitungen wie das geht und wie die richtige Sichtweise ist mit den Phänomenen umzugehen.


    Neben der Ebene des Tantras hat der Vajrayana ja auch noch die Sutraebene der Praxis, die die grundsätzliche leidhaftigkeit alller Phänomene sowie die Ethik und die Achtsamkeit in den Fokus rückt.

    Zusätzlich zu dieser Ebene gibt es noch die Ebene des Dzogchen bzw Mahamudra.

    Das ist sozusagen der letzte "Schutz" vor falschen Ansichten. Hier werden letztlich alle falschen Ansichten "durchgeschnitten" Die Praxis bzw die Sichtweise ähnelt sehr dem Zen wobei es auch kleinere Unterschiede in der Methodik gibt.

    Vajrayana bedeutet letzlich alle Ebene des Sutra Tantra und des Mahamudra in korrekter Weise miteinander zu verbinden.

    Ich möchte noch etwas zum Thema "Sinn des Tantra" schreiben. Ein wesentliches Argument eines der größten Tantra Meister Padmasambhava bezieht sich auf die Sutraebene. Er argumentierte: Wir haben nur eine begrenzte Zeit in diesem Leben die Befreiung zu erlangen und der Zeitpunkt des Todes ist ungewiss. Es wäre also fahrlässig die Phase des Einschlafens und des Traumes nicht für die Praxis zu benutzen. Er erkannte, dass der Geist im Traum etwas anders arbeitet als im Wachzustand also passte er die Anweisung für die Praxis etwas an. Auch ist es ja so, dass wir im Traum häufig mit besonders heftigen positiven bzw negativen Gefühlen konfrontiert werden. Es ist deshalb eine Methode diese umzuwandeln.


    Liebe Grüße

    Tobias

    Im Vajrayana werden keine Buddhas angerufen/Bodhisattabas angerufen zumindest dann nicht wenn man es tiefgründig untersucht.


    Wenn man Amithaba praktiziert oder Manjushri möchte man nicht von Ihnwn gerettet werden. Man bemüht sich eher um die Erkentnis dass man das Potenzial zur Erleuchtung besitzt und dass alle Hindernisse auf dem Weg letztlich "mühelos" überwunden werden können. Da man selbst noch zu sehr in Samsara gefangen ist, ist zum Beispiel Amithaba ein "Vorbild" im wörtlichen Sinne er hilft einem dabei bestimte Aspekte der Erleuchtung zu kontemplieren. Und zwar nicht weil er irgendwelchen magischen Staub streut oder sowas, sondern weil in den Belehrungen zu Amithaba die Möglichkeit besteht bestimmte Aspekte der Buddhaschaft(oder der Umgang mit bestimmten negativen Geistesfaktoren) zu kontemplieren/zu vertiefen. Was ich hier exemplarisch für amithaba gemacht habe gilt für alle Buddhas und Bodhisattvas im Vajrayana.


    Liebe Grüße

    Tobias