Beiträge von Sudhana im Thema „Zitatesammlung – Nydahl und der Islam“

    Mein Schlusswort in diesem Thread, bevor ich morgen zu einem Sesshin fahre:


    es ist wichtig, dass wir uns bewusst machen, dass wir ständig in einem Austausch stehen mit allem, was uns umgibt. Über unseren Körper, unsere Sinne, aber auch über Gefühle und Gedanken, die wir aufnehmen und die in uns wirken - und deren Wirkung auf uns wir wiederum weitergeben, wodurch sie in anderen Wirkung entfalten.

    Wir können diesen Wechselprozess reduzieren und sogar zeitweise anhalten und dabei sein Entstehen und Vergehen beobachten. Das ist die Übung in samādhi, das achte Pfadglied. Und wir können wache Aufmerksamkeit auf diesen Wechselprozess richten und dabei Einsicht gewinnen in das, was auf uns wirkt und wie es auf uns wirkt. Das ist das siebte Pfadglied, sati oder smṛti. Was unsere geistigen Wechselwirkungen betrifft, so geht es dabei darum, die Geistesgifte Hass und Gier zu erkennen und sie durch Wahrnehmung und Verstehen ihres Wirkens aufzulösen - ihnen mit Nicht-Hass und Nicht-Gier zu begegnen.

    Dabei und bei den anderen Übungsfeldern des achtfachen Pfades sind Weggefährten, insbesondere solche, die in ihrer Übung des Weges erfahrener sind als wir, eine große Hilfe. Wir können uns hinsichtlich unserer Übung in Sittlichkeit, Weisheit und geistiger Disziplin, unserer Praxis des achtfachen Pfades, an ihnen orientieren. Aber dies dürfen wir nicht ohne Prüfung tun. Wenn wir einen solchen Weggefährten als Lehrer annehmen, bedeutet dies, uns ein Stück weit seiner Kontrolle und seinem Einfluss zu unterwerfen. Eben deswegen ist es notwendig, diesen Einfluss achtsam und gründlich zu prüfen.

    Was nehmen wir da wahr? Beim Lehrer und bei seiner Wirkung auf und in uns? Freiheit von Gier - etwa nach sinnlichen Erfahrungen z.B. sexueller Art, nach 'Adrenalin-Kicks', nach Bewunderung und Verehrung? Freiheit von Hass - gegen Andersfühlende, Andersdenkende? Oder positiv: unbegrenztes Wohlwollen, Mitgefühl, Mitfreude und Gleichmut - die brahmavihara?


    Kritik und Warnung Anderer vor bestimmten Menschen, die sich als Lehrer anbieten, kann dabei eine Hilfe sein, wenn sie unsere Aufmerksamkeit bei dieser Prüfung schärft und uns dabei hilft, Blendwerk zu durchschauen und unseren Blick auf die genannten Qualitäten zu richten, auf die es bei einem Lehrer ankommt. Lehrer, die "umstritten" sind, sind es selten ohne Grund. Und einem falschen Lehrer nachzulaufen vergeudet wertvolle Zeit - wir haben sehr wenig davon zur Verfügung, um zum Erwachen zu finden. Vergeudet Eure Tage und Nächte nicht.


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    ... und dort kannst Du nachlesen, dass die Sentenz, die mit den drei Affen symbolisiert wird, ursprünglich aus dem Konfuzianismus stammt. Die drei Affen selbst sind Symboltiere im Kōshin-shinkō (庚申信仰), einer japanischen synkretistischen Volksreligion mit (u.a.) daoistischen, shintoistischen und auch buddhistischen Einflüssen. Zu letzteren gehören die 'drei Affen' allerdings nicht.


    Wie gehabt - Du informierst Dich nicht hinreichend und aus unzuverlässigen Quellen.


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    Bedenkenswertes Zitat. Aber ich bezweifle, dass es so zu verstehen ist.

    Three-Wise-Monkeys-Cartoon.jpg


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    "Du hast wohl eine Antiislamismusphobie ? oder bist du antiislamophob?"

    Nein. Phobien sind irrationale Ängste - klinisch ausgedrückt: Angststörungen. Meine Besorgnisse hinsichtlich des Antiislamismus halte ich für durchaus rational, weil sie auf der Untersuchung ähnlicher / verwandter Ideologien und ihrer historischen Folgen beruhen. Mano-pubbangamá dhammá - den Dingen geht der Geist voran.
    Besorgt bin ich nicht, weil ich mich selbst bedroht fühlen würde - so viel ist von mir nicht mehr da, dass sich das lohnen würde. Nur: was heilsam ist, sollte man deutlich als solches benennen. Was unheilsam ist, ebenfalls.


    Antiislamismus hingegen hat durchaus etwas Xenophobie zu tun - tiefenpsychologisch wird das als pathische Projektion gedeutet.


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    Mal grundsätzlich, wenn auch leicht offtopic: die moderne Genetik, insbesondere Populationsgenetik, hat biologische Begründungen des Rassismus längst als unwissenschaftlich widerlegt. Vor allem waren da die Arbeiten des am 31. August verstorbenen Luigi Cavalli-Sforza bahnbrechend. Eine auch für Laien brauchbare, seriöse populärwissenschaftliche Darstellung des Kenntnisstandes findet man hier.


    Der Antislamismus (was etwas anderes ist als Islamkritik), wie er sich in den Nydahl-Zitaten und auch in manchen Äußerungen von Phoenix hier zeigt, ist allerdings von einer anderen Qualität als der im 19. Jahrhundert - zeitgleich mit dem Antisemitismus und der Ideologie des Imperialismus - entstandene biologistische Rassismus, auch wenn es da (wie hier ja sichtbar wurde) deutliche Überdeckungen gibt. Alle drei Entwicklungen übrigens geistesgeschichtlich Derivate christlicher 'Leitkultur' - der Antisemitismus ein sakulärisierter Antijudaismus, Rassismus und Imperialismus säkularisiertes Herrschaftschristentum (letzteres bezeichnet die seit der Spätantike nachweisbare kirchliche Lehre, Christus sei der einzige Herrscher der Welt und habe alle Güter und Länder den Christen geschenkt während Nichtchristen und Häretiker kein Recht auf Besitz hätten). Leicht ironische Anmerkung - ist das die Art Säkularisierung, die so Viele von der islamischen Welt als Defizit einklagen?

    Stattdessen erleben wir seit Mitte des letzten Jahrhunderts die allmähliche Entwicklung einer Ideologie, die mangels einer besseren Bezeichnung im soziologischen Diskurs als "Rassismus ohne Rassen", "Kulturalismus" oder "Neorassismus" bezeichnet wird und in der insbesondere der Antiislamismus eine prominente Rolle spielt - so wie als Reflex auch manche Formen des Islamismus (der allerdings wesentlich als Reaktion auf den Imperialismus entstand). Dieser 'Rassismus ohne Rassen' ist eine Ideologie, die dieselbe Funktion erfüllt wie der klassische Rassismus (sowohl psychologisch als auch politisch) und die, wenn man sie denn wachsen und gedeihen lässt, zu denselben mörderischen Konsequenzen führen wird. "Wenn dieses ist, wird jenes; wenn dieses entsteht, entsteht jenes; wenn dieses nicht ist, wird jenes nicht; wenn dieses aufhört, hört jenes auf."


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    Wer auf `weltlicher` Ebene einen `weltlichen` Verband gründen möchte

    Und der Sangha ist kein Verband auf weltlicher Ebene? Spass beiseite - ich kann hier - im buddhistischen Kontext - mit dem Begriff "weltlich" nicht so recht etwas anfangen. Es ist ein Begriff, der im 9. Jahrhundert im Deutschen auftaucht als Eindeutschung von lat. mundanus oder saecularis im christlichen Kontext. Dabei ist 'weltlich' immer Teil eines Begriffspaares - d.h. es ist auf einen Gegenbegriff bezogen. Konkret: auf geistlich, kirchlich oder göttlich. Das ist dann doch etwas Anderes als das buddhistische Begriffspaar laukika - lokottara.


    Mit 'laukika' und 'lokottara' werden keine "Ebenen" bezeichnet, sondern Aktivitäten und Praktiken nach ihrer Ausrichtung unterschieden. 'Lokottara' bezieht sich im Speziellen auf die Pfade und Früchte der ariya puggala und im Allgemeinen auf Aktivitäten und Praktiken, die zum Erwachen und Verlöschen hinführen. 'Laukika' ist alles, was eben nicht zum Erwachen und Verlöschen hinführt.


    Die DBU ist nun eine Vereinigung von Upāsikā und Upāsaka (wobei es selbstredend auch Ordinierte in ihr gibt) mit - laut Satzung - Zweck und Ziel, die "Rahmenbedingungen für die Bewahrung, Darlegung und Praxis der Lehre des Buddha auf der Grundlage des Bekenntnisses" zu fördern. 'Laukika' - falls es das ist, was Du mit "weltlich" gemeint hast, ist das jedenfalls nach meiner Auffassung nicht. Anders als Herrn Nydahls Hetze gegen den Islam und gegen Migranten und genau das ist auch das Problem, das die DBU mit ihm und der Mitgliedschaft seiner Parteigänger in der DBU hat.


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    Der Typ vom Zensplitter ist schon sehr fragwürdig, aber damit passt er gut zu Nydhal

    Der "Typ vom Zensplitter" nennt Argumente, Daten und Fakten zum Thema Islam und Islamismus und der angeblich davon ausgehenden Gefahr - und verweist dafür auf überprüfbare Quellen. Etwas, was ich bei Deiner Antwort vermisse. Damit passt auch Du ganz gut zu Nydahl.


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    Würden diese Zitate in Deutschland zu einer Anklage führen?

    Nein. Rassismus per se ist nicht strafbar. Meinungen sind nicht strafbar - nur Taten. Das ist aber auch in diesem Zusammenhang unerheblich - es geht hier um buddhistische Ethik, insbesondere um rechte Rede und nicht um deutsches Strafrecht. Nicht alles, was legal ist, ist deswegen schon śīla. Da geht es um Handeln mit Geist, Sprache und Körper.

    Zitat

    Vom Geist geführt die Dinge sind,

    Vom Geist beherrscht, vom Geist gezeugt.

    Wenn man verderbten Geistes spricht,

    Verderbten Geistes Werke wirkt,

    Dann folget einem Leiden nach

    Gleichwie das Rad des Zugtiers Fuß.

    (Dhammapada Vers I)

    Ich behaupte nicht, Herrn Nydahls Geist lesen zu können. Aber ich lese und höre, wie spricht.

    Zitat

    Wie aber, Cunda, ist Unlauterkeit vierfac,h in Worten?

    1. Da, Cunda, ist einer ein Lügner. Befindet er sich in einer Gemeindeversammlung, in einer (anderen) Zusammenkunft, unter Verwandten, in der Gilde, oder wird er vor Gericht geladen und als Zeuge befragt: 'Komm, lieber Mann, sage aus, was du weißt!', so sagt er, obwohl er nichts weiß: 'Ich weiß es', oder wenn er etwas weiß: 'Ich weiß es nicht'. Obwohl er nichts gesehen hat, sagt er 'Ich habe es gesehen', oder wenn er etwas gesehen hat: 'Ich habe es nicht gesehen'. So spricht er um seinetwillen oder um eines anderen willen oder um irgendeines weltlichen Vorteils willen eine bewußte Lüge. -
    2. Er ist ein Zwischenträger: was er hier gehört hat, erzählt er dort wieder, um diese zu entzweien; und was er dort gehört hat, erzählt er hier wieder, um jene zu entzweien. So entzweit er die Einträchtigen, hetzt die Entzweiten auf, findet Freude, Lust und Gefallen an Zwietracht, und Zwietracht fördernde Worte spricht er. -
    3. Er bedient sich roher Worte; Worte, die scharf sind, hart und andere verbittern, die von Verwünschungen und Gehässigkeiten erfüllt sind und nicht zur Sammlung des Geistes führen: solcher Worte bedient er sich. -
    4. Er ist ein Schwätzer, redet zur Unzeit, unsachlich, zwecklos, nicht im Sinne der Lehre und Zucht; er führt Reden, die wertlos sind, unangebracht, ungebildet, unangemessen und sinnlos. -

    So, Cunda, ist Unlauterkeit vierfach in Worten.

    Cunda Sutta AN X.176

    Erschwerend kommt hier hinzu, dass es um jemanden geht, der sich als buddhistischer Lehrer, sogar als "Lama" bezeichnet und bezeichnen lässt und seine merkwürdigen Vorstellungen von śīla, wie sie in seinen Äußerungen deutlich werden, an Leichtgläubige als Buddhadharma weitergibt.


    Um die Unheilsamkeit dieses Handelns zu erkennen, muss man nicht z.B. in Bezug auf den Islam bzw. muslimische Migranten naiv oder uninformiert sein. Es genügt, genau hinzuschauen - so z.B.


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    AproposBegriffsverwirrung: was ist unter „buddhistisch weise“ zu verstehen?

    z.B. das:

    Zitat


    Durch Haß fürwahr kann nimmermehr

    Zur Ruhe bringen man den Haß;

    Durch Nichthaß kommt der Haß zur Ruh':

    Das ist ein ewiges Gesetz.

    (Dhammapada Vers 5)

    Der Übersetzer Nyanatiloka Mahathera kommentiert:

    Zitat

    Gleichwie man nämlich eine durch Speichel, Rotz und andere Unreinheiten beschmierte Stelle nicht durch Abwischen mit eben solchen Unreinheiten rein und geruchlos machen kann, sondern diese Stelle noch viel unreiner und übelriechender wird, genau so kann man nicht dadurch, daß man den Beschimpfenden wieder beschimpft oder den Schlagenden wieder schlägt, durch Haß den Haß zur Ruhe bringen, sondern

    man macht den Haß nur immer stärker. Somit kommen die Gehässigkeiten (verani) niemals durch Haß zur Ruhe. Wie aber jene Unreinheiten wie Speichel usw., mit klarem Wasser abgewaschen, verschwinden und jene Stelle rein und geruchlos wird, genau so kommen durch Nichthaß, durch das Wasser der Duldsamkeit und Güte, durch weise Erwägung und Betrachtung, die Gehässigkeiten zur Ruhe, zur Stillung und zum Verschwinden. Daß aber nur durch Nichthaß der Haß zur Ruhe kommt, dieses altehrwürdige Gesetz ist der Weg, den alle Erleuchteten, Einzelerleuchteten und Triebversiegten gewandelt sind.

    - wobei sich die Art Unweisheit, um die es hier geht, noch steigern lässt, wenn man, statt nur selbst Hass zu hegen, durch unrechte Rede in Anderen Hass erzeugt und befördert.



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    Ich bin kein Anhänger von H. Nydahl, aber dennoch stellte sich mir die Frage, aus welchen Gründen immer wieder verschiedene Aspekte diesbezüglich in den Vordergrund gerückt werden.

    Diese Frage ist relativ einfach zu beantworten. Letzlich handelt es sich dabei darum, wie Menschen, die sich von ihrer Lebenspraxis her als Buddhisten verstehen, mit der Gesellschaft in der sie leben interagieren sollten - wie also ihre Praxis in dieser Beziehung aussieht. Eine ethische Grundsatzfrage, die sich natürlich nicht nur Buddhisten stellt - nur folgen Buddhisten bei ihrer Beantwortung bestimmten Vorgaben. Diese Interaktion findet auf individueller Ebene unvermeidlich statt - und ich denke, es ist unstrittig, dass die Wirkungen, die von solcher Interaktion bei Buddhisten ausgehen, der Entwicklung der Gesellschaft als Ganzes heilsame Impulse im Sinne des Buddhadharma geben sollten.


    Darüber hinaus: solche individuellen Impulse lassen sich bündeln, was ihre Wirksamkeit erhöht. Das birgt ein Risiko, denn die Bündelung verstärkt eben nicht nur kusala karma, sondern auch akusala karma. Damit stellt sich insbesondere für eine traditionsübergreifende Organisation wie z.B. die DBU das Problem, einen Konsens darüber zu erarbeiten, was in Bezug auf die Gesellschaft heilsam / kusala ist und was nicht und damit dem Handeln eine Orientierung gibt. Anders gesagt geht es dabei darum, welche Intentionen man da bündeln will und welche nicht.


    Die "verschiedenen Aspekte", die hinsichtlich Ole Nydahl und seiner Gefolgsleute "in den Vordergrund gerückt werden" sind genau die, über die in der DBU (und nicht nur dort) konträre Auffassungen hinsichtlich ihrer Heilsamkeit bestehen. Nun hat zweifellos Jeder das Recht, seine eigenen Auffassungen über Heilsamkeit und Unheilsamkeit zu hegen - ob die nun die Bezeichnung 'buddhistisch' verdienen, ist allerdings eine andere Frage. In einer Organisation wie der DBU, die Buddhisten in Deutschland als religionspolitisches Instrument, als upaya dienen soll, um heilsam in die deutsche Gesellschaft hinein zu wirken ist jedoch ein Konsens über heilsame und unheilsame Handlungsoptionen unabdingbar, wenn eine solche Organisation ihren Zweck erfüllen soll.


    An die drei Jahrzehnte hat die DBU im Interesse der Einbindung des Diamantweg das Agieren Ole Nydahls ertragen. Eine Abwägung, die schon immer umstritten war. In Zeiten allerdings, wo auch in Deutschland rechtspopulistische, fremdenfeindliche und rassistische Tendenzen an Stärke zunehmen, wird die oben erwähnte "Bündelung" mit solchen Triebkräften zunehmend inakzeptabler. Da ist es überfällig, dass die DBU als eine politische Organisation auch politisch Stellung hinsichtlich des Umgangs mit Migranten und mit der islamischen Religion in Deutschland bezieht - wobei sie da schon zeitlich weit hinter den christlichen Organisationen (konkret EKD und Deutsche Bischofskonferenz) hinterherhinkt. Wenn sich die DBU dabei auf den Konsens bezieht, auf den sich ihre Mitglieder geeinigt haben, dann ist eine Diskussion und ein Urteil darüber, wie weit Ole Nydahl und seine Organisation noch auf dem Boden dieser gemeinsamen "Geschäftsgrundlage" der DBU stehen, unvermeidlich.


    Um diesen Konsens kurz zu umreissen: "Die DBU fördert die Rahmenbedingungen für die Bewahrung, Darlegung und Praxis der Lehre des Buddha auf der Grundlage des Bekenntnisses" (§ 2 der Satzung, "Zweck und Ziele des Vereins") - wobei dieses Bekenntnis u.a. ausdrücklich auf die brahmavihara verweist: "Zu allen Lebewesen will ich unbegrenzte Liebe, Mitgefühl, Mitfreude und Gleichmut entfalten, im Wissen um das Streben aller Lebewesen nach Glück" - von einer Ausnahme hinsichtlich Muslime ist da nicht die Rede. Zumal das gemeinsam verabschiedete Leitbild der DBU diesen Ansatz wie folgt präzisiert: "Wir üben uns darin, auf der Grundlage der Lehre des Buddha und unseres „Buddhistischen Bekenntnisses“ zum Wohle aller fühlenden Wesen im Bewusstsein der Verbundenheit und Mitverantwortung des Einzelnen für die Gesamtheit zu leben und zu wirken. In Übereinstimmung mit dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Menschenrechtskonvention treten wir für die Umsetzung der Menschenrechte und Gerechtigkeit sowie für Gleichheit vor dem Gesetz - ungeachtet ethnischer oder sozialer Herkunft, Geschlecht, sexueller Orientierung, Sprache, Religion, Nationalität oder sozialem Status ein."


    Es setzt sich zunehmend in der DBU die Auffassung durch, dass die Äußerungen Herrn Nydahls, verbunden mit der Weigerung des DBU-Mitglieds 'Buddhistischer Dachverband Diamantweg', sich von solchen Äußerungen und der dahinter stehenden Geisteshaltung unmissverständlich zu distanzieren, "das Ansehen oder die gemeinsamen Interessen der DBU schädigt" (§ 3 Nr. 8 der DBU-Satzung), was nach Satzung zum Ausschluss aus der DBU führen kann.


    Das sind die Gründe, nach denen Du fragst. Es geht darum, ob das, was Herr Nydahl sagt und tut, auf Grundlage buddhistischer Ethik akzeptabel ist oder ob man sich als Buddhist davon distanzieren sollte. Vor allem, wenn man mit der von ihm geführten Organisation in einem gemeinsamen Dachverband ist und damit ein solches Verhalten als akzeptabel im Sinne buddhistischer Ethik vor der Öffentlichkeit legitimiert. Meiner persönlichen Auffassung nach aber auch eine Frage, die nicht nur DBU-Mitglieder etwas angeht. Es geht dabei darum, in ethischen Fragen Stellung zu beziehen.


    Eine abschließende Anmerkung noch: eigenartigerweise hat die überwiegende Mehrheit der Buddhisten kein Problem damit, sich von vorgeblich buddhistischen Organisationen wie 969 und MaBaTha in Myanmar oder Bodu Bala Sena und Ravana Balakaya in Sri Lanka deutlich zu distanzieren und deren Agieren als unbuddhistisch bzw. zur buddhistischen Ethik in Widerspruch stehend zu bezeichnen. Hinsichtlich Diamantweg in Deutschland ist da offensichtlich Vielen die Wahrnehmung getrübt ... Da kann man schon sagen:

    Um wie viel wichtiger ist es, dass wir selbst achtsamer gegenüber unseren eigenen Umständen unseres Lebens praktizieren?

    Ole Nydahl und Diamantweg gehören mE durchaus zu den "eigenen Umständen unseres Leben" als Buddhisten in Deutschland - und wenn wir mit anderen Buddhisten in der DBU zusammenarbeiten, auch zu den Umständen unserer Praxis.


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    Ich fände es ausserdem interessant, mal Zitate islamischer und islamistischer Prediger zu sammeln

    Wozu? Um die Sprüche eines Ole Nydahl zu rechtfertigen? Nach dem Motto: wenn Andere Hass und Gewalt säen geht das auch für einen buddhistischen Lehrer in Ordnung? Aber wenn Du das für sinnvoll hältst, dann mach man ...


    Alternativ könntest Du allerdings auch mal ins Dhammapada schauen. Die ersten sechs Verse sollten schon reichen.


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    mir stellt sich die Frage ob es den Diamantweg auch ohne nydhal gibt?

    Es gibt in Deutschland acht Regionalvereine, die gemeinsam Träger des 'Buddhistischer Dachverband Diamantweg e.V. (BDD)' sind. Dann gibt es die 'Buddhismus Stiftung Diamantweg' und schließlich Herrn Ole Nydahl. Die Regionalvereine finanzieren sich durch Spenden und Mitgliedsbeiträge, der BDD durch Umlagen der Regionalvereine und die Stiftung unter anderem (aber nicht nur) durch die Überschüsse bei der Verwendung der Spenden und Mitgliedsbeiträge durch Regionalvereine und BDD, die dann der Stiftung zufließen. Wie diese Akteure mit Ole Nydahl zusammenhängen, hatte ich hier auf Buddhaland im August kurz umrissen:

    Zitat

    Ohne Anspruch auf Präzision - der letzte veröffentlichte Jahresabschluss datiert vom 31.12.2016. Das Stiftungsvermögen beläuft sich da auf 35,4 Millionen € (alle Beträge gerundet). Der größte Teil davon, nämlich 29,5 Millionen € sind Immobilien (Gundstücke, grundstücksgleiche Rechte und Bauten). Dabei wiederum entfällt der größte Anteil von 21 Millionen € auf das Europazentrum bei Immenstadt, danach folgen Hamburg (3 Millionen €), Braunschweig (1,1 Millionen €), Kiel (0,7 Millionen €) usw.. Ansonsten Kassenbestand und Bankguthaben 3 Millionen, Aktienvermögen 0,6 Millionen - der Rest ist Kleinkram.

    Einnahmen sind Umsatzerlöse - sie sind nicht weiter aufgeschlüsselt, dürften sich aber im wesentlichen aus Eintrittsgeldern für Veranstaltungen und Erlösen aus Buchverkäufen in den Zentren zusammensetzen. Ob die Tantiemen für die bei Knaur oder Kamphausen (Aurum) verlegten Bücher Ole Nydahls Teil dieser Umsatzerlöse sind (also von Ole Nydahl in die Stiftung eingebracht wurden), geht aus dem Bericht nicht hervor. Ich vermute, die gehen in die Privatschatulle Nydahls (wogegen auch absolut nichts einzuwenden wäre). Jedenfalls - Umsatzerlöse 3,8 Millionen €. Abzüglich betrieblicher Aufwendungen, Abschreibungen und etwas Kleinkram wie Steuern (Personalkosten übrigens gerade mal etwas über 7.000 €) verbleibt ein Jahresüberschuss (bei einem Unternehmen hieße das Gewinn nach Steuern) von 1,4 Millionen €. Nach Abzug von Gewinnrücklagen und Einstellungen für künftige Zustiftungen verbleiben für das Jahr 2016 1,2 Millionen € Bilanzgewinn.

    Von den vielen "Wohnzimmerzentren" mal abgesehen, ist also die Stiftung Eigentümer der kompletten "Infrastruktur" des BDD (bis hin zu den Statuen in den Zentren). Der BDD als Verein generiert im wesentlichen die oben erwähnten Umsatzerlöse. Die Stiftung hingegen - das zeigt [...] § 12 der Satzung sehr deutlich - ist zu Lebzeiten Ole Nydahls praktisch Nydahl selbst. Er unterliegt keinerlei Kontrolle durch das Vorstandskollegium oder den Aufsichtsrat, vielmehr kann er ihm genehme Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder ernennen und ihm unbequeme entlassen. Was auch immer der Stiftung zufließt - von Großspenden bis hin zum Dana eines BDD-Mitglieds, das ehrenamtlich in einem Zentrum im Büchershop arbeitet - darüber hat Ole Nydahl die alleinige, unanfechtbare Verfügungsgewalt. Der Karmapa als Schirmherr hat lediglich das Recht, einmal im Jahr einen Bericht über die Aktivitäten der Stiftung zu erhalten und ansonsten gemeinsam mit Jigme Rinpoche als "spiritueller Berater" zu fungieren - was auch immer das konkret heissen mag. Zusammenfassend: der BDD ist ohne die Stiftung nicht existenzfähig und die Stiftung ist praktisch Ole Nydahl.


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    Dieser Herr Hortz ist jedenfalls der Auslöser, warum ich jetzt aus der DBU ausgetreten bin.

    Es wäre zu begrüßen, wenn der gesamte Diamantweg e.V. diesem schönen Beispiel folgen würde. Dieser Herr Nydahl ist nämlich ebenfalls ein Auslöser für Austritte aus der DBU. Die "Islamdebatte in der DBU" läuft - endlich - darauf hinaus, dass für

    Zitat

    eine Religion die militant und hochgradig intolerant ist

    vor allem in der DBU kein Platz ist.


    Zitat

    Schreiben des Rates der DBU an den BDD

    Liebe Vorstände des BDD,

    nach den Presseberichten über die Äußerungen von Lama Ole Nydahl zum Islam auf dem Sommerkurs in Immenstadt ist bei Vertretern von Mitgliedsgemeinschaften und Einzelmitgliedern der DBU erhebliche Unruhe entstanden, die auch nach eurer Stellungnahme und eurem offenen Brief sowie unserer Stellungnahme anhält.

    In verschiedenen Zuschriften an die DBU werden die berichteten Äußerungen als in hohem Maße unvereinbar mit den Grundsätzen buddhistischer Ethik betrachtet. Für den Fall der Richtigkeit der Presseberichte sind wir ebenfalls dieser Auffassung, wie wir das in unserer Stellungnahme bereits zum Ausdruck gebracht haben.

    Um noch einmal einen wichtigen Punkt klarzustellen: Es geht hier nicht um das Bestreiten der Meinungsfreiheit oder des Rechtes eines Dharma-Lehrers zu politischen Äußerungen. Diese bestehen unbestritten. Vielmehr geht es hier darum, welche Äußerungen über andere Religionen im Kontext von Dharma-Belehrungen gemacht werden. Aus unserer Sicht haben wir als Buddhisten die Verantwortung, bei Äußerungen zu politischen oder gesellschaftlichen Problemen mäßigend und befriedend zu wirken. Die Äußerungen, so wie sie bekannt geworden sind, stehen nach unserer Auffassung im krassen Gegensatz dazu.

    Der gesamte Vorgang wirft ein zunehmend schädliches Licht auf die DBU.

    1. Wir legen euch daher dringend nahe als Mitgliedsgemeinschaft der DBU, eine Erklärung abzugeben, in der ihr euch eindeutig von den Äußerungen eures Lehrers Ole Nydahl, die er während des Retreats in Immenstadt im Juli 2018 und zu anderen Zeitpunkten geäußert hat, distanziert, soweit diese geeignet sind

    1. Vorurteile gegenüber der Religion des Islam zu befördern
    2. sie als diskriminierend gegenüber dem Islam zu verstehen
    3. die zu einem Aufruf zur Gewalt gegen den Islam verstanden werden können
    4. die den Islam als eine Religion darstellt oder suggeriert, dass diese pauschal zu Hass und Gewalt neigt oder dazu aufruft
    5. die Religion des Islam mit Diktaturen und/oder Persönlichkeiten der Weltgeschichte vergleicht, die für verheerende Kriege im Weltausmaß und Massenmord verantwortlich sind
    6. pauschal als fremdenfeindlich verstanden zu werden
    7. als diskriminierend und herabsetzend gegen Flüchtlinge erscheinen und mangelndes Mitgefühl für Menschen in Not zum Ausdruck bringen.

    Wir sehen eine solche Distanzierung auch nicht als Schuldeingeständnis oder Vorwegnahme von laufenden Verfahren, weil eine solche Distanzierung unter den Vorbehalt des wirklichen Wortlautes der behaupteten Äußerungen gestellt werden kann.

    2. Sollte euch dies nicht möglich sein, legen wir euch in einem zweiten Schritt nahe, bis zu einer endgültigen Bewertung der Aussagen und des Gesamtverhaltens von Ole Nydahl durch den Rat der DBU, ohne Anerkenntnis von Rechtspflichten euren Mitgliedschaftsstatus ruhen zu lassen. Dies würde aus unserer Sicht zu einer Beruhigung der Situation führen.


    Wir müssen euch ferner perspektivisch mitteilen, dass, sofern Punkt 1 und/oder 2 nicht akzeptiert und umgesetzt werden, es voraussichtlich zu einer Antragstellung auf der kommenden MV im April 2019 kommen kann, in dem mindestens über das Ruhenlassen eurer Mitgliedschaft abgestimmt oder ein Antrag auf Ausschluss gestellt wird, immer unter der Voraussetzung, dass sich die Situation bis dahin nicht erkennbar und deutlich geklärt hat.

    Wir appellieren daher in eurem eigenen Interesse sehr eindringlich, in dem beschriebenen Sinne proaktiv zu handeln und weiteren Schaden von eurer Gemeinschaft, aber auch von der DBU abzuwenden.

    Wir bitten euch um Antwort innerhalb von drei Wochen.

    Wir hoffen, unsere Position verständlich gemacht zu haben.

    Mit herzlichen Grüßen im Dharma

    Vorstand und Rat der DBU 20. September 2018


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