Beiträge von Sudhana im Thema „Welchen Ruf genießt Thich Nhat Hanh unter Buddhisten?“

    Das "wie genuin" hat mich persönlich eigentlich wenig gestört, auch wenn ich es als etwas übergriffig empfunden habe, diese doch stark persönlich geprägte (um nicht zu sagen: neben der Spur liegende) Spielart des Thien als 'Zen' zu verkaufen. Das hat schon etwas von Etikettenschwindel und ich kann verstehen, wenn Leute, die in einer 'echten' (also japanischen) Zen-Tradition stehen, da verärgert reagieren. Zumal das unter dem Etikett dann schon ein wenig nach Wellness-Buddhismus ausschaut. Für einen gestandenen (oder gesetzten) Zennie ist das schon ehrenrührig ... ;)


    Aber okay; für mich fällt das gerade angesichts der Breitenwirkung noch unter upāya. Wobei Breitenwirkung unvermeidlich eine andere Sache ist als Tiefenwirkung - auch wenn beides einander nicht notwendig ausschließt. Dazu sollte man freilich auch diesen Buddha erschlagen können, sonst wird das nix. Die häufig zu beobachtende Neigung zu Schwärmerei bei seinen Verehrern und Verehrerinnen macht das nicht gerade einfacher.


    Dazu die Randbemerkung, dass ich seine kommentierte Übersetzung des Lām tế lục (oder zenniger: Rinzai Roku) nicht sonderlich interessant finde. Seine kommentierte Übersetzung des Anapanasati Sutta hingegen halte ich für eine prima Einsteigerlektüre in die Achtsamkeitsmeditation. Seine sonstigen Bücher - es sind wohl dieselben, die auch in Thailand so wohlfeil sind - kenne ich nicht. Ich habe mir sagen lassen - kennt man eins, kennt man alle. Ansonsten habe ich mir auch mal seine Neufassung des pratimokṣa angeschaut - aus Gründen, die ich in #35 näher erläutert habe. Das sind die Sachen, die mir bei ihm sauer aufgestoßen sind. Überführung von Dana in Privateigentum unter dauerhaftem Bruch der Vinaya-Gelübde. Und dann, dass er sich vom Regime in Hanoi hat missbrauchen lassen - gegen den ausdrücklichen Wunsch der verfolgten buddhistischen Opposition in Vietnam. Es ist nur ein subjektiver Eindruck, aber mir drängt sich der Verdacht auf, dass man da persönliche Eitelkeit zu Manipulationszwecken ausgenutzt hat.

    Der (verstorbene) Millionenspender, der zeitnah von TNH den Titel acarya verliehen bekam, war deutschsprachig (Genpo Döring und andere aus der DBU kennen den Fall), ich habe den Namen vergessen

    Ergänzend: die Rede ist hier von Chân Pháp Nhãn oder Amoghavajra Karl Schmied (Link geht zur Webseite der von ihm gegründeten GAL). Was ich nicht bestätigen kann, ist ein Zusammenhang zwischen einer größeren Spende und dem Dharmācarya-Titel (der formalen Ermächtigung, den Dharma zu lehren). Ich kann es auch nicht bestreiten - ich weiss darüber schlicht nichts.


    Ich hatte Gelegenheit, ihm drei oder vier Mal zu begegnen und war von seiner Persönlichkeit durchaus positiv beeindruckt - wie man es bei jemandem, der einem ca. 20 Jahre Praxis voraus hat, durchaus auch sein darf (oder sollte). Wobei ich schon damals nicht so leicht zu beeindrucken war ...


    Die GAL wird übrigens seit seinem Tod 2006 von seiner 2005 von TNH zur Dharmācarya ernannten Witwe Ilona Schmied 'spirituell' geleitet (was auch immer das konkret heißen mag).

    Ich finde es recht bezeichnend, wenn in manchen Gegenden (auch Deutschlands) Gerichtssäle und insbesondere auch Räume in Erziehungseinrichtungen (Kindergärten, Schulen ...) mit der möglichst lebensnahen Darstellung eines grausam (kreuzigen war eine besonders unschöne weil langwierige Hinrichtungsmethode) zu Tode Gefolterten *geschmückt* wird. Adäquater ikonischer Ausdruck der Drohbotschaft. Da lernt man doch wenigstens von klein auf Respekt ...


    Spass beiseite, solche subtilen Werkzeuge psychischer Deformation im öffentlichen Raum sind nicht wirklich lustig. Aber es ist immerhin ein sehr bezeichnendes Zeichen (sic) für die Art, wie das Christentum auf das existenzielle problem duhkha antwortete: mit einem Leidenskult. Das Leiden ist - gütiger, verzeihender Gott hin oder her - nicht mal selbst verschuldet, wie es die frechen Buddhisten behaupten. Es ist geerbt und wir hatten und haben keine Chance, das Erbe auszuschlagen. Eine Macke in der Schöpfung, da kann man nix machen. Also echt jetzt - wie kann man einem Geschöpf freien Willen zugestehen ohne vorherzusehen, dass es versuchen wird, herauszufinden, was es damit anfangen kann? Dazu muss man doch nicht mal allwissend sein. Verbot der Erkenntnis von 'gut' und 'böse' - und dann erwarten, dass ein Geschöpf, das ja, bevor es durch Übertreten des Verbots zu dieser Erkenntnis gelangen kann, gar nicht weiss, dass das Übertreten des Verbotes 'böse' ist, sich daran hält. Also - ich vermag da einen Denkfehler zu erkennen. Den die Schöpfung 'Mensch' dann ausbaden durfte, wegen 'Erbsünde' und so ... Irgendwie hört sich das für mich nach einem ähnlich fiesen Spielchen an wie das, was Gott mit Hiob treibt. Ein Testfall, wie 'ne Laborratte.


    Bis sich dann Gott erbarmte und die Schuld abbüßen ließ oder selbst abbüßte, indem er sich selbst als Sohn inkarnierte oder so - die Christologen sind da bemerkenswert uneins und man hat sich über diese Fragen nicht nur metaphorisch wechselseitig die Köpfe eingeschlagen. Jedenfalls - keine Sünde ohne Buße, und die musste nun Jesus stellvertretend ableisten. Wenn der Schuldner Jesus und der Gläubiger Gott eins sind, ist das wenigstens keine übertriebene Zumutung. Aber irgendwie hatte Jesus schon die Arschkarte gezogen, finde ich ... Da hat er wenigstens etwas kultisches Brimborium aus Dankbarkeit verdient - die Leiden, die er auf sich genommen hat, hätten ja sonst uns gedroht. Ohne Wiederauferstehung, ewig. Das Leiden des Opfers (Götter leben bekanntlich von Opfern) Jesus, das er stellvertretend für uns auf sich genommen hat, möglichst drastisch darzustellen, weckt profitable Dankbarkeit für solche Gnade.


    Wobei man nach Freud kaum den sublim masochistischen Charakter dieser Opfer- und Leidensreligion übersehen kann. Ihr zentrales Motiv ist durch Opferung abgewendete Strafe für eine ererbte Sünde. Praktischerweise gibt es einen Stellvertreter, der die Schuld großzügig als Opferlamm auf sich nimmt.


    Dumm nur, dass sich durch das Opfer ja so direkt nix geändert hat. Die paradiesischen Zeiten (die man ursprünglich noch zu Lebzeiten zumindest einiger von Jeschuas direkten Schülern erwartete) blieben aus. Am Leiden hat sich bei nüchternem Blick eigentlich nichts geändert. Wir haben nur die Gewissheit, dass es nach dem Tod (wann, ist unter den Fachleuten auch umstritten) alles ganz anders wird - und zwar besser, um nicht zu sagen optimal. Wenn wir es ganz fest glauben und nur dann.


    Wenn einem das jemand abkauft, dann hat der wenigstens keine Gelegenheit mehr zur Reklamation.

    Bitte bedenkt: Es sind immer auch die Schüler, die, (aus individuellenGründen), einen Großteil eines Kultes um einen Lehrer zementieren

    Für den Klang der Dharma-Trommel bedarf es nicht nur der Trommel sondern auch des Trommlers. Wenn es da Misstöne gibt, liegt es an beidem.

    am 28.10. erreichte er sein zu Hause - den Tu Hieu-Tempel.

    Ein Hausloser hat kein spezielles "zu Hause" - er ist überall zu Hause. Aber der Wunsch, an den Ort zurückzukehren, wo man in den Weg eintrat, ist verständlich. Möge er friedlich in die Verwandlung eingehen.


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    Hat er nicht bereits begonnen, sich ziemlich weit zurückzuziehen? Er ist doch schon ganzschön fortgeschrittenen Alters (1926 geboren...). Da ist doch anzunehmen, dass bereits jetzt die Führung zu erheblichen Teilen von anderen Personen ausgeübt wird.

    Seit einer schweren Hirnblutung im November 2014 kann er nicht mehr sprechen und sich nur noch mit Gesten verständlich machen. Im November 2018 zog er sich in die Pagode Từ Hiếu in Hue zurück, wo er auch ordiniert wurde.


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    Daoist : inhaltlich hatte ich TNHs Lehren nur gestreift (nicht meine Tasse Tee), da ja nach konkreten Kritikpunkten gefragt war. Unterschiedliche Meinungen und Auffassungen sind ja nun nichts Konkretes. Um meine Meinung etwas zu verdeutlichen (sie deckt sich so ziemlich mit Deiner): dieser - um es mal flapsig zu formulieren - Eiapopeia - Buddhismus hat nicht nur mit Zen recht wenig zu tun, er ist auch vom traditionellen Thien etwa eines Thich Thien An, auf den hier schon verwiesen wurde, recht weit entfernt. Und nicht nur das - Thich Nhat Hanh macht da wirklich sein "eigenes Ding", einen wellness-kompatiblen "westlichen X-Buddhismus" insbesondere hinsichtlich seiner Auffassung von Duhkha. Hier ein lesenswerter Essay von Franz-Johannes Litsch dazu.


    Bei aller Wertschätzung einiger Menschen, die ich näher kennenlernen durfte und die in der Tradition Thich Nhat Hanhs praktizieren - den von Franz Johannes Litsch kritisierten Manfred Folkers würde ich sogar als persönlichen Freund bezeichnen - wird da nach meinem Empfinden die Axt an das Kernholz des Bodhi-Baumes gelegt. Auch, wenn ich für die Güte, Sanftmut und das Mitgefühl, die paramitas, die in dieser Sangha praktiziert werden, größte Achtung habe. Damit kann man zu der Haltung kommen, dass dieser 'Dharma mit Zuckerguss' zwar nicht nach Deinem oder meinem Geschmack ist, aber trotzdem ein für viele Menschen taugliches Upaya.


    Die Ausgangsfrage des Theads ist nun jedenfalls dank Deines Eingreifens nicht allzu einseitig und undifferenziert beantwortet. Seine Anhänger mit ihrem Hang zu schwärmerischer Verehrung ihres 'Thay' wird das alles nicht allzusehr irritieren.


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    Kann man es so zusammenfassen?

    Sicher kann man - Du selbst tust es ja. Ich für meinen Teil setze da allerdings die Schwerpunkte etwas anders. Der wichtigste Punkt ist für mich die Überführung von dana in Privateigentum. Es wird bzw. wurde um Spenden geworben - alleine das ist für Menschen, die die Vinaya-Gelübde abgelegt haben, schon bedenklich. Um Geldspenden, wohlgemerkt - nicht um Nahrung oder Kleidung und die wenigen Besitztümer, die Vinaya - Ordinierten erlaubt sind. Geld zum Erwerb, zur Renovierung und Erhaltung einer millionenschweren Immobilie. Die dann nicht der Sangha gehört, nicht einmal dem von Thich Nhat Hanh gegründeten Orden, sondern einer GmbH mit drei Gesellschaftern. Von denen zumindest zwei Vinaya-Ordinierte sind (darunter Thich Nhat Hanh selbst), denen ihre Gelübde genau dies untersagen (aus gutem Grund übrigens).


    Um dem noch die Krone aufzusetzen: Thich Nhat Hanh fühlte sich berufen, eigenhändig den Pratimoksha (also die Vinaya-Gelübde) neu zu formulieren und diese von ihm revidierte Fassung allen Vinaya - Ordinierten zur Befolgung zu empfehlen. Was von einem recht gesunden Selbstbewusstsein zeugt. Und in dieser "Neuformulierung" ist Ordinierten noch deutlich unmissverständlicher genau das untersagt, was er selbst tut: Geld in Land und Immobilien zu investieren. Das nennt man Wasser predigen und Wein trinken. Beides kann ich selbst - dazu brauche ich keinen Lehrer.

    Zitat

    Ich mein, die Frage ist ja dann, warum wurde dies so gehandhabt?

    Richtig. Genau diese Frage stellt sich. Und auch die, warum das (offensichtlich bewusst) so völlig intransparent gehandhabt wurde. Dass Thich Nhat Hanh selbst einer der drei Privateigentümer des EIAB ist, erfuhr man ja nicht vom EIAB selbst. Ich musste für diese Info einen Auszug aus dem Handelsregister beim Amtsgericht beantragen und herausfinden, welche bürgerlichen Namen Thich Nhat Hanh und Su Co Chan Kong haben. Die Frage lautet klassisch formuliert: cui bono? Zumal es - worauf ich hingewiesen hatte - gangbare Alternativen gegeben hätte, die einen Bruch der Gelübde vermieden hätten. Die einzig logische Folgerung: dies wurde so gehandhabt, weil es gewollt war, die Spenden in Privateigentum zu überführen, das dann ggf. auch vererbt werden kann. Alles weitere wäre Vermutung - etwa, wer das so gewollt hat. Thich Nhat Hanh selbst oder Leute aus seiner Entourage, die in seinem Namen die Geschäfte führen und für die Zukunft vorsorgen? Ist auch eher egal. Und zwar deswegen:

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    Die Meinungen darüber, wie verwerflich dieses Vorgehen ist, werden auseinandergehen.

    Allenfalls bei Menschen, die nichts von der Bedeutung des Vinaya wissen. Wer den Vinaya ernst nimmt, kann dazu nur eine Meinung haben.


    Es gibt da in Europa eine alte Volksweisheit: cucullus non facit monachum. Es ist nicht die Kutte, die den Mönch macht. Es ist das Leben nach Gelübden. Der Bruch der Gelübde macht die Kutte zu einer bloßen Verkleidung. Wobei manche Brüche ansteckend zu sein scheinen, wenn man sieht, wie dreist ein anderer Ordinierter (Phap An, Direktor und Studienleiter des EIAB) die Öffentlichkeit belog, um deren Spendenbereitschaft zu fördern.


    Wenn man Gelübde nicht einhalten will oder kann, dann sollte man sie zurückgeben. Ist eine Sache persönlicher Integrität und das verdient Respekt. Weil es zeigt, dass man die Gelübde achtet, auch wenn man sie - aus welchem Grund auch immer - nicht hält oder halten kann.


    Eine vielleicht notwendige Nachbemerkung. Ich habe Thich Nhat Hanh nicht hinterhergeschnüffelt, um ihm am Zeug zu flicken. Ich wurde - als Teil der buddhistischen Öffentlichkeit - dazu aufgefordert, Solidarität mit seinen Gefolgsleuten in Bat Nha zu üben. Also habe ich mir die Situation da angeschaut. Da hat sich Thich Nhat Hanh einladen lassen. Als die Einladung ihren Zweck erfüllt hatte, wurde er zunehmend unmissverständlicher aufgefordert, wieder zu gehen. Bzw. seine Anhänger, die dann für seine politische Naivität, sein Ignorieren der Warnungen der einheimischen buddhistischen Opposition und seine mangelnde Einsichtsfähigkeit, dass man ihn nur benutzt hatte, die Köpfe hinhalten mussten. Für die hatte ich Mitgefühl - aber Solidarität mit jemandem, dessen Eitelkeit und Selbstüberschätzung ausgenutzt wurde? Nein. Ich wurde - als Teil der buddhistischen Öffentlichkeit - dazu aufgefordert, für das EIAB eifrig dana zu üben. Also habe ich mir die Situation da angeschaut. Nein. Dafür nicht ...


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    Die beiden von Daoist verlinkten Kritiker gründen ihre Kritik zum Teil auf einer falschen Voraussetzung. Wenn sie auf fehlende Lehrübertagung oder einen fehlenden Meister verweisen, dann übertragen sie ohne weiteres Kriterien der japanischen Zen-Schulen auf Thich Nhat Hanh. Die vietnamesische Thien-Tradition unterscheidet sich in vielen Aspekten - wobei vorrangig der starke Eklektizismus zu nennen wäre, den Thich Nhat Hanh zusätzlich auf christliche Ideen ausgedehnt hat - ganz erheblich vom chinesischen Chan oder dem japanischen Zen. Das betrifft nicht zuletzt auch Dharmaübertragung / Lehrbeauftragung. Andererseits - wenn man öffentlich mit dem Anspruch auftritt, Zen zu lehren (und eben nicht Thien) muss man es sich auch gefallen lassen, an den Kriterien des Zen gemessen zu werden und nicht denen des Thien. Zen und Thien ist nun einmal nicht dasselbe und Thich Nhat Hanhs 'Interbeing-Buddhismus' ist imho noch einmal etwas anderes. Warum das nun überhaupt als Zen angeboten wird, ist eine andere Frage. Auch da muss man sich den Verdacht gefallen lassen, dass dies aus marketingtechnischen Gründen geschieht ('Zen sells').


    Zum Stil der Kritik: der Assoblogger und sein Diskursstil ist den Forumsteilnehmern, die hier schon etwas länger dabei sind, durchaus vertraut. Darüber wurde hier schon genug geschrieben und man kann es dabei belassen. Was Christoph Jantzen angeht, so praktiziert er nicht nur Zazen, sondern auch diverse Kampfkünste. So etwas bleibt nicht ohne Einfluss auf die Art und Weise (den 'Stil'), mit der man sich mit der Welt auseinandersetzt. Das Herrn Jantzens Stil im Vergleich zu dem Thich Nhat Hanhs ein anderer ist, bedarf keiner weiteren Erläuterung. Ich denke jedoch, Stilfragen sollten hier bestenfalls eine sekundäre Rolle spielen. Ich persönlich praktiziere schon seit vielen Jahren keine Kampfkünste mehr sondern habe mich dem Teeweg zugewandt. Entsprechend drücke ich meine Meinung so aus: diese Tasse Tee ist mir deutlich zu süß. Es gibt Menschen (insbesondere Kinder), die lieben süßen Tee. Führt aber früher oder später zu Problemen, insbesondere mit den Zähnen. Und ein 'Zen' das seinen Biss verloren hat, ist keines mehr.


    Nunja - @Grashuepfer hatte ja Konkretisierung angemahnt. Damit kann ich dienen - sofern einem der Zeitaufwand für das Lesen nicht zu groß ist. Ich habe mich in zwei konkreten Fällen mit Thich Nhat Hanh näher befasst. Beides mal war der Anlass, dass in der buddhistischen 'Szene' Solidarität für ihn und seine Organisation eingefordert wurde. Einmal auf politischer Ebene, als er und seine Gemeinschaft in den Medien als politisch verfolgte Dissidenten dargestellt wurden. Falls sich noch jemand erinnert: Anlass war die Affäre um das Kloster Bat Nha in Vietnam. Da hatte ich Anlass und Gelegenheit, für mich und Andere den politischen Hintergrund der Affäre ein wenig auszuleuchten: zensplitter: Neuigkeiten aus Vietnam. Der erste Link zur Basler Zeitung funktioniert leider nicht mehr, aber in der englischen Wikipedia findet man einiges zu den damaligen Ereignissen. Auch der Link zur Person Thich Quang Do ist tot, aber man findet hier jede Menge Informationen über ihn.


    Der nächste Anlass, mich mit Thich Nhat Hanh auseinanderzusetzen, war der Erwerb des EIAB und die damit verbundene massive (um nicht zu sagen aufdringliche) Spendenkampagne in der buddhistischen 'Szene'. Hier etwas gekürzt ein damals von mir an den Rat der DBU gerichtetes Memo. Das EIAB war da noch nicht Mitglied in der DBU und - wie sicher deutlich wird - wäre es auch nicht geworden, wenn es nach meiner Nase gegangen wäre.


    Zitat

    [...]

    Zunächst einmal - die EIAB ist selbst nicht DBU-Mitglied. Wenn wir dort - wie seinerzeit in der Pagode Phat Hue geschehen - eine MV oder einen Kongress veranstalten, ist das eine demonstrative Zusammenarbeit und wird so auch in der buddhistischen Öffentlichkeit wahrgenommen werden.


    Es ist natürlich richtig, dass in der DBU Mitgliedgemeinschaften sind, für die das EIAB ein wichtiges Praxiszentrum ist. Das EIAB gehört jedoch nicht diesen Mitgliedsgemeinschaften, nicht dem Orden Tiep Hien oder der UBC, sondern es ist Privateigentum einer GmbH mit drei Gesellschaftern. Laut Handelsregister des Amtsgerichts Dortmund, Registernummer HRB 20905, handelt es sich dabei um Thich Nhat Hanh, Su Co Chan Kong und Thi Diem Xuan Nguyen. Alle drei Gesellschafter sind mit gerade einmal 10.000 Euro beteiligt.


    Mit einem Eigenkapital von 30.000 Euro wurde also eine Immobilie, die über den Kaufpreis von etwa einer Million hinaus mit einem Aufwand von mehreren Millionen Euro renoviert werden muss, erworben. Für diesen Zweck wurde und wird ganz massiv um Spenden geworben - nicht zuletzt auch in der BA [Buddhismus Aktuell], was ich offen gesagt mit großem Missfallen gesehen habe und dort auch nicht mehr sehen möchte. Die Spenden, um die da geworben wird, gehen nicht an die Sangha - es sind Spenden für eine aus drei Personen bestehende private Kapitalgesellschaft. Faktisch wird da dana in Privatvermögen überführt. Aus diesem Grund musste ich erst einmal schwer schlucken, als Phap An in seinem Interview in 'Ursache&Wirkung' (mit Dr. Köppler, wenn ich mich recht erinnere) geradeheraus behauptet hat "Wir sollten wissen, dass dieses Institut niemand Bestimmtem gehört". Offen gesagt empfand ich das als unverfrorene Irreführung der Öffentlichkeit. Kaum weniger irritierend war für mich, als derselbe Phap An in der BA als leuchtendes Beispiel Verwandte von ihm nannte, die Sozialleistungen beziehen und trotzdem nicht unerhebliche Spenden für das EIAB tätigen. Ich bin wahrlich kein Sozialdarwinist - aber wenn das so ist, beziehen diese Leute offensichtlich mehr Sozialhilfe als sie brauchen und man sollte sie ihnen umgehend kürzen.


    Sehr unangenehm berührt hat mich vor allem, dass zumindest zwei der Eigentümer - Thich Nhat Hanh und Su Co Chan Kong - nach dem Dharmaguptaka-Vinaya ordiniert sind und als Eigentümer einer Immobilie die von ihnen abgelegten Vinaya-Gelübde verletzen. Falls die dritte Eigentümerin Thi Diem Xuan Nguyen ordiniert ist, dann sie selbstverständlich auch. Der Vinaya schreibt bei diesem Vergehen ein öffentliches Reuebekenntnis und Herausgabe des (nach Vinaya) unrechtmäßigen Eigentums vor:


    "Wenn ein Bhikshu mit eigener Hand Gold, Silber oder selbst Kleingeld annimmt, oder eine andere Person anweist, es für ihn in Empfang zu nehmen oder sagt, dass es jemanden gibt, der es in Empfang nehmen kann, so ist dies ein Verstoß, der Bekenntnis und Herausgabe des Gutes erfordert.


    Wenn ein Bhikshu Wertobjekte kauft oder verkauft, so ist dies ein Verstoß, der Bekenntnis und Herausgabe des Gutes erfordert."


    Dies sind die Naihsargika Payantika 18 und 19 des Bhikshu-Pratimoksha der Dharmagupta-Tradition (im Patimokkha der Theravada-Tradition haben sie dieselbe Nummer); die entsprechenden Bestimmungen im Bhikshuni-Pratimoksha tragen die Nummern 9 und 10.


    Was die Sache noch zweifelhafter macht - Thich Nhat Hanh selbst hat es unternommen, den Pratimoksha zu revidieren, wobei dessen Aussagen der heutigen Zeit angepasst werden sollen (Thich Nhat Hanh, Freedom Wherever We Go: A Buddhist Monastic Code for the 21st Century, Parallax Press, 2004). Regel 11 für Bhikshus (die entsprechende Regel für Bhikshunis trägt die Nummer 12) lautet dort:


    "A bhikshu who lends money with interest, invests mones, buys and sells stocks or shares, invests in land or real estate, or plays the lottery, commits an offense which involves Release and Expression of Regret."


    Auf Deutsch: Ein Bhikshu, der Geld gegen Zinsen verleiht, Geld investiert, Aktien oder Anteilsscheine kauft und verkauft, in Grundbesitz oder Immobilien investiert (sic!) oder Lotterie spielt begeht einen Verstoß, der Herausgabe und Reuebekenntnis bedingt.


    Besitzlosigkeit ist die VORAUSSETZUNG dafür, dass Vinaya-Ordinierte FÜR IHREN UNMITTELBAREN LEBENSUNTERHALT Spenden annehmen dürfen und sollen und dafür, dass buddhistische Laien gehalten sind, DANA zu üben. Die Praxis des Bettelgangs und die Praxis des dana ergänzen sich auf diese Weise. Wird diese Voraussetzung untergraben, dann stimmt dieses ganze austarierte Zusammenspiel von Laiensangha und ordinierter Sangha nicht mehr - dann ist die Ordinierten-Sangha nicht mehr Sangha, sondern parasitär.


    Was die dritte Eigentümerin Thi Diem Xuan Nguyen angeht, so habe ich mehrfach vergeblich versucht, von Tiep-Hien-Repräsentanten (Thich Nhat Hanhs Orden) auf folgende drei einfache Fragen Auskunft zu erhalten: "Wer ist Thi Diem Xuan Nguyen? In welcher Beziehung steht sie zu Tiep Hien bzw. welche Funktion hat sie da? Ist sie mit Thich Nhat Hanh verwandt?"


    Ich habe auf diese Fragen nur Ausflüchte zu hören bekommen oder (bei Nachhaken) sogar massive persönliche Angriffe und Unterstellungen. Hintergrund speziell zur dritten Frage: man rufe sich das Alter von Thich Nhat Hanh und Su Co Chan Kong [...] ins Bewusstsein - da stellt sich automatisch die Frage, wer in ein paar Jahren (Allein-?) Eigentümer von Waldbröl sein wird. Die Frage, ob Thi Diem Xuan Nguyen mit Thich Nhat Hanh verwandt ist, liegt nahe. Thich Nhat Hanhs bürgerlicher Name ist Bao Xuan Nguyen. Nun ist Nguyen natürlich ein extrem häufiger vietnamesischer Nachname - die Verbindung mit dem 'Mittelnamen' Xuan ist allerdings schon weniger häufig. Da ist eine Frage, ob eine Verwandschaft besteht, keine Unterstellung, sondern legitim. Und WENN ein Verwandschaftsverhältnis besteht, ist die Frage erst recht legitim, wodurch sich Frau Thi Diem Xuan Nguyen sonst noch als Empfängerin von Spenden und ggf. zukünftige Alleineigentümerin des EIAB qualifiziert.


    Dass die EIAB GmbH von Finanzamt als gemeinnützig anerkannt ist (eine sog. 'gGmbH' gibt es nach deutschem Recht allerdings nicht), ist mir bekannt; dieses 'Gegenargument' habe ich wiederholt gehört. Dies ändert allerdings nichts an dem privaten Charakter der GmbH; es bedeutet vor allem, dass Gewinne (die bei den anstehenden Investitionen auf absehbare Zeit ohnehin nicht anfallen) nicht an die Gesellschafter ausgeschüttet werden dürfen. Voraussetzung für die Gemeinnützigkeit ist eine Vermögensbindung durch den Gesellschaftsvertrag - der kann allerdings geändert werden, wodurch ungünstigstenfalls für maximal 10 Jahre Steuern nacherstattet werden müssen (§ 61 Abs. 3 AO). Eine Kann-Bestimmung(!), ob dies überhaupt zur Anwendung kommt, liegt im sachgerechten Ermessen der Finanzbehörde. Bei einer solchen Änderung hätte kein Orden Tiep Hien, keine Gesellschaft für achtsames Leben / CML und keine Unified Buddhist Church auch nur ein Wörtchen mitzureden. Die Spender, die so eifrig geworben werden, sowieso nicht.


    Aber auch, wenn es nicht zu einer Änderung des Gesellschaftsvertrages kommt, ist die Konstruktion einer gemeinnützigen GmbH keine Garantie für eine sachgemäße Verwendung von Spenden, wie [...] der Fall 'Treberhilfe Berlin' gezeigt hat, deren Gesellschafter und Geschäftsführer sich ein Jahresgehalt von 300.000 Euro genehmigte, als Dienstwagen einen Maserati und als Dienstwohnung eine GmbH-eigene Villa am See weit unter der marktüblichen Miete. Völlig legal, wenn auch - nachdem die Sache publik wurde - dem Spendenaufkommen dieser Obdachlosenhilfe nicht gerade zuträglich.


    Vielleicht wird so mein Unbehagen mit der EIAB GmbH verständlich. Schließlich sind problemlos unverfänglichere Geschäftsmodelle möglich - etwa eine Stiftung oder ein gemeinnütziger Verein, der dann durchaus selbst als (alleiniger) Gesellschafter über eine GmbH das Geschäftsrisiko begrenzen könnte. Das würde Kontrolle der Immobilie und ihrer Verwendung durch die Laien bedeuten - statt persönliches Privateigentum von Millionenwerten durch 'besitzlose' Vinaya-Ordinierte.


    Noch drängender stellt sich mir die Frage nach dem eigentlichen Zweck von EIAB. Es ist offensichtlich, dass eine Immobilie dieser Größe einen erheblichen Geldaufwand alleine schon für die Unterhaltung erfordert. Das kann letzlich nur aus eines hinauslaufen - die Anlage muss in erheblichem Umfang Einnahmen erzielen. Aus diesem Blickwinkel erscheint mir eine Aussage von Thich Nhat Hanh bemerkenswert, die ich der Transkription eines Vortrags von ihm, gehalten während des 'Engaged Buddhism Retreat' in Hanoi im Mai 2008, entnommen habe:


    "We also set up an European Institute of Applied Buddhism [...] We deliver certificate of completion after a retreat, like 3 months retreat in Plum Village and in Deer Park, everyone who has completed successfully that 3 months retreat will be given a certificate of completion issued by European Institute of Applied Buddhism. [...] this kind of certificate will help you to become an official dharma teacher ..."


    Es mag an meiner buddhistischen 'Sozialisation' in einer anderen Tradition liegen, aber ich finde die Idee, für die Teilnahme an Retreats Zertifikate auszustellen, die dann als Befähigungsnachweise für eine 'Karriere' als Dharmalehrer dienen sollen, äußerst befremdlich. [...]


    [...] Offensichtlich wird da das Feld bestellt für die Zeit, wenn Thich Nhat Hanh und Su Co Chan Kong in die Verwandlung eingegangen sind. Ob Thich Nhat Hanh selbst die Weichen auf diese Art gestellt hat oder ob Leute aus seiner Entourage in diese Richtung steuern, darüber kann ich nur persönliche Vermutungen anstellen.


    Das EIAB hat alleine schon von der Größendimension und von der Popularität Thich Nhat Hanhs her einen gewissen Modellcharakter für zukünftige Entwicklungen in Europa, was die Institutionen angeht, in denen der Dharma vermittelt wird. Ich brauche sicher nicht besonders betonen, dass ich die Richtung, die da eingeschlagen wird, für ungesund und nicht zukunftsweisend halte. Ich möchte mich nicht grundsätzlich dagegen aussprechen, im EIAB eine Mitgliederversammlung abzuhalten, aber ich plädiere doch nachdrücklich dafür, gegenüber dieser Einrichtung ansonsten deutlich Distanz zu wahren. Meine [...] Bitte [...] wäre auch ein kleiner informeller Hinweis [...], dass Spendenaufrufe von Nicht-DBU-Institutionen - zumal von privaten Kapitalgesellschaften - im redaktionellen Teil der BA absolut nichts verloren haben. Gerne in meinem Namen / Auftrag, ich will mich da hinter niemandem verstecken.

    Ergänzend: wie Grundbuchrecherchen des 'Assobloggers' gezeigt haben, ist auch Plum Village Privatbesitz.


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