Beiträge von Helmut im Thema „Was unterscheidet den Buddhisten vom Materialisten ?“

    Dadurch dass in weiten Teilen an ein Selbst geglaubt wird, wird auch in weiten Teilen an eine davon getrennte Sphäre geglaubt. Man muss so einerseits eine Leerheit eines Selbstes behaupten und daneben und gesondert davon von den vom behaupteten/geglaubten Selbst getrennten Dingen sprechen, die ebenso leer wären.

    Das hat überhaupt nichts mit Leerheit zu tun. Die Leerheit isoliert die Phänomene nicht voneinander, sondern zeigt ihren Zusammenhang, ihre Verbindung miteinander auf.

    Die Leerheit ist eine Eigenschaft aller Phänomene, nämlich die Eigenschaft leer von einem inhärenten Wesen zu sein. Deshalb existieren alle Phänomene in gegenseitiger Abhängigkeit und weil sie in gegenseitiger Abhängigkeit existieren, sind sie leer von einem inhärenten Eigenwesen.


    Die Leerheit widerlegt also, dass es ein von anderen Phänomenen getrenntes Selbst gibt und dass es vom Selbst getrennte Phänomene gibt. Die Leerheit und das abhängige Bestehen stützen sich gegenseitig.


    Gruß Helmut

    Zitat

    Um die Vergänglichkeit und Leerheit der Erscheinungen zu erkennen, reicht es, sich mit Pratityasamutpada zu beschäftigen


    ... und kann dir klar sagen, dass diese Ansichten, diese Lehre die du vorträgst nicht die Lehre des Buddha ist. Unmöglich mit ihr auf den wesentlichen Nenner zu vereinbaren ist.

    Solche Behauptungen kann man leicht aufstellen. Mit welchen logischen Argumenten kannst du deine Behauptung denn belegen?


    Gruß Helmut

    Die drei Geistesgifte Unwissenheit, Gier und Hass sind ja Faktoren unseres Geistes. Sie prägen unser Denken, Sprechen und Handeln. Dadurch sammeln wir wiederum karmische Prägungen im Geist an, die dann wiederum auf unser Handeln zurück wirken. Sie prägen unseren Geist und so nehmen wir aufgrund unserer karmischen Prägungen unfreiwillig Geburten in den Daseinsbereichen an.


    Überwinden wir mittels Weisheit diese Unwissenheit als Wurzel dieses Prozesses, ist unser Geist frei von Leidenschaften und deren Ursachen. Aber damit hört ja die menschliche Existenz nicht auf, denn unser Geist besteht weiter, nur ist er jetzt frei von Leidenschaften und deren Ursachen und ausgestattet mit einer umfassenden Weisheit.


    Die Unwissenheit kann mittels Weisheit beendet werden. Der Geist kann aber nicht beendet werden und somit geht auch die menschliche Existenz nicht zu Ende, wenn der Geist frei ist von Unwissenheit.


    Gruß Helmut

    Die Beseitigung des NIchtWissens ist entscheidend für den Sterbeprozess: ob man zwangsweise wiedergeboren wird oder nicht.

    Das ist ein wichtiger Aspekt. Die Beseitigung der Unwissenheit / des Nichtwissens ist auch wichtig, um die samsarische Existenz zu überwinden und die Überwindung Samsaras bedeutet ja nicht, dass man dann nicht mehr existiert.


    Die Unwissenheit ist natürlich die Wurzel des Daseinskreislaufes. Aber es sind die durch diese Unwissenheit geprägten Handlungen, die die karmischen Prägungen in unserem Geist hinterlassen, die dann, wenn sie mittels äußerer Umstände zur Reife kommen, von uns als Leid wahrgenommen werden, wenn diese karmischen Prägungen durch unsere unheilsamen Handlungen bewirkt wurden.


    Die Verwirklichung der wahren Beendigungen (dritte edle Wahrheit) bedeutet ja, dass man diese Unwissenheit im eigenen Geist überwunden hat und deshalb keine Leiderfahrungen mehr hat, aber nicht, dass durch die Verwirklichung der wahren Beendigungen die menschliche Existenz generell ausgelöscht wird.


    Gruß Helmut

    Ich denke man kann sagen, dass die 4 edlen Wahrheiten gesprochen wurden, damit man die Vergänglichkeit und Leerheit der Erscheinungen erkennt und sich davon abwendet. Nicht vorrangig, damit einer auf eine grobe Weise versteht, dass Handlungen eigenes Leben und späteres eigenes Leben bedingen.

    Um die Vergänglichkeit und Leerheit der Erscheinungen zu erkennen, reicht es, sich mit Pratityasamutpada zu beschäftigen.


    Bei den vier edlen Wahrheiten geht es um die Frage, können wir unsere Verstrickungen an den Daseinskreislauf (samsara) überwinden und eine vollkommene innere Freiheit entwickeln, die mit höchstem Glück verbunden ist? Es geht also um eine ganz existentielle Fragestellung bei den vier edlen Wahrheiten.


    Der Buddha lehrt, dass diese innere Freiheit erreicht werden kann. Er hat in seiner ersten Lehrrede (vgl. SN 56:12) den fünf guten Asketen erklärt:


    1. Dies ist die Wahrheit vom Leiden. Sie gilt es zu erkennen. Hat man sie erkannt, gibt es nichts mehr zu erkennen.
    2. Dies ist die Wahrheit von den Leidensursachen. Sie sind zu überwinden. Hat man sie überwunden, gibt es nichts mehr zu überwinden.
    3. Dies ist die Wahrheit von den Beendigungen der Leiden. Sie sind zu verwirklichen. Hat man sie verwirklicht, dann gibt es nichts mehr zu verwirklichen.
    4. Dies ist die Wahrheit von den Pfaden, die zu den Beendigungen führen. Sie sind zu üben. Hat man sie geübt, gibt es nichts mehr zu üben.


    Bei der zweiten edlen Wahrheit kommen unsere Taten / Handlungen ins Spiel, denn unsere Taten (Karma) und unsere Leidenschaften (Klesas) sind die Ursachen unserer Leiden, wobei es hier hauptsächlich um unsere unheilsamen Taten / Handlungen geht. Äußere Umstände spielen nur eine nachgeordnete Rolle.


    Wenn man die vier edlen Wahrheiten auffächert, kommt man im Zusammenhang mit der zweiten edlen Wahrheit sehr schnell auf Karma und dessen Wirkungen. Taten hinterlassen karmische Prägungen in unserem Inneren, in unserem Geist, in unserem Bewusstsein. Treffen sie mit geeigneten äußeren Umständen zusammen, werden diese manifest und bringen ihre unheilsamen oder heilsamen Wirkungen hervor, die wir in Form von Leid oder Glück erleben.


    Die Wirkungen unserer Handlungen dieses Lebens müssen nicht zwangläufig in diesem Leben eintreten. Das kann auch erst im nächsten oder einem Leben danach sein. Somit haben unsere Taten dieses Leben nicht nur Auswirkungen auf unser Erleben in diesem Leben, sondern auch auf zukünftige. Rückwärts gilt es genauso: Was wir in diesem Leben erleben hat seine Ursachen nicht nur in den Handlungen dieses Lebens, sondern auch in denen früherer Leben.


    Den Zusammenhang von Tat und ihren Wirkungen kann man noch weiter auffächern, aber das lasse ich jetzt mal.


    Gruß Helmut

    Ich finde es überhaupt nicht richtig so zu formulieren: "Meine vergangen Handlungen aus früheren Leben prägen mein jetziges Leben genauso wie ... " um in genauerer Form über das Entstehen in Abhängigkeit und damit über das was Buddha lehrte zu sprechen. Ja, der Buddha lehrte das Entstehen des Leids. Aber doch sehr viel deutlicher als mit Hilfe eines so groben Zusammenhangs, den Jedermann mit ein wenig Verstand nur bekannt sein dürfte: (eigene) Handlungen prägen das (eigene) Leben.

    Wenn jedem mit ein wenig Verstand bekannt sein dürfte, dass eigene Handlungen das eigene Leben prägen, wozu musste dann Buddha Sakyamuni die vier edlen Wahrheiten erklären? So selbstverständlich scheint diese Erkenntnis wohl doch nicht zu sein, denn es ist ja wohl eher so, dass die Menschen die Ursachen für ihr Glück und ihr Leid im Außen suchen, aber nicht in sich selbst, in Zusammenhang mit ihren Handlungen sehen.


    Die Ursache unseres Leides sind keine äußeren Umstände und Bedingungen, sondern die Ursache unseres Leidens ist unsere eigene Unwissenheit. Diese liegt allen unseren unheilsamen Handlungen zu Grunde und ist deshalb die wesentliche Ursache unserer Leiden.

    Bedingt durch unsere Unwissenheit begehen wir als Personen unheilsame Handlungen, die Prägungen in unserem Bewusstsein hinterlassen. Wenn diese Potenziale in unserem Geist mit geeigneten äußeren Umständen zusammen treffen, werden wir Leiden erleben. Aber nicht nur dies. Die Potenziale, die wir durch unsere Handlungen in unserem Geist ansammeln, können auch die Kraft besitzen, uns nach Tod und Bardo in eine neue Existenz im Samsara zu werfen.


    Gruß Helmut

    Wieso hat denn Rudolfs Aussage, die du zitierst, nichts mit Bestehen in Abhängigkeit zu tun? Unsere jetzige Existenz in diesem Leben hängt ja von Handlungen in früheren Leben ab. Diese Handlungen in früheren Leben haben ja karmische Prägungen in unserem Geist hinterlassen, und diejenigen karmischen Prägungen, die zum Zeitpunkt des Todes im letzten Leben heranreiften, haben unsere jetzige Existenz als Mensch bestimmt. Ist das kein abhängiges Bestehen?


    Buddhas Aussage, die Wesen sind Eigner/Erben ihrer Taten, bringt diesen karmischen Zusammenhang, der ein abhängiger Zusammenhang ist, gut zum Ausdruck. Meine vergangenen Handlungen aus früheren Leben prägen mein jetziges Leben genauso wie vergangene Handlungen dieses Lebens. Handlungen aus früheren Leben und dem jetzigen Leben werden meine zukünftigen Leben prägen.


    Die Aussage: "das Leiden ist da doch findet sich kein Leidender" ist meines Erachtens nicht extrem. Diese Aussage muss interpretiert werden wie viele Aussagen des Buddha, weil sie von ihm immer in einem bestimmten Kontext geäußert wurden. Der Leidende ist eben nicht aus sich heraus, aufgrund einer Eigenexistenz ein Leidender. Der Leidende ist nur ein Leidender, weil er oder sie verschiedene Arten von Leid im Leben erfährt, deren Ursachen die eigenen unheilsamen Handlungen sind.


    Gruß Helmut

    Nicht Wesen sind in Abhängigkeit von den Handlungen, oder die Handlungen in Abhängigkeit von Wesen, sondern in Abhängigkeit von NichtWissen und damit Durst sind die Handlungen.


    Es ist eine Art Hinduismus oder volkstümlicher Buddhismus der mit solchen Aussagen präsentiert wird, und von dem behauptet wird, dass "dies die Lehre des Buddha wäre".

    Wenn ich in meinem letzten Beitrag von Wesen gesprochen habe, habe ich damit Lebewesen, Menschen, Personen gemeint, die alle kein Eigenexistenz haben, weil sie nur in Abhängigkeit existieren.


    Wenn es keine Personen gibt, gibt es auch keine Handlungen, kein Nicht-Wissen, kein Glück und keine Leiden, die vier edlen Wahrheiten hätten keine Bedeutung usw.


    Viele, aber nicht alle, unserer Handlungen sind abhängig von unserer Unwissenheit, diese ist aber ein Merkmal von Personen, Menschen. Somit ist unsere Unwissenheit davon abhängig, dass wir als Personen existieren. Aber die von Unwissenheit geprägten Handlungen sind unsere Handlungen, die wir persönlich ausführen. Also kann man die handelnde Person, ihre Eigenschaften wie Unwissenheit, ihre Handlungen und die Resultate ihrer Handlungen nicht voneinander trennen. Sie hängen aufgrund ihres abhängigen Bestehens miteinander zusammen.


    Gruß Helmut

    Diese Erklärungen werden falsch, wenn man sie extrem deutet. Also in dem Sinne, dass man eine Sache denkt, die sich selbst fortwährend hervorbringen würde. So ein Denken äussert sich zB in einer einseitigen und darum extremen, deterministischen Sichtweise.


    "Die Wesen sind gemäss ihrer früheren Handlungen beschaffen" extrem gedeutet heisst ja: Selbst bringt Selbst hervor/bewirkt selbst.


    Und das ist eine Ansicht die falsch ist.

    Dass extreme Ansichten falsch sind ist ja klar. Im Kaccanagottasutta hat der Buddha ja seine Lehre als mittleren Weg, der die Extreme von Sein und Nicht-Sein vermeidet, dargelegt. Wer vertritt denn hier deiner Ansicht nach die von dir genannten extremen Ansichten?


    Gruß Helmut

    Ich finde, Vedana verkompliziert die zitierte Aussage aus MN 57. Anhand zweier Praktizierender, die sich wie ein Rind bzw. wie ein Hund verhalten, zeigt der Buddha karmische Zusammenhänge auf.


    Er macht deutlich, dass die Existenzform, die wir in zukünftigen Leben besitzen werden, von unseren Handlungen (Karma) in diesem Leben und früheren Leben bestimmt wird. Genauso ist unsere jetzige Existenzform wesentlich von unseren vielfältigen Handlungen in den früheren Leben bestimmt,


    Unsere vergangenen Handlungen haben ja nicht nur unsere jetzige Existenzform bestimmt, sondern unsere vergangenen Handlungen bestimmen auch welche Umstände unser Leben bestimmen, was wir erfahren und erleben und wie wir uns tendenziell verhalten. Und dies gilt auch in Bezug auf die zukünftigen Leben.


    Gruß Helmut

    Also: obwohl die Phänomene in Existenz treten in Abhängigkeit von vielfältigen Ursachen, Bedingungen und Umständen - existieren sie dennoch nicht wahrhaft. Wie kann das sein? sie sind doch in Existenz getreten?

    Sicher werden werden es dann Illusionen sein. Wenn nicht, dann wären sie doch wahrhaft da.

    Entweder ist etwas 1) wahrhaft so wie es erscheint oder 2) es ist eine Illusion.

    Gibt es etwas eine dritte Möglichkeit?

    Du akzeptierst ja, dass die Phänomene in Abhängigkeit von vielfachen Ursachen usw. existieren.


    Deshalb ist deine Gegenüberstellung falsch. Die Alternative ist: sind Phänomene wahrhaft existent, also existieren sie so wie sie uns erscheinen, oder existieren sie nicht so, weil sie abhängig bestehen.


    Was wahrhaft existiert, also so existiert wie es uns erscheint, existiert nicht in Abhängigkeit. Wahrhafte Existent bedeutet ja, die Auffassung zu haben, dass die Phänomene eine Existenz von der eigenen Seite haben, dass die Phänomene eine Eigenexistenz haben. Was eine Eigenexistenz hat, ist aber unabhängig von Ursachen, Bedingungen und Umständen, weil es ja aus sich heraus existiert, und ist somit nicht abhängig existent. In Abhängigkeit existierende Phänomene können also keine Eigenexistenz haben.


    Gruß Helmut

    Rudolf:

    Zitat

    Möglicherweise ist das Wahre Selbst ja alles was existiert und das bleibt immer gleich,

    Warum muss ein Selbst eine Singularität sein?

    In der ersten Aussage sprichst du ja selbst von dem Wahren Selbst im Singular und nicht im Plural, während alles was existiert im Plural steht.


    Zitat

    Selbst bedeutet, dass etwas aus eigener Kraft existieren kann.

    Was aus eigener Kraft existieren würde, wäre ein unabhängiges Phänomen, das durch nichts beeinflusst werden kann und deshalb auch nichts bewirken kann.


    Gruß Helmut

    Es ging mir nicht darum, über das abhängige Bestehen zu debattieren.


    Es ging mir vielmehr darum, ob die Aussage "Möglicherweise ist das Wahre Selbst ja alles was existiert und das bleibt immer gleich," mit Buddhas Lehre vom abhängigen Bestehen in Einklang gebracht werden kann.


    Natürlich musst du bei dieser Aussage über das abhängige Entstehen nachdenken.

    Wenn es kein tatsächliches Entstehen und Vergehen gibt, wenn keine wirklich wahrhaft existierenden Dinge entstehen, sondern Entstehen und Vergehen nur Illusionen sind: dann bleibt alles was ist immer gleich, es kommt nie was Neues hinzu, und nichts verschwindet.

    Es gibt keine wahrhaft, aus sich heraus existierenden Phänomene, die entstehen und vergehen. Wahrhaft existierende Phänomene können nicht entstehen, weil sie aufgrund ihrer Eigenexistenz von nichts abhängig sind. Was nicht entsteht kann aber auch nicht vergehen. Wahrhaft existierende Phänomene können somit gar nicht in die Existenz treten. Die Phänomene treten in Existenz, weil sie nicht wahrhaft existieren, sondern nur in Abhängigkeit von vielfältigen Ursachen, Bedingungen und Umständen. Jedes Phänomen existiert aufgrund von Umständen, die nicht dieses Phänomen selber sind.


    Entstehen, Bestehen, Altern und Vergehen sind keine Illusionen, sondern kennzeichnen den bestehenden und kontinuierlich ablaufenden Prozess des abhängigen Bestehens, der selber auch keine Illusion ist. Das abhängige Entstehen ist durch vier, manchmal werden auch nur drei Aspekte genannt, gekennzeichnet:

    1. Abhängigkeit der Wirkungen von ihren Ursachen
    2. Abhängigkeit der Phänomene von ihren Teilen
    3. Gegenseitige Abhängigkeit
    4. Abhängigkeit von Benennungen.

    Wenn im Mahayana davon gesprochen wird, dass die Phänomene wie Illusionen sind, dann geht es dabei um die Diskrepanz von Erscheinungsweise und Bestehensweise der Phänomene in unserer Wahrnehmung und unserem Denken.


    Gruß Helmut

    Möglicherweise ist das Wahre Selbst ja alles was existiert und das bleibt immer gleich,

    Diese Auffassung lässt sich aber nicht mit dem abhängigen Entstehen, das der Buddha gelehrt hat, in Einklang bringen.


    Gruß Helmut

    Diese Auffassung lässt sich aber nicht mit dem abhängigen Entstehen, das der Buddha gelehrt hat, in Einklang bringen.


    Alles was abhängig entsteht ist hohl und leer. Das abhängige Entstehen ist nur für uns Unwissende (Getäuschte) wahrhafte Wirklichkeit. Das abhängige Entstehen ist nicht das wahre Sein. Denn sonst wäre ein Entkommen aus dem abhängig wiedergeboren werden nicht möglich.

    Nachdem hier zwischenzeitlich ein anderes Thema debattiert wurde, möchte ich hierauf zurückkommen. Es ging mir nicht darum, über das abhängige Bestehen zu debattieren.


    Es ging mir vielmehr darum, ob die Aussage "Möglicherweise ist das Wahre Selbst ja alles was existiert und das bleibt immer gleich," mit Buddhas Lehre vom abhängigen Bestehen in Einklang gebracht werden kann.


    Wenn das Wahre Selbst alles ist was existiert, dann fallen die vielfältigen Phänomene in die eine Größe, das Wahre Selbst, zusammen. Die Vielzahl der Phänomene würden somit zu einer Singularität werden Das hätte zur Konsequenz:


    Wenn alles was existiert, ein Wahres Selbst ist, dann kann es kein abhängiges Bestehen geben, weil es keine Beziehungen zwischen den Phänomen geben kann, wenn sie zur Singularität werden.


    Gruß Helmut

    @Korx


    dass ist keine Frage der leichten Sprache. In dem von dir zitierten Text steht: "17. Nunmehr aber, ihr Bhikkhus, habt ihr wohl Ursache genug, Widerwillen zu fassen gegen alle Gestaltungen, habt Ursache genug, gegen sie gleichgültig zu werden, habt Ursache genug, von ihnen euch loszulösen". Da wird von den buddhistischen Autoren auch nicht willkürlich irgendetwas hinein interpretiert.


    Da ist von Widerwillen gegen Gestaltungen die Rede, aber nicht von Widerwillen gegen das Leben. Die Begriffe Gestaltungen und Leben sind nicht gleichbedeutend. Gestaltungen oder Gestaltende Tat ist ein buddhistischer Fachtermini, der das zweite Glied der zwölf Glieder des abhängigen Bestehens bildet.


    Definition: Der abhängige Faktor Gestaltende Tat innerhalb der zwölf Glieder ist der Geistesfaktor Wille, der eine spätere Wiedergeburt hervorruft, welche die von dieser Gestaltenden Tat hervorgerufene Wirkung ist. Dieser Wille ist motiviert von der Unwissenheit, die zu demselben Zyklus eines abhängigen Entstehens gehört wie die Gestaltende Tat selbst.


    Gruß Helmut

    @Korx


    Da scheint ja mehr interpretatorischer Spielraum gegeben zu sein als du glaubst. Widerwille gegen alle Gestaltungen zu fassen bedeutet ja eben nicht, das Leben abzulehnen. Die Gestaltungen, um die es hier geht, kann man nicht mit dem Leben gleichsetzen.


    Die Gestaltungen sind Aspektes des Geistes, die aufgrund von Handlungen, die durch Unwissenheit geprägt waren, entstanden sind. Durch Überwindung der Unwissenheit gibt man diese Gestaltungen auf, aber nicht das Leben. Indem man sich von diesen Gestaltungen loslöst, gibt man nicht sein Leben auf, sondern nur Verblendungen des eigenen Geistes, die aber nicht zum eigentlichen Wesen des Geistes gehören.


    Gruß Helmut

    @Korx


    vielleicht wäre es ja hilfreich, wenn du dich mit der buddhistischen Zufluchtnahme befasst; der Zuflucht zu Buddha, Dharma und Sangha. Hierbei spielt Vertrauen eine wichtige Rolle. Aber nicht irgendein Vertrauen, sondern das Vertrauen in die Qualitäten dieser drei Zufluchtsobjekte. Diese Qualitäten muss man natürlich erst einmal durch Lernen erfassen und erkennen.


    Gruß Helmut

    @Korx


    es gibt den einen Buddhismus nicht. Der Buddhismus (übrigens ein westlicher Begriff) ist kein homogenes Gebilde. Bereits in Indien, also bevor der Buddhismus sich in andere Länder Asiens verbreitete, entstanden unterschiedliche Traditionen aufgrund unterschiedlicher Interpretationen der überlieferten Lehrreden des Buddha Sakyamuni. Mit der Ausbreitung des Buddha-Dharma nach Sri Lanka, Tibet, Mongolei, China usw. haben sich weitere Traditionslinien entwickelt.


    Gemeinsame Grundlage ist meines Erachtens die Lehre von den vier edlen Wahrheiten, dem zwölf Gliedern des abhängigen Bestehens und dem achtfachen Pfad.


    Gruß Helmut

    Wie jetzt ... ewig ... die haben bis zu ihrem Tod glücklich gelebt ... und da es keinen sich reinkarnierenden Wesenskern gibt (hab ich alles hier gelernt), war`s das damit. Für solche Menschen wäre buddhistische Praxis (und Theorie) pure Zeitverschwendung gewesen.

    Es gibt keinen sich reinkarnierenden Wesenskern, weil die Menschen keinen Wesenskern besitzen. Was es nicht gibt, kann sich auch nicht reinkarnieren. Damit hat sich aber die Frage, was nach unserem Tod passiert, nicht erledigt.


    Buddha Sakyamuni hat das abhängige Bestehen ohne Ausnahme gelehrt. Da unsere Geburt die eigentliche Ursache für unseren Tod ist, wird dadurch aufgrund des abhängigen Bestehens, der Tod wiederum zur Ursache für zukünftige Wirkungen nach unserem Tod.


    Gruß Helmut

    Das ist schon schwieriger Stoff jetzt. Auch ein Wissenschaftler könnte behaupten, dass es so etwas wie Geist gibt, der aber nicht unabhängig von Materie, (Neuronen, Synapsen, usw.) existieren kann.

    Aber meine Frage zielt durchaus genau in diese Richtung ...

    Es geht dir ja um den Unterschied zwischen Materialisten und Buddhisten. Aber nicht jeder Wissenschaftler ist ein Materialist. Materialisten erklären alles als aus der Materie entstanden und genau dies tun Buddhisten eben nicht. Materialisten neigen dazu, ein kausales Verhältnis zwischen Materie als Ursache und Geist/Bewusstsein als Wirkung zu postulieren, wenn sie Geist/Bewusstsein nicht negieren. Ein derartiges Kausalverhältnis zwischen Materie und Geist/Bewusstsein wird im Buddhismus abgelehnt.


    Gruß Helmut

    Materialisten sind ja nun dadurch gekennzeichnet, dass sie alles Existierende aus der Materie herrührend auffassen; auch den Geist; wenn sie ihn denn nicht gar leugnen.


    Buddhisten unterscheiden zwischen Materie und Geist und vertreten die Position, dass Materie nur aus Materie und Geist oder Bewusstsein nur aus Geist oder Bewusstsein entstehen kann. Gleichzeitig behaupten sie aber auch nicht, dass Materie und Geist unabhängig voneinander existieren, obwohl sie nicht identisch sind.


    Gruß Helmut