Beiträge von Thorsten Hallscheidt im Thema „Was unterscheidet den Buddhisten vom Materialisten ?“

    Hallo Monika.


    Die Höllenphantasien, wie man sie z.B. in tibetischen Schriften findet, sind – meiner Ansicht nach – reine Erfindungen, mit denen Vertreter der jeweiligen religiösen Institutionen simplen oder ungebildeten Gemütern und kleinen Kindern Angst einzujagen versuchen, um Kontrolle auszuüben und die eigene Macht zu festigen. Realen Höllen indes gibt es genug. Derzeit zum Beispiel im Sudan – oder in der Massentierhaltung. Ich bezweifle allerdings stark, dass man den Menschen oder Tieren, die dort leiden und sterben, karmische Verantwortung dafür zuschreiben kann, was mit ihnen geschieht.


    Im Palikanon hingegen gibt es die Beschreibung einer Hölle, die darin besteht, dass man nirgendwo und in keiner Weise Genügen finden kann. Das ist die einzige Hölle, der ich neben anderen auch karmische Ursachen zusprechen würde. Aber selbst diese Hölle ist sicher kein Ort, sondern ein Zustand, der in unserem Daseinsbereich nicht sonderlich selten sein dürfte. Aber das Thema Karma ist hier in diesem Forum sicherlich schon hundertfach besprochen worden. Vielleicht sollten wir es hier nicht fortsetzen.


    Viele Grüße


    Thorsten

    der gute Weg kommt durch gute Menschen zustande.

    Hallo Leonie.


    Es wäre fatal, wenn dieser Satz zutreffen würde. Ich kenne nur Menschen – – manche sind so andere so, aber alle sind in verschiedenen Formen des Leidens gefangen, mal mehr mal weniger. "Gute" oder "böse" Menschen habe ich nie kennengelernt, Du? Dann würde nie ein Weg zustande kommen.


    Liebe Grüße


    Thorsten

    Damit unterstellst du, dass Religion und Weltanschauung - also ein System von Ideen und Ideologien - Menschen freier und freundlicher machen kann.

    Dies ist weder das, was man unter Weg versteht, noch das, was Buddha oder Christus als Lehrer verstanden haben.

    Hallo Leonie.


    Diese Abneigung gegenüber Systemen, Ideologien und Religionen ist mir bekannt. Für Dich haben diese Begriffe vielleicht eine negativ geprägte Konnotation, die ich nicht in jedem Fall teile. Wenn ich Religion gesagt habe, meinte ich damit zunächst, das, was im Zentrum der jeweiligen kulturellen Struktur steht: die Lehre. Was dazu kommt, ist, dass diese Lehre über die Jahrtausende der Nachfolge, Reflexion, Deutung und kulturellen Assimilation verschiedene Formen der Vermittlung und Praxiswerdung hervorgebracht haben – zielführende, weniger zielführende und schädliche, die den Menschen unfrei und unglücklich gemacht haben. All das sind Teile dessen, was ich mit Religion meine.


    Das Zen-Kloster, in dem ich immer wieder Retreats mache, ist eine Institution, in der spezifische Formen der Vermittlung der ZEN-buddhistischen Lehre und der Praxis gelehrt werden. Dass es Menschen sind, die diese Vermittlung und Praxiswerdung begleiten und fördern, ist selbstverständlich. Jede Institution besteht aus Menschen.


    Ich habe Weltanschauung von Religion unterschieden, weil es auch Wege gibt, die nicht auf das abzielen, was den Religionen innerster Kern ist. Es gibt säkulare Formen der Ethik, die ich nicht als minderwertig betrachte. Diese Formen der säkularen Ethik, der Buddhismus, wie auch das Christentum oder der Islam sind zudem auch Systeme von Ideen, wie auch nicht? Ideologien können daraus erwachsen, müssen aber nicht. Ich würde das nicht in einen Topf werfen.


    Ohne das Buddhistische Lehrsystem, hätte ich keine Idee davon entwickeln können, was der WEG ist. Ich bin z.B. den in der Institution des tibetischen Zentrums organisierten und engagierten Menschen sehr dankbar, dass sie mir die buddhistische Lehre nahegebracht haben, denn diese Lehre hat meine Weltanschauung komplett verändert. Dass ich schließlich beim Zen gelandet bin, in dessen der Praxis der Körper eine so wesentliche Rolle spielt, ändert nichts daran. Da ich aber zugleich auch Christen kenne, die ähnliche Erfahrungen in ihrer kulturellen Stuktur, mit ihrer Lehre, in ihrer Institution und den Menschen, die sich darin organisieren, gemacht haben, würde ich den buddhistischen Zugang zum "Heiligen" nicht als den einzig möglichen bezeichnen wollen. Viele Wege gibt es. Und, wenn ein Weg dazu führt, dass Menschen freier und glücklicher werden, dann ist es nach meinem Verständnis ein guter Weg.


    Was "man", Buddha oder Christus unter dem Weg verstehen oder verstanden haben, kann ich leider nicht beurteilen.


    Liebe Grüße


    Thorsten

    Nein, da der Buddhismus ein Heilspragmatismus ist (musmus ;)), nimmt er zwar Bezug zu dieser und ähnlichen Fragen, lässt sie aber weitgehend unbeantwortet.


    Diese Geschichte hier macht das deutlich: M. 63. (VII,3) Cūlamālunkya Sutta, Der Sohn der Malunkya I


    Ein Mensch, der von einem Pfeil getroffen wäre[...]


    Zitat

    "[...], dessen Spitze mit Gift bestrichen wurde, und seine Freunde und Genossen, Verwandte und Vettern bestellten ihm einen heilkundigen Arzt; er aber spräche:

    'Nicht eher will ich diesen Pfeil herausziehn bevor ich nicht weiß, wer jener Mann ist, der mich getroffen hat, ob es ein Krieger oder ein Priester, ein Bürger oder ein Bauer ist'; er aber spräche:

    'Nicht eher will ich diesen Pfeil herausziehn bevor ich nicht weiß, wer jener Mann ist, der mich getroffen hat, wie er heißt, woher er stammt oder hingehört': er aber spräche:

    'Nicht eher will ich diesen Pfeil herausziehn bevor ich nicht weiß, wer jener Mann ist, der mich getroffen hat, ob es ein großer oder ein kleiner oder ein mittlerer Mensch ist'; er aber spräche:

    'Nicht eher will ich diesen Pfeil herausziehn bevor ich nicht weiß, wer jener Mann ist, der mich getroffen hat, ob seine Hautfarbe schwarz oder braun oder gelb ist'; er aber spräche:

    'Nicht eher will ich diesen Pfeil herausziehn bevor ich nicht weiß, wer jener Mann ist, der mich getroffen hat, in welchem Dorf oder welcher Burg oder welcher Stadt er zu Hause ist'; er aber spräche:

    'Nicht eher will ich diesen Pfeil herausziehn bevor ich den Bogen nicht kenne, der mich getroffen hat, ob es der kurze oder der lange gewesen'; er aber spräche:

    'Nicht eher will ich diesen Pfeil herausziehn bevor ich die Sehne nicht kenne, die mich getroffen hat, ob es eine Saite, ein Draht oder eine Flechse, ob es Schnur oder Bast war'; er aber spräche:

    'Nicht eher will ich diesen Pfeil herausziehn bevor ich den Schaft nicht kenne, der mich getroffen hat, ob er aus Rohr oder Binsen ist'; er aber spräche:

    'Nicht eher will ich diesen Pfeil herausziehn bevor ich den Schaft nicht kenne, der mich getroffen hat, mit was für Federn er versehn ist, ob mit Geierfedern oder Reiherfedern, mit Rabenfedern, Pfauenfedern oder Schnepfenfedern'; er aber spräche:

    'Nicht eher will ich diesen Pfeil herausziehn bevor ich den Schaft nicht kenne, der mich getroffen hat, mit was für Leder er umwickelt ist, mit Rindleder oder Büffelleder, mit Hirschleder oder Löwenleder'; er aber spräche:

    'Nicht eher will ich diesen Pfeil herausziehn bevor ich die Spitze nicht kenne, die mich getroffen hat, ob sie gerade oder krumm oder hakenförmig ist, oder ob sie wie ein Kalbzahn oder wie ein Oleanderblatt aussieht':

    Zitat

    Ich verstehe die bisherigen Antworten so, dass es aus buddhistischer Sicht egal ist, an was man glaubt. Hauptsache man ist glücklich und kann dieses Glück auch an andere weitergeben. Das gefällt mir sehr!


    Hier kann man zwei Arten von Glück unterscheiden. Die eine Form von Glück besteht in der Befriedigung von Bedürfnissen durch die Welt. Daran ist nichts auszusetzen. Das Problem ist nur, dass die Welt unbeständig ist, was die Bedürftigkeit zum Teil in Gier, Frustration, Langeweile und Abneigung umschlagen lässt, was zu vielen Problemen führt. Die andere Form von Glück besteht darin, weniger bedürftig und somit auch weniger abhängig von der Unbeständigkeit der Wirklichkeit zu werden. Diese Art von innerem Glück, das von äußeren Bedingungen unabhängig ist, lässt den Menschen so "reich" werden, dass er ohne ärmer zu werden, mit anderen dieses Glück unbeschränkt teilen kann. Der Buddhismus – und ich glaube auch die meisten anderen Religionen – streben in ihrer Essenz diese Form von Glück an. Ich hatte dieses Video hier von Alan Wallace schon einmal an anderer Stelle gepostet. Aber es schadet sicher nicht, es hier nochmal zu tun:


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    Zitat

    Beim radikalen K. gibt es nur die Konstruktion(en), aber keine objektive Wirklichkeit.


    Und genau das führt dazu, dass Menschen sich – im Sinne eines Super-Ego – für die alleinigen Konstrukteure der (ihrer) Welt halten. Ich habe das schon in vielen Diskussionen erlebt. Aber Du hast recht, es gibt auch im Buddhismus diese Falle.

    Zitat

    Wie ich schon vermutete, scheint man selbst im Grundlegensten völlig uneins zu sein, was denn Buddhismus nun eigentlich bedeutet


    Das würde ich nicht sagen. Es gibt unterschiedliche Gewichtungen, und es gibt unterschiedlich weit fortgeschrittene Stufen, von denen aus sich verschiedene Sachverhalte unterschiedlich darstellen. Beispiel:


    Für einen sehr hungrigen Menschen ist trockenes Brot ein Festmal. Für jemanden, der satt ist, mag selbst seine Lieblingsspeise unschmackhaft sein. Aus der Perspektive eines von den drei Geistesgiften vollkommen befreiten Menschen, sind Bedürfnis und Befriedigung weniger attraktiv als für einem Menschen, der sich im Zustand der totalen Bedürftigkeit befindet.


    Die Grundlagen, die alle buddhistischen Schulen teilen, sind folgende:


    • Alle Produkte sind unbeständig.

    • Alles Befleckte ist leidhaft.

    • Alle Phänomene sind leer und ohne Selbst.

    • Nirvāna, die Befreiung, ist Frieden, das endgültige Glück.


    Das sind die sogenannten vier Siegel der buddhistischen Lehre.

    Hallo Leonie.


    Zitat

    Es bedarf also freundlicher und freier Menschen und keiner Religion oder sonstiger Ideologie.


    Das ist so, als würdest Du sagen: Es bedarf also ausgebildeter und befähigter Menschen und keiner Schulen und Universitäten.


    Zumindest was den Buddismus angeht, handelt es sich dabei um eine "Geistesschulung", und ich würde behaupten, dass das bei den anderen Religionen oder auch bei Ideologien nicht wesentlich anders ist, wenn auch die jeweilige Art der Vermittlung sehr unterschiedlich ausfallen kann.


    Glaubst Du, dass Menschen ohne "Geistesschulungen" freier und glücklicher sind als mit? Glaubst Du also an einen glücklichen Naturzustand, der durch Kultur gestört wird?


    viele Grüße


    Thorsten

    Zitat

    Immerhin geht es hier um eine ontologische Kernfrage. Da gibt es keine einfachen Antworten in "leichter Sprache".


    Da dies hier der Anfängerbereich ist, erlaube ich mir mal zu behaupten, dass folgende Relation auch im Buddhismus ihre Gültigkeit hat:

    Je fortgeschrittener das Verständnis bezüglich eines Sachverhalts, desto größer die Fähigkeit zu einer einfachen Sprache, um diesen Sachverhalt zu verdeutlichen.


    Der gesamte Buddhismus, sofern man sich auf die Lehrreden seines Begründers bezieht, lässt sich klar verständlich und in einfacher Sprache beschreiben. Das hängt damit zusammen, dass die buddhistische Sicht auf die Wirklichkeit die existenzielle Situation des Menschen zum Ausgangspunkt hat, die jeder Mensch teilt. Zugleich können die Ebenen der Erfahrung durch fortgeschrittene Praxis immer subtiler werden, sich immer mehr der Sprache entziehen. Versucht man diese Ebenen der Erfahrung dann aber mit Sprache zu fixieren, kann es zu scholastischen Theorieungetümen kommen, bei denen dann die einen dies, die anderen das, die dritten wieder etwas anderes behaupten und streiten und unterteilen und trennen. Und bei diesen Ungetümen muss man dann tatsächlich über ungeheures Detailwissen verfügen, um die ganzen Definitionen und Fachtermini in ihren jeweiligen kulturellen Bedeutungsvarianten zu verstehen. Da ist es dann ganz gut, wenn mal jemand kommt und sagt: Hey, das ist ein Elefant!



    Viele Grüße


    Thorsten

    Hallo Korx.


    Es gibt sehr verschiedene Zugänge zum "Heiligen", zum Heilsamen. Meines Erachtens kann man sich auf das verlassen, was bei Lessing beschrieben ist:


    Zitat

    Vor grauen Jahren lebt' ein Mann in Osten,

    Der einen Ring (eine Religion) von unschätzbarem Wert

    Aus lieber Hand besaß. Der Stein war ein

    Opal, der hundert schöne Farben (Facetten der Erkentnis des Höchsten) spielte,

    Und hatte die geheime Kraft, vor Gott

    Und Menschen angenehm zu machen, wer

    In dieser Zuversicht ihn trug.


    Kursiv von mir.


    Wenn eine Religion oder Weltanschauung dazu führt, dass die Menschen freier und freundlicher werden, ist jeder Weg recht, denke ich. Auch im Christentum gibt es eine sehr reiche komtemplative Tradition (siehe Paul Tillich, Enomiya Lasalle, Meister Eckhart) oder den Sufismus im Islam. Der Dalai Lama hat mal die verschiedenen Schulen und Religionen mit unterschiedlichen Routen hinauf auf die Spitze eines Berges verglichen. Das Ziel ist immer das gleiche, die Wege sind unter Umständen sehr unterschiedlich. Weiterhin sagte er, dass, wenn möglich, man in seiner Religion verbleiben solle, um den WEG zu gehen, da in der eigenen Bilderwelt und Kultur die Ikonografie, Archetypen, Sagen und Märchen eine viel größere Kraft entfalten können. Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass der Buddhismus mir das Christentum viel näher gebracht hat, als es die Kirche je vermocht hätte. Dennoch bin ich im Laufe der Jahre beim Buddhismus geblieben, und bin dadurch Christ geworden. ;)


    Viele Grüße


    Thorsten

    Zitat

    Klingt nach Konstruktivismus


    Nicht unbedingt, da der Konstruktivismus leicht in Solipsismus mündet. Die Lehre des Buddha kann in diese Falle nicht tappen, da sie durch die Lehre des Abhängigen Entstehens, des Nicht-Ich und des allgemeinen, alles und jedes durchdringenden Kausalitätsprinzips immer "offene Weite" ist und nie totale Isolation für ein größenwahnsinniges Ich. Nishitani Keiji nennt die Bestehensweise der Wirklichkeit "reine Gegenwärtigkeit". Das entspricht dem schon eher, finde ich.


    Viele Grüße


    Thorsten

    Hallo Korx.


    Zitat

    so etwas wie "Geist" kommt immer nur in Bezug oder gar als Folge von "(äußeren)Bedingungen" vor. Ich erkenne da keinen Unterschied zum Wissenschaftler, bei dem die Materie das Bewusstsein bedingt.


    Buddha vertritt die Ansicht, dass der Geist den Dingen voran geht. Alles Erkennen spielt sich im Geist ab. Die Buddhistischen "Elemente", Erde, Wasser, Feuer, Luft, beziehen sich weniger auf äußere Materie als auf innere Kategorien der Welterfahrung: Das Feste, das Feuchte, das Warme (Kalte), die Bewegung. Die gesamte Wirklichkeit ist insofern vom Geist geschaffen. Wir können immer nur Wahrnehmungsinhalte erkennen. Und tatsächlich ist alles, was wir erkennen können, durch Qualia, durch Erlebnisinhalte vermittelt. "Materie" können wir nicht unmittelbar erkennen. Wir können nur auf eine "objektive" Wirklichkeit schließen, haben aber keinen direkten Zugang dazu. Alles, was unsere Wirklichkeit ausmacht, ist kategorial erschöpfend beschrieben durch die fünf Skandhas. Diese rein geistige Wirklichkeit bildet auch die Basis für jede Erfahrung in Bezug auf Materie. Es gibt ein schönes Zitat von Bertrand Russell, das dieses Dilemma gut zusammenfasst:


    Zitat

    Sowohl die Materialisten als auch die Idealisten haben sich, unbewusst oder ungeachtet ausdrücklicher Ableugnungen, in ihrem Vorstellungsbild von der Materie einer Verwechslung schuldig gemacht. Sie dachten, dass ihre Wahrnehmungsinhalte, wenn sie sehen oder tasten, die Materie der Außenwelt darstellten, während doch in Wirklichkeit diese Wahrnehmungsinhalte Bestandteile der Materie des wahrnehmenden Gehirns sind. Man kann aus der Untersuchung unserer Wahrnehmungsinhalte – so habe ich behauptet – auf gewisse formale, mathematische Eigenschaften der äußeren Materie schließen; dieser Schluss ist weder streng noch sicher. Andererseits erhalten wir aber doch durch die Untersuchung unserer Wahrnehmungsinhalte ein Wissen über die Materie unserer Gehirne, das nicht rein formal ist. Freilich ist dieses Wissen Stückwerk; aber soweit es reicht, hat es Vorzüge, die diejenigen des physikalischen Wissens übertreffen. [...] Die Wahrnehmungsinhalte sind der einzige Bestandteil der physikalischen Welt, die wir anders als in abstrakter Weise kennen. Was die Welt im allgemeinen betrifft, sowohl die physische als die geistige, so ist alles, was wir von ihrer Beschaffenheit wissen, von der psychischen Seite abgeleitet, und fast alles, was wir über Kausalgesetze wissen, von der physischen Seite. Aber vom philosophischen Standpunkt betrachtet, ist die Unterscheidung zwischen Physischem und Psychischem eine oberflächliche und irreale.


    aus Philosophie der Materie, Leipzig und Berlin 1929, §167, 174


    Das Zitat ist angeführt in Grundkurs Philosophie des Geistes von Thomas Metzinger (Hrsg.), Band I, Seite 163, 164

    Viele Grüße


    Thorsten

    Moin Korx.


    Der Wissenschaftler beschreibt die Wirklichkeit aus der Dritten-Person-Perspektive, der Buddhist erfährt die Wirklichkeit aus der Ersten-Person-Perspektive.


    Der Wissenschaftler arbeitet an der konventionellen Wahrheit, der Buddhist sucht die Erfahrung der letztgültigen Wahrheit. Beide Wahrheiten haben die gleiche Wichtigkeit und Berechtigung.


    Der Wissenschaftler versucht im besten Falle durch wissenschaftliche Erkenntnis das Leiden durch Durchdringung und Veränderung äußerer Bedingungen zu mildern, der Buddhist durch wachsende Unabhängigkeit von äußeren Bedingungen.


    Vorrangiges Ziel der Wissenschaft ist das Verständnis und die lückenlose Beschreibung der Wirklichkeit. Das vorrangige Ziel des Buddhisten ist die Befreiung von leidverursachenden Abhängigkeiten.


    Viele Grüße


    Thorsten