Was unterscheidet den Buddhisten vom Materialisten ?

  • Deine Frage ist sehr kurvenreich gestellt und nicht so einfach nachzuvollziehen worum es Dir dabei geht?

    Trotzdem frage ich mich nun: Warum möchtest Du Menschen an etwas heranführen oder den Buddhismus empfehlen, wenn Du Selbst erst einmal noch garnicht überzeugt bist?

    Ich würde Dir raten: Genieße die Zeit mit den Damen im Hier und Jetzt und probiere einfach mit Ihnen zusammen diese Dinge aus und mache empirische Erfahrungen anstatt zuviel nachzudenken.:)

    Liebe Grüße Schneelöwin


    Ein Geist, der an eine Idee gebunden ist, an ein Konzept, an eine Wertvorstellung macht Handlung immer korrupt. Wenn man an einen Glauben gebunden ist, wird die eigene Handlungsweise glaubensgemäß und daher korrupt sein. Wenn man nach seinem eigenen Erfahrungswissen handelt, wird die Begrenztheit des Wissens die Handlung immer korrupt sein lassen.

    Jiddu Krishnamurti




  • Nicht unbedingt, da der Konstruktivismus leicht in Solipsismus mündet.

    Echt? Hmm... Ich bin noch nie auf die Idee gekommen, aus dem Konstruktivismus auf Solipsismus zu schliessen; egal welcher Ausprägung (radikal usw.) Entweder die Realität ist objektiv, aber nicht direkt wahrnehmbar und es wird ein Abbild konstruiert, da ist von vorneherein S. ausgeschlossen und das ist die vorherrschende Ausprägung. Beim radikalen K. gibt es nur die Konstruktion(en), aber keine objektive Wirklichkeit. "Keine objektive Wirklichkeit" heisst aber nicht, dass es gar keine Wirklichkeit gibt. Nur, dass diese nicht für sich eigenständig besteht, was man auch mit Leerheit in Verbindung bringen könnte. Mindestens ist so eine Wirklichkeit intersubjektiv. Daher würde ich sagen, dass man den K. genauso solipsistisch missverstehen kann, wie den Buddhismus. In beiden Fällen hat man die Sache nicht ganz verstanden.


    Wissenschaftler (aka Materialist)

    Wie kommst Du auf diese Gleichsetzung? Aus dem Beitrag von Sudhana direkt davor wird eigentlich sehr deutlich, dass bei weitem nicht alle Wissenschaftler Materialisten sind - und schon gar nicht alle Philosophen (als wissenschaftliche Disziplin).

  • Wissenschaftler (aka Materialist)

    Was Du offensichtlich nicht gelernt hast ist, dass beide Bezeichnungen nicht austauschbar sind. Bitte entscheide Dich mal, ob du über Materialismus oder Wissenschaft diskutieren willst. Dass die Antworten "auseinandergehen" liegt nicht zuletzt an der Unklarheit der von dir benutzten Begriffe und damit auch Deiner Fragestellung. Wenn Du dann auch noch auf Antworten in "leichter Sprache" bestehst (bist Du behindert oder nur bequem?) kann da erst recht nichts Gescheites herauskommen. Im Zweifelsfall hilft Tante Google. Ein wenig Mitarbeit darf man hier auch im Anfängerbereich schon erwarten.

    gäbe es einen Grund, diese Menschen, die allesamt eines Tages glücklich, friedlich und hoffnungsvoll verlöschen werden, an den Buddhismus heranzuführen?

    Nein. Wobei ich mir erlaube, Deine Behauptung, diese Menschen würden allesamt eines Tages glücklich, friedlich und hoffnungsvoll verlöschen ebenso in Zweifel zu ziehen wie die Annahme, sie würden glücklich, friedlich und hoffnungsvoll leben. Ich vermute mal, du kennst sie nicht sonderlich gut. Trotzdem gibt es keinen Grund, jemanden an irgend etwas "heranzuführen", an dem er nicht interessiert ist.


    Aber Deine Frage zeigt, dass Du - wie vermutet - keine Ahnung hast, was Duḥkha ist. Wenn Du Dich nicht wenigstens mit den vier 'edlen Wahrheiten' halbwegs vertraut machst, macht es irgendwie keinen Sinn, mit Dir über Buddhismus zu diskutieren. Mein erster Eindruck vertieft sich zunehmend - es geht Dir wohl mehr ums Diskutieren als um Buddhismus.


    _()_

    OM MONEY PAYME HUNG

  • genieße die Zeit mit den Damen im Hier und Jetzt und probiere einfach mit Ihnen zusammen diese Dinge aus

    Lieber nicht ...:eek:

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Korx.


    Es gibt sehr verschiedene Zugänge zum "Heiligen", zum Heilsamen. Meines Erachtens kann man sich auf das verlassen, was bei Lessing beschrieben ist:


    Zitat

    Vor grauen Jahren lebt' ein Mann in Osten,

    Der einen Ring (eine Religion) von unschätzbarem Wert

    Aus lieber Hand besaß. Der Stein war ein

    Opal, der hundert schöne Farben (Facetten der Erkentnis des Höchsten) spielte,

    Und hatte die geheime Kraft, vor Gott

    Und Menschen angenehm zu machen, wer

    In dieser Zuversicht ihn trug.


    Kursiv von mir.


    Wenn eine Religion oder Weltanschauung dazu führt, dass die Menschen freier und freundlicher werden, ist jeder Weg recht, denke ich. Auch im Christentum gibt es eine sehr reiche komtemplative Tradition (siehe Paul Tillich, Enomiya Lasalle, Meister Eckhart) oder den Sufismus im Islam. Der Dalai Lama hat mal die verschiedenen Schulen und Religionen mit unterschiedlichen Routen hinauf auf die Spitze eines Berges verglichen. Das Ziel ist immer das gleiche, die Wege sind unter Umständen sehr unterschiedlich. Weiterhin sagte er, dass, wenn möglich, man in seiner Religion verbleiben solle, um den WEG zu gehen, da in der eigenen Bilderwelt und Kultur die Ikonografie, Archetypen, Sagen und Märchen eine viel größere Kraft entfalten können. Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass der Buddhismus mir das Christentum viel näher gebracht hat, als es die Kirche je vermocht hätte. Dennoch bin ich im Laufe der Jahre beim Buddhismus geblieben, und bin dadurch Christ geworden. ;)


    Viele Grüße


    Thorsten

  • Wenn eine Religion oder Weltanschauung dazu führt, dass die Menschen freier und freundlicher werden, ist jeder Weg recht, denke ich.

    Das sehe ich entschieden anders. Erstens ist niemals jeder Weg recht und führt auch nicht zum gewünschten Ergebnis. Zweitens werden Menschen weder durch Religion oder Weltanschauung, also durch Ideen und Ideologien freier und freundlicher, sondern es sind Freundlichkeit und Freiheit, die dies bewirken. Es bedarf also freundlicher und freier Menschen und keiner Religion oder sonstiger Ideologie.

    :zen:

  • Wissenschaftler (aka Materialist)

    Wie kommst Du auf diese Gleichsetzung? Aus dem Beitrag von Sudhana direkt davor wird eigentlich sehr deutlich, dass bei weitem nicht alle Wissenschaftler Materialisten sind - und schon gar nicht alle Philosophen (als wissenschaftliche Disziplin).

    Da war ich schlampig ... der Wissenschaftler stand in meinem Beispiel für den Materialisten ... ich dachte, das wäre angekommen ... sorry ... werde das nächste mal leichte Sprache benutzen ...


    Sudhana


    EInen Buddhismus, der nicht auch für etwas einfacher gestrickte Menschen wie mich (oder auch für Behinderte, wie du vermutest) zu verstehen ist, kann man getrost in die Tonne treten ;)


    Thorsten Hallscheidt


    Eigentlich gefällt mir die Vorstellung, dass alle Religionen zum selben Ziel führen sehr ... allein, es fällt mir manchmal schwer, daran zu glauben. Oder anders gesagt, in der Realität erlebe ich es nicht so.

    Die Inhalte des Islam beispielsweise, sind doch denen des Buddhismus dermaßen diametral entgegengesetzt, dass das kaum möglich sein dürfte.

    In einer kontemplativen Praxis dürfte es eher gelingen, unabhängig vom Glaubenssystem zu ähnlichen Einsichten zu gelangen. Die Aussagen der Sufis beispielsweise, ähneln denen der ZEN-Meister oder christlichen Mystiker schon sehr! Allesamt wohl eher Praktiker ...

    Leider findet so etwas in vielen Religionen heute kaum noch statt, wie ich beobachte. Im Buddhismus noch am ehesten ... was ja auch irgendwie Wirkung zeigt.


    Ich verstehe die bisherigen Antworten so, dass es aus buddhistischer Sicht egal ist, an was man glaubt. Hauptsache man ist glücklich und kann dieses Glück auch an andere weitergeben. Das gefällt mir sehr!

    2 Mal editiert, zuletzt von Korx ()

  • Eine der sympathischsten Eigenschaften des Buddhismus ist in der Tat der Verzicht aufs Missionieren! Leider aber hat deine Antwort nicht das Geringste mit meiner Frage zu tun ... oder war das eine Antwort im Sinne von "ein jeder soll nach seiner Facon selig werden"?

    Ja, ich denke ebenfalls wie Thorsten, dass es durchaus mehr als nur einen Weg gibt, glücklich, friedvoll, frei, freundlich zu werden, mehr als nur einen Weg zum Heilsamen. Doch wie du selbst meintest:

    diese Damen sind sehr glücklich mit ihrem Leben, besuchen Vorträge und geben ihr reichlich vorhandenes Geld für Vorträge, Bücher und wirklich abgefahrene Gerätschaften aller Art aus. Neugierig und experimentierfreudig wie Kinder. Eingebettet in ein für sie stimmiges Glaubenssystem, dass sie glücklich macht und ruhig schlafen lässt. Ähnlich ist es mit meiner Mutter, die in einem sehr altertümlichen, christlichen Weltbild, eine unglaubliche Seelenruhe gefunden hat.

    Also warum etwas beheben wollen, dass funktioniert? :grinsen: Wie war das.. never fix a running system? (:

    Natürlich kannst du auch mit glücklichen, zufriedenen Menschen über Buddhismus reden, wenn sie Lust und Laune dazu haben.. aber sollte der Buddhismus tatsächlich der richtige Weg für solche oder andere im Allgemeinen sein, werden sie ihn schon finden.. oder er findet sie :?

    _()_

  • aber sollte der Buddhismus tatsächlich der richtige Weg für solche oder andere im Allgemeinen sein, werden sie ihn schon finden.. oder er findet sie :?

    _()_

    Schön gesagt _()_ ... ich hatte übrigens auch nicht vor, missionarisch tätig zu werden ;)

  • Gibt der Buddhist, erwartet er einen karmischen Vorteil??

    Gibt der Materialist, erwartet er einen ökonomischen Vorteil!!

  • der Wissenschaftler stand in meinem Beispiel für den Materialisten

    Dann erlaube ich mir mal, Deine Ausgangsfrage entsprechend umzuformulieren und damit verständlich zu machen: was unterscheidet eine buddhistische Weltsicht von einer materialistischen Weltsicht? Bevor wir jetzt wieder aneinander vorbeireden: wie definierst Du 'materialistische Weltsicht' bzw. Materialismus?

    EInen Buddhismus, der nicht auch für etwas einfacher gestrickte Menschen wie mich (oder auch für Behinderte, wie du vermutest) zu verstehen ist, kann man getrost in die Tonne treten

    Erstens: ich habe nichts vermutet, sondern gefragt. Nicht ohne Grund, weil "leichte Sprache" speziell ein Werkzeug zur Inklusion Behinderter ist. Wenn Du behindert wärest, würde ich mich um "leichte Sprache" bemühen. Diese lässt allerdings keine differenzierte Darstellung komplexer Sachverhalte zu. Immerhin geht es hier um eine ontologische Kernfrage. Da gibt es keine einfachen Antworten in "leichter Sprache". Daran ist geistig Behinderten in aller Regel auch gar nicht gelegen. Dir anscheinend schon. Anders gesagt: Du forderst simple Antworten und beschwerst Dich dann wahlweise, dass sie zu simpel bzw. naiv / oberflächlich oder zu kompliziert sind. Ob das nun eine eristische Strategie ist oder bloße Bequemlichkeit im Verein mit einer überzogenen Erwartungshaltung, kann und will ich (noch) nicht beurteilen.


    Zweitens: Buddhismus ist keine Philosophie, kein Gedankensport, sondern ein Yoga. Nicht etwas, das man "verstehen" muss (auch, wenn man ihn mit etwas Bemühung und normalen Ausgangsvoraussetzungen durchaus verstehen kann), sondern etwas, das man schlicht tut. Notfalls kann man das auch ohne theoretische Begründung. "Einfacher gestrickte Menschen", denen Voraussetzungen für ein intellektuelles Verstehen fehlen, sind da einfach auf ein größeres Maß an intuitivem statt intellektuell begründetem Vertrauen (Śrāddha) angewiesen, um den Weg zu betreten und zu gehen. Da es im Kern um eine Praxis geht, ist ein Theoriedefizit auch kein Nachteil - so lange es einen nicht von der Praxis abhält.


    _()_

    OM MONEY PAYME HUNG

  • @Korx

    Lieber/Liebe Korx

    das missionieren ist ja auch so eine Ansichtssache.Für den Einen ist es missionieren, für den Anderen sprechen aus persönlich erlebter Erfahrung.

    Hier im Forum zb missioniert für mich schon mal Keiner.Denn wir haben uns hier ja alle verabredet und dazu persönlich angemeldet um über Themen zu sprechen.( Ansichtssache)🕯


    Zu Deinem Anfangsthema möchte ich den Aspekt der Inhärenz noch ansprechen.So empfinde ich diesen als großen Unterschied.

    Ein Materialist geht ja davon aus das die Dinge „ aus sich heraus“ existieren.Ein Buddhist nicht.


    Somit erleben wir die Dinge aus unterschiedlichen Lebenserfahrungen, und damit auf verschiedenen Bewusstseinsebenen heraus.

    Eine Ebene, das SEIN einer Ebene setzt sich ja immer aus Geist-/ und Körpererfahrungen zusammen.


    Diese persönliche Erfahrung ist für Personen nicht nachzuvollziehen ohne das ‚ körperliche‘ Erleben. Das funktioniert eben auf rein geistiger Ebene nicht.


    Ein kleines Bsp. in das Du evtl.hineinfühlen kannst ist die Vorstellung das es für mich nur den Körper und den Geist als solches gibt.

    (Körperlich gefühlt, nicht geistig vorgestellt)


    Alles andere ist meine/unsere Ego-Illusion.


    Eine große Kraft, die ständig nach Bestätigung und Daseinsberechtigung ‚ eben auch aus sich heraus‘ reagiert-/reagieren möchte....Bis bald 😉♥️🙏

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Immerhin geht es hier um eine ontologische Kernfrage. Da gibt es keine einfachen Antworten in "leichter Sprache".


    Da dies hier der Anfängerbereich ist, erlaube ich mir mal zu behaupten, dass folgende Relation auch im Buddhismus ihre Gültigkeit hat:

    Je fortgeschrittener das Verständnis bezüglich eines Sachverhalts, desto größer die Fähigkeit zu einer einfachen Sprache, um diesen Sachverhalt zu verdeutlichen.


    Der gesamte Buddhismus, sofern man sich auf die Lehrreden seines Begründers bezieht, lässt sich klar verständlich und in einfacher Sprache beschreiben. Das hängt damit zusammen, dass die buddhistische Sicht auf die Wirklichkeit die existenzielle Situation des Menschen zum Ausgangspunkt hat, die jeder Mensch teilt. Zugleich können die Ebenen der Erfahrung durch fortgeschrittene Praxis immer subtiler werden, sich immer mehr der Sprache entziehen. Versucht man diese Ebenen der Erfahrung dann aber mit Sprache zu fixieren, kann es zu scholastischen Theorieungetümen kommen, bei denen dann die einen dies, die anderen das, die dritten wieder etwas anderes behaupten und streiten und unterteilen und trennen. Und bei diesen Ungetümen muss man dann tatsächlich über ungeheures Detailwissen verfügen, um die ganzen Definitionen und Fachtermini in ihren jeweiligen kulturellen Bedeutungsvarianten zu verstehen. Da ist es dann ganz gut, wenn mal jemand kommt und sagt: Hey, das ist ein Elefant!



    Viele Grüße


    Thorsten

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Leonie.


    Zitat

    Es bedarf also freundlicher und freier Menschen und keiner Religion oder sonstiger Ideologie.


    Das ist so, als würdest Du sagen: Es bedarf also ausgebildeter und befähigter Menschen und keiner Schulen und Universitäten.


    Zumindest was den Buddismus angeht, handelt es sich dabei um eine "Geistesschulung", und ich würde behaupten, dass das bei den anderen Religionen oder auch bei Ideologien nicht wesentlich anders ist, wenn auch die jeweilige Art der Vermittlung sehr unterschiedlich ausfallen kann.


    Glaubst Du, dass Menschen ohne "Geistesschulungen" freier und glücklicher sind als mit? Glaubst Du also an einen glücklichen Naturzustand, der durch Kultur gestört wird?


    viele Grüße


    Thorsten

  • Ein Materialist geht ja davon aus das die Dinge „ aus sich heraus“ existieren.Ein Buddhist nicht.

    Danke SGM ... solche Hinweise sind dazu geeignet, etwas Ordnung in meinen Kopf zu bringen.

    Zugleich können die Ebenen der Erfahrung durch fortgeschrittene Praxis immer subtiler werden, sich immer mehr der Sprache entziehen. Versucht man diese Ebenen der Erfahrung dann aber mit Sprache zu fixieren, kann es zu scholastischen Theorieungetümen kommen, bei denen dann die einen dies, die anderen das, die dritten wieder etwas anderes behaupten und streiten und unterteilen und trennen.

    Damit sprichst du ein (für mich) wirklich großes Problem an, Thorsten. Regelmäßig steige ich aus philosophischer Lektüre aus, wenn es sprachlich zu kompliziert oder unübersichtlich wird. Und frage mich, ob das wirklich notwendig ist. Das können die religiösen Schriften teilweise besser ... gerade die Werke des ZEN-Buddhismus schätze ich deswegen sehr. Daher war ich etwas verwundert, hier Abhandlungen zu finden, die in ihrer Komplexität einer Vorlesung aus der Teilchenphysik zu gleichen scheinen (ohne eine solche je besucht zu haben :lol:).

    Glaubst Du, dass Menschen ohne "Geistesschulungen" freier und glücklicher sind als mit? Glaubst Du also an einen glücklichen Naturzustand, der durch Kultur gestört wird?

    Darüber könnte man trefflich streiten. Kultur, das sieht man gerade im Moment, ist durchaus in der Lage, einen glücklichen Naturzustand zu stören (siehe unsere Kinder). Für die Geistesschulung muss das nicht unbedingt zutreffen (kommt auch drauf an, von welcher man spricht), wäre aber zumindest überlegenswert ...

  • Glaubst Du, dass Menschen ohne "Geistesschulungen" freier und glücklicher sind als mit? Glaubst Du also an einen glücklichen Naturzustand, der durch Kultur gestört wird?

    Moin,

    ich erlebe immer wieder, dass der große Unterschied gerade im nicht-freier und nicht-glücklicher besteht, denn ohne eine Ideologie - dazu möchte ich behaupten, selbst christliche - ist dies nicht möglich, einfach nur so aus sich selbst heraus. Ein Baby hat keinen glücklichen Naturzustand, es sei denn, seine Bedürfnisse werden ausreichend befriedigt durch Nahrung, Reinheit und vor allem Zu-Neigung. Also von sich allein ist es nur ein "bedürftiges Bündel Leben". Und das wird auch mit zunehmendem Alter nicht besser, wenn sich die Verhältnisse nicht grundlegend ändern, vor allem durch Stabilität, Vertrauen und Liebe.


    Selbst ein gut entwickelter, intelligenter und erfolgreicher Mensch scheitert möglicherweise an den Un-Wirren und Leiden des Lebens, holt sich vielleicht Hilfe beim Therapeuten. Aber Halt findet jemand nur, wenn er ein "Stahlsein an der Gebirgswand hat" und seinen Geist so weit geschult hat, dass er die Ursachen für sein Dilemma erkennt und weiß, wie das zu beheben ist. Und da geht der Buddhismus eben weiter als nur ein Glaube an einen Gott und dessen vermeintliche Gnade.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Jetzt tut bitte nicht so, als sei ein glückliches Leben nur mittels Geistesschulung im Sinne von Selbsterkenntnis / Buddhismus möglich. Ich habe einige Menschen kennengelernt, die auch ohne diese glücklich gelebt haben. Die haben weder etwas gesucht, noch sich selber sonderlich ernst genommen ... vielleicht lag`s einfach daran. Natürlich lässt sich dieser Weg nicht mehr beschreiten, wenn man erstmal mit der Sucherei angefangen hat :?

  • Materialisten suchen nach sinnlichem Glück, Buddhisten sehen Sinnesbegehren als Ursache von Leid.

    Materialisten stellen das Dasein nicht in Frage, Buddhisten sehen es mit Gier, Hass und Verblendung verbunden, die es zu beenden gilt.

  • Materialisten suchen nach sinnlichem Glück, Buddhisten sehen Sinnesbegehren als Ursache von Leid.

    Materialisten stellen das Dasein nicht in Frage, Buddhisten sehen es mit Gier, Hass und Verblendung verbunden, die es zu beenden gilt.

    Ich hoffe, das ist nicht alles. Ich lebe (trotz aller inneren Unruhe) sehr gerne und finde diese Sichtweise schlichtweg schrecklich!

    Auch finde ich, beispielsweise in ZEN - Schriften, nichts von dieser Daseins-Verdrossenheit.

    "Ich hacke Holz, ich hole Wasser, wie wunderbar" .. klingt nach totaler, tief empfundener Lebensfreude.

    Das finde ich erstrebenswert ...


    Wie ich schon vermutete, scheint man selbst im Grundlegensten völlig uneins zu sein, was denn Buddhismus nun eigentlich bedeutet ... :shock:

  • Nun ja, das ist die Sichtweise der Pali Überlieferung.


    Zitat

    6. Mehr sind, ihr Bhikkhus, die Tränen, die euch entströmt und die von euch vergossen worden, da ihr, so lange Zeit hindurch (von Geburt zu Geburt) umherwandernd und umherlaufend, über Vereinigung mit Unliebem und über Trennung von Liebem klagtet und weintet, als das Wasser in den vier grossen Meeren.


    17. Nunmehr aber, ihr Bhikkhus, habt ihr wohl Ursache genug, Widerwillen zu fassen gegen alle Gestaltungen, habt Ursache genug, gegen sie gleichgültig zu werden, habt Ursache genug, von ihnen euch loszulösen".

    S.15.3.

  • Ok ... halt einfach Geschmackssache ... ist ja auch jedem unbenommen, Leben abzulehnen.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Wie ich schon vermutete, scheint man selbst im Grundlegensten völlig uneins zu sein, was denn Buddhismus nun eigentlich bedeutet


    Das würde ich nicht sagen. Es gibt unterschiedliche Gewichtungen, und es gibt unterschiedlich weit fortgeschrittene Stufen, von denen aus sich verschiedene Sachverhalte unterschiedlich darstellen. Beispiel:


    Für einen sehr hungrigen Menschen ist trockenes Brot ein Festmal. Für jemanden, der satt ist, mag selbst seine Lieblingsspeise unschmackhaft sein. Aus der Perspektive eines von den drei Geistesgiften vollkommen befreiten Menschen, sind Bedürfnis und Befriedigung weniger attraktiv als für einem Menschen, der sich im Zustand der totalen Bedürftigkeit befindet.


    Die Grundlagen, die alle buddhistischen Schulen teilen, sind folgende:


    • Alle Produkte sind unbeständig.

    • Alles Befleckte ist leidhaft.

    • Alle Phänomene sind leer und ohne Selbst.

    • Nirvāna, die Befreiung, ist Frieden, das endgültige Glück.


    Das sind die sogenannten vier Siegel der buddhistischen Lehre.

  • "Ich hacke Holz, ich hole Wasser, wie wunderbar" .. klingt nach totaler, tief empfundener Lebensfreude.

    Das finde ich erstrebenswert ...

    Holz hacken, Wasser holen...ohne Gier, Hass und Verblendung...tiefer Friede...

    Weil überwunden...

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Beim radikalen K. gibt es nur die Konstruktion(en), aber keine objektive Wirklichkeit.


    Und genau das führt dazu, dass Menschen sich – im Sinne eines Super-Ego – für die alleinigen Konstrukteure der (ihrer) Welt halten. Ich habe das schon in vielen Diskussionen erlebt. Aber Du hast recht, es gibt auch im Buddhismus diese Falle.

  • Zumindest was den Buddismus angeht, handelt es sich dabei um eine "Geistesschulung"

    Das halte ich für eine stark verkürzte Sicht. Auch, wenn der Geist den Dingen vorangeht (Dh 1,2), so handelt es sich doch um eine Schulung der Manifestation dieses Geistes in dreifacher Form: Geist, Körper, Sprache (die 'Trias' citta, kāya, vāc). Genau diese Trias siehst Du dann auch im achtfachen Pfad als dem 'Schulungsprogramm' wiedergespiegelt, der ja gerne ebenfalls in eine Trias unterteilt wird: śīla / samādhi / prajñā. śīla ist Schulung von Sprache / vāc (3. Aspekt des Pfades) und Körper / kāya (Pfadglieder 4 und 5). prajñā (Pfadglieder 1 und 2) ist die Schulung von citta, die "Geistesschulung". samādhi (die restlichen drei Pfadglieder) ist Schulung von Geist-und-Körper (gut zeigt sich diese konkrete Verbindung in der ānāpānasmṛti / ānāpānasati - Übung, "Anfänger" finden die "Anleitung" hier - und natürlich im Zazen).


    Was Deine Anmerkung zu "leichter Sprache" angeht, so stimme ich Dir grundsätzlich zu. Der Threaderöffner scheint mir allerdings nicht zu denen zu gehören, die fähig und / oder willens sind, solche Art leichter Sprache (ich würde es eher als 'klare Sprache' bezeichnen) zu verstehen.


    _()_

    OM MONEY PAYME HUNG