Beiträge von DenWegGehen37 im Thema „Sind Religionen eine Erfindung der Menschheit aufgrund ihrer Todesangst?“

    Liebe Debatierenden,


    wann, zu welchem Zeitpunkt in unserem /Euren Leben würde den die "Todesangst" eintreten? Das finde ich gerade eine spannende Frage.


    Wir hatten wohl die meisten Antworten dazu im Zeitpunkt einer schweren Krankheit, oder kurz vor dem Tod. Das ist eigentlich dann eine westliche Sichtweise und für uns hier typisch, erst wenn ein Ereignis eingetreten ist, bzw. kurz davor steht, versuchen wir das Ruder rum zu drehen und merken doch schmerzlich, das es zu spät ist.


    Betrachte ich mir das Rad des Lebens, welches Yama in seinen Eingeweiden hält, und sehe die ganzen Höllenbereiche, jetzt in einem Zeitpunkt wo ich gesund bin, erweckt das schon einen großen Respekt vor dem was da kommen könnte. Der Gedanke daran, da in die Höllenbereiche könnte ich auch rein fallen, das macht auch Angst. Und genau hier setzt die Lehre denke ich wirklich an: im Kontemplieren und meditieren, im studieren und im Austausch nach dem warum und weshalb, nach dem wie, nach der Bestehensweise der Dinge. Im Gesunden, damit es dann im Ernstfall abrufbar ist, damit wir uns bis dahin durch gute Taten möglichst weit weg von den Höllenbereichen befinden. Günstigstenfalls Samsara hinter uns lassen. Gier, Hass und Verblendung durchschaut und umgewandelt haben. Zum Wohl der Wesen, zum Wohl aller.


    In beiden Fällen geht es doch darum, die Todesangst zu überwinden. Im ersten Fall - kaum möglich. Im zweiten Fall - möglich.


    Schönen Abend, Daniela

    Lieber Son,


    Zu Deinem Beitrag Nr.39 ;) Danke Dir für das wunderschöne Bild. Ja genau so einen Fluss meine ich, naturbelassen, mal mit Stromschnellen und doch auch sanft und frei.

    Zu Deinen lieben Zeilen möchte ich Dir auch gern ein Bild senden, am Mangfall-Fluss. Schau mal was ich da im Fluss für Steine entdeckt habe; die 4 edlen Wahrheiten (einzeln, habe ich aufeinander gestapelt) und diesen Buddha (auf der hinteren Seite ist der Stein tatsächlich an den Beinen abgerundet) er war fast aus nur einem Stein.


    Wir haben die Buddhanatur schon in uns. Sind wir wachsam und schauen genauer hin, könnten wir sie vermutlich tatsächlich entdecken und zu Tage befördern. So wie die Steine aus diesem Fluss. So wie Du an Deinem Kraftort in den Bergen am Fluss, ganz ohne Zwang, Druck und sonstiger Konventionen.


    Dir alles Liebe und natürlich auch Euch allen Lesenden :)



    Bitte melde dich an, um diesen Anhang zu sehen.

    Foto: privat von mir, Mangfall-Fluss, Bayern

    Hallo Son,


    danke für Deine Wertschätzung uns gegenüber. Ich möchte Sie Dir gern ebenso schenken.


    Bitte sei nicht so streng zu Dir, wenn Du schreibst das Du den Weg gehen "musst" . Wenn ein Fluss begradigt wird, dann fließt sein Wasser wohl schnell, aber er wird von allen Seiten begrenzt, möglicherweise sein Ufer zugebaut und vor lauter Verzweiflung tritt er dann über die Ufer. Das Wasser in einem Fluss der seinem natürlichen Weg folgt, fließt leicht und sanft. Denn es ist sein natürliches Flussbett. Dieses Wasser muss sich nicht anstauen, es muss nicht wild ins Tal donnern, sondern es darf so fließen so leicht und unbeschwert wie es seiner Natur entspricht.


    Alles Liebe Daniela

    Hallo Sunu,


    danke für Deinen Beitrag. Zustimmen kann ich Deinem 1. Teil zur Entstehung der Religion.


    Das Kastenwesen ist aber meines Wissens eher so, das einmal in eine Kaste rein geboren, kommst Du da auch nicht wieder raus. Siehe die Dalit und Ihr Leiden. Die Brahmanen bleiben auch ewig in ihrer Kaste, es wird vom Vater auf den Sohn weiter gegeben. Machterhalt und sonstige Interessen vermute ich. Heiraten unter versch. Kasten ist so gut wie aussichtslos, weil nicht anerkannt und es droht der Ausschluss aus den Fam. Aber eigentlich ist das antiquiert, Offiziell wurde das Kastenwesen ja abgeschafft ;)


    Im (tib.) Buddhismus gibt es mehrere Höllenbereiche in welchen man wiedergeboren werden kann. Zahllose Hungergeister und Höllengeister leiden Qualen. Sehr gut im Rad des Lebens/ Samsara zu erkennen. Es ist also nicht so, das schlechte Taten keine Wirkung hätten. Und selbst wenn man jetzt nicht daran glauben würde, schau Dir doch mal unsere Welt an. Wie viele Wesen leiden Qualen und Not schon alleine im sichtbaren Bereich, wenn man nur gewillt ist, die Augen nicht davor zu schließen. Das hat mit blindem Glauben nichts zu tun. Wir sind zumindest in verblendetem Zustand nicht in der Lage, alles was um uns ist, zu erkennen. Zu klein ist unser Sichtfenster. Dies gilt es zu erweitern. Aber ich bin mir nicht ganz sicher, ob dies eher eine Sichtweise und Denkweise des tib. Buddhismus ist. Mir selber leuchtet das alles ein.


    Ehrw.Ayya Khema aus der Theravada Tradition sagte jedoch einmal in einem Vortrag das der Himmel nicht einfach ein Ort ist, wo jemand Harfe spielt und die Hölle kein Ort wo jemand mit einem 3-Zack wartet. Samsara ist in dieser Tradition meine ich auch nicht bebildert dargestellt, ich habe die Unterweisungen dazu zumindest in sehr schriftlicher Form, ordentlich gegliedert und unterteilt bekommen.


    Ich bin jetzt wohl etwas vom Thema abgekommen oder auch nicht: wie sieht es bei den nicht tib. Buddhismus- Praktizierenden mit der Todsangst aus? Gibt es Höllenbereiche die ev. eine Angst vor dem Tod hervorrufen können?


    Liebe Grüße D. :)

    Hallo Ihr Lieben,


    danke für die Frage und die interessanten Antworten und Sichtweisen.


    Ich hatte mal das große Glück einem wunderbaren Märchenerzähler zuhören zu können. Er erzählte uralte nordische Märchen. Es ging um Urgewalten von einem Blitz der den Felsen spaltete, einen Menschen tötete. Darum welcher Gott "versagt" und demzufolge von einem anderen bekämpft werden musste, damit solche furchtbaren Dinge nicht mehr passieren. Es waren zwar also Märchen, aber der Hintergrund ist real und die Naturgewalten kommen schon seit Anbeginn auf der Erde vor. Dadurch resultierende Hungersnöte, Verlust von Menschen, Kriege um Ressourcen.

    Die Menschen suchten Erklärungen dafür. Warum ist das so? Können Katastrophen abgewandt werden- Wie und durch wen? Ich denke das selbst den frühesten Menschen die Entstehung und unser Ende bewusst war. Das Leben war rau und ist es heute für zu viele Wesen leider immer noch.

    Von "Erfindung" würde ich demnach nicht sprechen, es war eher eine notwendige Überlebensstrategie. Es muss jemanden geben, der doch für alles verantwortlich ist, wie soll sonst das ganze Elend erklärt werden können? Diese Denkweise hat sich wohl bis in die heutige Zeit gehalten. Ob in Formen von Religionen oder leider auch im realen Leben im Büro etc. ;)

    Im Buddhismus geht es, zumindest wie ich es verstehe immer darum wie lebe ich mein Leben jetzt, mit welcher Motivation führe ich meine Handlungen aus, auf welcher ethischen Grundlage? Alles zusammen ergibt die nächste Wiedergeburt bis man es endlich geschafft hat und erleuchtet (frei von allen Befleckungen und Anhaftungen) ist um auch den anderen helfen zu können. Im Augenblick des Todes kann ein erfahrener Praktizierender eine bestimmte Meditation durchführen. Das werden ev. nicht so viele von uns sein. In den Schriften heißt es soweit ich es weis, das durch die eigene Angst eine ungünstigere Wiedergeburt entstehen kann, da der Prozess in dem sich die Elemente auflösen dadurch gestört werden kann.( Aber bitte nagelt mich nicht fest, ich bin noch ein ziemlicher Laie auf dem Gebiet.) Hier gibt es somit einen Zusammenhang zwischen Buddhismus und Todesangst.


    Auf das jetzige Leben bezogen, würde ich aufgrund meiner Erfahrungen im Palliativbereich sagen, das ich die Erkenntnisse von Kübler- Ross nicht ganz 100% teilen kann. Nicht nur wie jemand sein Leben gelebt hat spielt eine Rolle bei der Höhe der Todesangst und die Art und Weise wie man stirbt, auch ob noch Kinder da sind die versorgt werden müssen, Angehörige etc. die ev. auch der Hilfe noch bedurft hätten. Ein Partner mit dem man 50 Jahre verheiratet war etc....Klar wenn man noch eine lange Liste mit unerledigten Dingen vor sich hat und die Zeit reicht für die Erledigung nicht mehr aus, dann wird man sich schwerlich mit dem Ende abfinden können. Aber mal ehrlich, wem von uns gelingt das Gegenteil? Die Telefone laufen meist in dieser letzten Phase heiß, viele Menschen kommen noch einmal um Dinge zu klären. Größtes Problem dabei: einige Dinge lassen sich leider gar nicht klären auf Grund von Verwerfungen in der Fam. etc. es gibt nicht immer für alles den passenden Leim so sehr man sich auch zu Lebzeiten darum bemüht haben mag. Ruhe, sich auf das was nun unweigerlich kommen wird, vorbereiten zu können, haben die wenigsten, obgleich es auch unzählig viele Helfer gibt die versuchen genau diese Ruhe einem geben zu können.


    Betend habe ich die Menschen ruhig gehen sehen, sowohl auch sehr unruhig. Welche Religion die jeweiligen Menschen hatten, ist dabei wohl nicht entscheidend gewesen. Vielmehr die innere Einstellung. Mir kommen heute noch die Tränen in die Augen wenn ich an jemanden denke, der betend als letztes Wort "Danke" gesagt hatte. Was für ein großartiger Mensch! Ich fühlte mich so klein in dessen Gegenwart.


    Die Frage ist also, was werden wir selber in diesem Moment machen, was wird unsere Stütze sein? Ein Konstrukt namens "Todesangst" oder die innere Einstellung die Erleuchtung zu erlangen, je nach dem, entweder für mich selber oder zum Wohl aller. Ist das Leben, ist alles ein Fluss oder eben nicht?


    Von Herzen D. :)