Leerheit oder Form, beides sind Aspekte des Geistes und ohne Unterschied. Im zazen jedenfalls, sitzen wir, egal welche Zustände auftreten. Wir lassen alles kommen und gehen und sitzen mit dem gegenwärtigen Ausdruck des so-seins. Ob Gedanken, Gedankenabwesenheit oder sonst was. Der grenzenlose Himmel beinhaltet ohne Unterscheidung alle Wetterlagen, Regen, Wolken, Schnee, Sturm, Sonnenschein, ohne wollen, ohne Vorliebe, ohne Abneigung. Dem Spiegel ist es egal ob er schönes, hässliches, viel, oder leere reflektiert.
Das ist etwas, das mich in allerfrühester Zeit schon sehr, sehr angesprochen hat. Ganz wunderbar.
Als ich noch keine Zwanzig war, habe ich mich am meisten für Zen interessiert, zusammen mit den faszinierenden Koans. Denn die Koans beinhalten dieses Konzentrat, wie Du es da auf den Punkt bringst, Horin .
Leider muss man mit der Zeit feststellen, dass die Theorie dazu zwar sehr schön, es in der Praxis aber extrem schwer ist.
Es gibt viel zu viele Menschen, die davon überzeugt sind, dieses hier zur Grundlage zu nehmen bei ihrer Meditation, die in Wirklichkeit aber während ihrer Praxis einfach nur vor sich hindösen, ohne es zu merken. Sogar Solche, die sich für Lehrer halten, so wie ich es im September gerade wieder erlebt habe. Und dazu kommt es immer mehr, wenn sie alt werden. Es verstärkt sich. Ooh, wie viele Menschen, die alt geworden sind, habe ich schon beobachtet, die während ihrer vermeintlichen Meditation einfach einschlafen! Es sinkt ihnen der Kopf auf die Brust.
Für junge Menschen ist das eine erschreckende Erfahrung, denn sie müssen denken: Um Himmels Willen, was ist nur mit Denen passiert? Sie haben doch vierzig Jahre oder länger praktiziert, und dann endet das in solchem Desaster!!! Die einen unter den jungen Leuten denken vielleicht: Mir wird das niiiee passieren! Ich passe extrem auf mich auf, ich praktiziere viel und übe Gegenmittel! - Nun, eine solche Einstellung ist sehr dumm, denn unbewusst glauben sie, ihr Körper bleibe immer jung. Andere unter ihnen denken vielleicht, mit der Methode kann etwas nicht stimmen, und sie wandern von einem Ort zum andern, ohne die richtige Gemeinschaft für sich gefunden zu haben.
Ich bin dann darauf gekommen, dass es für Viele besser sein kann, die tantrischen Visualisationsmethoden anzuwenden: Aufbau des Schaubildes, Halten und Auflösen. Wenn man eine innere Verbindung dazu hat, kann man in der Meditation wirklich stabil bleiben.
Aber auch das bietet keine Garantie, denn ich habe auch viele alt gewordene Mitglieder, auch aus dem tantrischen Umfeld, gesehen, die am Ende immer einschlafen.
Von den lehrenden Lamas habe ich allerdings noch nicht viele Alte gesehen.
Den wenigen Alten unter ihnen, denen ich begegnet bin, ist eine Ermüdung, jedenfalls äußerlich, nach meiner Beobachtung nicht passiert.
Dazu gehört an erster Stelle der Dalai Lama.
Der Dalai Lama beschreibt übrigens äußerst präzise die verschiedenen Stufen des unerwünschten Sinkens während der meditativen Praxis, vom groben bis zum äußerst subtilen Sinken. Das ist sehr interessant. Man sollte sich mit dieser Lektüre unbedingt mal beschäftigen.
Danach aber sollte man irgendwann die Bücher wieder loslassen, denn im Grunde genommen gibt es nur das eine Wichtige:
die Beobachtung, was im Geiste vor sich geht. Dazu braucht man letztendlich keinen spezifischen religiösen Pfad, sondern nur die Entwicklung der eigenen Geistesschärfe ist hier gefragt.
Nach meiner Erfahrung funktioniert das sogar besser im täglichen Leben, als beim Sitzen auf dem Kissen. Denn trotz fortschreitenden Alters bin ich dadurch wacher geworden, meiner Meinung nach wacher als früher.
Leider kann man im Alltag niemandem beweisen, ob er/sie durch meditative Praxis einen geschulteren Geist entwickelt hat, denn dann müsste man ja jedes Mal Bildgebende Verfahren anwenden, wie MRT zum Beispiel (das geht leider nur in der Forschung). Daher ist die Einschätzung des eigenen spirituellen Entwicklungszustands, oder der Zustand Anderer, reine Spekulation. Leicht lässt man sich da von der Persönlichkeit eines Menschen ablenken, über- oder unterschätzt ihn diesbezüglich.
Aber eines ist sicher: dass nichts sicher ist.
Das soll uns aber jetzt keine Angst einjagen. Nehmen wir das Leben mit Humor!
Wie kommt es, dass zum Beispiel Heinz Erhard und Loriot niemals aus der Mode kommen? - Weil sie sich mit ihrem einzigartigen Humor stets über alle Konventionen hinweggesetzt haben!
Ihr denkt, das hat jetzt mit dem Thema überhaupt nichts mehr zu tun? - Ich sei zu weit abgeschweift!? - Dann schaut mal:
Mein zweiter Lieblingssatz lautet: "Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert!" (...den ersten könnt Ihr da unten lesen).
Amdap
P. S. Mir ist auch mal ein Buchtitel begegnet, der darauf hinweist, auf der Basis des tib. Dzogchen (das eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Zen aufweist) die spirituelle Praxis schwerpunktmäßig im Alltag zu leben (mutmaßlich im Wesentlichen ohne Med. auf dem Kissen?), habe es aber nicht so schnell wiedergefunden. Sowas könnte für Dich, Kaiman , evtl. auch interessant sein.