Beiträge von xiaojinlong im Thema „Buddhismus unter dem Regenbogen“

    Ich finde also beide Standpunkte richtig. Ich würde es aber kritisch finden, wenn beide Standpunkte verabsolutiert werden. Das würde dann dazu führen, dass es keine Diskussion zwischen Mehr- und Minderheit gibt, bzw. die Minderheit der Mehrheit kategorisch abspricht, sich zu ihr zu äußern. Umgekehrt sollte man immer vorsichtig sein, eine Minderheit zu bewerten, sich Zeit lassen und sich viele Stimmen anhören, die lauten aber auch die leisen, die man oft überhört.

    Wie bereits ja schon klar geworden ist - oder zumindest habe ich es so verstanden - geht es ja nicht darum einen Raum zu schaffen in dem eine Minderheit in ihrer eigenen Suppe sitzen kann. Sondern es scheint darum zu gehen, dass es einen Raum gibt in dem jeder der Interesse hat (unabhängig von Geschlecht, Sexualität, Identität, Ethnie, Staatsangehörigkeit, etc) sich austauschen kann über das Dharma. Dabei soll der Fokus darauf liegen, dass ein Weg miteinander gefunden wird. Also darum die Unterscheidung Minderheit vs Mehrheit zu überwinden hin zu einem Wir und das geht nur, wenn wirgemeinsam in einen Dialog treten.


    Für die Teilnahme an dem Dialog sollte doch vielmehr die Intention als die Zugehörigkeit zu einer Gruppe zählen, oder nicht? Ich kann nicht Transsexuell sein, aber mich dennoch für diese Gruppe mit einsetzen. Würde ich mich am Dialog beteiligen und wäre komplett destruktiv, würde versuchen den Dialog zu manipulieren und Leute gegeneinander ausspielen, dann wäre ein Ausschluss gerechtfertigt. Der Minderheitenschutz sollte nicht zu einer Abkapselung führen. Hier das Gleichgewicht zwischen Schutz und Offenheit zu finden ist nicht leicht - wenn es überhaupt möglich ist.

    Verstehst du worauf ich hinaus möchte?

    Jap, ziemlich gut sogar.


    Der Grund, wieso ich dennoch denke, dass so eine Gruppe erst einmal durchaus valide ist, hat void ganz gut zusammen gefasst:


    Und das betrifft dann auch buddhistische Gruppen. Da wäre es dann schön, wenn man sagen könnte: Der Buddhismus widmet sich der Überwindung von Gier und Hass und der Kultivierung von Geduld. Deswegen kannst du in jede buddhistische Gruppe gehen, ohne dort Anfeindung und Ablehnung erleben zu müssen. Aber ist das so?


    Man kann ja u.a. an der DBU - oder auch an vielen Beiträgen hier im Forum - sehen, dass die Interpretation des Dharma sich zwischen einzelnen "Gruppierungen" durchaus stark variiert. Wenn wir es schaffen würden diese Probleme zu überwinden, dann würde wahrscheinlich einiges einfacher.

    Ausgrenzung eben selbst gemacht wird, indem man solche Nieschen eröffnet, denn da will man ja auch "unter sich" sein, was ich nicht verübeln kann. Aber ein asexueller oder was weiß ich kann doch in eine "normale" Gruppe gehen, wo ist das Problem?

    Ja, der Grat ist da schmal, dass man sich nicht selbst ausschließt, das stimmt schon. Da ist es vielleicht gut zu wissen, dass solche Queeren Gruppen üblicherweiße offen für alle sind, aber explizit einen besonderen Wert auf die Offenheit / Akzeptanz in Bezug auf Akzeptanz legen. Hier wird häufig von Queeren und Queer-Allys gesprochen. Das durch das Hervorheben von Unterschieden ein Die-gegen-Uns entstehen bzw. verstärkt werden kann sehe ich durchaus als großes Problem, denke aber, dass das hier gerade etwas das Thema sprengen würde.


    Ein möglicher Grund um nicht in eine "normale" Gruppe zu gehen können einfach die Gesprächsthemen sein die im Verlauf aufkommen. Dysphorie, Binder, Leiden an Regelschmerzen als Mann, Leiden unter Gliedschmerzen als Frau. Das sind Dinge über die es sich zumeist deutlich leichter sprechen lässt, wenn die Anwesenden mit den Themen vertraut sind - sozusagen in diesem Kontext bereits "aufgeklärt" sind.


    Für mich ist das eher so ein Ego Ding wo es um erzwungene Beachtung geht.

    Ne, das denke ich nicht. Es geht, meiner Erfahrung nach, den meisten Menschen einfach darum einen Platz zu finden, in welchem sie das Gefühl haben verstanden zu werden. Sie öffnen und ohne Angst sprechen können. Dieses offene Austausche ist, denke ich, eine wichtige Grundlage um die nächsten Schritte zu gehen und sich vielleicht auch von Dingen, an welchen man festhält, zu lösen. Klar, es wird auch immer Menschen geben, welche solche Gruppierungen nur zur Bestärkung des eigenen Egos nutzen.

    Ja, aber dazu muss ich doch nichts über sexuelle Präferenzen etc. wissen.

    Erstmal nicht, da gebe ich dir recht. Dadurch, dass z.B. die sexuelle Präferenz (übrigens geht es im Queeren-Bereich nicht nur um sexuelle Präferenzen) von Teilen der Gesellschaft genutzt wird um "den Anderen" zu Schaden, ist es wichtig uns vor Augen zu führen, dass es diese Diversität gibt, und es eben nichts böses ist.

    Ich denke, dass es etwas völlig anderes ist. Du wirfst ja hier Traditionen mit neumodischen Strömungen in einen Topf. Da könnte ich ja auch die "Gamer Buddhisten" gründen oder die "Pizza Liebhaber Buddhisten". Das eine hat doch mit dem anderen gar nichts zu tun.

    Hat's das wirklich nicht? Ist der Tibetische Buddhismus nicht einer, der sich entlang der Tibetischen Kultur entwickelt hat? Hat sich Zen-Buddhismus unabhängig der Japanischen Kultur entwickelt?


    Die einzelnen Strömungen / Traditionen haben bestehende Systeme aufgegriffen, und haben sie genutzt um Dharma zu lehren. Wenn ich eine schöne Möglichkeit finde einem Gamer, der gerne Overwatch spielt, mit Hilfe eines Zitates aus dem Spiel die Lehre Buddhas zu verdeutlichen, weil es dort parallelen gibt, dann ist das doch ein valides Mittel.

    Warum sollte das wichtig sein?

    Die Erfahrung der Diversität ist etwas essentielles bei der Ausübung von Akzeptanz. Wäre da nichts anderes, dann gäbe es nichts zu akzeptieren. Selbiges zählt für Mitgefühl. Ist dort nichts anderes, wem/was soll ich dann Mitgefühl entgegenbringen?

    Auch hier: Warum sollte das wichtig sein?


    Oder anders: Was hat das mit dem Dharma zu tun?

    Die Lehre Buddhas hat doch sehr viel damit zu tun, dass man u.a. darüber klar wird

    • woran man festhält
    • wieso man daran festhält
    • ob es überhaupt Wert ist, daran festzuhalten

    Unser miteinander in der Gesellschaft ist da, in meinen Augen, nicht ausgeschlossen. Die Praxis hört nicht auf, wenn ich vom Sitzkissen aufstehe.


    Ich denke, mit solchen Überlegungen wie hier getätigt, kommt man in völlig falsche Richtungen. "Queer Dharma". Alleine das Wort ist schon irreführend, da es suggeriert, es gäbe mehrere Dharmas.

    Dharma bleibt Dharma - auch wenn jeder eine andere Auffassung davon hat was es überhaupt genau ist. Wenn jetzt eine Queere Gruppe geboten wird, dann ist das erstmal nichts anderes als wenn ich mir in der Stadt die Zen-Gruppe, die Diamantweg-Gruppe und die Tibeter anschaue. Jede Gruppe hat gemeinsam zwar das selbe Ziel, aber doch auch ihre Spezialitäten.


    Unterschiedliche Menschen haben unterschiedliche Bedürfnisse. Über manches kann man sich besser in der einen, über anderes besser in der anderen Gruppe austauschen.