Beiträge von Monikadie4. im Thema „Sich von Anhaftungen befreien“

    Guten Morgen Sherab,

    auch die Metta-Meditation befasst sich ja mit Wünschen: "Mögen alle Wesen glücklich sein ..."

    Wunschlosigkeit bezieht sich wohl auf die Befriedigung von "weltlichen" Wünschen. Wenn sich der Wunsch nach einem Eis immer wieder im Geiste manifestiert ist es für mich bereits Anhaftung.

    Ja, eine Anhaftung sehe ich dann, wenn mir das Eis oder was auch immer an Leckereien ständig vor Augen schwebt.

    Auch der Buddha hätte sicher ein Eis gegessen, wenn es ihm damals hätte angeboten werden können.


    Dazu fällt mir ein grobes Beispiel ein: Der Unterschied zwischen Totschlag und Mord, also im Affekt oder geplant.

    Das wird ja sehr unterschiedlich bestraft. ;)

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    Wenn der Buddha jemand ist, der ohne Kenntnis der Lehre / des Dharma die Erleuchtung erreicht hat, wie konnte er dann den Dharma von dem er nichts wusste darlegen?


    Gruß Helmut

    Hä ?

    Die Kenntnis erlangte er ja durch seine Meditation, seine Erfahrung, sein Leben und dann letztendlich durch seine Erleuchtung unterm Bodhibaum. Er sprach ja davon, das diese zu schwer zu verstehen sein würde, er sie deshalb wohl auch nicht lehren können würde. Was ihm aber Brahma "ausredete", so dass er diese schwere Last auf sich nahm.

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    Sich von Anhaftungen befreien zu wollen ist ein Begehren, eine Anhaftung.

    Scheint so, Leonie, aber erstmal muss ich etwas wollen, bevor ich davon befreit bin.

    Sonst hieße das ja, dass der Buddha das Begehren nicht hat zum Verlöschen bringen können.

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    Aber ab wann sollte man erkennen das eine Veränderung der Lebensumstände vielleicht notwendig ist?

    Hallo und herzlich Willkommen Aniruddha,

    ich kann nur für mich sprechen. Ich würde meinen Job aufgeben, wenn ich wüsste, dass er nicht zum achtfachen Pfad passt, z.B. Soldatin. Ich würde meinen Wohnort wechseln, wenn ich nur noch unter Rechtsradikalen leben müsste. Ich würde meinen Partner verlassen, wenn dieser mich hindern würde, meine Praxis auszuüben, also zu meditieren, rechtes Reden, rechtes Handeln, rechte Sexualität zu leben ...

    Aber all das ist natürlich nur möglich, wenn ich stark genug bin, mich von all diesen Hindernissen zu lösen.

    Und stark werde ich nur, wenn ich praktiziere und entsprechende Erfahrungen mache. Bin ich sowieso schon stark, dann hab ich diese Hindernisse gar nicht erst.

    So meine Ansicht.

    _()_ Monika

    Ja, ich glaube, dass Du, Niemand, Martin da falsch verstehst. Das kann ich grundsätzlich sogar nachvollziehen.

    Es geht ja nicht um ständige Ich-Losigkeit, sondern es ging um einen Moment. Und solche Momente kenne ich auch.


    Deshalb:

    Dennoch wir können anderen nur glauben, was wir selbst schon kennen oder wirklich be-griffen haben. Aber das müssen wir noch nicht einmal mehr glauben.

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    Zitat

    Niemand: So nach dem Motto "Wenn ich jetzt auf dem Kissen säße würde mich das viel weniger aufkratzen was ich im Moment erlebe" und irgendwann wird die Erinnerung dauerhaft und relativiert den aufwühlenden Einfluss des Erlebten während es geschieht.

    Du meinst den Zustand während der Meditation versuchen nachher weiterzutragen und in diesem gedanklichen Zustand zu bleiben? Sobald ich morgens ins Büro komme schalte ich in einen anderen Modus (ohne es zu merken oder merke es viel zu spät). Sollte ich mal versuchen diesen Zustand bewusst zu halten :-).

    Ja, das ist empfehlenswert. So habe ich die letzten Jahre im Büro (meistens) den Zustand aufrecht erhalten können. Der Erfolg dabei ist nicht nur die Fähigkeit, langsamer bzw. achtsamer auf eine Situation re-agieren zu können, es war mir dadurch sogar möglich, Situationen im voraus wahrzunehmen. Zum Beispiel stellte ich fest, dass ich mich (unbewusst) um eine bestimmte Arbeit kümmerte und sehr schnell alles erledigte, worauf hin ich dann sah, dass ganz andere Aufgaben plötzlich vonnöten waren, weil etwas Unerwartetes passiert war. Oder umgekehrt, ich trödelte vor mich hin und der Tag hatte seine "große Entspannung" parat. Ich konnte mich immer auf mein Gefühl verlassen. Ich denke, weil ich besser "zuhörte" (nach innen und außen), also die Intuition Raum gewann.


    Gelingen kann das m.E. nur, wenn die Meditation nicht das einzige ist, was Du praktizierst. Das wichtigste - aus meiner Erfahrung - ist die Achtsamkeit von Moment zu Moment, immer und immer wieder, so wie es im Zen heißt: "Immer wieder die Kuh aus dem Beet holen".

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    Einen habe ich noch: Es ist sehr wichtig zu wissen wie der Mechanismus funktioniert, der zu Anhaftungen führt. Wenn man das versteht, sieht man es viel früher kommen und bessere Chancen nicht darauf einzugehen. Ich hatte mal ein Erlebnis, das zu ständig weiterer Anhaftung führte. Damals wusste ich über die Lehre Buddhas schon ganz gut Bescheid und konnte das Entstehen sehr gut beobachten.


    An einem Sonntagsausfluig besichtigten wir ein Kloster. In der Klosterkirche war hinter dem Altar an der Wand ein übergroßes Jesus-Bild als Mosaik angebracht mit Jesus mit ausgebreiteten Armen statt am Kreuz wie meistens. Das Bild mit den ausgebreiteten Armen hat mich irgendwie berührt. Es erinnerte mich an die Christus-Statue in Rio de Janeiro, die auch weit ausgebreitete Arme hat. Im Internet sah ich mir Bilder von Rio an. Landschaftlich einfach traumhaft gelegen. Ich mochte schon immer Bossa Nova, der ursprünglich aus Rio stammt. Also hörte ich wieder Bossa Nova. Dadurch begann ich dann so wirklich zu träumen. Schließlich erinnerte ich mich an eine brasilianische Arbeitskollegin von früher und die Träume drehten sich eine Runde weiter.

    Das erinnert mich an NLP - neurolinguistisches Programmieren. Da wird Positives verknüpft, um aus einer negativen Denkweise herauszukommen.

    Es ist also nicht unbedingt unheilsam. Das zu beobachten und daraus sein Schlüsse zu ziehen, z.B. es geht mir jetzt gut, weil ich positiv denke, ist die nächste Hürde. Nämlich, es geht mir gut weil - und nicht es ist alles gut (ohne weil).


    Ich denke, es geht zu Beginn gar nicht ohne Anhaftung. Zuerst - je nach "Schädigung" - klammern wir uns an jedem Strohhalm fest, an unseren Überzeugungen, möglicherweise glauben wir etwas, letztlich klammern wir uns an Texten und möglichen Aussagen der Lehre, zum Schluss vielleicht können wir all das loslassen. Es ist verinnerlicht, es braucht keine Krampfanfälle mehr. Das Floß kann losgelassen werden. Wir können schwimmen bzw. alleine gehen. Die Angst fällt weg, etwas falsch zu machen. Was bleibt - einfach Schritt für Schritt tun oder lassen.

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