Sich von Anhaftungen befreien

  • Ich bin mir nicht sicher, ob ich Dich richtig verstanden habe, aber ich glaub nicht, wenn mir jemand erzählt, dass da kein Ich mehr aufzufinden wäre. Die meisten Leute, die meinen, kein Ego mehr zu haben behaupten das aus ihrem spirituellen Ego heraus.

    Allein die Behauptung, das spirituelle Ego würde dies behaupten, führt meiner Meinung in die falsche Richtung. Es ist und bleibt einfach das Ego, das dieses oder jenes behauptet, manchmal behauptet es auch, spirituell zu sein. Eine Nische, die vom materialistischen Mainstream abgrenzen will.

  • Diesen Beitrag zu lesen ist wirklich wunderbar. Eigentlich wollte ich eine umfangreichere Frage zum Thema Anhaftung stellen, aber hier in dem Beitrag, haben Antworten und Kommentare mir Mut gemacht und Bestätigung gegeben. Wieviel Bemühen soll man eurer Meinung nach Aufbringen um sich die äußeren Bedingungen für die Praxis und das vorankommen auf dem Weg zu verbessern. Damit meine ich an Äußerlichkeiten herumzudoktern, wie z.B. einen Ort zum Wohnen/Leben suchen, der einem besser vorankommen lässt, oder seine Arbeit(Job) zu wechseln, weil man denkt das man in diesem Job weniger gegen die Sittlichkeit und Moral verstoßen muß. Vielleicht überlegt man sogar ob man den Partner wechseln soll :grinsen: weil gerade er/sie es ist der einem mit Unverständnis und Stumpfheit an seine Grenzen bringt. Oder überhaupt der Meinung ist, für mich ist das Praktizieren sowieso nur in einem Thailändischen Waldkloster möglich. Das nur als einige Beispiele wie man theoretisch durch außen gewirkte Veränderungen leichter in der Praxis vorankommt. Eigentlich hat es ja keinen Sinn. Aber ab wann sollte man erkennen das eine Veränderung der Lebensumstände vielleicht notwendig ist?

  • Aber ab wann sollte man erkennen das eine Veränderung der Lebensumstände vielleicht notwendig ist?

    Hallo und herzlich Willkommen Aniruddha,

    ich kann nur für mich sprechen. Ich würde meinen Job aufgeben, wenn ich wüsste, dass er nicht zum achtfachen Pfad passt, z.B. Soldatin. Ich würde meinen Wohnort wechseln, wenn ich nur noch unter Rechtsradikalen leben müsste. Ich würde meinen Partner verlassen, wenn dieser mich hindern würde, meine Praxis auszuüben, also zu meditieren, rechtes Reden, rechtes Handeln, rechte Sexualität zu leben ...

    Aber all das ist natürlich nur möglich, wenn ich stark genug bin, mich von all diesen Hindernissen zu lösen.

    Und stark werde ich nur, wenn ich praktiziere und entsprechende Erfahrungen mache. Bin ich sowieso schon stark, dann hab ich diese Hindernisse gar nicht erst.

    So meine Ansicht.

    _()_ Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • . Oder überhaupt der Meinung ist, für mich ist das Praktizieren sowieso nur in einem Thailändischen Waldkloster möglich.

    Ajahn Cha sagt, das ist eine falsche Vorstellung. Und der kennt sich mit thailändischen Waldklostern wirklich aus. :) :)


    Wenn ich nachher Zeit habe, such ich Dir das gerne raus. Kannst Du elektronische epubs lesen?


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Wieviel Bemühen soll man eurer Meinung nach Aufbringen um sich die äußeren Bedingungen für die Praxis und das vorankommen auf dem Weg zu verbessern.

    Das ist keine Frage der Quantität, ob ich genug getan habe, weil es eben nie genug ist. Solange du zwischen Innen und Außen unterscheidest praktizierst du in diese Unterscheidung und es geht aber um die Auflösung von Unterscheidung. Die Praxis findet immer nur im Jetzt und im Hier statt - du kannst ja auch nur jetzt und hier anfangen.

    :zen:

  • upadana - Anhaftungen - ist ein Glied in der Kette des Bedingten Entstehens - Anhaftung hat als Ursache Begehren tanha und das wiederum folgt aus dem Gefühl - Gefühl wiederum kommt aus einem Bewusstseinseindruck. Wenn ich also was ändere, damit ich mich wohler fühle, dann ist dieses Gefühl auch wieder nur vergänglich, vergeht also bzw. es tritt ein anderes Gefühl in Erscheinung, das mich zu einer neuen Aktivität veranlasst. Ich werde dann also von meinen Gefühlen angetrieben.

    Nie wird es vollkommen sein - das wäre ja dann auch die vollkommen Auslöschung, also auch aller Lebensprozesse. Solange da aber noch ein lebendiger Körper ist, gibt es Gefühl und die ganze Kette des Bedingten Entstehens.

    :zen:

  • Sich von Anhaftungen befreien zu wollen ist ein Begehren, eine Anhaftung.

    Scheint so, Leonie, aber erstmal muss ich etwas wollen, bevor ich davon befreit bin.

    Sonst hieße das ja, dass der Buddha das Begehren nicht hat zum Verlöschen bringen können.

    _()_

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    Ayya Khema

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  • Sich von Anhaftungen befreien zu wollen ist ein Begehren, eine Anhaftung.

    Scheint so, Leonie, aber erstmal muss ich etwas wollen, bevor ich davon befreit bin.

    Sonst hieße das ja, dass der Buddha das Begehren nicht hat zum Verlöschen bringen können.

    _()_

    Der Buddha hat das Begehren nicht zum Verlöschen gebracht, weil er es zurückwies, sondern weil er es als leer erkannte.

    Genaugenommen, hat er also garnichts zum Verlöschen gebracht, weil da nichts ist, was verlöschen muss.


    lg

    :vajra: 200px-Mani_mantra.svg.png :vajra:

  • Der Buddha hat die Leidenschaften wie Unwissenheit, Gier, Hass usw. zum Verlöschen gebracht oder anders formuliert überwunden, weil er erkannte dass sie leer sind. Das die Leidenschaften leer sind, bedeutet ja nicht, dass es sie nicht gibt, sondern dass sie leer sind von einem beständigen, unabhängigen Eigenwesen. Sie existieren nicht so wie sie uns erscheinen.


    Weil die Leidenschaften leer sind von einem derartigen Eigenwesen, können sie überhaupt nur existieren. Dass die Leidenschaften existieren, wird hier wohl niemand bestreiten wollen.


    Weil die Leidenschaften leer von einem Eigenwesen sind, bestehen sie in Abhängigkeit und können deshalb ihre leidvollen Wirkungen hervorbringen. Weil sie derart in Abhängigkeit bestehen, können sie durch die entsprechenden Gegenmittel überwunden werden.


    Und das Mittel mit denen die Leiden samt ihren Ursachen überwunden werden, ist der edle achtfache Pfad. Es gibt Leidenschaften in unserem Geist, entstanden durch karma und klesas. Sie müssen mittels des achtfachen Pfades überwunden werden, um ein Buddha zu werden.


    Gruß Helmut

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Der Buddha hat das Begehren nicht zum Verlöschen gebracht, weil er es zurückwies, sondern weil er es als leer erkannte.

    Genaugenommen, hat er also garnichts zum Verlöschen gebracht, weil da nichts ist, was verlöschen muss.


    lg

    ich finde es toll, dass du so begeistert bist von der Ebene der absoluten Wahrheit.:like::rad: Es wär nur günstig davor zu schreiben: "Aus Sicht der absoluten Wahrheit:"

  • Sie müssen mittels des achtfachen Pfades überwunden werden, um ein Buddha zu werden.

    Generell vielen Dank für Deine gut erklärte Antwort.


    Jedoch ein Buddha kann niemand von uns werden, denn ein Buddha ist jemand, der ohne von der Lehre zu wissen Erleuchtung erlangt hat.

    _()_

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    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Wenn der Buddha jemand ist, der ohne Kenntnis der Lehre / des Dharma die Erleuchtung erreicht hat, wie konnte er dann den Dharma von dem er nichts wusste darlegen?


    Gruß Helmut

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Wenn der Buddha jemand ist, der ohne Kenntnis der Lehre / des Dharma die Erleuchtung erreicht hat, wie konnte er dann den Dharma von dem er nichts wusste darlegen?


    Gruß Helmut

    Hä ?

    Die Kenntnis erlangte er ja durch seine Meditation, seine Erfahrung, sein Leben und dann letztendlich durch seine Erleuchtung unterm Bodhibaum. Er sprach ja davon, das diese zu schwer zu verstehen sein würde, er sie deshalb wohl auch nicht lehren können würde. Was ihm aber Brahma "ausredete", so dass er diese schwere Last auf sich nahm.

    _()_

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    Ayya Khema

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  • Der Buddha hat das Begehren nicht zum Verlöschen gebracht, weil er es zurückwies, sondern weil er es als leer erkannte.

    Genaugenommen, hat er also garnichts zum Verlöschen gebracht, weil da nichts ist, was verlöschen muss.


    lg

    ich finde es toll, dass du so begeistert bist von der Ebene der absoluten Wahrheit.:like::rad: Es wär nur günstig davor zu schreiben: "Aus Sicht der absoluten Wahrheit:"

    Ich sollte mir das wirklich mal ins Profil schreiben, sonst verwirrt es nur jeden...:nosee:

    :vajra: 200px-Mani_mantra.svg.png :vajra:

  • Das muss in die Signatur, mindestens zwanzig Zeilen der Selbstverständlichkeiten. Ins Profil? Wer liest das denn?

  • Wenn man selbst nicht so eine absolute Ebene (...) erreicht hat (räusper...) wie kann man dann eigenes Bewusstsein anerkennend sagen, dass es nichts gäbe, was verlöschen müsste?


    Inwiefern hilft es, der eigenen Wahrnehmen mit so einer Aussage zu widersprechen?


    Und wenn man so eine absolute Ebene ( ... ) erreicht hat, wem soll man sagen, dass da nichts wäre? Denen, für die bedingtes Bewusstsein ist, und die das erkennen sollten? Das wäre ja dann ein ein schlechter Rat.


    Ein Buddha kann sowas nicht sagen: es gibt nichts, das zur Ruhe gebracht, zur Auflösung gebracht oder zur Entfaltung gebracht werden kann. Denn es ist nicht wahr.


    Das sind vielleicht Sprech- und VorstellungsPraktiken, die zu einer Erfahrung führen sollen. Aber eine allumfassende, gültige Wahrheit ist das nicht.


    Das will hier sicher niemand lesen oder verstehen wollen (weil man da schon so fest dran klammert, dass das Aufgeben dieser Anklammerung ja ein unangenehmes Eingeständnis wäre), aber evtl liest da aussen einer mit und kann diese vernünftigen Worte nachvollziehen und sehen, dass Buddhismus und Verstand auch eine KombinationsMöglichkeit ist.

  • Adrenaline


    Was ist daran toll, dass einer sich für so ein paradoxes Sprechen entscheidet? Ist es wohl toll/richtig, den Sinneswahrnehmungen zu widersprechen?


    Verstehst du so eine klare Frage noch?


    Oder schwebst du schon so abgehoben auf der absoluten Ebene, dass dich der Sinn meiner Worte gar nicht mehr erreicht?

  • Na, wenn jemand in ständiger Angst lebt, weil er fest daran glaubt von Gespenstern verfolgt zu werden, dann gibt es A. Die Möglichkeit eine Art Exorzismus durchzuführen, so dass der Betroffene glaubt, die Geister die ihn verfolgten sind nun ausgelöscht... Oder B. Der Betroffene erlangt die tiefe unerschütterliche Einsicht, dass es gar keine Gespenster gibt.

    Kann beides gegen die Angst wirken, aber B ist nachhaltiger.

  • Oder schwebst du schon so abgehoben auf der absoluten Ebene, dass dich der Sinn meiner Worte gar nicht mehr erreicht?

    so ist es. Ich verstehe deine Frage nicht weil ich so abgehoben bin.

  • Ich verstehe deine Frage nicht weil ich so abgehoben bin.

    Auch die Abgehobenheit ist vergänglich, dem Leiden unterworfen und ohne Selbst.


    A.III.137 Die drei Merkmale des Daseins - 4. Uppādā Sutta

    Ob, ihr Mönche, Vollendete erstehen oder ob Vollendete nicht erstehen: eine Tatsache bleibt es, eine feste und notwendige Bedingung des Daseins,

    • daß alle Gebilde vergänglich sind (anicca)
    • daß alle Gebilde dem Leiden unterworfen sind (dukkha)
    • daß alle Dinge ohne ein Selbst (*1) sind (anattā)

    Dies erkennt und durchschaut der Vollendete, und hat er es erkannt und durchschaut, so lehrt er es, zeigt es, macht es bekannt, verkündet es, enthüllt es, legt es auseinander und macht es offenbar,

    • daß alle Gebilde vergänglich sind.
    • daß alle Gebilde dem Leiden unterworfen sind.
    • daß alle Dinge ohne ein Selbst sind.

    :zen:

  • Ich verstehe deine Frage nicht weil ich so abgehoben bin.

    Auch die Abgehobenheit ist vergänglich, dem Leiden unterworfen und ohne Selbst.


    A.III.137 Die drei Merkmale des Daseins - 4. Uppādā Sutta

    Ob, ihr Mönche, Vollendete erstehen oder ob Vollendete nicht erstehen: eine Tatsache bleibt es, eine feste und notwendige Bedingung des Daseins,

    • daß alle Gebilde vergänglich sind (anicca)
    • daß alle Gebilde dem Leiden unterworfen sind (dukkha)
    • daß alle Dinge ohne ein Selbst (*1) sind (anattā)

    Dies erkennt und durchschaut der Vollendete, und hat er es erkannt und durchschaut, so lehrt er es, zeigt es, macht es bekannt, verkündet es, enthüllt es, legt es auseinander und macht es offenbar,

    • daß alle Gebilde vergänglich sind.
    • daß alle Gebilde dem Leiden unterworfen sind.
    • daß alle Dinge ohne ein Selbst sind.

    Mit diesen unbezweifelbaren Merkmalen kann man dann wunderbar leben. Alles für Beständig halten, Es gibt kein Leiden, Ich bin doch ein ich.

    Warum wunderbar? Da ist dann immer ein kleines Männchen das sagt "Du belügst Dich!" "Ich weiß und genau darum macht mir das Leben Freude."

    Ich bin eben nicht den Anhaftungen durch Glauben gebunden sondern einfach weil ich es jetzt so erlebe und weiß "Es geht alles Vorüber!"

    Weder am Anhaften noch am Nicht-Anhaften anhaften.

  • Weder am Anhaften noch am Nicht-Anhaften anhaften.

    Mehr ist zum Thema Anhaftungen nicht zu sagen,

    doch wirklich richtig wird es, wenn man "Anhaften" durch

    "die Lehre des Buddha " ersetzt …


    Zu Viele meinen, sich an dem Floss festhalten zu müssen, um den Erhabenen zu verstehen.

    Springt ...


    _()_

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Ich verstehe deine Frage nicht weil ich so abgehoben bin.

    Auch die Abgehobenheit ist vergänglich, dem Leiden unterworfen und ohne Selbst.


    A.III.137 Die drei Merkmale des Daseins - 4. Uppādā Sutta

    Ob, ihr Mönche, Vollendete erstehen oder ob Vollendete nicht erstehen: eine Tatsache bleibt es, eine feste und notwendige Bedingung des Daseins,

    • daß alle Gebilde vergänglich sind (anicca)
    • daß alle Gebilde dem Leiden unterworfen sind (dukkha)
    • daß alle Dinge ohne ein Selbst (*1) sind (anattā)

    Dies erkennt und durchschaut der Vollendete, und hat er es erkannt und durchschaut, so lehrt er es, zeigt es, macht es bekannt, verkündet es, enthüllt es, legt es auseinander und macht es offenbar,

    • daß alle Gebilde vergänglich sind.
    • daß alle Gebilde dem Leiden unterworfen sind.
    • daß alle Dinge ohne ein Selbst sind.


    Ich möchte dazu ergänzen, dass es nicht möglich ist, von ausserhalb der Gruppen des Ergeifens etwas zu erklären. Auch dazu findet sich eine Lehrredenpassage. Wird erklärt, geht das nur "innerhalb" der Gruppen des Ergeifens.


    Dort wo nichts ist, kann auch nicht gesagt werden, dass nichts ist. Die Atrribute: richtig/wahr & unrichtig/falsch können naturgemäss/sinvollerweise (gemäss den Sinnen!) nur auf Bewusstsein (usw) angewendet werden. Und das ist sozusagen "da". Eine absolute Wahrheit: "Das ist nichts, was verlöschen kann", ist keine absolute Wahrheit. Das ist nichteinmal eine kleine Alltagswahrheit wie zum Beispiel die, dass es sinnvoll ist, seinen Körper sauber zu halten.


    Ich halte so ein Sprechen sogar für gefährlich/potentiell unheilsam.

    2 Mal editiert, zuletzt von Alephant ()