Beiträge von Sudhana im Thema „Zufluchtnahme“

    dann wird ein verständiger Mensch und auch kein Buddha den Versuch unternehmen, es den Leuten trotzdem zu erklären, ganz einfach weil es verschwendete also nichtsbringende Mühe ist.

    Soll jetzt nicht polemisch klingen - aber da Du Deine Versuche nicht einstellst, darf man wohl davon ausgehen, dass nicht einmal Du selbst Dich für einen verständigen Menschen hältst. Oder war das jetzt Deine Büttenrede zum Rosenmontag?


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    Sorry - aber bei so einer Steilvorlage konnte ich einfach nicht widerstehen ...

    Bezieht sich der Begriff Sangha auf zwei verschiedene Aspekte? Zum einen auf die regionale Sangha, die man besucht und zum anderen auf die Gruppe von Menschen, die die Einsicht erlangt haben?


    Ok, Nachtrag: Anscheinend hat sich die Bedeutung des Begriffs mit der Zeit und durch westliche Einflüsse verändert laut What Are the Three Jewels? - Lion's Roar Der dritte Punkt.

    Die verlinkte Erklärung in Lion's Roar ist Unsinn. "Westlich" ist lediglich die Anwendung der Bezeichnung Saṅgha "auf die regionale Sangha, die man besucht", wie Du es ausdrückst. Da ist es gewissermaßen ein westlich-buddhistisches Pendant zu "Gemeinde". Ansonsten wurde und wird der Begriff Saṅgha zum einen auf Ordinierte angewandt (genauer: auf Bhikṣu-Saṅghā und Bhikṣuṇī-Saṅghā) und zum anderen umfassend auf die 'vierfache Versammlung' (caturpariṣad), bestehend aus Vinaya-Ordinierten und Laien beiderlei Geschlechts (bhikṣu, bhikṣuṇī, upāsaka und upāsikā). Wenig überraschend ist der Gebrauch im ersteren Sinn eher im Theravada üblich (wobei es da bekanntlich schon lange keine weiblichen Vinaya-Ordinierten mehr gibt), im zweiten Sinn eher in mahāyānischen Traditionen - die sind da weniger elitär.


    Dann gibt es noch den Ariya Saṅgha (auf den mukti hingewiesen hat). Das ist die Gruppe der 'edlen Personen' (ariyapuggala), die zumindest das Stadium des 'Stromeintritts' erlangt haben (genauer: Sotapanna, Sakadagamin, Anagamin und Arhats). Ausschließlich dieser Ariya Saṅgha ist nach Theravada-Auffassung das dritte 'Juwel', zu dem Zuflucht genommen wird. Auch das wird im Mahāyāna idR anders gesehen, ist also keine "westliche Entwicklung". Wobei die Theravada-Sichtweise nicht in den Sutten des Palikanon nachweisbar ist, also eine spätere (wenn auch keine "westliche") Entwicklung ist.


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    Ich will hier nicht über Erkenntnisgrundlagen Anderer spekulieren. Und auch nicht darüber streiten, ob - und wenn, wo - sich in den Sutten des Palikanon "eitle Formulierungen" finden. Das ist Ansichtssache und Ansichten seien jedem gegönnt.


    Ansonsten - wenn man den Verdacht hegt, "Zufluchtnahme" sei eine schlechte, überholte, falsche oder sonstwie inadäquate Übersetzung, ist es hilfreich, sich das Original anzuschauen. Um dem Verdacht vorzubeugen, hier (wie möglicherweise Herr Berzin) ketzerische Mahāyāna-Theorien zu referieren, werde ich mich auf Pāli beschränken. Falls es nicht allgemein bekannt sein sollte: die Formel der 'dreifachen Zuflucht' (ti saraṇa) lautet Buddham saraṇam gacchāmi / Dhammam saraṇam gacchāmi / Sangham saraṇam gacchāmi. Sie ist gemeinsames Überlieferungsgut aller buddhistischen Traditionen und findet sich beispielsweise auch im 'Buddhistischen Bekenntnis' der DBU, gleich am Anfang:

    Zitat

    Ich bekenne mich zum Buddha, meinem unübertroffenen Lehrer. Er hat die Vollkommenheiten verwirklicht und ist aus eigener Kraft den Weg zur Befreiung und Erleuchtung gegangen. Aus dieser Erfahrung hat er die Lehre dargelegt, damit auch wir endgültig frei von Leid werden.


    Ich bekenne mich zum Dharma, der Lehre des Buddha. Sie ist klar, zeitlos und lädt alle ein, sie zu prüfen, sie anzuwenden und zu verwirklichen.


    Ich bekenne mich zum Sangha, der Gemeinschaft derer, die den Weg des Buddha gehen und die verschiedenen Stufen der inneren Erfahrung und des Erwachens verwirklichen.

    Dass hier von "bekennen" die Rede ist und nicht von "Zuflucht nehmen" hat historische Gründe; beim ersten Versuch, eine Anerkennung als Körperschaft des öffentlichen Rechts zu erreichen, wurde seitens des bayerischen Kultusministeriums u.a. ein solches Bekenntnis analog zum - beispielsweise - christlichen Nicaeno-Constantinopolitanum oder jüdischen Schma Jisrael gefordert. Anerkannt werden können "Bekenntnisgemeinschaften" (nicht "Glaubensgemeinschaften"). Doch dies nur nebenbei - wobei die Formulierung, auf die sich sämtliche in der DBU vertretenen Traditionen geeinigt haben, ja schon gewisse Hinweise gibt.


    Zurück zum Original. Saraṇa ist Pāli für Zuflucht, Schutz(raum), Haus (im Sinne eines Schutzes vor Regen, Sturm, Kälte usw.). Das Verb gacchati steht für gehen, in Bewegung sein. Zu Buddha / Dharma / Sangha als einer Zuflucht gehen bzw. zu Buddha / Dharma / Sangha Zuflucht nehmen ist also eine völlig korrekte und adäquate Übersetzung. Was nun genau mit dieser Metapher ausgedrückt wird, ist nicht allzu schwer zu verstehen, wenn man sich den Kontext vor Augen hält. Man nimmt Zuflucht als Konsequenz einer zumindest partiellen Einsicht in die erste der 'Edlen Wahrheiten', ariyasacca. Dukkha ist also das, wovor man Zuflucht nimmt, die Zuflucht bietet Schutz vor dukkha. Das 'Zuflucht nehmen' ist im übertragenen Sinn eine Bewegung von einem Zustand, der leidhaft (dukkhatā) ist, zu einem Zustand, der es nicht (mehr) ist. Diese Zuflucht zu nehmen heisst nichts anderes, als der vierten der ariyasacca zu folgen - also dem von Buddha gegangenen und als Dharma der Sangha gewiesenen Weg (ariyamagga). Die Zuflucht, zu der der achtfache Pfad führt, ist nichts anderes als nibbana.


    Ich halte es für müßig, nun alle Verweise auf die Metapher "Zufluchtnahme" im Palikanon herauszusuchen; das ist mE eine Arbeit für spirituelle Buchhalter. In das Dhammapada dürften die Meisten hier irgendwann schon einmal hineingeschaut haben (zur Erinnerung: śloka 190) und wer intensiver sucht, wird auch im Dīghanikāya, Aṅguttaranikāya oder natürlich Vinaya fündig. Ich will es hier mit dem Verweis auf Khuddakapātha I. bewenden lassen, dem Saraṇattayaṃ. Wobei man in Khuddakapātha VI. dann auch unschwer das Ratanaṃsutta findet, das Buddha, Dharma und Sangha explizit als 'Juwelen' bezeichnet - sogar ausdrücklich als 'kostbare (das PTS-Dictionary gibt 'exalted, lofty, excellent') Juwelen', ratanaṃ paṇītaṃ.


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