Hallo,
ich habe wieder Zeit gefunden mich um dieses Thema zu kümmern. Danke für all die Antworten. Ich werde im Text unten nur wenige zitieren, weil der Text sonst ellenlang werden würde, und niemand so lange Texte durchliest. Aber vielen Dank an Aravind, Deepa, Rudolf, Monikadie4., mkha', Ellviral und andere :-).
mkha':
Pflegekräfte und Ärzte lernen, (:? ... oder lernten zumindest "zu
meiner Zeit" vor 4 1/2 Jahrzehnten), schon früh, nichts abzulehnen und
nichts zu begehren, in Anbetracht des Leids/ Leidens nicht mit-leidend
oder gar furchtsam den Blick abzuwenden, sondern verantwortungsbewusst,
("unser Wissen und Können zum Wohle des Menschen ist gefragt"), sehr
genau hinzuschauen.
Wenn bei manchen Spielfilmen für den Zuschauer eine Scheinwelt erzeugt wird, ist es mit dem "sehr genau hinschauen" vorbei. Man steigt durch das Betrachten der Scheinwelt aus der Realität aus. Somit lässt sich für manche Spielfilme nicht anwenden was Ärzte und medizinisches Personal lernen um Emotionen auf Abstand zu halten um noch funktionieren und den Patienten helfen zu können. Denn wenn man das Leid der Patienten sieht, ist man voll in der Realität. Damit ist auch meine Idee hinfällig von den Medizinern sich abgucken zu können wie mit diesem "Spielfilmproblem" von mir umzugehen.
Ich bin auch nicht mehr sicher, ob es ein Problem mit Emotionen sind. Von der Filmmusik für Breakfast at Tiffany's gibt es eine sehr schön gesungene Variante von einem Andy Williams, die ich auf Youtube gefunden habe. Wie Youtube so ist, hat es auch andere Lieder von ihm angezeigt und eines war Love Story. Er hat tatsächlich für den Film Love Story das Lied gesungen. Habe das Lied tatsächlich zum ersten Mal gehört. Das Lied ist großartig und wird von Andy Williams großartig gesungen. Ich bin beim Hören des Liedes wirklich von den Socken gewesen. Aber es ging mir beim Zuhören gut und es ging mir nachher gut. Ich denke, weil Love Story eine reale Geschichte ist und kein Kitsch. Diese Idee hat auch void geäußert und da ist wohl was dran. Bei Love Story stirbt von einem Liebespaar die Frau sehr früh an einer Krankheit. Das ist die volle Härte der Realität. Man muss seine Achtsamkeit zusammenhalten um "lebensfähig" zu bleiben. So ein Film wie Love Story ist da das genaue Gegenteil zu Breakfast at Tiffany's.
Beim Film Breakfast at Tiffany's heizt das Filmlied Moon River dagegen die Verkitschung an. Fängt man an das Lied mitzusingen geht die Achtsamkeit verloren und man wechselt ins Land der Träume. Wenn am Schluss der Chor "Moon River" singt, haut es mich um. Die Dosis ist einfach zu viel für mich. Dieses Land der Träume ist als solches für mich in diesem Film aber schwer zu erkennen, da ich Audrey Hepburn mag, sie ein netter Mensch zu sein scheint und deswegen hier keine Gefahr ausgehen kann, da sie das Lied im Film ja auch singt. Dann spiegelt der Film die guten alten Zeiten von damals wieder: Audrey Hepburn in dem schwarzen langen Kleid, Sonnenbrille, übergroßer runder Hut und der Zigarettenhalter in der Hand: Ein Bild für die Ewigkeit. Scheinbar. Liest man über Audrey Hepburn, stellt man fest, dass sie schon mit 63 leider schon an Krebs gestorben ist. Der Kontrast vom Bild für die Ewigkeit und ihr relativ früher Tod ist schrecklich: als ob ich im Meer im Wasser treiben würde und benommen wäre. Ich kann aus diesem Zustand nicht so leicht aussteigen wegen der Sympathie zu Audrey Hepburn und dem Leiden durch ihren frühen Tod und weil dieser Film doch so ein Klassiker ist, dass er für die Ewigkeit sein sollte. Das ist hier wohl genau das Mitleiden statt Mitgefühl. Theoretisch klar, emotional aber schwer aus dem Mitleiden rauszukommen, weil eine Identifizierung stattfindet, und man dann nicht mehr eine separate für sich stehende Instanz ist. Die Identifizierung wird vielleicht erkannt, aber nicht als ein Problem für die Achtsamkeit angesehen, weil dieser Mensch, mit dem man sich identifiziert, ja ein freundlicher netter Mensch ist.
Wichtig ist nicht so sehr Audrey Hepburn in diesem Film zu sehen, sondern zu sehen wie sie im Leben mit positiven Denken viele Dinge positiv beeinflusst hat. Dazu gehört auch das Engagement für UNICEF. Wohlwollend betrachten, was da beim Zuschauen des Films in meinem Kopf abgeht, aber nicht darauf eingehen. Wenn es wohlwollend ist, ist der Antrieb weg sich in den Film reinzusteigern. Einfach nur auf den Atem achten, hilft. Wenn ich sage: "Mögen >alle< fühlenden Lebewesen frei von Leiden sein und frei sein von den Ursachen des Leids", gibt es eine Ablenkung von Liebespaar in diesem Film auf alle fühlenden Lebewesen.
Deepa:
Du denkst: „Das arme Mädchen...“ und beobachtest, dass Trauer
aufkommt. Möglicherweise identifizierst Du Dich mit ihr.
Ja, genau. Die Identifizierung ist der Anfang des Leidens. Ich sehe es sehr schnell und sehr gut, wenn es jemandem schlecht geht. Das ist vermutlich bei mir gut eintrainiert, weil ich immer wieder als Kind gesehen habe, dass es meiner Mutter nicht gut geht. Ist ein Problem, aber zusammen mit liebender Güte kann es eine Stärke werden, denke ich mal.
Rudolf:
Bitte schaue dir den Film noch mal an. Und nach einigen Tagen noch
mal … und dann noch mal.
Dann werden deine Emotionen geringer.
Kann mir vorstellen, dass dies funktionieren könnte. Ich denke auch, dass ich durch das wiederholte Anschauen neue Aspekte entdecken würde.