Beiträge von Leonie im Thema „Totes Zen / Zen des toten Holzes“

    Gerade MN1 zeigt ja, wie man durch bzw mithilfe der Jhanas und Vipassana befreien kann. Da ist es nur ein Katzensprung zur völligen Befreiung.

    Ich meine mit wesentlich dominierend, weil es vom Umfang her sehr oft erwähnt wird in den Sutten. Oft wird in den Sutten "richtige Konzentration/Sammlung" (sammasamadhi) anhand 4 Jhanas erklärt , z.B. in der Maghasatipatthana-Sutta DN22. Es ist eine spezielle Form von Sammasamadhi anscheinend, die aber nicht notwendig ist über Jhana. In manchen Sutten ist sogar gar keine Art der formale Form der Praxis notwendig um die Loslösung vom "Leiden" zu verwirklichen (Z.B. "Alles brennt" - tausend Mönche waren auf einem Schlag befreit durch das Hören der Lehre SuttaCentral).

    Auf jeden Fall scheinen die Jhanas eine gute Plattform zu bieten für die Befreiung. MN1 zeigt ja gerade das Zusammenspiel von Jhana und Klarblick imo. Je subtiler die Form, umso subtiler die Loslösung anscheinend.

    Soweit ich weiß, hat der Buddha nach seiner Befreiung überlegt, wer ihn am besten verstehen würde . Da ist ihm nur sein letzter Lehrer eingefallen, der ihm u.a. die letzte Stufe der Jhanas beigebracht hat. Er war sich sicher, er würde sich am leichtesten von allen, die er kannte, befreien können. Er ist nur leider kurz vorher verstorben.

    Sorry wegen dem OT.

    Ich sehe es auch nicht als OT an, denn es ist genau das Thema.

    Nach dem Verständnis des Zen ist die Übung der jhanas "totes Holz und kalte Asche" - weil sie nicht zur Befreiung führen kann.

    Nirvana/Befreiung ist zwar Ziel, aber kein Handlungsziel. Ich kann mich nicht in Befreiung üben. Ich muss erkennen, dass ich es bin. Durch Tatabsichten, also Übungen, die Zustände hervorrufen, ist nirvana nicht erreichbar. Aus einem bedingten Zustand gibt es keinen Zugang zu einem Unbedingten. Und das gilt auch für die Übungen des achtfachen Pfades. Sie sind kein Weg zu einem Ziel, wie es Nirvana oder Befreiung ist.

    Sie sind aber Übungen zu einer Praxis des intentionslosen Handelns und damit gebe ich dir dann auch Recht: es sind Vorbereitungen für Befreiung. Aber genau deshalb sind sie eben auch nicht notwendig, denn wenn die Einsicht da ist, kommt Befreiung - wenn dieses, dann jenes.

    Auch Buddha hat die jhanas praktiziert, bei zwei bekannten Meistern, aber er hat sie als unzureichend angesehen und diese Übung für nicht notwendig erachtet.

    Es bleibt wesentlich, das war mein Punkt.

    Das ist mir schon klar.

    Aber das war für Buddha nicht wesentlich für die Leidenserlöschung.


    Nur so ein kleiner Hinweis - die Schwelle zur Befreiung ist ( immer ) in jedem Moment.


    MN1 und MN121

    Also erkennt er: 'Auch diese geistige Einheit ohne Vorstellung (Jhana 8) ist zusammengesetzt,

    zusammengesonnen: was aber irgend zusammengesetzt, zusammengesonnen ist, das ist wandelbar, muß

    untergehn': das erkennt er.«


    Die jhanas sind Zustände, die beim Zazen erscheinen können, die aber nicht speziell geübt werden, weil sie eben vergänglich sind.

    Mentus

    Zitat

    Das mit dem Alltag hab ich schon verstanden, mir gehts auch nicht darum " im Zug, der mich nach zuhause bringt, nach vorne zu laufen, damit ich eher da bin" sondern zu verhindern, dass ich womöglich voller Überzeugung in die entgegengesetzte Richtung fahre. Klar, man kann jetzt einhacken: Wenn du überzeugt bist, irrst du dich ja bereits. Aber irgendwie muss ich ja als Anfänger eine erste Klarheit entwickeln können, wo es lang geht, der ständige Zweifel, ob meine Praxis wirklich Zazen ist, macht mich unsicher. Und ich übe bis jetzt im Bezug auf meine Vorangehensweise beim Sitzen und auch im Alltag nur basierend auf: Hoffnung, dass ichs bis jetzt richtig verstanden hab, was ich gelesen hab. (ich akzeptier das aber als erstes, sich mir bereits jetzt schon selbst erklärendes Koan, wenn das so okay ist). Und auf "Bevor ichs nicht mache, mach ichs lieber falsch."


    Der Zug ist eine schöne Metapher für Leben. Du wirst da in einen Zug gesetzt, das Leben setzt dich ins Leben und da bleibst du so lange, bis du zuhause angekommen bist. Während du da im Zug sitzt stellst du dir einen Haufen Sinn-Fragen und Sinn ist nichts anderes als die Frage nach der Richtung, nach dem Sinn des Lebens - dabei lächelt das Leben, das ohne Sinn, also ohne warum ist.


    Damit sollen die Sinn-Fragen nicht verworfen werden. Sie haben aber ihre Berechtigung, wo es um Dinge geht, die im Laufe des Lebens geschehen (sollen) - Berufswahl, Lebenspartner, Wohnung usw. - die Erlebnisse und Entscheidungen machen das Leben sinnvoll, sie bringen Erfahrungen hervor, das vieles im Leben ein trail-and-error ist.


    Bei Erdbeermarmelade lege ich Wert auf das richtige Etikett und würde mich beim Händler beschweren, wenn da Himbeermarmelade drin wäre. Aber letztlich kann ich mich da auf meine Sinne, wie dem Geschmack verlassen. Und so sehe ich das mit der Frage, ob deine Praxis wirklich Zazen ist. Vertraue deinem Geschmack - und du hast ja schon ziemlich gut erkannt, wie so ein nicht-authentischer Zen-Anbieter daher kommt.


    Was authentische Zen-Praxis ist kannst du bei Dogen im Fukanzazengi lesen. Sie hat eine körperliche und eine geistige Seite: wie muss ich sitzen - Augen auf oder zu - Hand als Schale oder als Faust - Rücken mit leichtem Hohlkreuz oder doch besser gerade - zur Wand oder zum Raum hin sitzen - halber, voller Lotus, Bänkchen oder Stuhl oder Zafu - die Fragen und Zweifel sind vielerlei. Sie wurden hier alle schon gestellt und ausdiskutiert. Entscheiden musst du und was du entscheidest ist zunächst dein authentisches Zen. Hier ist allerdings das Sitzen in Gemeinschaft sehr hilfreich, weil man sich da einfach in die übliche Weise einordnet.

    Die geistige Seite - dieses "nicht-denken denken" oder dieses "Buddha töten" - das braucht seine Zeit, weil das vergleichbar ist mit dem 5. Ochsenbild des "Zähmen des Ochsens". Es geht hier um die Übung des Samadhi, was vergleichbar mit den Versenkungsübungen ist und um das Loslassen dieser Erfahrungen. Und dann auch um die Satori-Erfahrung, die gleichfalls losgelassen werden muss, was als "Buddha töten" verstanden wird.

    Hier ist die Hilfe eines Lehrers, einer regelmäßigen Begleitung, neben einer Gruppe angebracht.


    Wenn man die vielen Angebote von Meditation und Achtsamkeitsübungen, mindfulness- und vipassana Praktiken heute im Netz findet, dann ist der Hinweis darauf, dass Zen zwar sprachlich auf Chan und Dhyana sich zurückführen lässt, was aber keine inhaltliche Übereinstimmung bedeutet. Zen ist keine Meditation und Satori ist keine Meditationserfahrung. Man findet bei Dogen eben auch, dass samadhi - die Erfahrung des Einsseins, was ein anderer Begriff ist für Weder-Wahrnehmung noch Nicht-Wahrnehmung (8. Jhana) - nicht mit Satori verwechselt werden darf.

    Die jhana sind im Pali-Kanon beschrieben und sie sind m.E. schwierig zu verstehen. Also mir ging das so - ich hab's nie kapiert.

    Bis ich Ayya Kemma fand und sie hat eine bessere Beschreibung:

    Jhanas-Vortrag.pdf

    Ich denke, es ist heute wichtig auf diese wesentliche Unterscheidung von Zen und Meditation einzugehen und den Fokus mehr auf die beständige (Aus-)Löschung der Konzepte, Vorstellungen und Ansichten zu legen.

    Auch Buddha hat die jhanas praktiziert, bei zwei bekannten Meistern, aber er hat sie als unzureichend angesehen und diese Übung für nicht notwendig erachtet. Sie ist allerdings hilfreich für Samadhi - d.h. für einen Aspekt des achtfachen Pfades.


    Und was den Unterschied zwischen Soto und Rinzai anbetrifft - das sind zwei Waggons in einem langen Zug - im Soto-Waggon fragt dich keiner nach dem Fahrschein - und im Rinzai-Waggon kommt ständig ein Fahrkarten-Kontrolleur.

    Im Zen kennt man drei Abschnitte der Praxis:

    vor der Erleuchtung - Erleuchtung - nach der Erleuchtung oder wie manche das formulieren: vor dem Kensho, Kensho, nach dem Kensho.


    Das ist in den 10 Ochsenbildern dargestellt. Diese Abschnitte sind aber Konstrukte. In Wahrheit sind sie eins, so wie vorher, jetzt, nachher, vergangen, gegenwärtig, zukünftig. Es gibt immer nur jetzt und gegenwärtig. Und im jetzt und gegenwärtig gibt es nichts zu erreichen und alle Vorstellungen von gestern und morgen können verschwinden.


    Der Begriff des toten Holzes und der kalten Asche bezieht sich auf die Weise der Versenkungsübung. Genauer gesagt, Zazen ist keine Versenkungsübung. Das ist in diesem blog erläutert:

    zensplitter: Meditation - eine "Zen-Geschichte"


    Und die Verbindung zum Alltag ist hier:

    Zitat

    "Wenn du verstehst, wie wertvoll dein Leben ist und dass die Art, wie du es manifestierst und es lebst, voll und ganz deiner eigenen Verantwortung unterliegt - dann ist das solch eine große Verantwortung, dass so jemand ganz natürlich sich für ein Weilchen hinsetzt. Es ist keine absichtsvolle Handlung, es ist eine natürliche Handlung."

    (Houn Kobun, 1938 - 2002)



    Damit habe ich deine 1. und 2. Frage vielleicht beantwortet.


    Wie bemerkst du, dass du dich verstiegen hast?

    Du wirst es vielleicht nicht sofort bemerken, aber deine Mitwelt merkt es sofort. Und das ist letztlich der Lehrer - wie der Stein im fließendem Wasser rund geschliffen wird, so werden dir die Erleuchtungsdünkel abgeschliffen. Falls du es zulässt.

    Der wahre Ort er Übung ist dein Alltag.


    Und mit der Zeit entwickelst du ein immer feineres Gespür für den "Sand im Reis" und dir wird die kleinste Unstimmigkeit deiner Praxis auffallen. Sehr hilfreich ist dabei eine regelmäßige ununterbrochene Praxis der täglichen Übung - und das ist gar nicht so einfach, vor allem wenn die Erwartungen enttäuscht werden und nichts los ist und Langeweile sich zeigt.

    Und gelegentlich ein oder zwei Mal im Jahr an einem längeren Retreat bzw. Sesshin teilnehmen ist auch sehr hilfreich.