Beiträge von Martin_1980 im Thema „ist Anhaftung und Lebensfreude = automatisches Blockieren von Nirwana und Zwangsreinkarnation?“

    Bringen deine Handlungen für dich und die anderen, Frieden und Freiheit?


    Könntest Du das Leiden für Dich und andere noch reduzieren?


    Bist Du glücklich oder unglücklich?


    Wie kannst Du dein Unglück vermindern und dein Glück vermehren?


    Zwischen meinem 17 und 23 Lebensjahr habe ich extrem viel getrunken usw.

    Ich habe mir und anderen Menschen sehr viel Leid zugefügt.


    Es war eine Flucht vor der inneren Einsamkeit und Angst.

    Es war eine Kriegserklärung an die Welt, die für mich unfair war.


    Eine temporäre Betäubung und Flucht aus der Sache, die ich als mein Schicksal angesehen hatte.

    Ich habe mir keine Liebe gegönnt, und anderen Menschen auch nicht.



    Vor meinem geplanten Selbstmord wollte ich einmal noch verreisen.

    Und auf der zweiten Reise lernte ich den Buddhismus kennen.


    Wieso war dieser arme chinesische Mönch soviel glücklicher als ich?


    Er durfte nichts, und hatte anscheinend nichts, obwohl er durchs erkennen von dem "Nichts" , auf dem unsere Welt aufgebaut ist, alles hatte. Aber das, und so vieles mehr, verstand ich damals noch nicht.



    Ich habe vermutlich tausende Stunden auf dem Kissen und dem Meditationspfad verbracht. Ich war langsam, und meine Dummheit war riesig.

    Aber ich hatte irgendwie Vertrauen in den Buddha und meinen Lehrer.

    Sollte ich nur 10 % von dem Frieden den mein Lehrer hatte, erlangen, wäre das mehr als genug für mich.


    Sehr lange habe ich gewisse lehren der buddhistischen Lehre völlig ignoriert.

    Liebende Güte!

    Ich konnte mich lange nicht lieben, und mir lange nicht verzeihen, auch weil ich das als einen Widerspruch in Bezug auf Anatta gesehen hatte.


    Es war leichter ein paar alkoholische Getränke zu konsumieren und mein Leben für eine kurze Zeit zu vergessen.

    In der Sitzmeditation lernte ich Ausdauer und Geduld.

    Was passiert wenn die Schmerzen unerträglich werden, und man trotzdem 10 Minuten länger sitzen bleibt?


    In manchen thailändischen Klöster darf man nicht einfach aufstehen und gehen.

    Diese unerträglichen Dinge verschwinden manchmal komplett!


    Da habe ich was gelernt. Egal wie furchtbar es ist, es bleibt nicht so.


    Als Samadhi stärker wurde, hatte ich endlich Zugang zu einem (zwar noch vergänglichen) Frieden, der es durchaus mit den Rauschzuständen von früher mithalten konnte, ohne (!!!) die schädlichen Folgen.


    Später als Mönch hatte ich ja weit über 200 Regeln zu beachten, was für mich unmöglich war.

    Wir Westler sind teilweise sehr extrem, genau, zielstrebig in den Dingen die wir machen.


    Die 5,8,10,227 Regeln (oder besser gesagt, Gebote), sollen eigentlich eine Hilfe sein für unsere Praxis, unserem zusammenleben mit der Gemeinschaft.

    Eines Tages wurde mir alles zuviel, und es kam noch viel schlimmer..., ich weinte als Mann vor einem der größten Lehrer in Thailand.


    Er stellte seine Schale ab und umarmte mich.

    Er sagte mir frei übersetzt, tue Gutes und vermeide schlechtes so gut wie du kannst, aber verwandle dein Herz nicht in ein Schlachtfeld.

    Ab da wurde mein Leben viel einfacher.


    Einen besonders wichtigen Punkt möchte ich noch kurz erwähnen, nämlich die Ehrlichkeit.


    Bist du ehrlich mit dir selbst?

    Du musst es sein in der buddhistischen Praxis, sonst hast Du keine Chance.

    Ich hatte teilweise Lehrer, die mein Herz besser kannten als ich selbst.

    Leider haben wir nicht alle Zugang zu solchen Menschen.


    Liebe ist auch so ein Punkt.


    Nach ein paar Jahren saß ich mal in einem Zentrum in Deutschland, das von Ayya khema gegründet wurde.

    Ich glaube sogar, dass es ein Metta-Retreat war.

    7 bis 9 Tage nur Liebende Güte praktizieren.

    Ich konnte jedem Liebende Güte senden und gönnen, nur nicht diesem verkrusteten, verletzten Ort, der mein Herz war.


    Am dritten oder vierten Tag versuchte ich es einmal. Es tat am Anfang weh und fühlte sich nicht richtig an.

    Ich glaube wir mussten (durften) uns einen schönen Blumengarten vorstellen, von wo wir die schönsten Blumen unseres Herzens verteilen sollten.


    Ich sah die wunderschönen Blumen und fühlte eine Wärme, von der Stimme von Ayya khema (ein Tonband).

    Plötzlich konnte ich mir verzeihen, und ich konnte mich lieben.

    Ich weinte vor Glück.


    Wie konnte ich diesen wichtigen Aspekt der buddhistischen Lehrer solange ignorieren und vernachlässigen?


    Ab dem Zeitpunkt wollte und musste ich mich nicht mehr betrinken.

    Es war ein Akt der Liebe, dass ich mich nicht mit Alkohol betäuben musste.

    Ich musste nicht mehr flüchten, weil ich mich mochte und die nötigen Werkzeuge zur Befreiung in mir hatte.


    Das Leben ist deutlich einfacher geworden.

    Aber wichtig war, dass ich ehrlich zu mir war, und das ich die Liebe die ich teilen wollte, in mir zuerst freilegen musste.



    Alle Probleme mit der Welt, Himmel und Hölle, Samsara und Nibbana existieren nur an einem Platz, nämlich dort - -> ❤️


    Die Praxis ist eine Herzensangelegenheit.


    Ich habe der buddhistischen Lehre über die Leere eine Chance gegeben, und ich wurde nicht enttäuscht.

    Ich fand Antworten auf Fragen, die ich mir vorher gar nicht vorstellen konnte.


    Entschuldigung für die lange Antwort.

    Ich hoffe es ist etwas dabei für Dich.



    LG Martin