Beiträge von mukti im Thema „Die vier edlen Wahrheiten“

    Unsere Unwissenheit in diesem Leben ist karmisch bedingt und die Fortsetzung der Unwissenheit, die wir aus früheren Leben in dieses Leben mitgebracht haben. Wenn wir jetzt die Unwissenheit als Ursache unserer Leiden erkennen, können wir sie mittels des achtfachen Pfades überwinden. Wenn wir die Unwissenheit nicht als Ursache unserer jetzigen Leiden erkennen und nicht den achtfachen Pfad anwenden, dann wird unsere jetzige Unwissenheit sich in unsere nächste Existenz fortsetzen.

    Unwissenheit ist wohl eine Bedingung dafür dass man überhaupt geboren wird. Schließlich kommen alle mit einem bestimmten Grad an Unwissenheit auf die Welt, ohne sie wird niemand geboren. Der Grad oder das Ausmaß an Unwissenheit ist verschieden, das muss ja auch eine Ursache haben. Es ist wohl Kamma-vipaka, also das Ergebnis vergangener Handlungen, andernfalls wäre es nur durch Zufall oder die Willkür eines Gottes zu erklären. Aber es geschieht wohl nichts zufällig sondern alles folgt Gesetzmäßigkeiten, und göttliche Willkür anzunehmen scheint doch etwas abstrus.


    So fällt es bei starker Unwissenheit wohl schwerer dem achtfachen Pfad zu folgen, oder man befasst sich überhaupt nicht mit Weisheitslehren. Je weniger an Unwissenheit vorhanden ist, desto günstiger ist die Ausgangslage. Demnach ist es ein Weg der Verbesserung im Samsara, bis zum letzten Dasein in dem man endgültig erwacht. So es ist es ja auch vom Buddha überliefert, wie er auch gesagt hat : "Durch das Nichtverstehen, das Nichtdurchdringen, haben sowohl ich als auch ihr diese lange Zeit die Geburten durchwandert, die Geburten durcheilt" (A.IV.1).

    Wenn es nun auch in diesem Leben nicht zum Erwachen kommt, so lässt sich doch der achtfache Pfad ein Stück weiter gehen, auf den wir wohl nicht durch Zufall gestoßen sind.

    Die wesentlichen Leidenschaften sind ja Unwissenheit, Begierde und Hass und die grundlegende Leidenschaft ist die Unwissenheit und somit ist sie auch die Ursache von Dukkha.

    Was ist nun unter Unwissenheit zu verstehen? Nach meinen Informationen ist eine wesentliche Bedeutung vergängliches als unvergänglich anzusehen, leidhaftes als leidlos und unpersönliches als persönlich. So als grobe Übersetzung der Palibegriffe Anicca, Dukkha, Anatta, die einen größeren Bedeutungsumfang haben.


    Z. B. Anicca: Icca bedeutet mögen oder wünschen, Anicca nicht mögen oder wünschen. Wenn man an etwas nicht anhaftet ist das Anicca. Was wir als Glück ansehen entsteht, verändert sich und vergeht. So gibt es in Wirklichkeit nichts in der Welt das dauerhaftes Glück bringt. Man gibt einem Objekt einen Wert, der ihm nicht innewohnt. Wenn man das erkennt erlischt das Verlangen danach und man sieht die Anicca Natur des Objekts.

    Der Punkt ist denke ich dass man sich nicht extra um Sinnesglück bemühen sollte, es kommt von selber, wie auch das Leid von selber kommt. Man haftet besser nicht an Glück und Leid an sondern akzeptiert es wenn es da ist und lässt es vergehen, wenn es vergeht. Man begegnet Glück und Leid gleichermaßen, mit Gleichmut. Das wäre der innere Frieden der nicht von den Sinnen abhängt. Man tut einfach nur was zur Lebenserhaltung notwendig ist und bemüht sich zudem um den achtfachen Pfad.

    Ich denke nicht, dass Glück und Leid einfach so von selber kommen. Das Glück und Leid, das man erlebt, sind ja Wirkungen der eigenen Handlungen, die man in der Vergangenheit begangen hat.

    Ich meinte nicht dass sie ohne Ursache kommen, nur dass sie eben kommen und gehen (gemäß des Karma-Gesetzes), ob wir wollen oder nicht.


    Glück und Leid mit Gleichmut zu begegnen ist sicherlich hilfreich auf dem Pfad. Indem man mit Gleichmut auf das Leid, das man gerade erlebt reagiert , ist die Wahrscheinlichkeit, dass man aufgrund dieser Leiderfahrung erneut unheilsam handelt wohl eher gering. Aber nur dadurch allein erlangt man ja kein Nibbana.


    Deshalb sagt Buddha Sakyamuni in der zweiten edlen Wahrheit, dass die Leidensursachen vollständig aufzugeben sind, um Nibbana zu erreichen. Das ist schon wesentlich mehr als dem Leid nur mit Gleichmut zu begegnen.


    Auf das erlebte Leid mit Gleichmut zu begegnen kann deshalb also nur ein Zwischenschritt auf dem Weg zum Nibbana sein.

    Also wenn man tatsächlich niicht mehr anhaftet dann wäre dieser Gleichmut ja ohne die Leidensursachen Gier, Hass und Verblendung, was eben Nibbana wäre.

    Der Punkt ist denke ich dass man sich nicht extra um Sinnesglück bemühen sollte, es kommt von selber, wie auch das Leid von selber kommt. Man haftet besser nicht an Glück und Leid an sondern akzeptiert es wenn es da ist und lässt es vergehen, wenn es vergeht. Man begegnet Glück und Leid gleichermaßen, mit Gleichmut. Das wäre der innere Frieden der nicht von den Sinnen abhängt. Man tut einfach nur was zur Lebenserhaltung notwendig ist und bemüht sich zudem um den achtfachen Pfad.

    Zitat

    Wer, ihr Mönche, sich am Auge freut, an Ohr, Nase, Zunge, Körper, Geist und Formen, Tönen, Düften, Säften, Gegenständen, Dingen, der freut sich am Leiden. Wer sich am Leiden freut, der ist nicht befreit vom Leiden, sag ich.

    Wer sich aber, ihr Mönche, nicht daran freut, der freut sich nicht am Leiden. Wer sich sich nicht am Leiden freut, der ist befreit vom Leiden, sag ich.

    (SN 35.19-20)

    Deshalb musste als Erstes die erste edle Wahrheit gelehrt werden, damit erkannt wird, dass das was in Samsara als Glück aufgefasst wird, in Wirklichkeit Leiden ist.

    Es ist ja nicht so leicht zu erkennen, dass Sinnesfreuden Leiden in sich bergen. Gewöhnlich erfreut man sich gerade deshalb daran, um dem Leiden zu entkommen, denn wenn Freude da ist, ist kein Leid da. Deshalb dreht sich alles um die Sinnesfreuden, man lebt inmitten einer Gesellschaft, die dazu unzählige Möglichkeiten geschaffen hat. Selbst wenn es um Heilung von Krankheiten geht oder darum Leben zu retten, geschieht das damit sich der Mensch weiter am Leben erfreuen kann.


    Man denkt dass es ohne Sinnesfreuden gar keine Freude gibt. Geistige Freuden sind mit inbegriffen, man erfreut sich etwa an der Ansammlung von Wissen über alle möglichen Gebiete die in den Schulen gelehrt werden, nur das Wissen über Befreiung wird nicht gelehrt, denn das ist ja das Gegenteil, loslassen statt ansammeln. Die vier edlen Wahrheiten gelten als Glaubensinhalt einer Religionsgemeinschaft und erlangen darüber hinaus höchstens ethische oder psychologische Bedeutung. Dann werden sie verkürzt nach Art der Epikuräer, die das Maßhalten und ein gutes Gewissen als Grundlage für Lebensfreude angesehen haben.


    Die tiefere Bedeutung der ersten edlen Wahrheit trifft auf inneren Widerstand, der Hang zur Sinnesfreude und zum Dasein sträubt sich dagegen, deshalb hat der Erhabene erwogen:


    Zitat

    Vergnügen aber sucht ja dieses Geschlecht, Vergnügen liebt es, Vergnügen schätzt es. Dem vergnügen suchenden Geschlechte nun aber, Vergnügen liebenden, Vergnügen schätzenden ist ein solches Ding kaum verständlich: als wie das auf gewisse Weise bedingt sein, die bedingte Entstehung; und auch ein solches Ding wird es kaum verstehen: eben dieses Aufgehen aller Unterscheidung, die Abwehr aller Anhaftung, das Versiegen des Durstes, die Wendung, Auflösung, Erlöschung. Wenn ich also die Satzung darlege und die anderen mich doch nicht begreifen, so ist mir Plage gewiss und Anstoß. M.26


    Und das in einer Zeit und einer Weltgegend wo die Menschen noch empfänglicher dafür waren, noch nicht so stark eingenommen vom Materialismus wie heute. Trotzdem werden vereinzelt auch noch hier und heute die vier edlen Wahrheiten in ihrer ganzen Tragweite verstanden und manchmal praktiziert, wenn auch meistens langsam, zögerlich und nicht besonders ernsthaft. So ist das bei mir auch, langsam und nachlässig, mit tausend Ausreden, besser kann man halt nicht oder will man nicht.


    Reg dich nicht auf mukti und sei nicht pessimistisch, es geht wie gehen muss. Aber ich reg mich gar nicht auf und bin nur realistisch, es ist wie es ist. Mal zwischendurch eine Einsicht statt mit Wissen zu glänzen, das ist gut gegen die Einbildung.

    Zu den vier edlen Wahrheiten wird ja auch gesagt dass die Erste zu durchschauen ist, die Zweite zu überwinden, die Dritte zu verwirklichen und die Vierte zu üben.


    Wenn man durchschaut dass alles Dasein dem Leid unterworfen ist (1), hat man ein Motiv das Begehren zu überwinden (2), um das erlöschen der Leiden zu verwirklichen (3), mittels des achtfachen Pfades (4).


    Anhaften an die Daseinsgruppen muss zu Leiden führen, das ist ja nicht so schwer zu erkennen. Aber es ist schwierig das vollkommen zu durchschauen, weil das angenehme Gefühl der Sinnesfreuden so stark ist dass es die Achtsamkeit überwältigt. Deshalb muss man sie üben, da führt kein Weg dran vorbei.

    Die erste edle Wahrheit macht doch nur dann einen Sinn, wenn wir nicht wissen, was Leid ist. Aber ist es so, dass wir dies nicht wissen? Hätte es nicht gereicht, wenn Buddha Sakyamuni bezüglich der Leiden nur die Wahrheit von den Ursachen gelehrt hätte? Hätten nicht drei edle Wahrheiten ausgereicht?

    Wenn Ursachen gelehrt werden muss wohl auch dazugesagt werden wofür das die Ursachen sind. Man weiß dass es Leid gibt weil man es erfährt, aber was die Ursachen des Leids sind ist nicht immer ersichtlich. Etwa Geburt ist leidvoll, aber sie scheint von Natur aus stattzufinden und nicht aus dem Begehren heraus geboren zu werden.

    Es fällt einem irgendwann erstmal auf, dass überall Leiden ist. Vorher wird einem ja geradezu das Gegenteil erzählt, wohin man auch schaut. Ich schalte den Fernseher an, ich höre ein Musikstück mit Gesang, ich betrachte ein Werbeplakat – überall wird einem vorgegaukelt, was für unzählige Sachen es gibt, die einen glücklich machen. Geld, Güter, ein/e Partner/in, ein Urlaub, ein Film, Delikatessen zum Essen, ein Auto, eine Fußballmanschaft. Alles mögliche macht wahnsinnig "glücklich". Es geht so weit, dass sie einem allen Ernstes erzählen wollen, eine Zahncreme oder eine Margarine sei total toll, hocherfreulich, sexy, extrem zufriedenstellend... :lies: Das ist für mich alles Teil der großen menschlichen Verblendung. Wir erzählen uns Märchengeschichten. Kurz hinter der Fassade sieht es aber ganz anders aus.

    Mir erscheint diese allgegenwärtige, penetrante Suggestivwerbung als eine politisch gewollte Volksverdummung im großen Stil. Man möchte fast sagen, ein Tiefpunkt menschlicher Zivilisation. Gerade das Begehren zu schüren und unnatürliche Bedürfnisse zu schaffen trägt doch wesentlich zur Ursache des Leidens bei. Aber wenn Verblendung nicht mit Begehren einherginge, könnte es auch nicht zu der von vornherein zum scheitern verurteilten Bemühung kommen aus einer in sich unvollkommenen Welt ein Paradies zu machen. Das Merkwürdige ist dass das ganz einfach zu erkennen und eigentlich auch jedem mehr oder weniger klar ist, aber dennoch arbeitet alles mit Volldampf darauf hin das Begehren und damit die Leiden zu vergrößern.

    Weil man vom Leiden als einer unerwünschten Erfahrung ausgeht die nach einer Lösung verlangt, die ja dann vollständig in den nachfolgenden drei Schritten dargelegt wird.


    Vom Leiden auszugehen ist meines Erachtens der ehrlichste, wirklichkeitsnächste und praktikabelste Ansatz. Zunächst die eigenen Leiden zu beseitigen ist naturgemäß eine stärkere Motivation sich am achtfachen Pfad anzustrengen als reine Ethik (auch wenn die Mahayanis mit dem Bodhisattva-Ideal jetzt die Nase rümpfen). Gewöhnlich dient doch fast jede Handlung, ob mit weltlicher oder spiritueller Gesinnung ausgeführt, dem Zweck Leid zu vermeiden oder zu beseitigen.