Beiträge von Arthur1788 im Thema „Untrennbarkeit von Samsara und Nirvana“

    Hat man Nirvana erlangt, hat man auch Buddhafähigkeiten erlangt. Meinst du, der Buddha würde sich im Leid suhlen und den Menschen sagen, dass "Alles Leben Leiden ist" und daher ist es vorzuziehen, sich dem Leben gar nicht erst zu widmen? Was sollen das für Buddhafähigkeiten sein? Das sind "Fähigkeiten" von gebrochenen Menschen, die weder Bodhicita, noch Metta, noch irgendwas aufbringen können - darum resignieren sie und geben dem "Weltwillen" die Schuld daran. Es ist eben kein Zufall, dass nur Unglückliche S. gut finden und in seiner Philosophie etwas wie "Heilung" sehen.

    Ist dir eigentlich bewusst dass die erste Generation deutscher Buddhisten fast ausnahmslos über Schopenhauer zum Dharma gefunden hat? Nyanatiloka, Paul Dahlke, Georg Grimm, um nur einige prominente Namen zu nennen. Seine Philosophie mag dem westlichen Wellnessbuddhisten des 21. Jahrhunderts zuwider sein, aber so undifferenziert wie du ihn hier in die nihilistische Schublade steckst, möchte ich das nicht stehen lassen. Auch wenn ich weiß dass wir bei diesem Thema nicht auf einen Nenner kommen werden.

    Das stimmt einfach nicht. Natürlich gibt es bei Schopenhauer einen Ausweg, ein Jenseits des Weltwillens, ein Nirvana. Seine ganze Philosophie zielt darauf ab, deswegen ist mir völlig schleierhaft wie du zu so einer Behauptung kommst. Und wenn du dir das von dir selbst eingeworfene Schopenhauer-Zitat mal genau anguckst, wirst du feststellen, dass da kaum ein Unterschied zur ersten edlen Wahrheit zu finden ist.


    Was sicher richtig ist, ist dass er den Weg zur Erlösung nicht derart ausbuchstabiert wie der Buddha es getan hat. Was freilich auch damit zu tun hatte, dass Schopenhauer ihn selbst nicht konsequent gegangen ist, wie er selbst unumwunden zugab. So bleibt bei ihm am Ende nur die stille Kontemplation für die Weltlinge und die Willensverneinung für die Asketen (was vom Grundsatz her auch nicht allzu weit vom Buddhismus entfernt ist).

    sprich Nirwana und Samsara können nicht zusammenhängen.


    Man muss ja erstmal sagen, dass Schopenhauer kein Buddhist war, sondern eine Philosophie hervorgebracht hat, die buddh. Anleihen enthielt.

    Er hat sich in seinen späten Jahren jedenfalls selbst als ein solcher bezeichnet (höchst wahrscheinlich als erster Abendländer überhaupt). Für mich steckt in Schopenhauers Philosophie jedenfalls mehr vom wahren Geist des Dharma als in vielem was heutzutage so als "Buddhismus" verkauft wird.

    Ich orientiere mich oftmals auch an der Philosophie Schopenhauers. In seiner Philosophie ist es ein Entsscheidungsprozes, ob man sich für Samsara oder für den Weg um Nirvana zu erreichen entscheidet.

    Die Aussage, dass es zwischen Samsara und Nirvana letztlich keinen Unterschied gibt, stammt aus dem Mahayana-Buddhismus. Die wirst du so bei Schopenhauer nicht finden. Seine Philosophie steht in dieser Hinsicht eher dem Theravada nahe, der eine klare Trennlinie zwischen Samsara und Nirvana zieht (auch wenn Schopenhauer selbst den Buddhismus nur aus sehr spärlichen Mahayana-Quellen kannte). Schopenhauer sagt über das Nirvana nicht sehr viel, außer dass es ein "relatives Nichts" sei, dem man keine Eigenschaften zuschreiben könne, die in unserem konventionellen Sprachgebrauch Sinn machen würden (was den frühbuddhistischen Aussagen wohl ziemlich nahe kommt). Auch die Beschreibung des durch Lebensdurst immer wieder befeuerten Samsara steht dem frühen Buddhismus sehr nahe, der dies mit seiner Kette des bedingten Entstehens freilich etwas detaillierter ausgearbeitet hat als Schopenhauer mit dem Willen als "Ding an sich".