"Mir scheint, dass es genauso viele (oder mehr?) säkulare Buddhisten gibt...". Merkwürdiges Argument. Ich weise daraufhin, dass es sonst bei säkularen Aussagen hier zu wütenden Kommentaren kommt und du antwortest mit: "Ja, aber die anderen machen das doch auch so – sogar noch mehr." Ja, kann sein, weiß ich nicht. War aber nicht das Thema.
ich habe dir und anderen doch gar nicht nachgesagt, dass sie wütende Kommentare von sich geben. Oder wo habe ich das gesagt?
"Der Dalai Lama z.B. hat nichts gegen säkulare Ethik (im Gegenteil), nennt sie aber nicht 'Buddhismus'". Natürlich nicht. In der Vajrayana-Doktrin ist man karmisch noch nicht so weit, wenn man die Wahrehit des Vajrayana nicht erkennen kann. Dann braucht man halt noch ein paar Wiedergeburten. Deshalb reicht es völlig, wenn sich diese unreifen Gesellen an eine allgemeine Erthik halten, bis sie soweit sind und das ist dann auch (noch) kein Buddhismus. Säkularer Buddhismus ist im übrigen mehr als eine säkulare Ethik und Philosophie. Aber das ist eine andere Diskussion.
Lass die schwarzen Schafe oder die Fake-Praktizierenden jetzt mal beseite, die es in allen menschlichen Gruppierungen gibt (sorry, unter den säkularen "Buddhisten" natürlich nicht):
im Vajrayana wie in jeder anderen buddhistischen Tradition ist jedenfalls eine Hauplehre: Liebe und Mitgefühl zu kultivieren, diese Geisteshaltung zur "Unermesslichkeit" zu entwickeln (Die Vier Unermesslichen).
Da bist du also nicht informiert genug. Deine Beschreibung der Geisteshaltung im Vajrayana (wie sie von den Vajrayanameistern gelehrt wird) ist völlig daneben. Diese ganze Praxis dient zum Wohle aller Wesen. Und Mahayana allgemein ist besonders eine Förderung und Übung in den geschickten Mitteln für verschiedene Mentalitäten und Fähigkeiten.
Und das ist auch die Überleitung zu:
"Kannst du mal etwas genauer erklären oder entsprechende Stellen aus dem Artikel zitieren, in denen irgendetwas in diesem Artikel dekonstruiert wird?" Siehe den Abschnitt nach der Zwischenüberschrift "Authentizität als Kunstprodukt".
Was unter dieser Zwischenüberschrift steht ist keinesfalls eine Dekonstruktion sondern beschreibt grob die verschiedenen Lehren, die der Buddha selbst von Anfang an für verschiedene Menschen mit verschiedenen Anlagen gegeben hat.
Im Palikanon findet man die Wurzel von allen Traditionen, wenn man ihn ganz liest und den Zusammenhang nicht aus den Augen verliert und wenn man wohlwollend und mit Vertrauen alle Worte des Buddha liest: das Studium, das sich genau an die Lehrreden halten, die Götterwelten, das Geschichten erzählen, das große Vertrauen zu Buddha und anderen Lehrern (die langjährigen Begleiter des Buddha), die Intuition, das Herz, das Vorbild sein usw.
Und heute haben wir deswegen Theravada, Mahayana mit Vajrayana, Chan, Zen und andere Traditionen. Sie sind eine natürliche Folge der Lehrreden des Buddha, der all diese Traditionen initiiert hat.
Und je nach Mentalität kann sich jeder Praktizierende einer Richtung, einer Methode anschließen und dabei voll im Dharma sein, der von Buddha Shakyamuni gelehrt wurde.
Voll im Dharma ist man in diesen Traditionen allerdings nur, wenn man nicht willkürlich selektiert und Karma und Wiedergeburt als "unmodern" einfach weglässt.
Karma und Wiedergeburt sind übrigens aus idealistisch-philosophischer Sicht gar nicht unmodern, wenn man Karma und Wiedergeburt richtig versteht, so wie der Buddha es im Palikanon gelehrt und zusätzlich Nagarjuna z.B. ausführlich erläutert hat.
Es wandert dort ja keine beständige Seele oder Ego von Körper zu Körper .... Karma und Wiedergeburt bedeuten Kontinuität unserer Motivationen und Handlungen und deren abhängigen Folgen, was das andere Extrem: Vernichtung von etwas ins Nichts vermeidet.
Karma und Wiedergeburt sind der mittlere Weg. Und der ist gar nicht altmodisch.