Posts from ARYA DHARMA in thread „Es gibt keinen authentischen Buddhismus“

    Eine eigene Erfahrung des Dharmakaya wird man erst erlangen, wenn man am Ende des Bodhisattva-Pfades in der vajragleichen Meditation die letzten Hindernisse für die Allwissenheit aufgegeben hat und selbst zu einem Buddha geworden ist. Vorher ist diese Erfahrung gar nicht möglich.


    Für dich als Theoretiker ist das so - für mich als Praktiker nicht. Ich muss kein Buddha werden, weil der Buddha mein Geist selbst ist und somit die tatsächliche Möglichkeit, ein Buddha zu werden als Phänomen ausschließt.



    Weil es in den Prajnaparamitasutras Aussagen über den Dharmakaya, den allwissenden Geist des Buddha, und seine Aspekte gibt, kann man nicht sagen, dass das Dao, über das man nichts sagen kann, und der Dharmakaya das gleiche sind. Der Dharmakaya entzieht sich auch nicht den Definitionen wie glaubst.


    Gut das du das Prajnaparamitasutra erwähnst, denn dort kannst du tatsächlich erfahren, was ich meine. Aber willst du das auch? Nicht umsonst haben scharenweise Wesen einen Herzinfarkt bekommen, als ihnen das Prajnaparamitasutra präsentiert wurde - warum? Weil hier alles zerstört wird, woran du dich haften kannst - selbst das Prajnaparamitasutra selbst wird am Ende ad absurdum geführt, was es aus meiner Sicht zu einem der wertvollsten Texte überhaupt macht.


    Alle Definitionen für den letztendlichen Zustand wie auch alle Praktiken, welche gelehrt werden, um dort hin zu kommen, entbehren jeder Grundlage. Kannst du das ein-sehen? Oder rattert dein Kopf jetzt wieder und du suchst nach Definitionen und Stützen, um dich diesem Fakt nicht stellen zu müssen?


    Ein Buddha ist kein externes Wesen, das irgendwo unabhängig von mir existiert. Wenn du diese Sicht der Definitionen noch benutzen musst ist das ok. Aber da du anscheinend keine Erfahrung von Dharmakaya hast, musst du Unterscheidungen treffen - das Dao und der Dharmakaya sind ein und die selbe Sache, weil sie sich den Definitionen entziehen, unabhängig davon, ob du sie jetzt defnierst oder nicht.


    Man kann diese Sicht in jeder Tradition sehen, wenn man die Äuglein aufsperrt.


    Der Dharmakaya ist das gleiche wie "Dao" und da erinnert uns Laozi:


    "Das Dao, welches benannt werden kann, ist nicht das Dao"


    Man kann Dao genau so wenig wie ein konkretes Ich ergreifen, da diese Sachen alles nur erdacht Objekte sind - aber das Dao ohne Namen ist da, aber es befindet sich an keinem Ort und darum überall.

    Die Idee, dass das absrakte mehr Realität hat als das konkrete, ist verführerisch


    Ja. Nur ist das gerade nicht das, was mir Dharmakaya sagt. Aus dem Dharmakaya entspringt alles, aber er/es ist selbst kein Ding, kein Ich, kein mein - dann wären wir ja wieder bei Brahman. Brahman konnte ich erst auflösen durch Dharmakaya.


    Es verhält sich ähnlich wie mit der Leerheit, sie ist kein Ding, kein Urgrund, und trotzdem macht sie erst alle Phänomene möglich. Das wird klar, wenn man Leerheit nicht mehr konzeptual erfassen möchte sondern einfach nur die Objekte sieht und dann gleichzeitig Leerheit da ist, nämlich bei der Wahrnehmung der Objekte. Das ist aber dann kein intellektuelles Erkennen a la "Da ist doch jetzt Leerheit" sondern es ist offensichtlich.

    Buddha ist aber nicht meine wirklich reine Quelle.

    Da gibt es tatsächlich etwas das in der Grundlage frei ist von Theorien.

    Aber sehr schwer zu verstehen und von meinen Vorstellungen zu befreien, hat wohl vierzig Jahre gedauert und dabei hat mir nur Buddha geholfen.


    Ja, die reine Quelle ist der Dharmakaya, aus dem Buddha so wie du und ich und alle Wesen entspringen - Buddha zeigt nur auf, wie man die Wolken vom reinen Himmel beiseite schieben kann.




    Nur mal so am Rande so lange man nich leidet ist es eigentlich egal an was man glaubt.


    Das Leiden ist jedoch ein fester Bestandteil der Lebenserfahrung, daher gibt es schlechtere und bessere Wege, damit umzugehen.

    Was ich HIER erwarte, dass es auch Buddhisten gibt die klar die Lehre vertreten und besprechen was denn nur Interpretation ist und die auch diskutieren und nicht in Glaubenssätze fest gemauert in der Erde bestimmen und um die Denkmäler Kriege führen.


    Ja das kann ich nachvollziehen. Leider kann man so eine Klarsicht nicht bei jedem User zu Grunde legen. Ich meine, wie viele Buddhisten gibt es denn, gerade in Deutschland, die vorgeben, den "reinen Dharma" zu leben, aber dann vollkommen fremde Inhalte vertreten? Hier gibt es z.B. auch nicht wenige, die an eine Seele glauben.


    Was aber natürlich außer Frage steht, ist, dass alle Traditionen, welche sich auf Buddha (hier: Siddharta Gautama) berufen, eigene und auch neue Inhalte fabriziert haben. Wenn man also streng bleiben möchte, dann nimmt man nur den Palikanon und fertig. Da ist nichts dagegen zu sagen. Ich als Praktizierender muss jedoch sagen, dass ich sehr viel von den "neuen" gelernt habe und immer noch mache. Das kommt auch immer darauf an, wie der eigene Geist gestrickt ist. Ich denke mal, es ist nicht zu forsch, wenn ich sage, dass der Palikanon relativ trocken ist. Wenn man sich dann eine tibetische Yidam Praxis anschaut ist diese voller Leben, bunte Farben, Mantras usw.


    Für mich ist eigentlich nur wichtig, dass man nie vergessen sollte, einen Abgleich mit dem Palikanon herzustellen - diese Arbeit kann man sich aber in den meisten Fällen sparen, weil die Linie bzw. die Meister das schon gemacht und beachtet haben. Abweichungen davon mag es sicherlich geben.

    Warum hängt ihr mehr an den Lippen irgendwelcher buddhistischer Schulgründer als an den Worten es Buddha?


    Das liegt daran, dass die Sprache des Buddha nicht jedem zugänglich ist. So gibt es andere Verpackungen. Doch weder im Zen noch im tibetischen Buddhismus habe ich eine Abweichung entdecken können bzgl. des "Endziels".

    Wie wird bezeugt, dass diese Übertragungslinien authentisch sind?


    Du verstehst das immer noch nicht - eine mündliche Übertragungslinie wird von keinem anderem bezeugt - wie soll das denn gehen? Es ist unmöglich.



    Keine einzige Übertragungslinie kann historisch gesichert auf Buddha zurückgeführt werden


    Es gibt keine "historisch gesicherten" Fakten, also ist es unerheblich, darüber zu spekulieren.

    Die Buddhanatur ist Potential, ein Buddha ist die Realisierung dieses Potentials. So ist es möglich, das beides gleichzeitig "geht", nämlich die Buddhanatur im Unbefreiten als Potential und die Buddhanatur als realisierter Zustand in einem Buddha.


    Das ist die Aussage um die es geht und in dieser Aussage steckt kein Widerspruch - aber natürlich kannst du einen herleiten, was du ja machst, aber nützen wird dir das nichts.

    Was ist denn mein vehementer Widerspruch?

    Sag mir das doch mal in deiner eigenen Formulierung oder zitiere mal meinen vehementen Widerspruch.

    Zitat:

    Also ganz einfach: bei diesem Jonglieren mit abstrakten Begriffen mache ich nicht mit


    Dann:

    (Da kann ich dir einen rhetorischen Trick verraten, wie du dich aus dem Widerspruch lösen kannst: nenne einfach zwei verschiedene Definitionen für "Buddhanatur" :) )


    Es hat von Anfang an nie ein Widerspruch bestanden. Wenn DU aber einen Widerspruch konzipierst, dann musst DU ihn auch lösen, nicht ich.

    Da kommen solche Abstraktionen nicht vor


    Das sind keine Abstraktionen, sondern authentische Lehren, die Leonie da ins Spiel gebracht hat.




    entweder ist die "Buddhanatur" Buddha oder sie ist nur das Potential dazu, sich zum Buddha entwickeln zu können.

    Beides gleichzeitig geht nicht.


    Die Buddhanatur ist Potential, ein Buddha ist die Realisierung dieses Potentials. So ist es möglich, das beides gleichzeitig "geht", nämlich die Buddhanatur im Unbefreiten als Potential und die Buddhanatur als realisierter Zustand in einem Buddha.

    Aber nicht alles, was heilsame Wirkungen hervorbringt, ist auch authentischer Buddhadharma:


    Buddhadharma heißt ja salopp übersetzt einfach Weg des Erwachten. Um das ganze abzugrenzen muss man ja das Erwachen klassifizieren - also was ist daoistisches Erwachen, was buddhistisches Erwachen. Da gibt es dann Tabellen und Übersichten. Doch Erwachen bleibt subjektiv, bzw. in der Endphase weder subjektiv noch objektiv und das ist dann Buddhadharma - doch dann spielt der Begriff auch keine Rolle mehr. Von daher ist das ein endloses Unterfangen, solche Untersuchungen anzustellen und ich wiederhole - es nützt auch überhaupt nichts, da man ja authentische Methoden hat und sie anwenden kann.


    Ja genau :like:

    Der Buddha hat nicht gelehrt "geht in die Welt und befreit die Menschen" (Jesus), sondern seht zu, dass Ihr intensiv an Euch arbeitet, damit Ihr so schnell wie möglich befreit seid.


    Ja das stimmt. Die Frage ist dann halt persönlicher Natur - will ich alleine den Nutzen oder kann ich es mir vorstellen, auch für andere zu handeln? Das ist ja dann eben die Mahayana Entwicklung. Wenn du Rudolf antwortest, ist der ja genau in der Richtung und da wird eben Leehrheit und "Menschen befreien" kombiniert.


    Denn ich frage mich, warum sonst wird immer über die Lehre von der Leerheit geschrieben und darüber auch noch heftig gestritten.


    Leerheit ist halt so ziemlich das anspruchsvollste Thema im Buddhismus - da geht es ja nicht nur um das Verständnis alleine, sondern auch um die Anwendung - was mach ich jetzt damit?

    Sagen wir mal, die Herz-Jesu-Praxis soll mich näher zu Christus bringen, der für meine Sünden gestorben ist. Jetzt erkenne ich durch historisch-kritische Forschung, dass das ganze Sühne-Ding eine nachträgliche Konstruktion ist und der historische Jesus nicht die Absicht hatte, für die Sünden der Menschen stellvertretend zu sterben, sondern er wollte das Jundentum reformieren und hatte ein soziales Anliegen. Dann wird mir die Herz-Jesu-Praxis nichts mehr sagen. Ich werde zukünftig eher an Friedensgebeten teilnehmen und mich sozial engagieren. Meine Praxis hat sich also geändert.


    Nein das ist eben nicht richtig und leugnet die Glaubenskultur.


    Interessant ist ja dies:


    Zitat

    Jetzt erkenne ich durch historisch-kritische Forschung, dass das ganze Sühne-Ding eine nachträgliche Konstruktion ist und der historische Jesus nicht die Absicht hatte, für die Sünden der Menschen stellvertretend zu sterben, sondern er wollte das Jundentum reformieren und hatte ein soziales Anliegen. Dann wird mir die Herz-Jesu-Praxis nichts mehr sagen.


    Solche Thesen gibt es bereits seit langer Zeit, Jesus der Zelot, Jesus der Essener, Jesus der Revolutionär usw.

    Die Herz-Jesu Praxis wird trotzdem ausgeführt, weil es einfach egal ist, was "historisch korrekt" war.



    Zitat

    Meine Praxis hat sich also geändert.


    Eine Praxis, die funktioniert, wird sich sicherlich nicht verändern, wenn irgendein Historiker z.B. heraus bekommen würde, dass es die Religionsstifter nie gab und dass es eigentlich nur Geschäftemacher waren, die diese erfunden haben. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.


    Für dich mag vielleicht solch eine Art "Wahrheit" anziehend sein, aber was nützt sie dir denn, selbst wenn du sie hättest?


    Wenn Buddha nie gelebt hätte, dann gäbe es konkret und faktisch trotzdem die Sutren, Anweisungen, Praktiken, der 8fachen Pfad, die 4 edlen Wahrheiten usw. Diese sind in der Welt und diese entfalten ihre Wirkung - darum geht es, wenn (!) man praktiziert (!) und nicht nur theoretisch fachlich da irgendwas erforschen will und es als "Wahrheit" fassen will. Solche "Wahrheit" würde nichts bringen, da sie nicht in Anwendung käme.

    Wenn ich als Tibeto-Buddhist erwarte, dass ich einmal im Bardo lande, um eine neue Wiedergeburt zu erfahren, praktiziere ich anders, als ein Zenni, der einer nicht-dualistischen Sichtweise als Heilsziel entgegen sieht. Die Methoden müssen anders sein, weil sie jeweils etwas anderes bewirken. Deshlab benötigen wir hier Klarheit.


    Die Klarheit haben wir durch die mündliche Tradition - ihr wird Vertrauen geschenkt - darüber hinaus brauchen wir als Praktizierende nichts. Ich will es im christlichen Kontext ausdrücken: Die Funde bei Nag Hamadi haben absolut nichts an der Herz-Jesu Praxis verändert.