Beiträge von Schmu im Thema „Der Begriff " Shunyata" und über das Wesen der Realität ( Fragen)“

    Wir können das tausend Mal irgendwo lesen, was es mit Form, Leere, Ich, bedingtem Entstehen, Zusammengesetztsein... auf sich hat. Die einzige Möglichkeit, es zu verstehen, ist, sich hinzusetzen, zur Ruhe zu kommen, sich seines Körpers und Geistes gewahr zu sein, und loszulassen.


    Dann sehe ich auch irgendwann, dass es nicht mal stimmt, wenn ich sage: "Ich atme." Denn da ist nichts, das dieses Atmen vollzieht. Wahrer wäre es, wenn ich sage: "Es atmet mich" oder "Ich werde geatmet". Oder noch besser: "Da ist Atmen".

    Das ist nichts zum Erklären oder zum Diskutieren. Auch nichts zum Bejahen oder Verneinen. Das ist letztendlich nur erfahrbar.


    Und wenn man da jetzt sagt: "Ja, aber du kannst doch schneller oder langsamer atmen, wenn du willst, oder die Luft anhalten!" dann hat man es nicht verstanden (und das Zusammengesetztsein von allem noch nie gesehen) und spricht wieder auf der anderen Ebene. Auf der eben, wo das Phänomen "Schmu" getrennt wahrnehmbar ist.

    Finger , der sollte abgehackt werden.

    Der Arm, der sollte geopfert werden.

    Grausam doch!

    Das sind so Geschichten aus dem Zen. Für mich sind die nicht wichtig. Die Menschen haben gerne Mutproben und Helden, das betrachten sie dann als wahrhaft große Taten, wahrhaft eisernen Willen. Gerade in China (und auch Japan) hatten sie es früher scheinbar gerne mit Geißelung und Selbstverstümmelung, darunter machten sie's nicht. Ich kann darüber lächeln, mehr aber auch nicht...

    Das Bemerkenswerte war für mich dieses Ayya Khema-Zitat von Leonie :


    Zitat

    Wenn man lange genug übt, bemerkt man eines Tages, daß der sich

    bewegende Geist auch nur Dukkha ist. Das heißt, er bringt nicht nur die Dukkha erzeugenden Wünsche

    hervor, sondern er ist durch seine Bewegung selbst Dukkha.


    Darin steckt etwas, das ich so bisher in der Konsequenz noch nicht zu Ende gedacht habe.


    Wir kommen jetzt schon wieder von Höckschen auf Stöckschen und es entstehen neue Nebenthemen. Für mich war es aber dieser Satz von Ayya Khema, der mich beeindruckt hat. Da steckt definitiv etwas drin, das mir interessant erscheint, eben weil ich das bisher so noch nicht gesehen habe, weil es mir in dieser Konsequenz nicht klar war.

    Ich kann nicht etwas loslassen, das ich ablehne. Ablehnung ist nur eine andere Form des Festhaltens. Loslassen heißt, die Hand zu öffnen und damit etwas zu erlauben / ermöglichen zu gehen. Das verwechseln wir manchmal damit, dass wir meinen, das Leid müsse 'ergriffen' und 'weggeworfen' / 'ausgerottet' werden. Das ist nicht möglich. Alles, was ich tun kann, ist die Hand zu öffnen, den Griff zu lockern.

    Wenn Ablehnung ein Geistesgift ist, dann ist auch die Ablehnung des Leides/Wohls oder die Angst davor eine Form des Leidens. Oder?

    Ja, ich würde sagen, so ist es. Das ist eigentlich eine schöne Erkenntnis, weil sie ja eine Ebene tiefer geht und damit im Grunde neue Möglichkeiten (als vor der Erkenntnis) eröffnet. Sie erspart sozusagen jede Menge 'Einzelerkenntnisse', weil nun eine übergeordnete Erkenntnis da ist.

    Zitat

    Die nüchterne Erkenntnis, daß bereits die mindeste Bejahung von sinnlichem Wohl, die leiseste Identifikation mit einer Anschauung, die sanfte Gewöhnung an eine liebgewordene Gepflogenheit und der zarteste Glaube an meine andauernde Identität unweigerlich irgendwann konkretes Leid in mein Dasein bringen - Hand aufs Herz: wem fällt sie leicht ?

    Schöner Satz. In vollem Umfang wollen wir das nicht so gerne sehen. Das wäre vielleicht auch nicht einmal hilfreich, jedenfalls nicht, wenn es 'schlagartig' passierte. Das wäre ein bisschen überfordernd.

    Zitat

    Wenn man lange genug übt, bemerkt man eines Tages, daß der sich

    bewegende Geist auch nur Dukkha ist. Das heißt, er bringt nicht nur die Dukkha erzeugenden Wünsche

    hervor, sondern er ist durch seine Bewegung selbst Dukkha.

    Das ist von Ayya Khema, wenn ich das richtig verstanden habe.


    So habe ich das noch nie betrachtet. Das ist "harter Stoff", wenn ich das mal so sagen darf. Das bedeutet ja eigentlich auch, dass man Dukkha nicht loswerden kann. Ein Geist, der sich nirgendwo mehr hinbewegt, das ist reines Gewahrsein. Mit permanent reinem Gewahrsein kann ich in dieser Welt eigentlich nicht überleben, würde ich sagen. Keine zwei Wochen lang.

    Aber ich verstehe doch sehr gut, wie Faust daran leidet, denn es sei für ihn wie die Frage über das Leben und Tod.

    Und es ist doch wahr, für dieses Wissen er sei bereit alles zu opfern. Also, rein menschlich, oder?

    Ja, super-menschlich! Ich habe mein halbes Leben damit verbracht, Antworten zu suchen. Und es ist keineswegs vorbei, wenn es vielleicht auch langsam "ruhigere See" wird. Das Suchen selbst hat einen Anteil, der gar nicht zum Finden geeignet ist, das muss einem erst mal auffallen. :)

    Buddhas Weg führ nicht zum Wissen, sondern zum Glück.

    Ein bisschen führt er auch zum Wissen. Ich würde sagen, er führt zum Wissen davon, was eigentlich mit unserem "Wissen" los ist.


    Man muss Wissen loslassen, um zu dem zu kommen, was Buddha Wissensklarheit nennt. Das klingt paradox, aber damit ist etwas ganz anderes gemeint, als was wir normalerweise mit Wissen bezeichnen. Das ist nichts, dem sich unser gewöhnlicher Geist, unser gewöhnliches Denken nähern könnte.


    Wenn wir von Wissen reden, meinen wir etwas, das entweder im Sinne der Natur-wissen-schaften erforscht wurde, oder etwas, das unser Geist (Geistes-wissen-schaften) erforscht hat.