Beiträge von Katrin. im Thema „sakkāya-ditthi“

    Ja gut, das ist in diesem Fall schlüssig. Aber was ist ein Erwachter überhaupt? Die khandha ist er nicht, jenseits der khandha ist er nicht...

    Eine mögliche Definition könnte auch sein:


    Jemand, bei dem die 10 Fesseln nicht mehr erscheinen:


    1. Persönlichkeitsglaube, 2. Hängen an Regeln und Riten, 3. Zweifel, 4. Sinnenlust, 5. Abneigung, 6. Verlangen nach feinkörperlichem Dasein, 7. Verlangen nach unkörperlichem Dasein, 8. Dünkel, 9. Aufgeregtheit, 10. Nichtwissen.


    Trotzdem ist da kein Automat mit der Bezeichnung "Ich", wenn der Autofahrer hupt springt auch ein Erwachter zurück weil er zwischen sich selber und dem Auto unterscheidet, vor dem er sich in Sicherheit bringt.

    So wie ich es verstehe, würde ein Erwachter nicht aus Instinkt, aus einem Automatismus aufgrund des Erschreckens heraus zurückspringen, sondern sich bewusst dafür entscheiden. Es besteht keine Identifikation mit dem Körper mehr, deswegen könnte der Erwachte sich unter entsprechenden Umständen auch dazu entscheiden nicht zurückzuspringen.


    Siehe zum Beispiel das Gleichnis der Säge:


    Zitat

    Wenn auch, ihr Mönche, Räuber und Mörder mit einer Baumsäge Gelenke und Glieder abtrennten, so würde wer da in Wut geriete nicht meine Weisung erfüllen.

    Ja das ist wohl wichtig den Prozess zu sehen und zu erkennen wie das "Werden" entsteht, der Gedanke "Das bin ich".

    Ich will noch verdeutlichen, dass die Anhaftung in Form als Gedanke nur als Beispiel gemeint war, ich hab das Gefühl Alephant hat recht, dass Anhaftung häufig wörtlich genommen wird, als Gedanke mit dem Inhalt "Das bin ich... usw."


    Anhaftung kann aber in jeder Daseinsgruppe und auch als jede Daseinsgruppe erscheinen. Als Konsequenz daraus kann es passieren, dass sich daraus auch irgendwann ein Gedanke "Das bin ich", oder ein Gefühl etwas zu sein oder zu wollen usw. entwickelt, das muss aber nicht sein.


    Vieles bleibt auch einfach unbemerkt, vor allem wenn nichts passiert worauf man mit unangenehmem Gefühl reagieren würde.


    Deswegen steht Unwissenheit am Anfang, weil uns die volle Anhaftung überhaupt nicht bewusst ist und im Alltag nur als Spitze des Eisberges zum Vorschein kommt.


    Die Übungen zur Sinnesentreizung usw. sind ja nicht nur Hilfsmittel, damit man sich besser auf Meditationspraxis o.ä. konzentrieren kann, sondern auch um Gier, Hass und Verblendung überhaupt sichtbar aufsteigen zu lassen.

    Das Anhaften ist der Teil der Daseinsgruppen der sie als Ich und mein erscheinen lässt. Z.B. mit dem Willen der Körper zu sein bin ich der Körper.

    Genau, aber gleichzeitig findet man den Willen und den Körper nicht, wenn man nach ihnen sucht. Es ist wichtig das ganze als Prozess zu sehen, der sich nur durch eine Abfolge, ein "Werden" stabilisiert.


    Die Daseinsgruppen sind nur verschiedene Aspekte eines Prozesses ("Leben" wie Noreply sagt).


    Körperlichkeit ist nur möglich durch Gefühl, Wahrnehmung, Bewusstsein, Geistesformationen.

    Gefühl ist nur möglich durch Körperlichkeit, Wahrnehmung, Bewusstsein, Geistesformationen,

    Geistesformationen sind nur möglich durch Körperlichkeit, Gefühl, Wahrnehmung, Bewusstsein und so weiter.

    Wahrnehmung ist nur möglich durch Körperlichkeit, Gefühl, Bewusstsein.........


    Anhaften kann aufkommen bedingt durch Körperlichkeit, oder durch Gefühl, Wahrnehmung, Bewusstsein, Geistesformationen, welche wiederum bedingt sind von....


    Gleichzeitig kann Anhaften sich nur in Form der Daseinsgruppen zeigen.


    Wenn sich Anhaften zeigt als der Gedanke: "Das bin ich", dann ist dieser Gedanke ja eben nur zusammengesetzt aus den 5 Daseinsgruppen.


    Wenn man versucht es statisch, als konzeptuelles System zu verstehen, ist es sehr kompliziert weil es dem direkten Erleben eher widerspricht, meiner Meinung nach.

    Verstehe ich (noch?) nicht. Die Gruppen sind einfach Gruppen (kāya), erst wenn man daran haftet sind sie Ich oder mein (sakkāya).

    Das Komplizierte daran ist, dass einerseits an den Daseinsgruppen angehaftet wird, und Anhaften andererseits auch Teil der Daseinsgruppen ist.


    Das wird auch in MN44 besprochen:


    Zitat

    Persönlichkeit


    6. "Ehrwürdige, ist jenes Anhaften das selbe wie diese fünf Daseinsgruppen, an denen angehaftet wird, oder ist das Anhaften getrennt von den fünf Daseinsgruppen, an denen angehaftet wird?"


    "Freund Visākha, jenes Anhaften ist weder das selbe wie diese fünf Daseinsgruppen, an denen angehaftet wird, noch ist das Anhaften getrennt von den fünf Daseinsgruppen, an denen angehaftet wird. Es ist die Gier und die Begierde in den fünf Daseinsgruppen [2a], an denen angehaftet wird, welches genanntes Anhaften ist."


    [2a] Anhaften ist Teil der fünf Daseinsgruppen, also selbst Gegenstand der Anhaftung. Die ehrwürdige Dhammadinnā verdeutlicht hier den Teufelskreis aus Unwissenheit, Anhaften und Dukkha. “Gier und Begierde in den fünf Daseinsgruppen...” (upādānakkhandhesu) kann man auch als sogenannten Dispositionslokativ verstehen und – ebenso korrekt – mit “Gier und Begierde in Bezug auf die fünf Daseinsgruppen” übersetzen. Das würde aber die Frage von Visakha nicht beantworten: “Getrennt?” (Pāli: aññatra, auch: “anderswo, außerhalb?”). Anhaftung ist zugleich Agent und Objekt; es ist aber nicht ein und die selbe Anhaftung, sondern findet auf jeweils unterschiedlichen Erlebensebenen statt. Vgl. M109 und siehe “Die Fährte der Wahrheit” von S. Bodhesako (Uttenbühl 2001) zum Thema rückbezüglicher Strukturen im Erleben.



    Zu dem Thema kann ich noch diesen Aufsatz empfehlen:


    Wie Khandhas sein? Betrachtungen zum Thema khandha und upādāna von Bernd Golz auf Dhamma Dana