Beiträge von Katrin. im Thema „Alles ist verbunden | Ursache - Wirkung“

    Ich zitiere hier eine Stelle aus "Geschichte der buddhistischen Philosophie" von Volker Zotz. Dort wird wie ich finde, sehr gut beschrieben, wie das "Alles ist Verbunden" im Frühen Buddhismus gemeint war:



    Die Formel lautet:

    • alle Gebilde (Samskaras) sind vergänglich (anicca)
    • alle Gebilde (Samskaras) sind leidhaft (dukkha)
    • alle Gegebenheiten (Dharmas) sind nicht-substantiell (anātman)


    Zitat, Seite 43 aus dem Buch:


    Zitat

    Mit der Lehre von den Dharmas folgt der frühe Buddhismus dem metaphysischen Anspruch vorangehender und zeitgenössischer Schulen indischen Denkens, alles Existierende auf letzte Prinzipien zurückzuführen. Wie Yajnavalkya im Atman, Jnatiputra in Jiva und Materie und Ajita Kesakambala in stofflichen Elementen jeweils Wesenhaftes hinter den Phänomenen erkannten, blickt der frühe Buddhismus mit dem Sprechen vom Dharma über Augenscheinliches hinaus. Das auf die Wurzel "dhr/dhara" ("tragen") zurückgehende Wort soll die Wirklichkeit konstituierende, sie "tragende" Gegebenheiten bezeichnen.


    Gautamas Tragendes muss sich vom Wesenhaften anderer Denker unterscheiden, denn sein Anspruch, eine quasi theoriefreie, sich durch Erfahrung bestätigende Erlösungslehre zu vertreten, verbot unüberprüfbare Behauptungen über Welt, Mensch und Befreiung. [...]


    Sprach der frühe Buddhismus vor diesem Hintergrund über letzte Prinzipien der Wirklichkeit, hatte er von der unmittelbaren Anschauung auszugehen. Das Tragende durfte nicht als absolutes jenseitiges Transzendentes gedacht werden, sondern musste sich aus der direkten Welt- und Selbsterfahrung des Menschen ableiten lassen und damit Anteil an dieser haben.


    Entsprechend sind Dharmas Gegebenheiten, die bei analytischer Betrachtung all dessen, was als Samskara bezeichnet wird, also der gesamten wahrnehmbaren Welt einschließlich der Subjektivität, als nicht weiter zerlegbar zurückbleiben. Lebewesen und alle Dinge in der Natur und aus dem Schaffen des Menschen, bei denen sich verschiedene Bestandteile und Funktionen unterscheiden lassen, sind deshalb keine Dharmas, sondern erscheinen durch das Zusammenwirken einer Vielzahl von Dharmas.


    Dort, wo Wahrnehmen und Denken einen Punkt erreichen, an dem man ohne spekulative Elemente nicht weiterkäme, enthält man sich des Spekulation und nimmt statt dessen den Endpunkt als gegeben, als Dharma. Jedes konkrete Dinge entsteht und vergeht, dahinter werden die Dharmas Entstehen und Vergehen erkannt. Jedes sichtbare Objekt weißt Farbe auf, die aus der reinen Anschauung nicht weiter zerlegbar ist. Viele konkrete Dinge geschehen aus Gier und Hass, die als nicht aus anderen Teilen zusammengefügte Gegebenheiten gelten. [...]


    Die Dharmas werden nicht als Abstraktionen, kleinste Bestandteile im Sinne von Atomen oder Kategorien zum Ordnen der Phänomene der Welt verstanden. Sie gelten nicht als Erdachtes, sondern als Wirklichkeiten, die dem analysierenden Menschen als solche im Denken wahrnehmbar sind. Verschiedene buddhistische Übungen zielen darauf, der hinter den wahrnehmbaren Erscheinungen wirkenden Dharmas gewärtig zu werden. [...]


    Sind Dharmas zwar letzte erkennbare Prinzipien, versteht Gautama sie nicht im Sinn des Atman, der an und für sich existiert. Einerseits kommt den Dharmas kein absolutes Sein zu, weil sie entstehen und vergehen. Darüber hinaus vermag ein Dharma nur bedingt durch andere Dharmas zu bestehen.


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    Eher absolut umgekehrt, denn diese Vergänglichkeit und so wie die Flüchtigjeit der Dinge erschafft das Mit-gefühl, wenn es von Innerem kommt. Selbst Buddha wäre dann das beste "Beispiel", oder? :?:

    So meinte ich das auch, vielleicht hast du mich falsch verstanden:


    Die Vergänglichkeit und Flüchtigkeit darf nicht ignoriert, sondern im Blick (achtsam und wissensklar) behalten werden.


    Ich wollte nur drauf hinweisen, dass das Nachdenken über Vergänglichkeit oder das Nachdenken über Bedingtes Entstehen nicht das einsichtsvolle Betrachten der Dinge ersetzt, die jeden Moment entstehen und vergehen.

    Es gibt doch einen Bereich von Leiden, der auf dem Nicht-Sehen von Verbundenheit beruht, würde ich sagen.

    Leiden entsteht daraus, dass man die Natur der Dinge ignoriert.


    Aus der Gemeinsamkeit aller Dinge (vergänglich, bedingt entstanden und leidhaft) eine "Verbundenheit" aller Dinge zu schließen ist ein Gedankenkonstrukt.


    Andererseits kann es erfahren werden, aber nur als Erfahrung ist es heilsam, als Gedankenkonstrukt kann es dazu führen aus der "Verbundenheit" etwas festes, sicheres, angenehmes zu bilden.


    Es ist sicherer, die Vergänglichkeit im Blick zu halten und nicht die Verbundenheit. Daraus kommt dann die Verbundenheit von selbst.