Beiträge von Thorsten Hallscheidt im Thema „Daseinsfaktoren“

    Schmu , Martin_1980


    Vielleicht habt ihr keine Lust, all das zu lesen, was ich oben geschrieben habe, darum hier für euch exklusiv in gebotener Kürze:


    Buddha beschreibt ein Glück, das abseits von Dukkha aufscheint:


    Es ist ein langer Prozess, WEIL das "Nicht-wahrhaben-Wollen" so tief verwurzelt ist.

    Klar, aber die Angst vor dem "Nicht-wahr-haben-wollen", dem Selbstbetrug führt manchmal auch zu einem übertriebenen Pessimismus, Nihilismus und blinden Glauben an einen umfassenden Determinismus. Die buddhistische Lehre handelt aber davon, wie Menschen frei und glücklich werden können.

    Ich bezeichne Dukkha radikaler als eigentliche "Hölle"

    Ein abhängiger Mensch – Dukkha unterworfen – wird zum Spielball der Unbeständigkeit (anicca – Vergehen und Entstehen), denn Dukkha bezeichnet auch den Teil unseres Lebens, das wir für Glück halten, wenn nämlich die Sucht für eine gewisse Zeit gestillt ist. Je stärker die Sucht, desto stärker die Qualen: Tantalos. Daher lehrt der Buddha mit der Erkenntnis der ersten und zweiten edlen Wahrheit Beschaffenheit und Ursachen dieser Abhängigkeit.

    Mit dem achtfachen Pfad gelingt der Weg aus der Abhängigkeit. Wenn die Abhängigkeit abnimmt, nimmt etwas anderes zu: bedingungslose Freude.


    Zitat

    Bei einer späteren Gelegenheit, nachdem ich den Ursprung, das Verschwinden, die Befriedigung, die Gefahr und das Entkommen im Falle der Sinnesvergnügen der Wirklichkeit entsprechend kannte, überwand ich das Begehren nach Sinnesvergnügen, entfernte ich das Fieber nach Sinnesvergnügen, und ich verweile ohne Durst, mit einem Geist, der inneren Frieden hat. Ich sehe andere Wesen, die nicht frei von Sinnesbegierde sind, die vom Begehren nach Sinnesvergnügen verzehrt werden, die vor Fieber nach Sinnesvergnügen brennen, die in Sinnesvergnügen schwelgen, und ich beneide sie nicht, auch ergötze ich mich nicht daran. Warum ist das so? Māgandiya, weil es eine Freude gibt, abseits von Sinnesvergnügen, abseits von unheilsamen Geisteszuständen, welche himmlische Glückseligkeit übertrifft. Da ich mich an jenem erfreue, beneide ich nicht, was geringer ist, auch ergötze ich mich nicht daran.

    Majjhima Nikaya 75, 14


    Durch diese bedingungslose Freude geschieht etwas Außerordentliches: Das ständige Suchen hört auf, das ständige Sich-um-die-eigene-Befindlichkeit-drehen hört auf, plötzlich sind viel mehr Kapazitäten frei. Und das ist tatsächlich so, als würde man eine schwere Last ablegen, oder wäre von Schulden befreit, wäre kein Diener mehr (von der Abhängigkeit fremdbestimmt), sondern frei zu gehen, wohin man möchte, wäre in Sicherheit, und so weiter (-> Dīgha-Nikāya 11, ab 68) Und ein kleiner Teil dieser großen Erleichterung tritt bei jeder überwundenen Abhängigkeit ein. Das ist ein schrittweiser Prozess, bei dem nach und nach Dukkha nachlässt und Sukha zunimmt. Die freien Kapazitäten und dieses bedingungslose Glück führen bei vielen Menschen dazu, dass sie sich weniger um sich selbst drehen und sich mehr um das Wohl anderer bemühen. Sie werden offener, freundlicher, weniger ängstlich, herzlicher, etc...


    Anatta bezeichnet nur den Widerspruch gegen die hinduistische Vorstellung Atta, einer unveränderlichen ewigen Seele. Es sagt aber nicht, dass wir alle seelenlose Automaten sind. Buddha selbst postuliert im Udana das Ungeborene:


    Zitat


    Es gibt, ihr Bhikkhus, ein Nichtgeborenes, Nichtgewordenes, Nichtgeschaffenes, Nichtaufgebautes. Wenn es, Bhikkhus, dieses Nichtgeborene, Nichtgewordene, Nichtgeschaffene, Nichtaufgebaute nicht gäbe, Dann wäre ein Ausweg aus dem Geborenen, Gewordenen, Geschaffenen, Aufgebauten nicht zu erkennen. Da es aber, Bhikkhus, das Nichtgeborene, Nichtgewordene, Nichtgeschaffene, Nichtaufgebaute gibt, Darum ist ein Ausweg aus dem Geborenen, Gewordenen, Geschaffenen, Aufgebauten zu erkennen.


    Udana 8.3

    Er spricht auch über das Selbst und zwar in Form einer Negation. Bei der Betrachtung der fünf Skandha kommt er zu folgendem Schluss:


    Zitat

    Das gehört mir nicht, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst.


    Majjhima-Nikāya 22

    Das alles ist nicht das Selbst. Was aber ist das Selbst? Was bleibt, wenn alles Vergängliche, Zusammengesetzte nicht das Selbst ist? Nichts? Reiner, seelenloser Determinismus? Buddha, bzw. die Ordensältere Khemā antwortet folgendermaßen:


    Zitat

    Ebenso nun auch, großer König, ist jede Form, jedes Gefühl, jede Wahrnehmung, jede Gestaltung, jedes Bewußtsein, durch welche man den Vollendeten bezeichnen wollte, vom Vollendeten überwunden, an der Wurzel abgeschnitten, einem Palmstumpf gleichgemacht worden, so daß sie nicht mehr keimen, nicht mehr sich entwickeln können. Von der Bezeichnung durch Form, Gefühl, Wahrnehmung, Gestaltung, Bewußtsein erlöst ist der Vollendete tief, unermeßlich, unergründlich, gleichwie der große Ozean: Auferstehn, das trifft nicht zu; Nichtauferstehn, das trifft nicht zu; Auferstehn und Nichtauferstehn, das trifft nicht zu; Auferstehn so wenig wie Nichtauferstehn, das trifft nicht zu.


    Samyutta Nikaya 44



    Hier findet sich eine gute Auseinandersetzung mit diesem Thema. (->Klick)

    Und hier noch was – allerdings mehr aus Sicht des Mahayana: (->Klick)