Nimm an, ein Mensch sei von einem vergifteten Pfeil getroffen worden und seine Freunde und Verwandten holten einen tüchtigen Wundarzt, der Verwundete aber sagte: Nicht eher will ich den Pfeil herausziehen lassen, als bis ich weiß, ob der Mensch, der mich verwundet hat, ein Adliger oder ein Brahmane oder ein Bürger oder ein Schudra ist, wie er mit Vor- und Familiennamen heißt, ob er groß oder klein oder von mittlerer Größe ist, ob seine Haut schwarz oder braun oder hell ist, aus welchem Dorf oder aus welcher Stadt er stammt, ob er einen Bogen oder eine Armbrust benutzt hat, woraus die Bogensehne bestand, welcher Art der Pfeil ist, ob die Pfeilfedern von einem Geier oder von einem Reiher oder von einem Habicht oder von einem Hahn oder von einem andern Vogel stammen, ob die Sehne von einem Rind oder von einem Büffel oder von einem Hirsch oder von einem andern Tier stammt, wie die Pfeilspitze beschaffen ist. Dieser Mensch würde sterben, bevor er alles dies erfahren hätte.
Ebenso würde jemand, der mit dem reinen Wandel warten wollte, bis er über jene Fragen belehrt worden wäre, sterben, bevor man ihn darüber belehren könnte. Mag die Ansicht, daß die Welt ewig ist, richtig sein, so läßt sich damit doch ein reiner Wandel nicht begründen; ebensowenig läßt er sich mit der Ansicht begründen, daß die Welt nicht ewig ist. Ob nun das eine oder das andere richtig ist, auf jeden Fall gibt es Geburt, Altern und Sterben, Kummer, Jammer, Schmerz, Gram und Verzweiflung, deren Überwindung schon in diesem Leben ich lehre. Mögen über die anderen von dir genannten Fragen die einen oder die anderen Ansichten richtig sein, so läßt sich doch mit keiner davon ein reiner Wandel begründen, aber jedenfalls gibt es Geburt, Altern und Sterben, Kummer, Jammer, Schmerz, Gram und Verzweiflung, deren Überwindung schon in diesem Leben ich lehre.
Darum, Malunkyaputta, lasset das, was ich nicht erklärt habe, unerklärt sein und haltet euch an das, was ich erklärt habe. Nicht erklärt habe ich ob die Welt ewig oder nicht ewig, begrenzt oder unbegrenzt ist, ob Seele und Leib dasselbe oder Verschiedenes sind, ob ein Vollendeter nach dem Tode lebe oder nicht lebt. Ich habe es deshalb nicht erklärt, weil dies nicht zum Heile beiträgt, nicht einen reinen Wandel begründet, nicht zur Abwendung, nicht zur Wunschlosigkeit, nicht zum Aufhören, nicht zur Beruhigung, nicht zu hohem Wissen, nicht zum Erwachen, nicht zum Nirwana führt. Dagegen habe ich erklärt, was das Übel ist, woraus das Übel entspringt, wie das Übel aufhört und auf welchem Wege das Übel zum Aufhören gebracht wird. Ich habe das deshalb erklärt, weil es zum Heile beiträgt, einen reinen Wandel begründet, zur Abwendung, zur Wunschlosigkeit, zum Aufhören, zur Beruhigung, zu hohem Wissen, zum Erwachen, zum Nirwana führt. Darum lasset das, was ich nicht erklärt habe, unerklärt sein und haltet euch an das, was ich erklärt habe.
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