Beiträge von Leonie im Thema „Diskussion zu "Was ist säk. Buddhismus"“

    Das Bedingte Entstehen ist die Erklärung, wie dukkha entsteht, richtig, wie Wiederwerden funktioniert, richtig. Wer Wiederwerden in irgendeiner Weise mit individuellem Bewusstsein (Bewusstseinsstrom etc.) denkt, hat anatta nicht verstanden.

    paticcasamuppada ist die Lehre von der Bedingtheit aller das sog. individuelle Dasein ausmachenden körperlichen und geistigen Phänomene, also auch des individuellen Bewusstseins. Tanha, upadana und bhava sind die Bedingungen für Wiederwerden, wobei es sich dabei natürlich nur um dukkha handeln kann.

    Wenn der sB Wiederwerden ablehnt, dann fragt sich doch, was aus den Bedingungen tanha, upadana und bhava folgt?

    Damit ist Wissenschaft in der Lage, sich stetig der Wirklichkeit anzunähern. Sie immer differenzierter zu beschreiben. Im Unterschied zum religiösen Dogma. Das wird gern entgegen der Einsicht verbissen verteidigt.

    Das ist Wissenschaftsgläubigkeit.


    Wir haben heutzutage deshalb so viel Wissenschaft, weil wir die Ergebnisse anwenden wollen und sie also praktisch verwerten wollen. Ohne diesen Bezug zur Technik und Anwendung bzw. Vermarktung wissenschaftlicher Ergebnisse, wäre das nicht so ausgeufert. Eine Wirklichkeit, der man sich annähern könnte ist schon vom Begriff her nicht möglich.

    grundsätzliche Erkenntnisse in der Regel unbestritten bleiben. Einsichten in Details können sich ändern.

    Auch vor grundsätzlichen Erkenntnissen macht die Wissenschaft nicht Halt - sie bestreitet sie, wenn es sein muss, weil sich Erkenntnisse ergeben haben, die an die "Grundlagen" gehen.

    Allerdings gewinnt man Erkenntnisse durch Theorie UND durch empirische Messungen, die inzwischen schon recht aufwändig sind, wenn man mal den LHC in Genf in Betracht zieht oder die Messungen zum Nachweis von Gravitationswellen.

    Eine korrekte Erkenntnis der Farben, die wir mit dem visuellen Sinnesbewusstsein wahrnehmen, erfordert keine Wissenschaft. Es reicht, die sprachlichen Konventionen, die in unserer Gesellschaft gelten, zu kennen. Wenn wir in der Kita den Kindern die Farben beibringen, dann brauchen die Kinder keine wissenschaftlichen Erkenntnisse, um sie korrekt zu erlernen und die Erzieherinnen brauchen keine wissenschaftlichen Erkenntnisse, um korrekt die Farben zu lehren.

    Das ist nichts als Konvention - sprachliche Konvention. Und spätestens wenn ein Kindergartenkind da ist, das eine Rot-Grün-Farbblindheit hat, gibt es ein Problem und die Betreuerin erkennt das und schickt das Kind zum Farbsehtest.

    Wissenschaftlich gesehen entsteht "Farbe" im Gehirn, durch das Zusammenspiel von Erregung im Auge und dessen unterschiedliche Absorbtion in den Sehzellen. Der Seheindruck wird im Gehirn anhand visueller Reize interpretiert und ein Bild d.h. Farbe erschaffen.

    Es macht schon Sinn zwischen Konvention und Erkenntnis zu unterscheiden, zumal aus Konvention keine Erkenntnisse folgen, aber aus Erfahrungen auch Konventionen. Daher ist die Erfahrung sowohl eine Quelle von Konventionen UND von Erkenntnis. Man sollte es aber nicht verwechseln. Ohne Beobachtung kommt ja auch keiner zur Spekulation - aber Beobachtung allein erschafft noch keine weiterreichende Erkenntnisse, denn vieles was wir heute wissen, entzieht sich der direkten Beobachtung und braucht komplexe Messungen.

    Aber was 'Wahrheit' angeht, gilt nun mal Nāgārjunas "ohne sich auf Anwendung von Worten zu stützen, ohne 'verhüllte' Wahrheit, kann die Wahrheit im absoluten Sinn nicht gezeigt werden". Mehr als 'Zeigen' ist nicht drin - und: es geht nicht ums Zeigen, es geht um die gewiesene Richtung des Weges.

    Außer der verhüllten Wahrheit ist ja nichts zum Zeigen da. Ich kann aber diese verhüllte Wahrheit nur von der Erkenntnis der absoluten Wahrheit angemessen anwenden. Ich muss erkennen, wo der andere steht, um ihm ein Bein stellen zu können. Dafür liefern die alten chinesischen Meister ja auch die Beispiele. Kyogen im Fall 5 des Mumonkan ist so ein "Zeigen" oder eine Weg-Weisung.


    Igor07

    Die Bereitschaft die Angst zu überwinden, bzw. zu überschreiten, braucht auch eine existenzielle Notlage. Das wird in den Koan-Studien für den Verstand experimentell produziert, entspricht aber nicht einer wirklichen existenziellen Notlage, wie es Verlustangst oder sogar Todesangst bedeuten.

    Unser Gehirn ist so konstruiert, damit wir einfach überleben konnten. Aber nichts dafür "erwacht" zu werden.

    Das Gehirn und somit der Körper sind keine Konstruktionen und erfüllen auch keinen Zweck, wie z.B. Überleben. Diese Sichtweise unterstellt einen atta bzw. ein Selbst. Die Überwindung der Triebe (Gier, Hass, Verblendung) dürfte inzwischen als "überlebensnotwendig" ins Bewusstsein kommen. Aber es bedarf rechte Anstrengung dazu, vor allem den Lebenserhaltungstrieb und die Angst vor dem Sterben aufgeben zu können, ohne in das Extrem der Selbsttötung zu fallen.

    Aber der Buddha hat uns Wahnvorstellungen an die Hand gegeben um, diese Wahnvorstellungen zu überwinden.

    Er hat da zwischen rechten und falschen Ansichten unterschieden.


    Wir betrachten die Welt immer als eine Vorgestellte, weil wir in der Welt leben und von der Welt was wollen - Nahrung z.B. oder Anerkennung oder Unterhaltung ...... Da dies letztlich nicht befriedigend ist, sondern unzureichend erfahren wir Welt als leidvoll. Wenn wir soweit kommen, dass wir nicht die Welt sondern unsere Vorstellungen darüber als Irrtümer erkennen, löst sich an diesem Punkt der Wahn auf. Aber das führt dann zum nächsten und zum nächsten ... bis uns die Wiederholung des Prozesses auffällt - dieser Weg des Erfahrens ist sehr mühsam und bitter, wie ein chinesisches Sprichwort meint. Besser ist es durch Nachahmung oder Einsicht zu lernen und auf den Dharma zu hören. Die Erfahrung ist also nur die eine Seite, es braucht auch die Hilfe durch Freunde, die schon das rechte Verständnis haben und die sagen "Das ist falsch" - z.B. dass der Buddha uns Wahnvorstellungen an die Hand gegeben habe, um die Wahnvorstellungen zu überwinden.

    Wobei der Ausdruck Täuschung oder Illusion angemessener sein mag, als Wahn. Letzterer knüpft stark an die veralteten Vorstellungen vom Wahnsinn an und löst dann auch eine Abwehrhaltung aus beim Durchschnittsmenschen.

    Es geht vielmehr um das Problem der zwei Wahrheiten oder Wirklichkeiten, die einer kennen sollte, um die konventionelle Wirklichkeit/Wahrheit als Täuschung bzw. Illusion zu erkennen und sich nicht blenden zu lassen von den Formen der Welt. Ich kann mich nur in der konventionellen Welt bewegen und ausdrücken, aber wenn ich um sie absolute Wirklichkeit weiß, sie erkannt habe, dann kann mich die Welt nicht mehr ergreifen und mich in sie hinein ziehen. Ich kann das Leiden zwar empfinden und es schmerzt auch, aber es hat keine Macht über "mich" - weil es so etwas wie ein "mich" nur als zusammen gesetztes Ding gibt, dass schon im nächsten Augenblick was ganz anderes ist. Entscheidend ist aber, dass ich tätig sein kann, "zum Wohle aller Wesen".