Aus "Notizen zum Dhamma", Ehrw. Ñáóavìra Thera
Kürzere Notizen: Nibbana Seite 73 wegen: Udana VIII,3
Die Idee von nibbána als dem höchsten Ziel menschlichen Strebens wird auf den gemeinen Mann, der unschuldig die Vergnügen der Sinne genießt, zweifellos den Eindruck einer auf einzigartige Weise abschreckenden Vorstellung machen, wenn ihm gesagt wird, dass es sich um nicht mehr als nur das „Aufhören von Dasein” handelt. Ohne gleich so weit zu gehen (zumindest nicht öffentlich), auf Bradleys Absolutes zu hoffen („Es wäre uneingeschränktes Erleben, das alle Elemente in Harmonie enthält. Denken wäre als höhere Intuition gegenwärtig; Wille befände sich dort, wo das Ideal Wirklichkeit geworden war; und Schönheit und Glück und Gefühl würden in dieser vollkommenen Erfüllung weiterleben. Jede Flamme der Leidenschaft, keusch oder fleischlich, würde im Aboluten noch ungelöscht und ungeschmälert weiterbrennen, eine Note, absorbiert in der Harmonie ihrer höheren Seligkeit.” [a.a.O. (A.&R.), Kap.XV]) – ohne vielleicht ganz so weit zu gehen, würde doch sogar ein nachdenklicher Mensch vielleicht ein höchstes Gut erwarten, das ein klein wenig positiver ist als „bloßes Erlöschen”.
Wir schrecken vor der Idee zurück, dass unsere Existenz mit ihren Qualen und Extasen völlig unberechtigt ist, und wir fühlen uns von dem Vorschlag abgestoßen, dass wir ohne sie besser dran wären; und es ist nur natürlich, dass der puthujjana nach einer Formel sucht, um etwas aus dem (wie er es sich vorstellt) Schiffbruch zu retten.c
In Udána (VIII,3 <Ud.80>) spricht der Buddha in folgendem Wortlaut über nibbána:
Atthi bhikkhave ajátaí abhútaí akataí asaòkhataí, no ce taí bhikkhave abhavissa ajátaí abhútaí akataí asaòkhataí na yidha játassa bhútassa katassa saòkhatassa nissaraóaí paññáyetha.
Es gibt, ihr Bhikkhus, das Ungeborene, Ungewordene, Ungemachte, Ungestaltete; denn, ihr Bhikkhus, wenn es dieses Ungeborene, Ungewordene, Ungemachte, Ungestaltete nicht gäbe, wäre hier kein Entkommen vom Geborenen, Gewordenen, Gemachten, Gestalteten manifest.
„So eine positive Bestätigung der Existenz des Unbedingten”, so wird manchmal nahegelegt, „muss doch gewiss beinhalten, dass nibbána nicht einfach nur Vernichtung ist.” Nibbána ist sicherlich „nicht einfach nur Vernichtung” – oder vielmehr, es ist ganz und gar keine Vernichtung: Erlöschen, Aufhören von Dasein ist keinesfalls die selbe Sache wie die (angenommene) Vernichtung eines ewigen „Selbst”, einer ewigen Seele. (Siehe oben Majjhima 102.) Und die Bestätigung der Existenz von nibbána ist positiv genug – aber was genau wird bestätigt? In Asaòkhata Saíy. (1&34 <S.IV,359&371> lesen wir
Yo bhikkhave rágakkhayo dosakkhayo mohakkhayo, idaí vuccati bhikkhave asaòkhataí/ nibbánaí;
Die Beseitigung von Gier, Hass und Verblendung – das, ihr Bhikkhus, wird das Ungestaltete/Erlöschen genannt.
und wir sehen, wenn wir nicht über die Suttas hinausgehen, können wir nicht mehr als die positive Behauptung ableiten, dass die Beseitigung von Gier, Hass und Verblendung existiert. Und dies ist schlichtweg die Feststellung, dass es möglich ist, in genau diesem Leben Gier, Hass und Verblendung loszuwerden (wenn dem nicht so wäre, könnte man ihnen nicht entrinnen und daher – Aòguttara X,76 <A.V,144> - Geburt, Altern und Tod nicht entkommen). Und der arahat hat das tatsächlich geschafft.
Aber wenn wir in unseren wirren Köpfen nicht umhin können, das Gefühl zu haben, nibbána sollte doch wirklich irgendwie eine Art ewigen positiven Genusses oder wenigstens ewigen Erlebens sein, dann können wir über diese zwei Sutta-Passagen nachgrübeln:
Tisso imá bhikkhu vedaná vuttá mayá, sukhá vedaná dukkhá vedaná adukkhamasukhá vedaná, imá tisso vedaná vuttá mayá. Vuttaí kho pan' etaí bhikkhu mayá, Yaí kiñci vedayitaí taí dukkhasmin ti. Taí kho pan'etaí bhikkhu mayá saòkháránaí yeva aniccataí sandháya bhásitaí...
Vedaná Saíy. 11 <S.IV,216>
Es gibt, Bhikkhu, diese drei Gefühle, die von mir verkündet worden sind: angenehmes Gefühl, schmerzhaftes Gefühl, weder-schmerzhaftes-noch-angenehmes Ge-fühl. Diese drei Gefühle sind von mir verkündet worden. Aber dies ist von mir verkündet worden: „Was immer gefühlt wird, das ist in Leiden.” Das jedoch, Bhikkhu, ist von mir in Bezug auf die Unbeständigkeit von Gestaltungen gesagt worden.
Áyasmá Sáriputto etad avoca. Sukhaí idaí ávuso nibbánaí, sukhaí idaí ávuso nibbánan ti. Evaí vutte áyasmá Udáyi áyasmantaí Sáriputtaí etad avoca. Kim pan'ettha ávuso Sáriputta sukhaí, yad ettha n'atthi vedayitan ti. Etad eva khv ettha ávuso sukhaí, yad ettha n'atthi vedayitaí.
Aòguttara IX,34 <A.IV,414>
Der Ehrwürdige Sáriputta sagte dieses: - Angenehm, Freunde, ist dieses Erlöschen! Angenehm, Freunde, ist dieses Erlöschen! – Nach diesen Worten sagte der Ehrwürdige Udáyi zum Ehrwürdigen Sáriputta: - Aber was ist daran angenehm, Freund Sáriputta, wo doch darin nichts gefühlt wird? – Genau das, Freund, ist angenehm, dass darin nichts gefühlt wird.