Beiträge von Thorsten Hallscheidt im Thema „Extinction Rebellion Buddhists Germany“

    Und in der Lehre geht es nicht um Wohlbefinden

    Es geht natürlich auch um Wohlbefinden und Glück:


    Zitat

    Wer gern die Lehre hört, schläft gut und lebt beglückt.

    Vom edlen Buddhawort sind Weise stets entzückt.


    [...]


    Dort such' er höchstes Glück, abseits von Sinnlichkeit,

    Besitzlos läutere er sich von Unreinheit.


    Quelle


    Was die zunehmende Unabhängigkeit von äußeren Bedingungen angeht, die den Menschen zu einem Spielball der Unbeständigkeit machen, so ist Milarepa für mich ein großes Vorbild.

    Möchte die Anmerkung aber machen, dass die Entwicklung der benötigten Fähigkeiten viel Zeit braucht.

    Ja, klar. Jeder Schritt, mag er auch noch so scheinbar klein sein, ist aber von zunehmendem Wohlbefinden begleitet. Es sind sich gegenseitig verstärkende Prozesse. Da kann man dem Buddha, dem Dharma und der Sangha vertrauen. Denn die Lehre ist eine, deren Anfang begütigt, deren Mitte begütigt, deren Ende begütigt:


    Zitat

    Treu der heiligen Tugendsatzung, treu der heiligen Sinnenzügelung, treu der heiligen klaren Einsicht, treu der heiligen Zufriedenheit sucht er einen abgelegenen Ruheplatz auf, einen Hain, den Fuß eines Baumes, eine Felsengrotte, eine Bergesgruft, einen Friedhof, die Waldesmitte, ein Streulager in der offenen Ebene. Nach dem Mahle, wenn er vom Almosengange zurückgekehrt ist, setzt er sich mit verschränkten Beinen nieder, den Körper gerade aufgerichtet, und pflegt der Einsicht.

    1. Weltliche Begierde hat er verworfen; mit einem von Begierde freien Geiste verweilt er, von Begierde läutert er seinen Geist.
    2. Zorneserregung hat er verworfen, haßlosen Geistes verweilt er; zu allen lebenden Wesen und Geschöpfen von Wohlwollen und Mitgefühl erfüllt, läutert er seinen Geist von Zorneserregung.
    3. Stumpfheit und Mattheit hat er verworfen, frei von Stumpfheit und Mattheit verweilt er; lichten Geistes, achtsam, klarbewußt läutert er seinen Geist von Stumpfheit und Mattheit.
    4. Aufgeregtheit und Gewissensunruhe hat er verworfen, ohne Aufregung verweilt er, innerlich im Geiste gestillt, läutert er seinen Geist von Aufgeregtheit und Gewissensunruhe.
    5. Den Zweifel hat er verworfen, dem Zweifel entronnen verweilt er, ohne Schwanken im Guten läutert er seinen Geist vom Zweifel.


    -> Quelle

    Seine Frau hätte gemeint, sie bräuchte nochmal Sonne (vor diesem Winter, mit allen seinen drohenden Herausforderungen).

    Wie ist eine gute Reaktion darauf?

    Man könnte sie auf die wesentlich heftigeren Herausforderungen hinweisen, die auf ihre und unsere Kinder und Enkel zukommen, wenn sich jeder so verhält wie sie. Dann wird ihr möglicherweise bewusst, dass sie ihr persönliches Wohlbefinden über das Recht auf eine gesunde Umwelt stellt, das die Generationen nach uns haben sollten.

    Aber die soziale Ächtung hinterfragen: Worauf basiert deine Annahme, dass sie mehr nutzt als schadet?

    Nehmen wir ein Beispiel, um zu verdeutlichen, was ich mit Ächtung meine. Jemand kackt in die Dessous-Abteilung eines Kaufhauses zwischen die Kleiderständer. Es gibt wahrscheinlich kein Gesetz, das derartiges mit besonders hohen Strafen versieht, und trotzdem werden die allermeisten Menschen diese Handlung instinktiv ablehnen, mit Unverständnis und Abgestoßen-Sein reagieren und dem Handelnden wohl nicht gerade freundlich begegnen. Dabei wird durch diese Handlung nicht einmal jemand ernsthaft gefährdet. Es stinkt nur und ist irgendwie eklig... Die Reaktion, die diese Handlung bei den meisten Menschen hervorrufen wird, nenne ich automatische soziale Ächtung, die sich in dem eher gefühlten als bewusst entschiedenen Satz: Das gehört sich einfach nicht akkumuliert.


    Jemand, der z.B. heute mit einem 2,5 Tonnen schweren SUV durch die Gegend fährt, verdreckt nicht nur die Umwelt, er gefährdet sogar mittelbar Menschenleben, indem er völlig unnötigerweise massenweise CO2 ausstößt. Diese Art der Handlung wird hoffentlich zukünftig automatisch ebenso den Satz: Das gehört sich einfach nicht hervorrufen = sozial geächtet sein.


    Es gibt sehr viele Handlungen, die heute ähnlich schädlich und egoistisch bewertet werden müssten wie das Eingangsbeispiel. Diese Bewertungen bilden den Status eines zukünftigen notwendigen Wertewandels ab.

    Moin Gurkenhut


    Wenn es eine Handlung gibt, von der klar ist, dass sie einen Schaden für die Allgemeinheit darstellt, und diese Handlung aber nicht verboten ist, wird es immer jemanden geben, der sie begeht, weil er oder sie Vorteile darin für sich sieht. Dies wird meist bekannt, sodass Menschen nach dem Motto "Ich bin doch nicht blöd!" diese Handlung kopieren werden, vor allem, wenn sie Bequemlichkeit und sonstige Vorteile unterstützt. Darum sind Gesetze unerlässlich. Zu den Gesetzen gehören Strafen, die die potenziellen Vorteile, die eine Handlung bietet, durch die negativen Aspekte einer Sanktionierung aufheben. Ansonsten geschieht das, was aus der Umweltpolitik nur allzu bekannt ist: Menschen nehmen Sanktionen, wenn sie zu gering sind, auf sich, da sie unter dem Strich immer noch Vorteile sehen. Ich denke, dieses Menschenbild ist nicht allzu gut, aber auch nicht allzu schlecht. Menschen sind nicht per se bereit, zum Wohle aller zu handeln. Dazu braucht es Erziehung, Motivation und Information – und Gesetze, damit das Engagement der Vielen nicht durch das Fehlverhalten von wenigen immer wieder unterminiert wird. Zudem muss klar sein, dass eine Handlung auch ethisch "schlecht" ist, soziale Ächtung und Kontrolle sind wesentliche Aspekte, damit eine Werteverschiebung Alltag wird.

    Mir ist bewusst, dass diese Sichtweise im europäisch-buddhistischen Kontext nicht gern wahrgenommen wird. In den Ursprungsländern sieht das aber ganz anders aus, weil dort Individuelles Wollen weit weniger über das kollektive Wohl gestellt wurde als in unserer individualisierten Konsumgesellschaft.


    Viele Grüße


    Thorsten

    Ich denke die Komplexe Klimawandel und Gewaltprävention zusammen und bin klar bei einem ja, was aktives Beschämen und Ausgrenzen angeht, weil du damit Emotionen hervorrufst, die die wenigsten CO2-neutral und gewaltlos verarbeiten können.

    In unserer Gesellschaft ist Ähnliches längst Realität, nur ist es für uns Alltag, was bedeutet, der gesellschaftlich Wandel ist längst vollzogen. Verschiedene Handlungen führen bei uns zu staatlichen, gesellschaftlichen oder sozialen Sanktionen, sofern sie Gesetzen oder Wertvorstellungen widersprechen, die wir uns als Gesellschaft gegeben haben. Zum Beispiel ist es verboten, Tiere zu quälen. Und jeder halbwegs normale Mensch, der so etwas sieht, wird energisch einschreiten, falls ein Tier sinnlos gequält wird. Das Gleiche gilt für Missbrauch von Kindern oder Gewalt gegen Frauen, u.s.w. – Handlungen eben, die mittlerweile glücklicherweise gesellschaftlich geächtet sind (noch von 150 Jahren waren sie es nicht!). Menschen, die derartiges tun, werden heute sicher nicht sonderlich freundlich behandelt werden, zudem werden ihre Taten wohl kaum positive Wertungen nach sich ziehen, sie werden Probleme im persönlichen Umfeld und mit staatlichen Institutionen bekommen. Siehst Du es hier ebenso kritisch, wenn solche Handlungen verurteilt und auf verschiedenen Ebenen sanktioniert werden?

    Hier ist ein guter Debattenbeitrag:


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    Das lässt sich gut auf Klimaschutz übertragen.

    Und? Hatten diese etwa Erfolg?

    Nicht bei allen, aber bei vielen Männern ist angekommen, dass CatCalling das Gegenteil von cool ist: eine peinliche Blamage.


    Es gibt auch ein paar hartgesottene Raucher, die Restaurants meiden oder Streit anfangen, weil sie glauben, das Recht zu rauchen gehöre zu den Menschenrechten. Aber das sind Einzelfälle.

    "Kein Schaden verursachen" erscheint mir dagegen als allgemeingültiges buddhistisches Prinzip.

    Wenn Du "keinen Schaden verursachen" ernst nimmst, wirst Du wahrscheinlich um eine gewisse Form des Aktivismus nicht herumkommen, denn es fehlen eben auch (politisch gewollt) die entsprechenden Strukturen, mit denen überhaupt eine Wahl bestünde. Siehe z.B. öffentlicher Nahverkehr. Aber auch das reine "keinen Schaden verursachen" ist anspruchsvoll genug, da durch die hohe Komplexität der gegenwärtigen Warenströme oft nicht sichtbar ist, was, wie und wo schadet.

    Parallel geht daraus Mitgefühl für die Leute hervor, die sich klimaschädigend verhalten, weil sie schließlich auch nur nach Glück suchen, ohne zu wissen, dass sich darin kein Glück, oder eben nur ein kurzfristiges Glück finden lässt.

    Gesellschaftlicher Wandel ist dann gelungen, wenn die Mehrheit der Ansicht ist, dass sich eine bestimmte Handlung "nicht gehört", dass sie "einfach nicht in Ordnung" oder sogar "kriminell" ist. Die "Flugscham" z.B. ist ein erstes Zeichen, dass sich etwas tut. Aber sehr genau sichtbar ist das beim Rauchen in Kneipen oder Restaurants. Ein Raucher, die Raucherin dort wird mittlerweile als komplett rücksichtslos wahrgenommen, er oder sie wird hinausgebeten, man schüttelt den Kopf über so wenig "gutes Benehmen" und so viel "Egoismus". Klima und Artenschutz werden dann in der Gesellschaft angekommen sein, wenn Zuwiderhandlungen nicht mehr zu den gesellschaftlich akzeptierten Handlungen gehören werden. Dazu gehört unbedingt die Bewertung einer solchen Handlung, das social blaming, die Ausgrenzung derjenigen, die einer gesellschaftlichen Vereinbarung nicht folgen wollen. Durch diese automatische Bewertung oder auch das spontane shaming bekommt eine solche Entwicklung Breitenwirkung. Früher war es auch üblich und akzeptiert, seinen Müll im Wald zu entsorgen. Heute ist das gesellschaftlich geächtet und unter Strafe. "Das macht man einfach nicht." Bewertung und Strafe gehören zusammen, denn eine Strafe, die nicht zugleich auf einer gesellschaftlichen Vereinbarung beruht, ist wirkungslos -> siehe Steuerhinterziehung. Darum ist es meiner Ansicht nach bei sich selbst und auch anderen wichtig, dass man sich bewusst macht und auch bewertet, wenn man Klimawandel und Artensterben durch eigenes Handeln forciert. Zukünftig muss es so absurd und so geächtet sein, CO2 zu verballern, wie es heute absurd ist, in einem Restaurant zu rauchen. Darum bin ich für Wertung und Konfrontation – bei mir selbst und anderen.

    Klima - und Artenschutz ist für mich selbstverständlich, gerade weil ich mein Ego zumindest soweit reduzieren konnte, das die Gier nach Konsum und Sinnesbefriedigung auf ein Mindestmaß weiterläuft, bis ich es irgendwann mal ganz zum Erliegen bringen werde.

    Das gibt mir die Möglichkeit meine Freizeit mit wichtigeren Themen, wie die von dir genannten, zu verbringen.

    Doch all das ist nicht mein Ziel. Mein Ziel ist das Leid auszulöschen. Der ganze Rest ist ein Nebenprodukt, der einfach daraus hervorgeht, ohne das ich jemals das Gefühl hatte, auf etwas verzichten zu müssen.

    Das kann man gar nicht genug betonen! Super formuliert!


    Gerade weil ich meinen Frieden mit dem Klimawandel und dem daraus vielfach hervorbringenden Leid (auch für meine Kinder) gefunden habe, kann ich heilsam damit umgehen.


    Damit kann ich keinen Frieden schließen. Denn, was würde das denn bedeuten? Kannst Du mir sagen, wie sich dieser Frieden für Dich darstellt?

    Aus Interesse: glaubt ihr ernsthaft, durch auslachen überzeugen zu können?

    Weißt du, Gurkenhut, ich habe ehrlich keine Ahnung, wie ich hier überhaupt jemanden überzeugen soll. Eigentlich nahm ich an, dass Klima- und Artenschutz für alle Buddhisten selbstverständlich sein sollte. Es tut mir weh, all das zu sehen, und nichts oder nur viel zu wenig machen zu können. Was Du hier liest, ist sicher keine Überzeugungsarbeit, sondern eher Ausdruck von Fassungs- und Hilflosigkeit. Je mehr ich mich informiere, je mehr mir bewusst wird, was alles auf dem Spiel steht, desto fassungsloser werde ich, wie wenig sich bewegt, und wie oft immer die gleichen Argumente, warum alles so weiterlaufen kann und muss wie bisher, perpetuiert werden.

    Nennst du bitte Beispiele dafür.


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