Extinction Rebellion Buddhists Germany

  • Voyager Ich denke, nachvollziehbare Argumente - sowohl nach Plus als auch nach Minus - sind in den oben verlinkten Artikeln reichlich zu finden. Ob man "emotional heißblütig" ist (was immer das bedeutet), wenn man auf Erkenntnisse verweist, die mit dem offiziellen Narrativ nicht übereinstimmen, ist vermutlich eher Ansichtssache. Meine Frau hat jedenfalls gerade herzlich gelacht, als sie erfuhr, daß mich jemand als heißblütig bezeichnet hat. :grinsen:

    Von mir aus kann jeder glauben was er will, das sehe ich völlig entspannt, aber ich habe in meinem Leben gelernt, daß immer dann, wenn von offizieller Seite ein Thema mit solcher Vehemenz und über Jahre durch alle nur möglichen Kanäle geprügelt wird, die jeweilige Angelegenheit oberfaul ist. Und mehr will ich dazu auch nicht beitragen, will hier niemandem seinen Glauben rauben. :silent:

    Ich weiß nicht, was ich bin; ich bin nicht, was ich weiß: Ein Ding und doch kein Ding, ein Pünktchen und ein Kreis. (Angelus Silesius)

  • Voyager Ich denke, nachvollziehbare Argumente - sowohl nach Plus als auch nach Minus - sind in den oben verlinkten Artikeln reichlich zu finden. Ob man "emotional heißblütig" ist (was immer das bedeutet), wenn man auf Erkenntnisse verweist, die mit dem offiziellen Narrativ nicht übereinstimmen, ist vermutlich eher Ansichtssache. Meine Frau hat jedenfalls gerade herzlich gelacht, als sie erfuhr, daß mich jemand als heißblütig bezeichnet hat.


    Ich meinte nicht deine Person, hielt es bewusst allgemeiner. Schön dass deine Frau trotzdem was zu lachen hatte und danke für die Mitteilung.


    Du schriebst 'niemand leugnet hier den Klimawandel, darum geht es gar nicht'.


    Ich sah eine Parallele zu meinem Hierhineinwurf, dass ich einen Schlussatz in nem taz Artikel nicht gut fand. Das aber heisst anscheinend für andere: ich sage man soll nichts tun.

  • Ich denke die Komplexe Klimawandel und Gewaltprävention zusammen und bin klar bei einem ja, was aktives Beschämen und Ausgrenzen angeht, weil du damit Emotionen hervorrufst, die die wenigsten CO2-neutral und gewaltlos verarbeiten können.

    In unserer Gesellschaft ist Ähnliches längst Realität, nur ist es für uns Alltag, was bedeutet, der gesellschaftlich Wandel ist längst vollzogen. Verschiedene Handlungen führen bei uns zu staatlichen, gesellschaftlichen oder sozialen Sanktionen, sofern sie Gesetzen oder Wertvorstellungen widersprechen, die wir uns als Gesellschaft gegeben haben. Zum Beispiel ist es verboten, Tiere zu quälen. Und jeder halbwegs normale Mensch, der so etwas sieht, wird energisch einschreiten, falls ein Tier sinnlos gequält wird. Das Gleiche gilt für Missbrauch von Kindern oder Gewalt gegen Frauen, u.s.w. – Handlungen eben, die mittlerweile glücklicherweise gesellschaftlich geächtet sind (noch von 150 Jahren waren sie es nicht!). Menschen, die derartiges tun, werden heute sicher nicht sonderlich freundlich behandelt werden, zudem werden ihre Taten wohl kaum positive Wertungen nach sich ziehen, sie werden Probleme im persönlichen Umfeld und mit staatlichen Institutionen bekommen. Siehst Du es hier ebenso kritisch, wenn solche Handlungen verurteilt und auf verschiedenen Ebenen sanktioniert werden?

    Ich würde mal damit anfangen, dass ich jedwede Gewalthandlung verurteile, auch verbale Gewalt, die Beschämung und Ausgrenzung umfasst. Damit verbunden auch froh bin, dass das Gewaltmonopol beim Staat liegt. Was durch den Schutzgedanken legitimiert ist, auch wenn ich hier kleine und große Details der Ausgestaltung für diskutabel halte.


    Was heißt aber das verurteilen konkret?

    Zum einen, dass ich mich sehr bemühe es aus meinem Verhalten und Sprachgebrauch rauszubekommen. Was nicht einfach ist. Ich weiß nicht wie nah du schon mal dran warst zuzuschlagen. Ich fand es erschreckend, wo mich die Überforderung hinbringen kann, die das Kinder haben mit sich bringt.

    Gleichsam bedeutet es für mich, jede Arbeit (ob bezahlt oder unbezahlt) wertzuschätzen, die zu einer Verringerung der Gewalt beiträgt. Und dann stehe ich auf sehr konstruktivem Standpunkt und mir geht es nicht darum, irgendwen zu bestrafen, sondern Zukünftiges verhindern.


    Bei der Gewalt muss glaube ich unterschieden werden, ob ein Verhalten gewohnheitsmäßig im Gebrauch ist und für richtig oder akzeptabel gehalten wird, dann bringt es viel in die Diskussion zu gehen und versuchen begreiflich zu machen, warum es schadet. Ausgrenzung und Beschämung rufen Scham und die Angst vor dem Verlassen werden/ vor dem Alleinsein hervor. Die so schwer auszuhalten sind, dass ein Gegenüber sehr häufig das tut, was man von ihm will. Nicht wegen guter Argumente, die dafür sprechen, und die Methode prüft nicht mal, ob gute Argumente dafür sprechen, sondern es ist reine Manipulation. Und dann hast du das Hervorrufen der schwierigen Gefühle und den Samen für respektloses Verhalten gelegt, weil es viel leichter ist, Verhalten zu kopieren statt überzeugt einen stabilen Standpunkt auf den eigenen Überzeugungen einzunehmen. (Man kann eine Menschen nicht erziehen, die machen einem eh’ alles nach. Oder buddhistisch: Der Mensch ist auch nichts anderes als eine lustige Mischung aus Folge der Vergangenheit und Ursache für die Zukunft.)

    Die andere Ursache für gewaltsames Verhalten aber ist, dass am Ende der Nerven die Selbstkontrolle nicht mehr gut funktioniert. Und hier ist es kontraproduktiv den inneren Stresspegel zu erhöhen, z.B. durch das Hervorrufen starker negativer Gefühle.


    Die Zunahme der häuslichen Gewalt während der Corona-Pandemie liegt glaube ich an beidem. Einerseits steigt die Akzeptanz verbaler Gewalt, die kausal vor (der Akzeptanz) der körperlichen Gewalt kommt. Und der individuelle Stress steigt.


    Es gibt übriges die Phänomene, dass Eltern zwar ständig gesagt bekommen, was sie alles falsch machen. Aber gerade bei den gravierendsten Grausamkeiten zu häufig weggeschaut wird. Gleichsam gibt es wahnsinnig unkonstruktives Einschreiten bei Gewalt gegen Frauen. Den normalen Menschen, der aus seiner Prägung heraus einen völlig sinnvollen Umgang mit erlebter oder beobachteter Gewalt hat, kennen ich nicht. Eher den Ansatz, Gewalt mit Gewalt zu beantworten und damit den Kreislauf am laufen zu halten.


    Tut mir leid, dass das ein Roman geworden ist. Kürzer konnte ich mich bei dem Thema nicht fassen.

    Einmal editiert, zuletzt von Gurkenhut ()

  • Die andere Ursache für gewaltsames Verhalten aber ist, dass am Ende der Nerven die Selbstkontrolle nicht mehr gut funktioniert. Und hier ist es kontraproduktiv den inneren Stresspegel zu erhöhen, z.B. durch das Hervorrufen starker negativer Gefühle.

    Übelwollen ist deshalb ein Hindernis (wie die vier anderen), weil es einen daran hindert, das Hindernis zu überwinden und einen im Hindernis gefangen hält. Ihnen wohnt ein Selbsthaltungseffekt inne, der wirklich schwer zu überwinden ist.


    Jedoch kann ein einziger Moment des Wohlwollens oder einer Handlung des Mitgefühls eines anderen Menschen so eine Wut verpuffen lassen.

  • Moin Gurkenhut


    Wenn es eine Handlung gibt, von der klar ist, dass sie einen Schaden für die Allgemeinheit darstellt, und diese Handlung aber nicht verboten ist, wird es immer jemanden geben, der sie begeht, weil er oder sie Vorteile darin für sich sieht. Dies wird meist bekannt, sodass Menschen nach dem Motto "Ich bin doch nicht blöd!" diese Handlung kopieren werden, vor allem, wenn sie Bequemlichkeit und sonstige Vorteile unterstützt. Darum sind Gesetze unerlässlich. Zu den Gesetzen gehören Strafen, die die potenziellen Vorteile, die eine Handlung bietet, durch die negativen Aspekte einer Sanktionierung aufheben. Ansonsten geschieht das, was aus der Umweltpolitik nur allzu bekannt ist: Menschen nehmen Sanktionen, wenn sie zu gering sind, auf sich, da sie unter dem Strich immer noch Vorteile sehen. Ich denke, dieses Menschenbild ist nicht allzu gut, aber auch nicht allzu schlecht. Menschen sind nicht per se bereit, zum Wohle aller zu handeln. Dazu braucht es Erziehung, Motivation und Information – und Gesetze, damit das Engagement der Vielen nicht durch das Fehlverhalten von wenigen immer wieder unterminiert wird. Zudem muss klar sein, dass eine Handlung auch ethisch "schlecht" ist, soziale Ächtung und Kontrolle sind wesentliche Aspekte, damit eine Werteverschiebung Alltag wird.

    Mir ist bewusst, dass diese Sichtweise im europäisch-buddhistischen Kontext nicht gern wahrgenommen wird. In den Ursprungsländern sieht das aber ganz anders aus, weil dort Individuelles Wollen weit weniger über das kollektive Wohl gestellt wurde als in unserer individualisierten Konsumgesellschaft.


    Viele Grüße


    Thorsten

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Thorsten Hallscheidt

    Gurkenhut


    Hat Publilius Syrus (röm. Moralist, Aphoristiker, Schriftsteller, 85 bis 43 v. Chr.) Recht, der da äußerte:


    "Furcht, nicht Güte, bändigt den Frevler" (alternativ - den "Bösen") ?


    Obwohl es mir widerstrebt, dies so zu sehen, lehrt die Erfahrung, dass es oft so zu sein scheint.....

    Der "vernunftbegabte" Mensch verhält sich leider häufig unvernünftig und egoistisch, was sich - besonders als Massenphänomen - als fatal für alle erweist, gerade beim Thema Klimawandel.

    Sanktionen müssen von der Politik kommen, von den Mitmenschen der "Tadel", aber natürlich mit Mitgefühl... ;)

    Wirklich liegt alle Wahrheit und alle Weisheit

    zuletzt in der Anschauung. (Arthur Schopenhauer)


    Oh wünsche nichts vorbei und wünsche nichts zurück!

    Nur ruhiges Gefühl der Gegenwart ist Glück. (Friedrich Rückert)

  • Lieber Thorsten,

    Wenn es eine Handlung gibt, von der klar ist, dass die einen Schaden für die Allgemeinheit darstellt, und diese Handlung aber nicht verboten ist, wird es immer jemanden geben, der sie begeht, weil er oder sie Vorteile darin für sich sieht. (...)

    Bin ich prinzipiell bei dir. Allerdings möchte ich die Frage anschließen, wonach entschieden bzw. geprüft wird, welche Handlungen zu verbieten sind. Meiner Meinung nach ist der Diskurs basierend auf Argumenten, nicht auf Beleidigungen, ein guter Weg. Wenn man sich mit Gegenargumenten auseinandersetzt und sie nicht entkräften kann, müssen sie wohl relevant genug sein, in die Entscheidungsfindung einbezogen zu werden. Darüber kommt man glaube ich zu einem guten Gesamtbild auf komplexe Sachverhalte.

    Darum sind Gesetze unerlässlich. Zu den Gesetzen gehören Strafen, die die potenziellen Vorteile, die eine Handlung bietet, durch die negativen Aspekte einer Sanktionierung aufheben. Ansonsten geschieht das, was aus der Umweltpolitik nur allzu bekannt ist: Menschen nehmen Sanktionen, wenn sie zu gering sind, auf sich, da sie unter dem Strich immer noch Vorteile sehen.

    Bin ich bei dir, aber mit oben beschriebenen Standpunkt, dass die Gesetze auf demokratischen Wege in einem Diskurs, der Wert auf Argumente nicht auf wirksame Manipulation legt, entstanden sind.

    Dazu braucht es Erziehung, Motivation und Information – und Gesetze, damit das Engagement der Vielen nicht durch das Fehlverhalten von wenigen immer wieder unterminiert wird.

    An dem Punkt, das Engagement der Vielen dem Fehlverhalten weniger gegenüberzustellen, sind wir nicht.


    Zudem muss klar sein, dass eine Handlung auch ethisch "schlecht" ist, soziale Ächtung und Kontrolle sind wesentliche Aspekte, damit eine Werteverschiebung Alltag wird.

    Zum einen, bin ich für den Diskurs als ersten Aspekt oder einen der wichtigsten Aspekte der Meinungsbildung und nicht der Zwang. Gegen die Kontrolle der Einhaltung der Gesetze möchte ich nicht anreden. Aber die soziale Ächtung hinterfragen: Worauf basiert deine Annahme, dass sie mehr nutzt als schadet?

  • Liebe Anna Panna,


    Hat Publilius Syrus (röm. Moralist, Aphoristiker, Schriftsteller, 85 bis 43 v. Chr.) Recht, der da äußerte:


    "Furcht, nicht Güte, bändigt den Frevler" (alternativ - den "Bösen") ?

    Mein Eindruck ist, dass wir derzeit weitverbreitet das Phänomen von viel zu viel Furcht haben, nicht zu wenig. Dieses Thema selbst löst wahnsinnig viel Furcht aus. Soviel, dass sich viele in der Abwehr einrichten, statt sich damit auseinander zu setzen.

    Güte kann das innere Chaos beruhigen, was in unserer Gesellschaft nicht zur Allgemeinbildung gehört, eher wird Wohlwollen schlecht geredet.

    Ich weiß nicht, wen du mit "den Bösen" meinst. Mir sind schon viele Menschen (mich inkl.) über den Weg gelaufen, die sehr hinterfragenswerte Verhaltensweisen an den Tag legen/legten. Und keinen würde ich bei näherer Betrachtung mit "der Böse" bezeichnen. Gleichsam sehe ich Leute aufblühen, wenn sie mit Güte angeschaut werden.

  • Liebe(r)? Gurkenhut,


    danke dir für deine Sicht der Dinge.

    Ich teile deine Einschätzung, dass derzeit sehr viel Furcht/Angst in der Welt spürbar ist und aus Furcht auch Abwehr erwachsen kann, die kontraproduktiv wirkt.


    Ich weiß nicht, wen du mit "den Bösen" meinst.


    "Frevler" wird in dem Aphorismus manchmal auch mit "Bösen" übersetzt. Damit sind sicher nicht "normale" Menschen gemeint, die - dann und wann - "sehr hinterfragenswerte Verhaltensweisen an den Tag legen", sondern richtige Verbrecher, die anderen Lebewesen mit voller Absicht aus Egoismus oder gar Sadismus Schaden zufügen. Da diese Individuen irgendwie "krank" sind, ist aus buddhistischer Sicht sicher auch Mitgefühl angebracht, aber eben auch mit den Opfern und diese müssen vor weiteren Schäden bewahrt werden. Güte wird leider von solchen Tätern oft als Schwäche gesehen und ausgenutzt...

    Wirklich liegt alle Wahrheit und alle Weisheit

    zuletzt in der Anschauung. (Arthur Schopenhauer)


    Oh wünsche nichts vorbei und wünsche nichts zurück!

    Nur ruhiges Gefühl der Gegenwart ist Glück. (Friedrich Rückert)

  • Aber die soziale Ächtung hinterfragen: Worauf basiert deine Annahme, dass sie mehr nutzt als schadet?

    Nehmen wir ein Beispiel, um zu verdeutlichen, was ich mit Ächtung meine. Jemand kackt in die Dessous-Abteilung eines Kaufhauses zwischen die Kleiderständer. Es gibt wahrscheinlich kein Gesetz, das derartiges mit besonders hohen Strafen versieht, und trotzdem werden die allermeisten Menschen diese Handlung instinktiv ablehnen, mit Unverständnis und Abgestoßen-Sein reagieren und dem Handelnden wohl nicht gerade freundlich begegnen. Dabei wird durch diese Handlung nicht einmal jemand ernsthaft gefährdet. Es stinkt nur und ist irgendwie eklig... Die Reaktion, die diese Handlung bei den meisten Menschen hervorrufen wird, nenne ich automatische soziale Ächtung, die sich in dem eher gefühlten als bewusst entschiedenen Satz: Das gehört sich einfach nicht akkumuliert.


    Jemand, der z.B. heute mit einem 2,5 Tonnen schweren SUV durch die Gegend fährt, verdreckt nicht nur die Umwelt, er gefährdet sogar mittelbar Menschenleben, indem er völlig unnötigerweise massenweise CO2 ausstößt. Diese Art der Handlung wird hoffentlich zukünftig automatisch ebenso den Satz: Das gehört sich einfach nicht hervorrufen = sozial geächtet sein.


    Es gibt sehr viele Handlungen, die heute ähnlich schädlich und egoistisch bewertet werden müssten wie das Eingangsbeispiel. Diese Bewertungen bilden den Status eines zukünftigen notwendigen Wertewandels ab.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Diese Art der Handlung wird hoffentlich zukünftig automatisch ebenso den Satz: Das gehört sich einfach nicht hervorrufen = sozial geächtet sein.

    Ich könnte mir vorstellen, dass es sich, mittel- bis langfristig, tatsächlich so entwickelt, momentan sehe ich (zumindest in meinem Umfeld) davon noch nichts...

    Andererseits ist "soziale Ächtung" wirklich ein zweischneidiges Schwert und würde u.U. für (noch mehr) Unfrieden in der Gesellschaft sorgen. Immer gibt es Menschen, die - quasi in einer Art Trotzreaktion ("Jetzt erst recht!") - auf die öffentliche Meinung pfeifen. Provozieren macht nicht nur Pubertierenden Spaß, sondern auch Leuten, die sich oft ohnmächtig fühlen und ihren Zorn durch Nichtanpassung/Querschießen zeigen.


    Am nachhaltigsten wirken immer noch eigene Erfahrungen und daraus gewonnene Erkenntnisse, obwohl es auch Leute gibt, die (sich) alles schönreden ("Wir hatten doch einen Super-Sommer 2022!")...

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  • Diese Art der Handlung wird hoffentlich zukünftig automatisch ebenso den Satz: Das gehört sich einfach nicht hervorrufen = sozial geächtet sein.


    Ich glaube, ich bin so gar kein Fan von Mitläuferqualitäten (auch wenn ich sie vollkommen menschlich finde).

    Zum einen, kann man dadurch keinen Wertewandel anstreben, wenn der derzeitige Gruppendruck eher in die Richtung enkelkinderunfreundliche Verhaltensweisen geht.

    Sie können Verhaltensweisen verstärken, in Strukturen zu verbleiben, die Gewalt gegen einen selbst beinhalten.

    Dann verstärkt er mMn gesellschaftliche Spaltungen, in dem man es sich mit Menschen bequem macht, deren Meinung die eigene nicht zu sehr herausfordern. Gleichsam verstärken sich dadurch die Meinungen hin zu den Extremen.

    Und wenn die Tendenz weitergeht, dass immer mehr Demokratien nach rechts wandern, hoffe ich sehr, dass es genug Menschen gibt, die stabil auf menschenfreundlichen Werten stehen.


    Ich habe mal ein konkretes Gegenbeispiel, nicht in einer fiktiven Zukunft, sondern mir gerade passiert:

    Ein völlig fertig aussehender Vater erzählt mir, nachdem wir die Kinder in die Kita gebracht haben, dass die Familie in den Herbstferien in den Süden fliegt. Seine Frau hätte gemeint, sie bräuchte nochmal Sonne (vor diesem Winter, mit allen seinen drohenden Herausforderungen).

    Wie ist eine gute Reaktion darauf?

  • Seine Frau hätte gemeint, sie bräuchte nochmal Sonne (vor diesem Winter, mit allen seinen drohenden Herausforderungen).

    Wie ist eine gute Reaktion darauf?

    Man könnte sie auf die wesentlich heftigeren Herausforderungen hinweisen, die auf ihre und unsere Kinder und Enkel zukommen, wenn sich jeder so verhält wie sie. Dann wird ihr möglicherweise bewusst, dass sie ihr persönliches Wohlbefinden über das Recht auf eine gesunde Umwelt stellt, das die Generationen nach uns haben sollten.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Seine Frau hätte gemeint, sie bräuchte nochmal Sonne (vor diesem Winter, mit allen seinen drohenden Herausforderungen).

    Wie ist eine gute Reaktion darauf?

    Man könnte sie auf die wesentlich heftigeren Herausforderungen hinweisen, die auf ihre und unsere Kinder und Enkel zukommen, wenn sich jeder so verhält wie sie. Dann wird ihr möglicherweise bewusst, dass sie ihr persönliches Wohlbefinden über das Recht auf eine gesunde Umwelt stellt, das die Generationen nach uns haben sollten.

    Völlig ehrlich gemeint herzlichen Dank für die Antwort, obwohl ich das Gespräch mit ihm im Sinn hatte, sie kenne ich quasi nicht. Ich will das Fass Mutterschaft hier nicht aufmachen, aber ich habe schon mein Leben für meine Kinder gegeben. Ein Anrecht, ihr Recht auf eine gesunde Umwelt über mein Wohlbefinden zu stellen (in dieser Pauschalität) haben sie nicht.

    (Und das sage ich dir von meinem Standpunkt, möglichst Wege zu finden, Wohlbefinden so klimafreundlich wie möglich generieren zu wollen, wo immer ich Möglichkeiten sehe. Und auch über "wie viel brauche ich dazu" nachzudenken. Ein Flug ist bei mir definitiv nicht bei.)

    Einmal editiert, zuletzt von Gurkenhut ()

  • Ein Anrecht, ihr Recht auf eine gesunde Umwelt über mein Wohlbefinden zu stellen (in dieser Pauschalität) haben sie nicht.

    Ok, das sehe ich tatsächlich komplett anders: Mein Wohlbefinden spielt da keine Rolle, sofern es um Abkehr von materiellem Besitz, Komfort oder Vergnügen geht und dies dem Schutz der Umwelt dient.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Ein Anrecht, ihr Recht auf eine gesunde Umwelt über mein Wohlbefinden zu stellen (in dieser Pauschalität) haben sie nicht.

    Ok, das sehe ich tatsächlich komplett anders: Mein Wohlbefinden spielt da keine Rolle, sofern es um Abkehr von materiellem Besitz, Komfort oder Vergnügen geht und dies dem Schutz der Umwelt dient.

    Ich hab über einen Burnout gelernt, mein Wohlbefinden wichtig zu nehmen. Auch dass ich niemandem mehr was Gutes tun kann, wenn ich es so sehr ignoriere, wie ich es tat.


    Deshalb die Frage: Wie sorgt man für sein Wohlbefinden unter Abkehr von materiellem Besitz, Komfort und Vergnügen zum Schutz der Umwelt.

  • Wie sorgt man für sein Wohlbefinden unter Abkehr von materiellem Besitz, Komfort und Vergnügen zum Schutz der Umwelt.

    So: https://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m141z.html


    Klingt wie eine blöde Antwort. Meiner Erfahrung nach steckt aber hinter der buddhistischen Lehre tatsächlich die Möglichkeit zu Wohlbefinden unabhängig von äußeren Bedingungen.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Wie sorgt man für sein Wohlbefinden unter Abkehr von materiellem Besitz, Komfort und Vergnügen zum Schutz der Umwelt.

    So: https://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m141z.html


    Klingt wie eine blöde Antwort. Meiner Erfahrung nach steckt aber hinter der buddhistischen Lehre tatsächlich die Möglichkeit zu Wohlbefinden unabhängig von äußeren Bedingungen.

    Sehe ich in gewissem Sinn genauso. Möchte die Anmerkung aber machen, dass die Entwicklung der benötigten Fähigkeiten viel Zeit braucht.


    Das Argument taugt im übrigen auch, ein Nichtstun zu rechtfertigen.

  • Das Argument taugt im übrigen auch, ein Nichtstun zu rechtfertigen.

    :like:

    mankind ... must act and reason and believe; though they are not able, by their most diligent enquiry, to satisfy themselves concerning the foundation of these operations, or to remove the objections, which may be raised against them [Hume]

  • Wenn man nichts tun will in diesem Sinne, ist jede Ausrede recht. Das, was Thorsten Hallscheidt zitiert hat, genau wie auch das Gegenteil davon.


    Das coole an buddhistischer Praxis ist, dass man lernen kann, nichts zu tun, ohne sich vor sich selbst dafür zu rechtfertigen, und dabei zu verhärten und Energie zu verschwenden. Und dass man lernen kann, etwas zu tun, ohne sich dafür vor sich selbst zu rechtfertigen und dabei Energie zu verschwenden.


    Liebe Grüße, Aravind.

  • Möchte die Anmerkung aber machen, dass die Entwicklung der benötigten Fähigkeiten viel Zeit braucht.

    Ja, klar. Jeder Schritt, mag er auch noch so scheinbar klein sein, ist aber von zunehmendem Wohlbefinden begleitet. Es sind sich gegenseitig verstärkende Prozesse. Da kann man dem Buddha, dem Dharma und der Sangha vertrauen. Denn die Lehre ist eine, deren Anfang begütigt, deren Mitte begütigt, deren Ende begütigt:


    Zitat

    Treu der heiligen Tugendsatzung, treu der heiligen Sinnenzügelung, treu der heiligen klaren Einsicht, treu der heiligen Zufriedenheit sucht er einen abgelegenen Ruheplatz auf, einen Hain, den Fuß eines Baumes, eine Felsengrotte, eine Bergesgruft, einen Friedhof, die Waldesmitte, ein Streulager in der offenen Ebene. Nach dem Mahle, wenn er vom Almosengange zurückgekehrt ist, setzt er sich mit verschränkten Beinen nieder, den Körper gerade aufgerichtet, und pflegt der Einsicht.

    1. Weltliche Begierde hat er verworfen; mit einem von Begierde freien Geiste verweilt er, von Begierde läutert er seinen Geist.
    2. Zorneserregung hat er verworfen, haßlosen Geistes verweilt er; zu allen lebenden Wesen und Geschöpfen von Wohlwollen und Mitgefühl erfüllt, läutert er seinen Geist von Zorneserregung.
    3. Stumpfheit und Mattheit hat er verworfen, frei von Stumpfheit und Mattheit verweilt er; lichten Geistes, achtsam, klarbewußt läutert er seinen Geist von Stumpfheit und Mattheit.
    4. Aufgeregtheit und Gewissensunruhe hat er verworfen, ohne Aufregung verweilt er, innerlich im Geiste gestillt, läutert er seinen Geist von Aufgeregtheit und Gewissensunruhe.
    5. Den Zweifel hat er verworfen, dem Zweifel entronnen verweilt er, ohne Schwanken im Guten läutert er seinen Geist vom Zweifel.


    -> Quelle

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Meiner Erfahrung nach steckt aber hinter der buddhistischen Lehre tatsächlich die Möglichkeit zu Wohlbefinden unabhängig von äußeren Bedingungen

    Es gibt natürlich nichts, was unabhängig von Bedingungen ist, sowohl äußere als auch innere.

    Und in der Lehre geht es nicht um Wohlbefinden, sondern um Gleichmut, also um Gleich-Befinden unter allen Bedingungen.


    MN10 und MN 118 sind die dazu passenden Lehrreden.

    :zen: