Beiträge von Benkei im Thema „Der nächste Schritt“

    Namaste!

    Dazu vielleicht ein Kommentar von Dôgen Zenji:
    "Von Buddhas Seite aus getragen wirst du - indem du nur folgst - ganz ohne Kraftanstrengung und Geistesbemühung frei von Leben-und-Sterben selbst Buddha; warum sollte jemand im Geist verharren?"

    (Shôbôgenzô-Shôji)


    < gasshô >


    Benkei


    Namo-Amida-Butsu

    Namaste,


    Für mich sind das eigentlich zwei Paar Schuhe,

    einerseits das Paar "Erlösung und Bedingung" (wie auch immer diese aussieht - im Reinen-Land-Buddhismus ist es schlicht das "Sprich das Nenbutsu und sei von Amida Buddha gerettet!"),

    und andererseits das Paar "Erlösung und Ethik".


    Letzteres Paar haben Hônen und Shinran dahingehend entkoppelt, dass eine tadellose ethische Lebensführung im Sinne der buddhistischen Gelübde / Empfehlungen im Mappô-Zeitalter als ihrer Sicht gar nicht mehr möglich ist und dass sie folglich auch keine Ursache für die Rettung / Erlösung durch den Buddha sein kann. Insoweit widersprachen sie klar den Lehren der (Shingon-)Ritsu Shû und auch einigen heutigen Interpretationen des Theravada.

    Unabhängig davon aber führt die Abstandnahme von sogenannten Unheilvollen Handlungen (Töten, Stehlen, Ehebruch, Dummsuff) in diesem Leben de facto dazu, dass wir weniger leiden müssen, weil wir weniger Konsequenzen zu spüren bekommen oder fürchten müssen. Diese Furchtlosigkeit und Konsequenzenlosigkeit können ja auch schon Grund genug sein, da mal drüber nachzudenken... - selbst wenn man (nachher) von Amida Buddha gerettet sein wird / könnte.


    Zum ersten Paar hatte ich ja schon den Senf bereitet.



    Ja, es ist viel Stoff, um darüber nachzudenken.


    < gasshô >


    Namo-kie-BuPôSô

    Namaste!


    Wenn ich mir die Welt so ansehe, mit all ihren Kriegen und der Ausbeutung, mit der Klima-Krise und dem Unwillen zur Umkehr, sowie dem Umstand, dass die Mehrheit der Menschen (einschließlich meiner Person) eher Teil des Problems als Teil der Lösung sind, dann kann und muss ich die Frage schlicht mit "Nein!" beantworten.

    Ohne moralischen Anspruch sähe es vielleicht aktuell noch schlimmer aus...?!


    Zitat

    Zählt die Tatsache der Rettung oder ihr "Werkzeug"?

    Ich denke, das kommt darauf an, wen man fragt.


    Zitat

    Honens und Shinrans Ansichten führen auch in eine Prädestinatonslehre, wie sie so im christlichen Umfeld kaum noch vertreten wird. Ein "Erlösungsautomatismus" würde auch diesen Problemen ein Ende setzen. (Natürlich kein Grund, dass es so ist; immerhin aber eine erfreuliche Nebenerscheinung.)

    Sowohl Hônen als auch Shinran haben beide trotz ihrer Trost-spendenden Interpretationen der Drei Sutras weiterhin ethische und moralische Leben geführt, Hônen als tadelloser zölibatärer Mönch und Shinran als verheirateter "Weder-Mönch-noch-Laie". Beide predigten folglich zwar das "Sogar der Gute wird erlöst, um wie viel mehr der Böse", aber dennoch verurteilten sie diejenigen unter ihren Anhängern, welche jegliche Ethik und Moral über Bord warfen und gerade wegen des Erlösungsgedankens Verbrechen begingen.


    Auch der (eigene) Trost findet seine Grenzen dort, wo er anderen schadet.



    Ich gebe Dir absolut Recht: Religion ist vornehmlich zum trösten da. Das hatte auch schon meiner Linji im alten China festgestellt und seine Zen-Schüler mit dieser Aussage in seinen "Morgengesprächen" geschockt.

    Aber Trost ist halt immer etwas sehr individuelles und auch stets von der Lebenssituation und den Umständen des Einzelnen abhängig.

    C'est la vie!


    < gasshô >


    Benkei


    BuPôSo-en

    Namaste!

    @ Benkei:

    Warum sollte Tariki in seinem Erlösungswirken von meinem Glauben daran (Bedingung!) abhängig sein? Ist Erlösung ein Kuhhandel oder ein unbegreiflich-wunderbares und völlig voraussetzungsloses Geschenk? Ich sehe es jedenfalls so, komme bestens damit zurecht und bin unendlich dankbar dafür. Und ich freue mich, weil es auch die "mitnimmt", die vom Reinen Land nie etwas gehört haben...

    Der Bodhisattva Dharmakara hat die Erlösungskraft und Wirkungsweise seines (künftigen) Reinen Landes insbesondere in den Drei Sutren des Reinen Landes und speziell in den 48 Gelübden des Großen Sutras dargelegt.

    Warum hat er nicht einfach gelobt, dass wenn er der Buddha Amida wird, dann automatisch alle Wesen gerettet sind? - Vielleicht aus demselben Grund, weshalb Bodhidharma nach Indien aufgebrochen ist.



    Wenn ich einem gläubigen Evangelikalen erzählen würde, dass er von Amida Buddha gerettet wird, dann wird ihn das sehr enttäuschen (hier ungleich "ent-täuschen"!).



    Hônen und Shinran vertraten die Ansicht, dass das Mappô-Zeitalter längst angebrochen ist und dass folglich nur noch die Lehren des Buddha bestehen, keine echte Erleuchtung und keine echte Übung. Deshalb soll nur noch der Rettungsweg durch das Reine Land des Buddha Amida "offen stehen".

    Ein solches "Mappô-Konzept" wird nicht einmal in Japan von allen Buddhisten geteilt, sondern es ist nicht unumstritten.


    < gasshô >


    Benkei


    Namandabu

    Namaste!

    Meine ganz persönliche Sicht:


    Ich trenne Ethik ganz strikt von Religion: Es ist immer die Ethik, die fordert. Religion hat nicht zu fordern, sondern zu erlösen. Wo sie dennoch fordert, überschreitet sie ihre Grenzen und hört auf, Religion zu sein.


    Der nächste Schritt: "Namu Amida Butsu" / Shinjin sind nicht nötig - Tariki ist auch so erlösend am Werk!


    Dem würden wohl weder die alten Meister noch die Drei Sutren des Reinen Landes zustimmen.


    Wenn man es auf die Tendai Shû-Sicht "runtermünzt" und vereinfacht, also dass alle Wesen und alles bereits erlöst sind, eben dadurch, dass sie die Buddha-Natur innehaben, dann könnte man das grundsätzlich so unterschreiben. Also gar kein nächster Schritt, sondern schon alt bekannt...

    ...und auch schon in seiner Sinnhaftigkeit widerlegt, eben dadurch das Meister wie Dôgen Zenji feststellen mussten, dass die (theoretisch schon erlangte) Erlösung "null und nichtig" ist, wenn man sich ihrer nicht erfahrungsgemäß gewiss ist.



    Davon ab:
    Worin soll denn Deiner Meinung nach "der nächste Schritt" bestehen?

    - Dass man einfach "feststellt" / "festmacht", dass weder Nenbutsu noch Shinjin nötig sind, sondern dass irgendeine andere Erlösungskraft wirkt?


    Das funktioniert doch nicht!


    Nicht mal die Offenbarung des simplen "Sprich einfach Namo-Amida-Butsu und sei von Amida gerettet!" hat dazu geführt, dass dies auch nur annährend so akzeptiert wurde/wird, wie es der Fall hätte sein können / müssen.

    Selbst wenn die Menschen / Buddhisten von Amida Buddha und seinem Grundgelübde hören, nehmen sie das nur in den seltensten Fällen an und zumeist kommen sie mit der puristisch-orthodoxen Tariki-Lehre alla Shinran und Rennyo nicht so klar, wie die sich das gedacht hatten, sondern haben noch immer irgendwelche Jiriki-Aspekte in ihrem Leben verankert... das sehe ich bei mir und auch bei den allermeisten anderen Shin-Buddhisten, die ich kenne.

    Oder man spricht sein eines oder seine zehn Nenbutsu, überredet und bekennt sich zum Vertrauen auf den Buddha und macht dann einfach weiter wie vorher... das übliche "Tu was Du willst!", nur um nach ein paar Wochen / Monaten / (seltener) Jahren festzustellen, dass sich trotz "Erlösung" eigentlich gar nichts geändert hat, und dass es eigentlich gar nichts gebracht hat, dass man (z. B. der Shinshû beigetreten ist und) zu Amida Zuflucht genommen hat. [Auch schon oft beobachten können.]



    Letztendlich kommt es schlicht und einfach darauf an, ob es funktioniert oder nicht.

    Und ob es funktioniert oder nicht, das zeigt dann das Leben insbesondere in echten Krisenzeiten.


    < gasshô >


    Benkei


    Namo-Amida-Butsu

    Namaste!


    Wer fordert denn?


    Wir sind hier im "Buddhaland" - da gibt es (vereinfacht gesagt) gar keinen Gott oder sonst eine Autorität, die etwas einfordern könnte.

    Der Buddha empfiehlt ethisches Handeln zur Vermeidung von Leiden, welches zwangsläufig aus unethischem Handeln entsteht.

    Das sind Kausalität und eine daraus folgernde Empfehlung auf Grundlage der Erfahrungen, welche der Buddha zeitlebens gemacht hat.

    Nicht mehr und nicht weniger.


    Wenn ich mir die Religionen anschauen - insbesondere diejenigen, die von "überirdischen Mächten" ausgehen (Gottvater, Allah, YHWH genannt o. ä.), dann würde ich sehr wohl sagen, dass da diese Mächte / diese Macht immer Forderungen stellen. Das fängt teilweise schon beim männlichen Säugling an, wenn das Messer zum Einsatz kommt.


    Schon insoweit kann ich deiner These mit Blick auf die mir bekannten abrahamitischen Religionen nicht zustimmen:

    Nach meinem Verständnis fordern manche Religionen sehr wohl, und das nicht nur von ihren Anhängern, sondern teilweise auch von allen anderen.



    Was soll denn Deiner Meinung nach ein "nächster Schritt" sein?


    < gasshô >


    Benkei


    Namandabu