Religionen entstehen meines Erachtens aus dem Empfinden der Hilflosigkeit, dem Ausgeliefertsein in einer Welt die eine eiskalte, absolut unbarmherzige Seite hat die alle Wesen zu spüren bekommen. Das Bedürfnis nach Zuflucht in etwas überweltliches ist da ganz natürlich.
Das sehe ich auch so: Die Wurzel der Religion(en) ist letztlich ANGST. Mit der Erkenntnis, dass man sterblich, verletzlich und relativ hilflos einer übermächtigen Natur (und feindlichen Mitmenschen) ausgeliefert ist, reifte der Wunsch nach einem Ausweg, einer Erlösung und Befreiung.
Auch heute haben Menschen noch Ängste, vielleicht mehr, als je zuvor, obwohl wir die Natur (weitgehend) "gezähmt" haben und uns durch den technologischen und medizinischen Fortschritt als "Weltbeherrscher" wähnen.
Denn mit dem Fortschritt verloren viele den Glauben an Überweltliches (und damit Hoffnung und Trost), während die Naturwissenschaften wohl nie Fragen nach dem "Woher", "Warum" und "Wohin" zufriedenstellend beantworten können werden.
Die Buddha-Lehre könnte die entstandene Lücke füllen, da sie nicht auf (blindem) Glauben, sondern auf Wahrheit und Erfahrung basiert.
Ja wenn es keine Leiden und Angst vor Leiden gäbe dann wäre Religion nicht nötig. Das Dasein ist aber untrennbar mit Dukkha verbunden, die Welt ist unzulänglich und unvollkommen, das ist die erste edle Wahrheit. Religion entsteht aus dem Bedürfnis Dukkha für immer zu entkommen. Der technologische und medizinische Fortschritt ist keine dauerhafte Lösung weil er nicht alle Unzulänglichkeiten beseitigen kann. Wir können Krankheiten besiegen aber nicht alle Krankheiten, das Altern und den Tod hinauszögern aber nicht verhindern. Was wir lieben wird uns entrissen und immer wieder erleben wir etwas das wir nicht lieben - in der Welt gibt es keine Zuflucht, nur vorübergehende Erleichterung und vergängliches Glück.
Außerdem tauchen im Menschen diese großen Fragen auf. Warum bin ich in einem Mutterleib entstanden und auf diesen Planeten gedrängt worden, einer winzigen Insel in einem unfassbaren Weltall, was hat es damit auf sich? "Ich" - was ist das eigentlich, ein Produkt des Gehirns oder etwas Geistiges das eine Verbindung mit Materie eingegangen ist? Eine der möglichen Antworten macht einem dann am meisten Sinn. Etwa dass das ein unlösbares Rätsel ist oder eine theologische oder philosophische Antwort und danach richtet man dann sein Leben aus.
Oder man gibt sich nicht mit einem Glauben zufrieden und sucht nach der Wahrheit, aber wenn das alle Menschen täten dann würde die Welt anders aussehen. Unter allen Umständen einzig nach der Wahrheit zu suchen, das haben in der Menschheitsgeschichte immer nur wenige getan. Wer ist schon vollständig erwacht, es sieht ja wirklich so aus würde in langen Zeiträumen immer nur einer die Erhabenheit über alle Verblendung erreichen, ein Buddha werden. Und die Masse der Menschen erkennt es nicht und betrachtet seine Lehre als eine von vielen, als Religion oder Philosophie, als Lebenshilfe oder Gegenstand der Geisteswissenschaft. Naja das ist immerhin etwas.