o wird der Buddhismus von einigen aufgenommen wie er in den jeweils buddhistisch geprägten Ländern überliefert ist, einige suchen nach dem Urbuddhismus, einige passen ihn an die Wissenschaft an, einigen geht es vorwiegend um das Studium oder um Meditation oder um Ethik, usw. So sieht der Buddhismus im Westen aus und wenn man sich Gedanken macht wie er sich weiter entwickeln könnte oder sollte, bevorzugt man natürlich die Entwicklung die man selber für die Beste hält. Aber welchen Einfluss man auf den Lauf der Dinge auch erlangen mag, alles was entstanden ist muss wieder vergehen, mit oder ohne Buddhismus.
Wir sind uns doch einige, dass das Buddhadharma grundsätzlich zur Befreiung taugt, nicht wahr? Warum erleben dann andere Wege (Yoga, MBSR, Esoterik) eine Blüte, die zwar in gewissem Umfang auch Erleichterung verschaffen, aber nicht so wieder Buddhismus echte Befreiung? Weil die es besser machen! Nun will ich nicht unbedingt Strategien aus der Esoterik übernehmen aber schauen wir uns MBSR mal an. Was machen die anders und besser?
MBSR hat es in die Mitte der Gesellschaft geschafft. Man muss heute niemandem mehr erklären, was das ist. Es dürften inzwischen Millionen Menschen geben, die heute MBSR praktizieren. Und wieviele Buddhisten gibt es im DACH-Raum? Etwa 1,6 Promille der Bevölkerung. Und das ist die sehr optimistische Schätzung der bud. Dachverbände. Die wirkliche Anzahl dürfte weit darunter liegen.
Die bittere Wahrheit ist: Der Buddhismus im Westen agiert an den tatsächlichen Nöten und Bedürfnissen der Menschen völlig vorbei. Fragt man einen Buddhisten, was es mit Buddhismus auf sich hat, erhält man oft lange Fachvorträge. Man haut sich in Foren wie diesem rechthaberisch Pali- und Sanskrit-Begriffe um die Ohren und streitet sich auch noch, welche bud. Konfession über die wahre Lehre verfügt. Mancher verbringt Jahre damit, die vor zwei Jahrtausenden oder vor ein paar Jahrhunderten erdachten Systematisierung buddhistischer Weisheit zu verstehen. Hinzu kommt das äußerst komplizierte Geäst unterschiedlichster buddhistischer Traditionen. Das Ganze ist unübersichtlich, voller Folklore, und ein großer Teil der buddhistischen Angebote ist religiöser Natur und kulturfremd. Das erschwert Suchenden den Zugang enorm.
MBSR benötigt dagegen lediglich eine Rosine, um einen Weg zu einer heilenden Methode zu zeigen: mit der sogenannten Rosinenübung, in der eine getrocknete Weinbeere mit allen Sinnen erforscht wird. Klingt merkwürdig, funktioniert aber trefflich. Und man hat sofort einen Zugang.
Ich befürchte, der Buddhismus im Westen wird sich direkt von seiner derzeitigen Bedeutungslosigkeit in einen Sterbefall verwandeln, wenn er sich nicht konsequent modernisiert. Er muss die Nöte und Bedürfnisse der Menschen ernst nehmen und sich auf seinen Kern besinnen: Buddhismus ist ein Pfad zur Befreiung und keine religiöse Folkloregruppe zur scholastischen Selbstvergewisserung.