Beiträge von Ratio im Thema „Wahres Selbst“

    Ich fand hier im Forum eine weitere Diskussion, die so ziemlich deckungsgleich mit diesem Thread ist



    Hier kann der geneigte Leser weitere "pro und kontras" finden.

    Wenn ich Pali Kanon zitiere und auf den Pali Kanon Bezug nehmen habe ich nicht im geringsten eine Theravada Auslegungsart im Fokus.

    Da dieser Thread aber im Theravada-Forum stattfindet, liegt der Fokus eben auf die Theravada-Auslegung der Texte.



    Dann würde wohl Post #105 zutreffen

    Es gibt viele Buddhismen, die ein Selbst oder eine Art davon hinterher wieder eingeführt haben. Auch etliche eklektische Theravada-Abkömmlinge mit so einer Sicht.


    Das kann ja jeder so machen, wie er meint. Mit Theravada-Buddhismus hat das allerdings nichts zu tun.


    Geht ja mehr um solche Aussagen. Wenn ich Pali Kanon zitiere und auf den Pali Kanon Bezug nehmen habe ich nicht im geringsten eine Theravada Auslegungsart im Fokus.


    Wenn dann also Sven sagt, "mit Theravada Buddhismus hat das allerdings nichts zu tun", dann würde ich nur knapp entgegnen: "Ja weiß ich und nun?"


    Ich mag absolut keine Vereinnahmungen des Pali Kanon von Theravada Leuten - der Pali Kanon steht für sich.

    Aber im Großen und Ganzen habe ich noch den Eindruck, dass eine Diskussion im Bezug zum Palikanon gewünscht ist


    Ok, super.


    In dem Buch "Buddhistisches Denken" (Seite 49) von Edward Conze findet man die folgende Aussage (die mit meiner Aussage zu 100% übereinstimmt):


    Zitat

    Der Buddha hat niemals gelehrt, daß das Selbst "nicht ist", sondern nur, daß es "nicht wahrgenommen werden kann"

    Ja das merke ich mir mal in Zukunft, dann mach ich das auch so, damit es keine Streitigkeiten gibt. Wenn man nur Lehrschulkonformes in den Bereichen schreiben soll, dann macht das ja wenig Sinn solche Threads zu eröffnen wie diesen hier.

    Im offiziellen Theravada-Buddhismus gibt es kein Selbst


    Mit Theravada-Buddhismus hat das allerdings nichts zu tun


    Wenn der Fragesteller ernsthaft Interesse an einer Antwort des Theravada hat,


    Nein hab ich nicht, sonst hätte ich das ja geschrieben. Aber es gibt hier nun mal kein Frühbuddhismus Bereich, daher ist Theravada noch das naheliegendste.

    Er hat es beschrieben und ich habe Zitate eingefügt. Was soll er denn noch dazu erklären, es ist doch gar nicht nachvollziehbar mit unseren Skandhas, sondern nur außerhalb. Ohne diese.

    Auch gibt es nichts zu zeigen, da man es nur selbst erkennen kann, es ist wie jemand der noch nie eine Banane gegessen hat und der fragt, wie sie schmeckt.


    Ja danke, das ist eben so.


    Entweder du weißt das oder nicht, aber das ist auch kein Wissen, eher ein Gefühl, eben dass du da bist. Und es ist nicht das Ding, dass du ein Gefühl hast, dass du in den Gruppen steckst, sondern du weißt, dass die Gruppen nicht du sind, aber du bist - das ist so einfach und so klar, daher weiß ich gar nicht wie man das wegdiskutieren will.


    Wer keine Praxis von Viveka macht oder halt sich absolut genau (!) an die Lehrrede des Buddhas hält um die es hier geht, wird im spekulieren bleiben. Ich spekuliere nicht ein Selbst, sondern bin es ja - und ich weiß den Unterschied zwischen mir und den Anhaftungsgruppen - dies erfährt man eben, wenn man das genau so (!) durchmeditiert wie der Buddha das auflistet - dann hat man irgendwann alles abgehackt und dann...ja was dann?


    Dann kommt für gewöhnlich der moderne Buddhist und sagt dann es gibt kein Selbst, weil das hat er ja so gehört. Ich erkenne die Leute die Praxis machen genau an diesem Punkt - wenn er an diesem Punkt war, in dem nichts mehr übrig bleiben kann, weil man alles abgeackt hat - dann versteht man mich auch und dann muss ich das nicht aufzeigen, weil ich das gar nicht kann und alles was ich sagen würde, wäre sowieso nur Konzept und Wort und Philosophie...aber ich bin es nicht und du auch nicht, egal wer dies jetzt liest, ob man mir zustimmt oder nicht...die Gedanken kommen dir ja und du sagst dann: "Ja er hat recht" oder halt "der hat das überhaupt nicht verstanden mit dem Buddhismus"...es ist vollkommen egal, denn ich kann dir ja nicht dein Selbst nehmen und du kannst mir auch nicht mein Selbst geben.


    Zitat

    “What is emptiness-liberation? Gnosis and contemplation into what is not the Soul liberates one from misconceptions about the Soul, this is emptiness-liberation.”


    Pati 2.67

    Wenn es Ist hat es einen Kern und das widerspricht der Natur des Universums.


    Nein das widerspricht eben nur der Natur des Samsara. Buddha spricht ja tatsächlich von dem Ungeborenen, vom Selbst dass beim Selbst Zuflucht nehmen muss - wenn beide "Selbste" die Natur von Samsara hätten (eben das dort überhaupt nichts inhärent existiert, dem ich ja vollkommen zustimme) könnte das eine nicht wahrlich Zuflucht nehmen - aber genau darum geht es ja, Samsara zu überwinden und anzukommen...wo überhaupt? Im absoluten Nichts? Das bestimmt nicht, das ist die Ansicht von Nihilisten, die nach Buddhas Aussagen in die Höllenbereiche führt.




    Wir sind da weil wir geboren wurden


    Die Anhaftungsgruppen sind da (bzw. erscheinen uns), weil "wir" geboren wurden - wir sind aber eben ungeboren, keine Mutter, kein Vater.


    Kannst du dieses ungeborene Selbst beschreiben, wie ist es beschaffen?


    Man kann dies tun und ich kann dies auch tun, aber es ist nicht zielführend, vor allem nicht in einer Diskussion, weil ich ja dann weiß was kommt: "Aber das kann man nicht feststellen und der Buddha hat das auch nie so benannt".


    Man kann es nicht feststellen (da keine Empirie, bzw. Objekt, welches ich festnageln und untersuchen könnte) und darum hat der Buddha das auch nicht ausgeführt, da er ja über das sprach, was man eben feststellen und untersuchen kann. Das muss aber eben jemand machen, wenn nicht kommt man in unendliche Widersprüche, denn dann würde der Buddha (den es gar nicht gibt weil er keine Seele hat) anderen Nicht-Ichs lehren, dass sie Nicht-Ichs sind und gar kein Selbst haben - in wie fern macht das denn Sinn?



    Gemeint ist als der Geist als ganzes, und Selbst ist dafür eine geläufige Bezeichnung ohne dass dieses Selbst als "Atta" verstanden werden muß.


    "Im Inneren", "Im Herzen" usw. sind fast immer in Bezug zu setzen zu einem inhärenten Selbst, aber gut, lassen wir es mal dabei sind ja bloß Übersetzungen.



    Es wird doch klar gesagt, dass so etwas wie ein Selbst nicht aufgefunden werden kann.


    Ja in den Anhaftungsgruppen, nicht generell - warum sträubt man sich so dagegen?



    Sudhana hat doch sehr klar auf Russels Teekanne verwiesen:


    Ja und das war eben völlig fehl am Platz, weil ich das ja gar nicht positiv beweisen möchte dass es ein wahres Selbst gibt, sondern dass dies der Schluss der buddh. Praxis ist. Man macht diese ganze Negation, wo das Selbst eben nicht zu finden ist, doch nicht einfach aus Spass an der Freude oder weil der Buddha und die Bhikkus nichts zu tun hatten. Das soll ja eben einen festen Zweck verfolgen. Sonst könnte man das abkürzen mit der Aussage: Es gibt kein Selbst. Aber Buddha zeigt nur auf, wo dieses Selbst eben nicht gefunden werden kann. Warum? Weil man das Selbst nicht finden kann in den Anhaftungsgruppen. Und wem soll das was nützen? Eben dem Selbst, welches nicht die Anhaftungsgruppen ist, das selbe Selbst, welches Nirvana erreicht, weil alle Schleier aufgelöst sind.

    Vielleicht auch spannend für dich?

    Ich sehe da sehr viel :)


    Nein, Kierkegaard fand ich noch nie spannend und westliche Philosophie hab ich vor 20 Jahren mal durchgekaut (auch zu genüge), da ist nur viel Wind um Nichts wie dein eingefügtes Zitat.


    "Der Mensch ist Geist".


    Nein ist er nicht, was man Mensch nennt ist vor allem mal Materie, denn wenn er Geist wäre könnte er auch ein Tier oder ein Gott sein. Tatsächlich wird er ja auch als eine Tiergattung eingestuft von der Biologie.


    Man kann den Menschen höchstens "vergeistigen", das ist jedoch ein Projekt welches nie aufhört und man nie beenden kann.

    Generell warte ich ja immer noch auf einen Gegenbeleg aus dem Palikanon, wo die Seele oder das Selbst klar geleugnet werden. Ansonsten nehme ich einfach mal an, dass meine Ansicht im Ganzen korrekt ist und der Wahrheit entspricht.


    Zitat
    Zitat
    "Lust und Haß und Betörung, im eigenen Selbst entstanden, Verderben den Mann sündigen Herzens, wie einen Grashalm die eigene Frucht."


    SN 3.23

    hattest du damit ja dein Verständnis ausgedrückt.


    Nein. Ich kann wohl schwer in 3 Zeilen mein Verständnis ausdrücken. Lies dir einfach mal die Beiträge durch, das ist doch wohl nicht zu viel verlangt in einem Forum.

    Dass dein Verständnis nicht korrekt ist. Denn was in dem theravadischen Sutta ausgesagt wird ist lediglich, was das Selbst bzw, das Ich nicht ist. Das Selbst/Ich als solches wird aber nicht verneint. Und auch "objekthafte Wahrnehmung" wird nicht verneint.


    Hast du überhaupt meine Beiträge gelesen? Dann würdest du nicht sagen, dass mein Verständnis nicht korrekt ist, denn ich sage genau das die ganze Zeit, was ich im Zitat fett markiert habe.

    Wie du meinst, ich weiß es nicht und fixiere mich da lieber nicht auf ein Konzept.


    Es ist ja kein Konzept, sondern einfach da. Du bist da auch wenn wir überhaupt keine Konzepte verwenden. Bei mir ist das genauso.



    Zitat

    Zu sagen: 'Nach der restlosen Aufhebung und Erlöschung der sechs Grundlagen des Sinneneindrucks bleibt noch etwas übrig - bleibt nichts mehr übrig - bleibt etwas übrig und etwas nicht übrig - bleibt weder etwas übrig noch nicht übrig' - all dies hieße ein Unerklärbares erklären [16]


    Ja auch hier wieder: Der Buddha belässt es einfach bei der Auflösung, bei der Negierung - das ist sein Stil und auch perfekt, da man dann nicht auf die Idee kommt, man wäre ein Weltgeist oder man wäre überhaupt nichts mehr (was die meisten hier wohl denken, denn wo vorher nichts ist kann in der Mitte und nachher nichts sein).

    Ein kleiner Fund aus Spiritwiki über das Mahaparanirvana Sutra (Mahayana Schrift):


    Dies ist z.B. der Überlegung wert:


    Zitat

    "Es sind ja im Ehrwürdigen Sāriputta seit langem die Dünkel-Neigungen des Ich und Mein ausgerottet! Daher ist dem Ehrwürdigen Sāriputta nicht so zumute: 'Ich trete ein in die Aufhebung von Wahrnehmung und Gefühl' oder 'Ich bin in die Aufhebung von Wahrnehmung und Gefühl eingetreten' oder 'Ich habe mich aus der Aufhebung von Wahrnehmung und Gefühl erhoben'."



    Aus SM 28

    In dieser Lehrrede (Ittivutakam 43) steht aber nur dass es das Ungeborene gibt, nicht dass man das Ungeborene ist. Ich kenne keine Lehrrede die besagt dass man das Ungeborene ist.


    So etwas wird man ja auch nicht finden wegen via negativa.




    Das Ich oder Selbst gehört zum Gewordenen, das Ungewordene wird nicht näher erklärt und auch nirgends in den Lehrreden mit dem Begriff atman gleichgesetzt. Es gilt als unerklärbar, nicht mit dem Verstand zu erfassen.

    Ich=Gewordenes

    Ungewordenes=Ungewordens

    Selbst/Ich=?


    Ich verwende den Begriff atman, oder besser atta eben wegen anatta, weil alles anatta zu atta führt, eben weil irgend ein Rest übrig bleiben muss, welcher Nirvana erlangt (und nicht darin verlöscht oder ausgelöscht wird).


    Nach der Lehre gibt es Zustände wie die Raumunendlichkeit oder die Bewusstseinsunendlichkeit, aber die werden nicht so verstanden dass ich unendlich bin. Raum und Bewusstsein sind auch kein Ich oder Selbst.


    Ja das habe ich auch nie gesagt, eben weil es Jhanas sind, die Selbst wahrnimmt. Ohne Selbst, wer sollte da Bewusstseinsunendlichkeit wahrnehmen? Und wenn es kein Selbst gibt, warum dann Jhanas durchlaufen? Die oberen Jhanas sind ja so subtil, dass die gar nicht mit der normalen Wahrnehmung erreichbar oder abrufbar sind - dazu brauch es die Gnosis, vijja.




    Es ist von allem unabhängig und auch wenn der ewige Kreislauf nicht endet, im nächsten Leben lautet die Aufgabe gleich und wie du sagst, das Ziel Nibbbhana, wobei erreicht keinerlei Ziel, keinerlei Aufgabe und auch keinerlei Kreislauf etc. existiert.


    Da sind mehrere Irrtümer drin aber wahrscheinlich hab ich immer noch nicht ganz verstanden was du meinst:


    a) Es ist ja überhaupt nicht gesetzt, dass man wieder einen menschlichen Körper bekommt, wie hoch die Wahrscheinlichkeit liegt, wissen wir nicht, aber es ist selten

    b) Die Formel ist eigentlich immer gleich: Nirvana erreicht=Samsara beendet, Nirvana nicht erreicht=Wiedergeburt

    c) Leider gibt es auch keine Garantie, dass man wieder erneut anfängt nach Nirvana zu streben, denn wie gesagt, wir wissen nicht in welche Form wir können

    Das heißt sobald ein Ich da ist, egal in welcher Form und Farbe, wie auch immer - Ergreifung führt zu leid.


    Letzlich schon, da auch ein "glückliches Ich" vergehen muss.




    So definiert sich dann auch für mich, über die Leben hinaus, die Auf-gabe.

    Es gilt wohl auch nach dem X-ten Leben, auch dann wenn ich meine mich jetzt aber gesehen zu haben, zu er-innern oder?


    Kannst du mir dazu was sagen?


    Ich weiß jetzt nicht genau worauf du hinaus möchtest - das Ziel sollte ja sein Nibbana zu erlangen, und dann wird man nicht mehr wiedergeboren, aber wahrscheinlich verstehe ich deine Frage falsch.

    Sobald Ergreifen da ist, ist auch Dukkha mit am Start.


    Ja, darum eben nicht ergreifen, keine Konzepte aufbauen und sich am Selbst erfreuen.




    Nachdem ein "Ich" aber entsteht, ist es dann angebracht das Ungeborene als Selbst zu bezeichnen?


    Ja ist angebracht, weil man ja eine Unterscheidung brauch (viveka). Im Sinne des Buddha muss man es überhaupt nicht ettiketieren, man ist es ja - wichtig ist nur zu wissen, was man nicht ist - und das ist das "Ich" welches entsteht, denn wenn es entsteht, vergeht es auch, darum anicca, darum dukkha. Die Lehrrede bezieht sich auf dieses "Ich", welches nur entstehen kann, aber niemals ist, nur Schein, nur maya. Aber der Weltling denkt, das wäre das Selbst welches er ist - aber er ist es nicht, er ist auch kein Brahman usw. Der Begriff atman ist legitim und kann verwendet werden.



    Ein Selbst, dass sich identifiziert klingt für mich wieder verdächtig nach einem subtil-durchgeschleusten Atman


    Dies wird nicht subtil durchgeschleust, sondern ist einfach da - ich muss da ja nicht einschleusen, weil es überhaupt nicht notwendig ist, da es ja nie geleugnet wird - weder von Buddha noch von mir.

    Was aber kein Hinderniss darstellt, Theorien zu verfassen, die auch hilfreich sein können in Bezug zu den Prozessen - aber der Buddha weist den Weg darüber hinaus.


    Es gibt z.B. das Buch "Gedanken ohne den Denker" von Mark Epstein - das geht genau in diese Richtung. Das Buch ist intelligent geschrieben, aber wenn man genauer hin sieht, weiß man was da gemacht wird: Es wird alles mit "Buddha Lehre" begründet, aber tatsächlich bezieht man sich die ganze Zeit auf Mahayana Philosophie von shunyata und Samsara=Nirvana. Ist dies erst mal gemacht, kann man munter drauf los philosophieren, denn dann macht alles "Sinn" - so sagt er z.B. das das Selbst nur "ein Narzissmus" sei, den es zu überwinden gilt, das führt dann zu "Ego" usw.usf.

    Das ist nach Mead wesentlich für die Entstehung eines Selbst.


    Ein Selbst entsteht nicht, das ist der Knackpunkt - ein Selbst ist gegeben. Was entsteht und vergeht sind Prozesse. Psychologen usw. beziehen sich auf diese Prozesse und nennen das dann Selbst - das ist nach der Buddha Lehre eben falsch, das ist ganz einfach zu verstehen. Was aber kein Hinderniss darstellt, Theorien zu verfassen, die auch hilfreich sein können in Bezug zu den Prozessen - aber der Buddha weist den Weg darüber hinaus.


    Wenn du ja säkularer Buddhist bist, dann versuchst du wahrscheinlich diese ganzen Disziplinen irgendwie zu verbinden - das ist jedoch zum scheitern verurteilt, wenn man nicht Hauptteile der Buddhalehre ignoriert. Ein Hauptteil besteht darin, dass Selbst nicht in den Prozessen, in den Anhaftungsgruppen, in ALLEM was vergänglich ist, zu suchen. Der Weltling aka Psychologe, Wissenschaftler, Philosoph macht aber genau das.

    Ratio : Ich bin hier raus. Offensichtlich weisst Du ja schon alles.


    Zumindest weiß ich den Unterschied von Pali Kanon Praxis und spätbuddhistischer Philosophie. Aber da für dich das Thema von Anfang an ja "irrelevant" war, ist das nur verständlich, dass du raus bist. Es gibt ja genügend abseits der Buddhalehre, was man praktizieren kann.



    Da sehe ich keinen Materialismus drin. Das sind durchaus prozessuale Konzepte, die auf emotionale Zustände und soziale Interaktionen Bezug nehmen.


    Das ist aber keine Buddhalehre, steht sogar im Gegensatz dazu, darauf will ich hinaus. Nur mal dies:


    Zitat

    Mead überträgt James’ Kategorisierung des Selbst in I und Me auf das Verhältnis zwischen dem Individuum und der Gesellschaft: (a) Das Individuum erschließt sich zunächst durch Rollenübernahme



    Eine Rollenübernahme ist die Aneignung einer Person (lat. persona=maske). Das ist das was der Weltling macht, er sucht sich in Rollen, in nama-rupa. Das wird vom Buddha klar beschrieben: Dort ist das Selbst nicht zu finden.


    Psychologen müssen aber so etwas machen, sonst hätten sie ja nichts zu lehren - wenn man das Selbst in die Anhaftungsgruppen legt, dann kann man 10000 Theorien verfassen und aktiv "Persönlichkeitsentwicklung" betreiben. Das gefällt dem Weltling, ist des Weltlings Philosophie - der Buddha spricht von der vollkommenen Überwindung all dieser Bereiche von Psyche, Geist, Prozesshaftem.

    Ich habe diese Menschen verlassen, die der Lehre Buddha folgen, weil ich, Hochsensibel, die Verzweiflung fühlte, die sie in einen Glaubensabgrund führte, den sie sogar anstrebten, Selbst-/Ichlosigkeit.


    Der gesamte Text von dir ist sehr schön beschrieben und dem ist eigtl. von meiner Seite nichts hinzuzufügen, weil ich es genau so sehe wie du.


    Diese Tendenz von der du hier sprichst, eine Selbst/Ichlosigkeit anzustreben fällt mir auch auf, und zwar in einem extremen Ausmaß. Das könnte man psychologisch erklären mit "zurück in den Mutterschoß" usw. aber das lasse ich mal. Der Buddha hat dies klar benannt: Diese Tendenz ist eine nihilistische Tendenz und führt genau so zu Leid wie das "immer sein wollen" (im Sinne von Anhaften an Nama-Rupa). Leider sind dies oft sehr unausgeglichene Menschen und aggressiv - darum ist ein Abstandhalten/Fernhalten, so wie du es beschrieben hast, in den meisten Fällen unumgänglich - das bringt halt der "Kampf der 10000 Ansichten" mit sich. Der Buddha Weg ist für mich (und für dich wahrscheinlich auch) etwas anderes.

    Es wäre ja spannend nochmal genauer anzuschauen, was mit Selbst denn gemeint ist. Etwas unvergängliches. Aha. Dann ist alles was vergänglich schon mal kein Selbst.


    Ja.




    Zeitgenössische psychologische oder soziologische Konzepte zielen aber auf ganz andere Qualitäten eines Selbst. Das hat mit Unvergänglichkeit gar nichts mehr zu tun. In welchem Verhältnis steht die Buddhalehre zu diesen Qualitäten? Das fände ich auch spannend zu diskutieren.


    Korrekt, darum ist es ja zeitgenössich, materialistisch, atheistisch. Alle modernen und zeitgenössischen Richtungen verwerfen die Metaphysik, darum müssen (!) sie das Selbst in die Anhaftungsgruppen legen (Materialismus). Verfolgt man diese Sachen, dann verlässt man ganz deutlich den Weg des Buddha.

    Das habe ich halt auch gedacht. Wenn man nach einem Selbst sucht, muss man ja auch wissen, was ein Selbst ausmacht, also wonach man eigentlich sucht. Woher weiß man das denn, wenn es keins gibt? Oder ist das jetzt zu sophistisch?


    Das habe ich bereits angesprochen, die Lehre des Buddhas ist eine via negativa, d.h. sie findet im Verneinen statt, nicht in einer positiven Behauptung - so kommt man zu einem Ausschlussverfahren in der Praxis (und darin liegt auch die Praxis).


    Du musst z.B. in einem Zoo nicht wissen, was ein Koalabär ist. Wenn ich dir aber bei jedem Tier, auf das du zeigst sage, dass dies kein Koalabär sei, werden wir früher oder später heraus finden, was/wer der Koalabär ist. Das ergibt sich einfach aus der Praxis, so wie man hier auf alles zeigt was Selbst sein könnte und der Buddha sagt dann: "Nein, dort ist kein Selbst zu finden".