Beiträge von Anna Panna-Sati im Thema „Wie geht der Buddhismus mit Liebeskummer um?“

    Ich habe absoluten Respekt vor deiner Entscheidung, lieber Igor07 , den Weg - nahezu - so konsequent zu gehen, wie ein Mönch zu Buddhas Zeiten! _()_


    Es gibt aber auch andere Interpretationen und Sichtweisen, die dir vielleicht so vorkommen wie ein "unechter" Buddhismus (Wellness-Buddhismus, Buddhismus "light"...), möglicherweise für die Anderen jedoch genau der richtige Weg sind. ("Viele Wege führen nach Rom"...)


    Dies zu akzeptieren, scheint dir sehr schwer zu fallen....

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    Ob du, lieber SpektrumRot , eine Linderung deines Liebeskummers verspürst, wenn du diese Sutten liest? :?

    Vielleicht tröstet dich ja der Gedanke, dass die Mönche schon zu Buddhas Zeiten mit diesen Trieben und Sehnsüchten ihre "liebe Not" hatten...


    Oder ein kleiner Exkurs aus meinem Privatleben gefällig?

    Als Jugendliche war ich ständig - unglücklich - verliebt, weil ich auf "ältere Männer" stand, die natürlich meist "gebunden" (und obendrein oft meine Lehrer! :oops: ) waren.

    Eine Zeitlang genoss ich das Gefühl des Verliebtseins, himmelte die Begehrten an und träumte mir eine Liebesbeziehung zurecht....

    Notgedrungen musste ich mich aber wieder "entlieben" und tat das, indem ich mir die "Angebeteten" vor mir selbst schlecht redete. Mein "Fehlersuchergeist" schlug Purzelbäume, ich fand immer was Negatives.... :lol: Die Gefühle kühlten merklich ab und erloschen schließlich. :)

    (Es war allerdings nie nötig, mir die begehrten Männer im Zustand fortgeschrittener Verwesung vorzustellen... :sick: ;) )

    Lieber Igor07 ,


    Dein Zitat aus A.VII.46 weist ja klar aus, an WEN sich der Buddha wandte, nämlich an Mönche, nicht an Laien/Haushälter.

    Irritierend finde ich, dass -in diesem Zitat - Abscheu dem Gleichmut quasi gleichgesetzt wird (beim Geschlechtstrieb war der Buddha - oder jene, die das aufgeschrieben haben?! - recht gnadenlos: Ausrrrottten!). :?


    "Wenn aber, ihr Mönche, bei einem Mönche, der im Geiste häufig von der Vorstellung des Todes erfüllt ist, der Geist zurückschreckt vor der Lebenslust, sich wegwendet, abkehrt, sich nicht dazu hingezogen fühlt und sich Gleichmut oder Abscheu einstellen, so sollte der Mönch erkennen, daß er die Vorstellung des Todes entfaltet hat, daß bei ihm zwischen einst und jetzt ein Unterschied besteht und daß er das Ziel der Entfaltung erreicht hat. So ist er sich dessen klarbewußt."


    Das folgende Sutta ist auch interessant:


    A.VII.47 Der Keuschheitswandel - 7. Methuna Sutta

    Jānussonī der Brahmane begab sich zum Erhabenen und sprach zu ihm also:

    "Bekennt sich wohl Herr Gotama als einen Keuschlebenden (*1)?"

    -"Wenn man, Brahmane, von einem mit Recht sagen kann, daß er einen ungebrochenen, lückenlosen, unbefleckten, ungetrübten, vollkommenen, lauteren Keuschheitswandel führt, so kann man das mit Recht von mir sagen. Denn ich, Brahmane, führe einen vollkommenen lauteren Keuschheitswandel, der ungebrochen ist, lückenlos, unbefleckt, ungetrübt."

    -"Wie aber, Herr Gotama, ist der Keuchheitswandel ungebrochen, lückenlos, unbefleckt und ungetrübt?"

    -"Da, Brahmane, verübt ein Asket oder Priester, der sich als einen völlig Keuschlebenden bekennt, mit dem Weibe zusammen nicht gerade den Begattungsakt, aber er läßt sich das Reiben, Drücken, Baden und Streicheln von einem Weibe gern gefallen, er erfreut sich daran, begehrt danach, findet darin Befriedigung. Oder wenn nicht dies, so scherzt, spielt und tändelt er mit dem Weibe; - oder wenn nicht dies, so sucht und beobachtet er den Blick des Weibes; - oder wenn nicht dies, so lauscht er hinter Wall oder Mauer auf die Stimme des Weibes, wie es lacht, redet, singt oder weint; - oder wenn nicht dies, so erinnert er sich an seine früheren Scherze, Plaudereien und Tändeleien mit dem Weibe; - oder wenn nicht dies, so sieht er einen Hausvater oder den Sohn eines Hausvaters, wie er im Besitze und Vermögen der fünf Sinnengenüsse dahinlebt; - oder wenn nicht dies, so führt er den Keuschheitswandel bloß in der Hoffnung auf eine Himmelswelt: 'Ach, möchte ich doch infolge dieses Sittenwandels, dieses Brauches, dieser Askese, dieses Keuschheitswandels als ein Gott wiedererscheinen, als eines der Himmelswesen!' Und daran erfreut er sich, begehrt danach, findet darin Befriedigung.

    "Ein derartiger Keuschheitswandel aber, Brahmane, ist stückhaft, lückenhaft, befleckt und getrübt. Und von einem solchen Mönche heißt es, daß er einen unlauteren Keuschheitswandel führt, verstrickt ist in der Fessel der Geschlechtlichkeit und nicht befreit wird von Geburt, Altern und Sterben, von Sorge, Klage, Schmerz, Trübsal und Verzweiflung, daß er nicht befreit wird vom Leiden: so sage ich.

    "Solange ich mich, Brahmane, nicht selber befreit sah von der einen oder anderen dieser sieben Geschlechtsfesseln, so lange, Brahmane, war ich mir nicht gewiß, daß ich in der Welt mit ihren Himmelswesen, Māra- und Brahmagöttern, mit ihrer Schar vo Asketen, Priestern, Himmelswesen und Menschen, die unübertroffene, höchste Erleuchtung gewonnen hatte. Sobald ich mich aber befreit sah von jeder dieser sieben Geschlechtsfesseln, da war ich gewiß, daß ich die unübertroffene, höchste Erleuchtung gewonnen hatte. Und der Erkenntnisblick ging mir auf: 'Unerschütterlich ist meine Befreiung. Dies ist meine letzte Geburt. Nicht gibt es mehr ein Wiedersein für mich.'

    Auf diese Worte sprach Jānussonī der Brahmane zum Erhabenen also: "Vortrefflich, Herr Gotama! Vortrefflich, Herr Gotama! Möge mich der Herr Gotama als seinen Laienjünger betrachten, der von heute ab zeitlebens Zuflucht genommen hat."

    (*1) Laut K dachte der Brahmane dabei daran, daß der Buddha in seiner Jugend das Eheleben geführt hatte.

    Diese Zeilen aus dem Dhammapada würden sich auch gut in dem "Alter-Thread" machen .... :?


    Die "Körperfeindlichkeit", die daraus spricht (der Körper als "Unratshaufen"), sollte vermutlich den "Edlen Jüngern" vor 2500 Jahren (vorwiegend junge, kraftstrotzende, testosterongesteuerte Männer!) helfen, eine andere Sicht auf die "Sinnesfreuden" und begehrte andere (vorwiegend weibliche) Körper zu bekommen und sich davon zu "entreizen".

    Als grundsätzliches Konzept zum Umgang mit dem Leib taugt es m.E. eher weniger, wohl aber als realistischer Hinweis auf die "wahre Natur" und Vergänglichkeit des Körpers, der helfen kann, Anhaftung zu vermindern.....

    Die Frage ist, lieber Igor07 , ob man das alles so wortwörtlich von den klassischen Schriften übernehmen sollte oder es nicht vielmehr angebracht ist, diese Zeilen einer gründlichen Prüfung und Interpretation zu unterziehen .

    Wobei es dann zu unterschiedlichen Ansichten kommen kann...

    Das Ziel des Buddhismus ist die totale Ausrottung / Versieglelung / der "Bilogischen " Trieben, als ihre Ent-reiz-ung...

    Z.B. würde ich das nicht so extrem auslegen: Ohne jegliche Daseinsbegierde würde sich der Buddhist auf's Kissen setzen und dort ausharren, bis er verdurstet ist...


    Ich favorisiere den "mittleren Weg" , ohne "totale Ausrottung" biologisch (= für das Leben) wichtiger ANtriebe.

    "Liebeskummer" ist aber weder biologisch notwendig, noch "beglückend", also wäre es sinnvoll, seiner Entstehung - z.B. durch buddhistische Praxis - entgegenzuwirken....


    Auch wenn der Liebeskummer, wie bei SpektrumRot , gerade akut ist, kann z.B. Metta-Meditation lindernd helfen, bis die Zeit die Wunden geheilt hat....

    Sudhana


    Der arme Heine...

    Wenigstens konnte er durch das Dichten seine Gefühle - sogar nutzbringend für Andere - verarbeiten.


    Ignoriert zu werden ist wohl kränkender, als gehasst zu werden - im letzten Fall hat man wenigstens eine Emotion ausgelöst....

    (Hm, schwierig, wenn man sich in einen Buddhisten verliebt, der daran arbeitet, weder zu hassen, noch zu lieben... :? )

    Liebe kann nicht genommen oder gegeben werden, sie ist, wenn sie wahrgenommen wird, einfach so da.

    Wenn Liebe da ist, hat sie eine "Strahlkraft", eine Ausstrahlung, welche sich auch auf andere Wesen ausdehnen kann, die sie wahrnehmen und aufnehmen können, falls sie dafür empfänglich sind....

    (Herzen können sich aber auch verschließen.)

    Alles ist dukkha, absolut alles.

    Das halte ich aber für übertrieben....



    Thanissaro Bhikkhu (aus: "Der Edle Achtfache Pfad" - 13 Vorträge über Meditation, 2015):


    ..."Erstens die Wahrheit von Leiden oder Stress; dukkha ist der Pāli-Begriff. Manchmal

    sagt man, die erste Wahrheit laute: Das Leben ist Leiden oder alles leidet, aber das

    ist nicht der Fall. Der Buddha sagte im Grunde, dass es Leiden gibt
    . Es ist eines von

    vier Dingen, denen ihr im Leben begegnen werdet, auf die ihr achten solltet. Ihr könnt

    den Gedanken ablehnen, dass das Leben Leiden ist, nicht aber, dass es Leiden gibt.

    Ihr seht es überall um euch herum und ihr seht es auch in euch. Der Buddha bittet

    euch einfach, es ernst zu nehmen.

    Leiden ernst zu nehmen bedeutet, dass ihr lernen müsst, es zu verstehen. Dazu

    muss man sich in eine Position bringen, in der man Leiden beobachten kann, um zu

    sehen, wie es kommt, wie es geht, und was mit ihm kommt und geht. Was mit ihm

    kommt und geht ist im Wesentlichen das, was das Wort samudaya bedeutet

    normalerweise übersetzt als Ursache oder Ursprung. Ihr werdet sehen, jedes Mal,

    wenn es im Geist echtes Leiden gibt, wird es von Verlangen begleitet von einem

    von drei Arten des Verlangens, um spezifisch zu sein: Verlangen nach Sinnlichkeit,

    Verlangen nach Werden, Verlangen nach Nicht-Werden....".